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20. September: Weltkindertag

Redaktion

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Der Weltkindertag 2022 steht unter dem Motto "Gemeinsam für Kinderrechte". Weltweit leiden viele Mädchen und Jungen unter Armut, Umweltproblemen und Kriegen. Auch in Deutschland bleibt noch einiges zu tun.

16. Juni 2022, Borodjanka, Ukraine: Kinder schaukeln auf einem Spielplatz unweit eines durch russischen Beschuss zerstörten Wohngebiets. (© picture-alliance, ZUMAPRESS.com | Sergei Chuzavkov)

Am 20. September wird in Interner Link: Deutschland und in zahlreichen anderen Ländern der Weltkindertag gefeiert. Das diesjährige Motto lautet "Gemeinsam für Kinderrechte". Diverse Kinderschutzorganisationen und Initiativen planen zu diesem Anlass auch hierzulande zahlreiche Aktionen – etwa Demonstrationen und andere Veranstaltungen, mit denen auf die Situation der Kinder weltweit und in Deutschland aufmerksam gemacht werden soll.

So rufen das Interner Link: UN-Kinderhilfswerk UNICEF und das Deutsche Kinderhilfswerk an diesem Tag zur Mitmach-Aktion "Kinder erobern die Straßen" auf. Mädchen und Jungen sowie Eltern sollen sich mit bunten Kreidebildern auf Straßen für die Rechte von Kindern starkmachen.

UN-Kinderrechtskonvention von fast allen Staaten unterzeichnet

Neben dem Weltkindertag am 20. September begehen viele Länder und die Interner Link: Vereinten Nationen auch den Internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November. An diesem Tag wurde 1989 die UN-Kinderrechtskonvention beschlossen. In ihr sind etwa der Schutz vor Diskriminierung sowie das Recht auf Gesundheit, Bildung und elterliche Fürsorge verankert. Auch schreiben die Vereinten Nationen darin den Schutz vor Gewalt und Misshandlung sowie ein Verbot von ausbeuterischer Interner Link: Kinderarbeit fest.

Mittlerweile haben alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen bis auf die USA die Konvention ratifiziert. Dennoch werden Kinderrechte weltweit vielerorts bis heute missachtet – in manchen Ländern sogar massiv. Viele Mädchen und Jungen leiden unter Armut, Umweltproblemen und Kriegen.

Kindersterblichkeit deutlich gesunken

Im Jahr 2020 starben weltweit rund fünf Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. Die Überlebenschancen von Kindern hängen vor allem davon ab, in welchem Land sie geboren werden. Von 1.000 Jungen oder Mädchen, die lebend auf die Welt kommen, sterben im globalen Durchschnitt 37 in den ersten fünf Jahren – in Subsahara-Afrika sind es sogar doppelt so viele. 1990 war die Todesrate unter kleinen Kindern weltweit allerdings noch gut zweieinhalbmal so hoch. Ursachen für den Rückgang der Kindersterblichkeit sind insbesondere Fortschritte bei der medizinischen Versorgung sowie eine bessere Nahrungs- und Trinkwasserversorgung in vielen afrikanischen Staaten.

Zunehmende Kinderarmut

UNICEF zufolge waren weltweit Ende vergangenen Jahres 100 Millionen Kinder mehr von Armut betroffen – ein durch die Corona-Pandemie bedingter Anstieg um 10 Prozent im Vergleich zu 2019. Bereits damals hatten laut dem UN-Kinderhilfswerk gut eine Milliarde Kinder keinen ausreichenden Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Unterkünften, Ernährung, sanitären Einrichtungen oder sauberem Wasser. "Selbst unter besten Bedingungen wird es sieben bis acht Jahre dauern, um das Niveau vor Covid-19 zu erreichen", prognostiziert UNICEF.

Im Oktober 2020 stellte die Weltbank fest, dass bereits vor der Pandemie rund 356 Millionen Mädchen und Jungen in extremer Armut lebten. Das entspricht weltweit jedem sechsten Kind. Besonders stark betroffen ist Subsahara-Afrika. Dort lebt ein Großteil der Kinder in Haushalten, die durchschnittlich 1,90 US-Dollar oder weniger Kaufkraft pro Person und Tag zur Verfügung haben.

Rückschritte gab es zuletzt auch im Bereich Kinderarbeit: Einem 2022 veröffentlichten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF zufolge waren 2020 geschätzt 160 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 17 Jahren von ausbeuterischer Interner Link: Kinderarbeit betroffen. Von 2000 bis 2016 war die Zahl der arbeitenden Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis 17 Jahren dagegen noch kontinuierlich von 246 Millionen auf 152 Millionen gesunken. Dieser Trend hat sich laut ILO und UN-Kinderhilfswerk jedoch im Zuge der COVID-19-Pandemie umgekehrt. Das Armutsrisiko gefährdeter Bevölkerungsgruppen ist gewachsen – die Folge: mehr Kinderarbeit.

Immer mehr Kinder auf der Flucht

Aufgrund von Armut und Kriegen waren zuletzt auch wieder mehr Mädchen und Jungen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die Zahl der weltweit vertriebenen Kinder nahm im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020 laut UNICEF um 2,2 Millionen zu. Demnach waren Ende 2021 weltweit 36,5 Millionen Kinder durch Konflikte, Gewalt und andere Krisen aus ihrer Heimat vertrieben worden – so viele wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.

Laut UNICEF ist diese Entwicklung eine direkte Folge von langwierigen Konflikten wie etwa in Afghanistan oder im Jemen. Noch nicht eingerechnet in diese Zahl sind dabei die vielen Minderjährigen, die aus der Ukraine geflohen sind. Bis Mitte Juni waren etwa weitere 2,5 Millionen Kinder innerhalb des Landes aus ihren Heimatorten vertrieben worden. Zudem wurden im vergangenen Jahr gut 7,3 Millionen Kinder wegen Naturkatastrophen heimatlos. Extreme Wetterereignisse wie die Dürre am Horn von Afrika oder schwere Überschwemmungen in Bangladesch und Indien zwangen sie zur Flucht. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind im Vergleich zu Erwachsenen überproportional stark von Interner Link: Flucht betroffen.

Situation in Deutschland

In Deutschland ist die Situation der Kinder insgesamt zwar deutlich besser als in vielen Ländern der Erde. Doch auch hier gibt es Probleme: Laut Bundesamt für Statistik war im vergangenen Jahr fast jeder sechste Minderjährige armutsgefährdet. Die Quote lag den Zahlen zufolge mit 16,2 Prozent über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (15,8 Prozent). Die Bertelsmann-Stiftung kam mit einer anderen Berechnungsmethode 2020 zu dem Ergebnis, dass mit 21,3 Prozent sogar mehr als jeder fünfte Minderjährige arm oder von Interner Link: Armut bedroht sei. Das sind rund 2,8 Millionen Betroffene in Deutschland. Die Kinder- und Jugendarmut verharre seit Jahren auf diesem hohen Niveau, so die Forscher im Sommer 2020.

Zudem hängen die Bildungschancen von Kindern in Deutschland noch immer stark von der sozialen Herkunft der Eltern ab.

Corona-Pandemie verschärfte Situation

Die Corona-Pandemie verschärfte die Bildungsungerechtigkeit weiter. Für viele Kinder und Jugendliche erschwerten die Lockdowns auch außerhalb des Schulbesuchs die Lebensverhältnisse: Jugendzentren, Spiel- oder Sportplätzen waren ebenso wie viele Bildungseinrichtungen lange Zeit geschlossen, die Kontakte der Kinder und Teenager phasenweise extrem Interner Link: eingeschränkt. Depressionen und Essstörungen unter Kindern und Jugendlichen nahmen seit 2020 zu.

UNICEF Deutschland sowie das Deutsche Kinderhilfswerk sehen nach eigener Aussage "mit Sorge, dass Kinder gerade während der Covid-19-Pandemie kaum gehört und ihre Belange häufig übergangen wurden und werden". Ihre Bedürfnisse müssten im Alltag besser berücksichtigt, ihre Mitbestimmung verbessert werden.

Kinderrechte im Grundgesetz?

UNICEF fordert, dass Deutschland Kinderrechte im Interner Link: Grundgesetz verankert. Die seit Ende 2021 amtierende Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hat sich im Koalitionsvertrag zwar auf diesen Schritt geeinigt. Für die geplante Verfassungsänderung ist jedoch eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag und im Bundesrat erforderlich. Bereits im April 2021 hatte der Bundestag über einen entsprechenden Gesetzentwurf der damaligen Bundesregierung aus Union und SPD beraten. Am Ende konnten sich die im Parlament vertretenen Parteien jedoch nicht einigen.

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