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Panislamismus | bpb.de

Panislamismus

Gemeinschaft und Solidarität der Muslime wurden in der islam. Welt schon seit jeher beschworen. Der P. ist demgegenüber eine Ideologie, die als Antwort auf das europäische Vordringen im Nahen Osten und auf dem Indischen Subkontinent seit ca. 1870 insbesondere in Kreisen osman. Intellektueller entstand und einen ihrer Hauptvertreter in Jamāl ad-­Dīn al Interner Link: Afghānī hatte. Unter Abdülhamid II. (reg. 1876 – 1909) wurde P. zur osman. Staatsdoktrin, mit welcher der osman. Interner Link: Sultan, der sich auch als Kalif und damit als spirituelles und weltliches Oberhaupt aller Muslime verstand, nationalist. Tendenzen entgegenwirken wollte. Im Ersten Weltkrieg bemühten die Osmanen panislam. Propaganda vergeblich zur Unterstützung der Achsenmächte. Nach 1918 ging die Bedeutung der panislam. Ideen zurück, auch bedingt durch die Abschaffung des Interner Link: Kalifats (1924) als einigendes Symbol durch die Türk. Republik. Es kam zwar noch zu verschiedenen Konferenzen über die Perspektiven des P., 1924 in Interner Link: Mekka, 1926 in Kairo und Mekka, 1931 in Jerusalem und 1935 in Genf, jedoch war er gegenüber nationalist. u. a. Ideologien in der Zwischenkriegszeit be­nachteiligt. Der P. gewann nach dem Zweiten Weltkrieg erneut an Attraktivität, und v. a. Saudi-­Arabien nutzte ihn, um dem säkularen Interner Link: Panarabismus, besonders in Form des Nasserismus, entgegenzuwirken. Zu diesem Zweck wurde 1962 die Liga der islam. Welt als Dachorganisation für islam. Nichtregierungsorganisationen gegründet. Auch die Organisation der Islam. Konferenz (gegründet 1969) hat zum Ziel, die Solidarität der islam. Staaten und die Verbreitung der panislam. Idee zu fördern.

Literatur: Landau, J.: Panislam, 1990. – Robert, R. u. a. (Hg.): Kollektive Identitäten im Nahen und Mittleren Osten. Studien zum Verhältnis von Staat und Religion, 2010.

Autor/Autorinnen:Christian Szyska, M. A., Bonn, Orientalistik

Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.

Fussnoten