Reality-TV
Emotionalisierte Perspektiven auf die Welt
Von Reality-TV oder Reality-Show wird in Deutschland seit dem Ende der 1980er Jahre gesprochen. Als ein amerikanisches Programmformat kam es Anfang der 1990er Jahre auch in die deutschen Fernsehprogramme und wird hier vor allem von den kommerziellen Sendern eingesetzt.
Als Realitätsfernsehen verstanden, will Reality-TV ein Abbild von Lebenswirklichkeit liefern (bzw. vortäuschen) und überschneidet sich deshalb teilweise mit der Fernsehgattung der Dokumentation. Dabei geht es jedoch nicht wirklich um die Darstellung einer Realität außerhalb des Fernsehens, sondern um neue, zumeist sehr emotionalisierte Perspektiven auf die Welt. Wenn in Sendungen Unglücksfälle so geschildert werden, dass die Zuschauer voller Entsetzen und Betroffenheit reagieren wie in den Notruf-Sendungen von RTL in den 1990er Jahren, in Daily Talkshows normale Menschen ihre Beziehungsprobleme öffentlich ausbreiten oder in Gerichtsshows zugespitzt Streitigkeiten verhandelt werden, dann geht es um eine Sicht auf die Welt, in der hochdramatische Beziehungskonflikte und mit ihnen Emotionen die Hauptrolle spielen.
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Begriffe
Die Dokumentation ist ein non-fiktionales und vor allem ein journalistisches Genre. Sie ist nicht unbedingt tagesaktuell, aber nah am Zeitgeschehen. Sie arbeitet mit dokumentarischem Material, fußt auf Recherche und ordnet ihr Thema möglichst in einen größeren Zusammenhang ein.
Scripted Reality umfasst fiktionale Sendungen, die wie dokumentarische aussehen und wirken. Die erzählten Geschichten könnten wahr sein, sind aber i. d. R. erfunden, die (Laien-)Darsteller agieren nach einem Drehbuch (= Script). Elemente wie eine wackelige Kameraführung und holprige Alltagsdialoge sollen die Realitätstäuschung bzw. den vermeintlichen Wirklichkeitscharakter unterstreichen.
Dieser Themenbereich widmet sich den verschiedenen Erscheinungsformen von Reality-TV, zeigt deren Grundprinzipien und öffentliche Rezeption auf und zeichnet die Entwicklung der unterschiedlichen Formate im deutschen Fernsehen nach.
