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100 Jahre Federal Reserve System | Hintergrund aktuell | bpb.de

100 Jahre Federal Reserve System

/ 3 Minuten zu lesen

Das Federal Reserve System regelt die Geldpolitik der USA. Vor 100 Jahren nahm die Notenbank die Arbeit auf.

Die US-Notenbank, aufgenommen am Montag (02.11.2009) in Washington. (© picture-alliance/dpa)

Interner Link: Die Gründung des Federal Reserve Systems in den Vereinigten Staaten war eine Reaktion auf die Finanzkrisen und Bankzusammenbrüche des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Mit dem Federal Reserve Act von 1913 schuf der amerikanische Kongress die Notenbank Federal Reserve (Fed). Die Zentralbank sollte die Geldpolitik festlegen, um den extremen Zinsschwankungen ein Ende zu setzen und die Geldmenge zu stabilisieren. Am 16. November 1914 nahm die Fed ihre Arbeit auf. Interner Link: Anders als die Europäische Zentralbank hat sie auch den Auftrag, Wachstum und Beschäftigung zu sichern.

Komplexe Struktur

Das Federal Reserve System besteht unter anderem aus einem Netz von zwölf über das Land verteilten regionalen Zentralbanken (Federal Reserve Banks) sowie dem Direktorium mit Sitz in Washington. Interner Link: Die Fed ist zum Teil in privater Hand: In den Aufsichtsgremien der regionalen Zentralbanken sind private Banken vertreten, also genau die Institutionen, die die Fed eigentlich überwachen soll. Die staatlich-private Mischstruktur kann man als Gewaltenteilung zwischen Finanzsektor und Politik interpretieren. In Deutschland gibt es ein solches Konstrukt nicht.

Die sieben Mitglieder des Gouverneursrates (Board of Governors), der an der Spitze des Direktoriums steht, werden vom US-Präsidenten vorgeschlagen und vom Senat bestätigt. Ihre Amtszeit beträgt 14 Jahre. Zwei der Board-Mitglieder werden für vier Jahre als Präsident und Vizepräsident bestimmt. Auch für diese beiden Ämter macht der US-Präsident jeweils einen Vorschlag, den der Senat bestätigt.

Faktenkasten: Federal Reserve System

Das Federal Reserve System, kurz: Fed, ist die Notenbank der USA. Grundlage ist der Federal Reserve Act vom 23. Dezember 1913.

Die Fed nahm am 16. November 1914 ihre Arbeit auf. Sie soll durch zentral gesteuerte Maßnahmen Stabilität in den Finanzsektor der USA bringen.

Der Präsident des Gouverneursrates und damit US-Notenbankchef ist das Gesicht der Fed und eine Schlüsselfigur in der Wirtschaftspolitik der USA. Er bestimmt die Richtung der US-amerikanischen Geldpolitik, die erhebliche Einflüsse auf die globalen Finanzmärkte hat. Der Fed-Chef ist zugleich Vorsitzender des Offenmarktausschusses. Im Februar 2014 übernahm mit Janet Yellen erstmals eine Frau den Posten.

Mehrere geldpolitische Instrumente

Der Gouverneursrat legt den Diskontsatz fest, das ist jener Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken direkt bei der Zentralbank Geld leihen. Außerdem bestimmt er die Höhe der Mindestreserve (reserve requirements), jenes Guthabens, das Geschäftsbanken zurücklegen müssen.

Das wichtigste geldpolitische Instrument der Fed ist die Festlegung des Interner Link: Leitzinses. Diese Kompetenz liegt beim zwölfköpfigen Offenmarktausschuss (Federal Open Market Comittee, FOMC). Dem Ausschuss gehören neben den sieben Board-Mitgliedern auch der Präsident der Fed-Bank von New York an sowie - nach einem jährlichen Rotationsverfahren - vier der elf anderen regionalen Fed-Präsidenten. Der Offenmarktausschuss tagt zu acht festen Terminen im Jahr und darüber hinaus nach Bedarf.

Was allgemein als Leitzins der Fed bekannt ist, ist die Federal Funds Rate. Es ist der Satz, den Geschäftsbanken verlangen, wenn sie Zentralbankguthaben an andere Geschäftsbanken ausleihen. An der Höhe des Leitzinses orientieren sich Geschäftsbanken bei der Festlegung ihrer Zinsen für Kredite, er hat daher direkte Folgen für Bankkunden. Auch hat die Höhe des Leitzinses Einfluss auf die Wechselkurse. Seit 2008 hat die Fed den Leitzins unverändert bei historisch niedrigen 0 bis 0,25 Prozent belassen.

Die Fed und die Finanzkrise

Eine Niedrigzinspolitik verfolgte die US-Notenbank bereits zu Beginn des neuen Jahrtausends. Kritiker sehen darin eine der Ursachen für die internationale Finanzkrise, die 2007 mit der Subprime-Krise begann - dem Platzen der Immobilienblase in den USA - und sich zu einer internationalen Wirtschafts- und Schuldenkrise ausweitete. Niedrige Zinsen sollten Konsum und Investitionen ankurbeln. Auch einkommensschwache Bürger erhielten günstige Kredite. Nachdem die Zinsen wieder angehoben wurden, gerieten viele Haushalte in Zahlungsschwierigkeiten. Aufgrund der Verflechtung der Finanzmärkte brachte die Subprime-Krise weltweit Banken in existenzielle Nöte.

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