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„Der ökonomische Plan mit einer politischen Funktion“ – 
Dr. Rainer Rother über den Marshallplan | Danach – Der Holocaust als Erfahrungsgeschichte 1945 – 1949 | bpb.de

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„Der ökonomische Plan mit einer politischen Funktion“ – 
Dr. Rainer Rother über den Marshallplan

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Wer hilft Europa nach dem Krieg? Mr. Marshall // Wer gibt unseren Kindern Essen? Mr. Marshall // Wer bringt unsere Maschinen wieder in Bewegung? Mr. Marshall

Rainer Rother zusammen mit Harald Welzer (© Oliver Feist / buero fuer neues denken)

Der Marshallplan sollte in Europa wieder zu Wohlstand führen und die Demokratieentwicklung fördern. Rainer Rother von der Deutschen Kinemathek zeigte drei Filme, die sich mit dem Thema beschäftigen.

 Am Abend des zweiten Tages der 5. Internationalen Konferenz zur Holocaustforschung zeigte Rainer Rother, künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek, drei Filme, die sich mit dem Marshallplan in Europa beschäftigen: „Hunger“ (1948) von Stuart Schulberg, „Me and Mr. Marshall“ (1949) von Stuart Schulberg und „Without fear“ (1951) von Peter Sachs. In den Filmen wird anschaulich über die Entwicklung der Schwerpunkte zum Marshallplan in Deutschland und Europa berichtet.

Der Marshallplan als verkaufte Demokratie in Europa

Insgesamt sind zwischen 1949 und 1954 250 Filme gedreht worden, die den gemeinsamen Wiederaufbau Europas zeigten und in vielen europäischen Ländern ausgestrahlt wurden. Zu den Medien, die die Amerikaner nutzten, zählten darüber hinaus auch Zeitschriften, Broschüren, Radiosendungen und Ausstellungen, um über die Wirkung und Bedeutung des Marshallplans zu informieren. Die Ziele dieser Information veränderten sich allerdings im Laufe der Jahre.


Rother skizzierte kurz die drei Phasen, in denen die Filme entstanden. So stammte der erste Film aus den Jahren nach 1945. In dieser Zeit war es vor allem wichtig, die Ursachen für die verheerende Situation in Europa zu benennen, insbesondere Deutschland als Kriegsschuldigen in Europa. Dies wurde in dem Film „Hunger“ (1948) von Stuart Schulberg sehr deutlich gezeigt.

In der zweiten Phase waren die Ursachen der katastrophalen Situation in Europa nicht mehr das Hauptthema der Filme. Stattdessen ging es darum, die Menschen für einen Neuaufbau zu motivieren und zu zeigen, dass dieser durch die Unterstützung Amerikas sehr gut umgesetzt werden könnte. Dies wurde durch die Person eines Kohlearbeiters im Ruhrgebiet im zweiten Film „Me and Mr. Marshall“ (1949) von Stuart Schulberg personalisiert. Im Film beschreibt der Arbeiter dem Zuschauer, wie der Marshallplan die Produktion in Deutschland wieder in Gang bringt.

Der letzte Film, der aus der dritten Phase stammte, war eine Art Zeichentrickfilm, der die Personen mit scharfkantigen Gesichtern abbildet und sie dadurch homogen aussehen lässt. Die Hauptaussage dieses Filmes ist die Warnung vor einem totalitären Staat, vor dem es sich zu schützen gilt. Im Kontrast dazu wurde die Besonderheit und Schönheit der Freiheit der Gedanken, der freien Wahlen und des freien Handelns benannt, das wiederum nur in einem demokratischen Staat gewährleistet werden könnte. Eben dieser könne aber nicht unter den Sowjets entstehen. Dies wurde in dem Film zwar nicht in dieser Deutlichkeit gesagt, dennoch wurde erkennbar auf den beginnenden Kalten Krieg angespielt.

Gemein war allen drei Filmen, dass sie versuchten, die Gesellschaft in Europa für einen gemeinsamen Start nach dem Grauen des Zweiten Weltkrieges zu motivieren. Wichtig sei den Amerikanern dabei besonders der ökonomische Aufschwung gewesen, so Rother, mit dem Ziel, Europa auch politisch zu stabilisieren. Diese Bedeutung der wirtschaftlichen Entwicklung kam in allen drei Filmen zum Tragen.

Fussnoten