Angelo Soliman und seine Freunde im Adel und in der geistigen Elite
Wer immer den berühmten Afrikaner Angelo Soliman kennt – ein Detail ist ihm mit Sicherheit bewusst: Soliman stand von 1796 bis 1806 ausgestopft mit Federrock und Federkrone im Naturalienkabinett von Wien. Vielleicht hat er seine Haut deshalb zur Präparierung überlassen, weil er voraussah, dass man sich später an ihn erinnern würde.Einleitung
Der Afrikaner Angelo Soliman (um 1721-96), vermutlich aus dem Volk der Kanuri im heutigen Nordostnigeria[1], stand nach seinem Tod zehn Jahre lang ausgestopft im kaiserlichen Naturalienkabinett in Wien. Nach neueren Forschungen hat er seine Haut für dieses rassistische Ausstellungskonzept wohl selbst gespendet.[2]Doch zu seinen Lebzeiten war der ehemalige Sklave ein ausgezeichneter Soldat wie sein afro-russischer 'Kollege' Abraham Hanibal.[3] Als Kammerdiener gehörte Soliman zu den Vertrauten verschiedener Fürsten, wirkte als Funktionär einer Freimaurer-Eliteloge und arbeitete zuletzt als Prinzenerzieher beim Fürsten Franz Joseph von Liechtenstein in Wien. Entsprechend bedeutend waren seine Freunde aus dem Adel und der geistigen Elite Österreich-Ungarns [4].
Die Vorbildfunktion von Freundschaften
Vor allem in Theaterstücken von Conny Hannes Meyer [5] und Ludwig Fels [6] reduziert man Soliman auf seine Rolle des rassistisch und sexistisch Gedemütigten. Diese Sichtweise wird neuerdings auch für multimediale Unterrichtsmodelle im Fach Deutsch aktiviert.[7] Doch es stellt sich die Frage, wie man Schülerinnen und Schüler durch Abbilder und Fiktionen rassistisch bestimmten Lebens und Sterbens zu einem nicht-rassistischen Verhalten gegenüber Menschen afrikanischer Herkunft anregen kann. Konzentrieren wir uns deshalb einmal nicht auf die Darstellung dessen, was man endlich verlernen muss, und betrachten wir Freundschaften zwischen schwarzen und weißen Personen. Diese biographische Seite Solimans knüpft übrigens an Traditionen an, die wir schon in Homers "Odyssee" (XIX 244-248) finden. Denn der beste Freund des Odysseus ist sein schwarzer Herold Eurybates.[8] Berühmtheit erlangte auch die Freundschaft zwischen dem Maler Velázquez und seinem ehemaligen afro-spanischen Sklaven Juan de Pareja. Er wurde schließlich ebenfalls Künstler. Elizabeth Borton de Treviños Buch "Der Freund des Malers" beschäftigt sich damit und möchte auf diese Weise Vorbilder für junge Menschen schaffen.[9]Solimans Freunde im Einzelnen
Da Soliman jahrzehntelang in Wien lebte, muss sein Freundeskreis sehr groß gewesen sein. Diesen im Einzelnen zu dokumentieren, erfordert eine langwierige Suche in Archiven und Bibliotheken, der sich leider kaum jemand unterzieht. Doch einige Personen sind bereits identifiziert. Zu Solimans Freunden aus dem Adel gehörte z.B. der Feldherr und spätere Kriegsminister Graf Franz Moritz von Lacy (1725-1801). In einem Antwortbrief aus dem Jahr 1761 nennt er Soliman mehrfach "mein lieber Angelo" und er versichert ihm:-
"Ihr wisst, mein lieber Angelo, dass es mir unmöglich ist, Euch etwas abzuschlagen, wenn die Mittel, Euch eine Gefälligkeit zu erweisen, von meinem guten Willen abhängen [...]."[10]
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"Meine Dankbarkeit für diese mir erzeigte Gefälligkeit wird seyn, daß ich jede Gelegenheit ihnen einen Gegendienst zu erweisen benutzen, auch durch mein Betragen ihnen nie eine Ursache geben werde, diese für mich übernommene Mühe zu bereuen. Ich bin Ihr Aufrichtiger Freund u. Diener Joh. Anton Mertens" [18]