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Grenzüberschreitende Arbeitsmigration und Flüchtlingskrisen in Südasien | Regionalprofil Südasien | bpb.de

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Grenzüberschreitende Arbeitsmigration und Flüchtlingskrisen in Südasien

Ujjaini Mukhopadhyay

/ 11 Minuten zu lesen

Südasien ist im weltweiten Vergleich die zahlenmäßig bedeutendste Herkunftsregion internationaler Migranten. Bei Bewegungen über die Region hinaus dominiert die Arbeitsmigration, innerhalb der Region die Zwangsmigration von Flüchtlingen.

In der indischen Metropole Delhi warten am 19. April 2021 zahlreiche Arbeitsmigrantinnen und -migranten auf Busse, um in ihre Herkunftsorte zurückzukehren. Zuvor war wegen eines Anstiegs der COVID-19-Infektionen ein Lockdown angekündigt worden. Während der Pandemie sahen sich allein in Indien viele Millionen Wanderarbeitskräfte zur Rückkehr in ihre Herkunftsorte gezwungen. (© picture-alliance, AA | Amarjeet Kumar Singh)

In den letzten Jahrzehnten hat Südasien einen noch nie dagewesenen Umfang grenzüberschreitender Migrationsbewegungen sowohl innerhalb als auch aus der Region heraus erlebt. Mehr als 15 Prozent aller weltweit erfassten internationalen Migrant/-innen stammen aus südasiatischen Ländern wie Indien, Bangladesch, Pakistan und Afghanistan. Mit knapp 43,4 Millionen Menschen, die außerhalb ihres Herkunftslandes leben, ist Südasien UN-Statistiken zufolge die zahlenmäßig bedeutendste Herkunftsregion internationaler Migrant/-innen. Gleichzeitig ist Südasien auch eine wichtige Zielregion von Migrationsbewegungen. Globale Migrationsdaten zeigen, dass sich im Jahr 2020 schätzungsweise 13,9 Millionen internationale Migrant/-innen in Ländern Südasiens aufhielten, von denen 10,9 Millionen aus der Region selbst stammten. Mit rund 18 Millionen Menschen, die im Ausland leben, ist Indien das weltweit wichtigste Herkunftsland von Migrant/-innen und auch das Hauptempfängerland von Interner Link: Rücküberweisungen (83 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020). Pakistan und Bangladesch gehören ebenfalls zu den zehn wichtigsten Empfängerländern von Rücküberweisungen mit 26 bzw. 22 Milliarden US-Dollar, die im Jahr 2020 von Migrant/-innen dorthin geschickt wurden. Die Migrationsmuster in Südasien zeigen, dass es sich bei den Bewegungen aus der Region heraus in erster Linie um Arbeitsmigration handelt, während bei grenzüberschreitender Migration innerhalb der Region die erzwungene Migration von Flüchtlingen dominiert.

Arbeitsmigration aus Südasien in andere Regionen

Die erste massive Arbeitsmigration vom indischen Subkontinent wurde im frühen 19. Jahrhundert unter britischer Kolonialherrschaft eingeleitet. Unter einer Art Vertragsknechtschaft wurden Arbeitskräfte in die britischen Kolonien in Südostasien (wie Ceylon, Java, Malaya), Südamerika und der Karibik (wie Surinam und Trinidad) sowie in die Kolonien in Afrika (Mauritius) und Nordamerika (Westindien) gebracht. Die südasiatischen Migrant/-innen (Interner Link: auch Coolies genannt) wurden größtenteils auf Kautschuk- und Zuckerrohrplantagen beschäftigt und ausgebeutet, um das wirtschaftliche Streben der britischen Kolonialherren zu befriedigen. Schätzungen zufolge migrierten zwischen 1837 und 1917 etwa 1,5 Millionen indische Vertragsarbeitskräfte innerhalb des Britischen Empire.

In den ersten Jahren nach der Interner Link: Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 zogen es die meisten qualifizierten Fachkräfte wie Ärzt/-innen und Ingenieur/-innen vor, nach Großbritannien und in andere europäische Länder auszuwandern. Doch mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den USA kam es zu einer deutlichen Verlagerung der Migrationsrichtung. In den letzten zwanzig Jahren ist die Migration von südasiatischen Fachkräften nach Nordamerika und Europa deutlich gestiegen, während die arabischen Staaten am Persischen Golf und Länder in Südostasien die wichtigsten Zielländer für ungelernte Vertragsarbeitskräfte sind.

Die wirtschaftliche Liberalisierung in den frühen 1990er Jahren, die eine größere Freizügigkeit der Arbeitskräfte mit sich brachte, hat den Weg für umfangreiche Arbeitsmigration geebnet. Die technologische Revolution in Verbindung mit einem großen Pool an IT-Expert/-innen in den Ländern Südasiens hat zu massiven Wanderungsbewegungen und dem Export von Fachkräften beigetragen. Obwohl die Abwanderung von Fachkräften aus den südasiatischen Entwicklungsländern negative Auswirkungen auf diese Länder hat, da sie den Bestand an Humankapital verringert – ein Phänomen, das als "Brain Drain" bezeichnet wird – hat sie auch positive Effekte: Die Abgewanderten überweisen einen Teil ihres Einkommens an Familienangehörige in den Herkunftsländern, transferieren Fähigkeiten und Technologie, verbessern ihren eigenen Lebensstandard und verringern den Druck auf den Arbeitsmarkt in ihren von Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit geplagten Herkunftsländern.

Bei den Interner Link: Arbeitskräften aus Südasien, die in die Golfstaaten ziehen, handelt es sich meist um un- oder angelernte Arbeitskräfte, die entweder arbeitslos sind oder in ihren Heimatländern sehr niedrige Löhne verdienen, sodass die Migration für sie eine Strategie zur Sicherung ihres Lebensunterhalts darstellt. Diese Arbeitsmigration setzte in den frühen 1970er Jahren ein, als die ölreichen Golfstaaten aufgrund der steigenden Ölpreise versuchten, ihre Infrastruktur wie Straßen und Brücken auszubauen, was zu einer enormen Nachfrage nach Arbeitskräften im Bau- und Ölsektor führte. Zahlreiche un- und angelernte Arbeitskräfte aus Indien, Pakistan, Bangladesch und Sri Lanka migrierten daraufhin in diese Länder. Im Jahr 2020 lebten etwa 3,5 Millionen indische Staatsangehörige und mehr als eine Million Staatsangehörige Bangladeschs in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Saudi-Arabien waren es 2,5 Millionen Inder/-innen und über eine Million Bangladescher/-innen. Die meisten dieser gering qualifizierten Migrant/-innen sind in Fabriken, im Bausektor und im Transportwesen beschäftigt, während die angelernten Migrant/-innen hauptsächlich als Krankenpflegekräfte oder Büroangestellte tätig sind. Das hohe Einkommen und der hohe Lebensstandard in den Golfstaaten haben auch zu einer steigenden Nachfrage nach Haushaltshilfen geführt, was eine Interner Link: Feminisierung der Migration in diesen Ländern zur Folge hatte. Bei den Hausangestellten in den Golfstaaten handelt es sich überwiegend um Frauen aus Sri Lanka und Nepal.

Mehrere südostasiatische Länder wie Singapur, Thailand und Malaysia haben sich ebenfalls zu wichtigen Zielländern für gering- und angelernte Arbeitskräfte aus südasiatischen Staaten wie Indien und Bangladesch entwickelt. In diesen Ländern finden Migrant/-innen Arbeit in der Textilbranche, im Dienstleistungssektor sowie im Handel mit Edelsteinen und hochwertigen Technologiegütern. In den letzten Jahren ist es zu einer Verlagerung der Migrationsbewegungen aus Südasien in Richtung Südostasien gekommen, die wiederum die Migration in die Golfstaaten verlangsamt hat. Das liegt sowohl an der bemerkenswerten Wirtschaftsleistung der südostasiatischen Volkswirtschaften, als auch an einem zunehmend geringeren Bedarf an ausländischen Arbeitskräften in den Golfstaaten aufgrund der Einführung von Technologien zur Steigerung der Arbeitsproduktivität. Gleichsam haben die wirtschaftliche Diversifizierung in der Golfregion weg von der auf fossilen Brennstoffen basierenden Industrie sowie das Wachstum von Sektoren wie dem Tourismus und erneuerbaren Energien zu mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für Migrant/-innen mit weicheren Fähigkeiten (soft skills) und fachlichen Qualifikationen geführt.

Südasiatische Migrant/-innen sind in ihren asiatischen Aufnahmeländern meist extrem vulnerabel, da sie oft gezwungen sind, niedrige Löhne zu akzeptieren und unter schwierigen und minderwertigen Bedingungen zu arbeiten, ohne dass sie Schutz durch soziale Sicherung oder Arbeitsrechte genießen. Zwar hatte die Interner Link: Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schon 2013 vorgeschlagen, neue Normen für menschenwürdige Arbeitsbedingungen festzulegen, aber ungeachtet dessen sind Wanderarbeitskräfte weiterhin erheblicher Ausbeutung und Missbrauch durch ihre Arbeitgeber/-innen ausgesetzt.

Migrationstrends während der COVID-19-Pandemie

Die Interner Link: COVID-19-Pandemie löste eine dramatische Umkehr der Migrationsmuster aus, die die südasiatische Migrationsdynamik über Jahrzehnte geprägt hatten. Die erwarteten Lockdowns und Arbeitsplatzverluste führten in den ersten Monaten des Jahres 2020 zu einer massenhaften Rückkehr von Migrant/-innen aus Nordamerika, Europa und der Golfregion. Diese Bewegungen wurden auch als die "Große Rückwanderung Südasiens" ("Great Reverse Migration of South Asia") bezeichnet. Sie können als die größte Massenmigration in der Region nach der Interner Link: Teilung des indischen Subkontinents in die unabhängigen Staaten Indien und Pakistan im Jahr 1947 angesehen werden, die seinerzeit zur Zwangsmigration und Vertreibung von mehr als zehn Millionen Menschen geführt hatte. Besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffen waren in südasiatischen Ländern Sektoren wie das Baugewerbe, die Tourismusbranche, das Gastgewerbe und die Bekleidungsindustrie. Millionen Migrant/-innen, die in diesen Sektoren beschäftigt waren, verloren ihren Arbeitsplatz, mussten Lohnkürzungen hinnehmen oder wurden zu unbezahltem Urlaub verpflichtet. Allein in Indien waren zehn Millionen der insgesamt geschätzt mehr als 100 Millionen internen Wanderarbeitskräfte gezwungen, die großen Städte, in denen sie arbeiteten, zu verlassen und an ihre Herkunftsorte zurückzukehren.

In den Golfstaaten verschlechterte die Pandemie die ohnehin schon ausbeuterischen und prekären Arbeitsbedingungen der Migrant/-innen. Einige, die ihren Arbeitsplatz behielten, wurden zur Arbeit gezwungen, ohne die Möglichkeit sozialer Distanzierung und anderer Maßnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit zu haben; andere wurden abgeschoben. Das Elend der weiblichen Hausangestellten wurde durch die Pandemie noch verschlimmert, da sie entweder ganz auf das Gelände ihrer Arbeitgeber/-innen beschränkt waren oder aus den Häusern, in denen sie arbeiteten oder lebten, hinausgeworfen wurden. Die durch die südasiatischen Regierungen initiierten Lockdowns und Grenzschließungen waren ebenfalls Faktoren, die sich auf viele Migrant/-innen auswirkten: Sie strandeten in ihren Zielländern, oft ohne Einkommensquelle und Unterstützung durch die Regierungen dieser Länder.

Migration und Flüchtlingsbewegungen innerhalb Südasiens

Im Laufe der Geschichte hat es in Südasien erhebliche intraregionale Wanderungsbewegungen gegeben. Die kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt in Südasien ist das Ergebnis der räumlichen Verflechtung zwischen verschiedenen Völkern, die innerhalb der Region migrierten. Mehr als 85 Prozent der internationalen Migrant/-innen aus Südasien sind innerhalb der Region von einem Land in ein anderes gewandert. Die ungleiche wirtschaftliche Entwicklung, die ungleichen Beschäftigungsmöglichkeiten und die leichte Zugänglichkeit aufgrund durchlässiger Grenzen und kultureller Verbindungen haben dazu geführt, dass Nepal–Indien, Bangladesch–Indien, Afghanistan–Pakistan und Indien–Bhutan zu wichtigen Korridoren für die grenzüberschreitende Migration von Arbeitskräften geworden sind.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Migrationsdynamik jedoch verändert: Menschen fliehen aus Angst vor Feindseligkeit oder Verfolgung im Zuge politischer Unruhen sowie ethnischer und rassistisch motivierter Konflikte aus ihrer Heimat, was zu einem starken Anstieg der Zahl der Flüchtlinge, Vertriebenen und Asylsuchenden in der Region geführt hat. Im Jahr 2021 zählte das Interner Link: UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) 3,2 Millionen Flüchtlinge aus südasiatischen Ländern, während die Länder der Region selbst 3,5 Millionen Flüchtlinge beherbergten, von denen die meisten in den Nachbarländern ihrer Herkunftsländer Zuflucht gesucht hatten. In Bangladesch leben die meisten Interner Link: Staatenlosen (vor allem Interner Link: Rohingya, die aus Myanmar geflohen sind), während Interner Link: Pakistan die viertgrößte Flüchtlingsbevölkerung der Welt beherbergt (1,5 Millionen), vor allem aus Afghanistan.

Die erste Massenflucht auf dem indischen Subkontinent erfolgte aufgrund der Interner Link: Teilung Britisch-Indiens in Indien und Pakistan im Jahr 1947. Streitigkeiten über die politische und kollektive Identität führten zur Vertreibung von schätzungsweise 12 bis 18 Millionen Menschen auf beiden Seiten der neu gezogenen Grenzen – zwischen Westpakistan und dem indischen Punjab im westlichen Teil und zwischen dem damaligen Ostpakistan (dem heutigen Bangladesch) und Westbengalen im östlichen Teil. Die Teilung ging einher mit Blutvergießen, Massakern, Entführungen und heftiger Gewalt.

In den darauffolgenden Jahren strömten immer wieder Flüchtlinge in die Nachbarländer und stellten die Politik vor ein Dilemma:

  • Angehörige der Chakma und Hajong flohen in den späten 1950er Jahren von Bangladesch nach Nordostindien, nachdem sie aufgrund des Baus des Kaptai-Damms und religiöser Verfolgung aus der Region Chittagong Hill Tract (im äußersten Südosten von Bangladesch liegend) vertrieben worden waren.

  • Tibetische Flüchtlinge, darunter der Interner Link: Dalai Lama und seine Anhänger, suchten 1959 politisches Asyl in Indien.

  • Bangladeschische Staatsangehörige suchten in den östlichen Bundesstaaten Indiens Zuflucht, um dem Konflikt zwischen der pakistanischen Armee und den bangladeschischen Streitkräften während des Unabhängigkeitskriegs von Bangladesch 1971 zu entgehen.

  • Flüchtlinge aus Afghanistan suchten während der sowjetischen Invasion im Jahr 1979 und während des Aufstiegs der Taliban in den 1990er Jahren Schutz in Pakistan und Iran.

  • Tamilische Flüchtlinge aus Sri Lanka flohen in den 1980er Jahren nach Indien, um der diskriminierenden Politik der sri-lankischen Regierung zu entkommen.

  • Angehörige der Lhotsampa suchten in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren Zuflucht in Nepal, nachdem sie nach langer Zeit ethnischer und politischer Unterdrückung aus Bhutan vertrieben worden waren.

  • Die jüngste Massenflucht in der Region war die der Interner Link: Rohingya-Minderheit aus Myanmar nach Bangladesch und Indien im Zuge der Eskalation fremdenfeindlicher Übergriffe im August 2017.

Die Vertreibung in Südasien wird nicht nur durch Gewalt, sondern auch durch vom Interner Link: Klimawandel verursachte Katastrophen ausgelöst. Viele Länder der Region (Afghanistan, Sri Lanka, Interner Link: Bangladesch, Nepal und Indien) gehören zu den Ländern, die weltweit am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Die meisten Menschen, die durch Katastrophen oder schleichende Umweltveränderungen vertrieben werden, bleiben jedoch in ihren Ländern. In Afghanistan zum Beispiel gab es Ende 2021 1,4 Millionen Menschen, die durch Katastrophen innerhalb des Landes vertrieben worden waren.

Politik zum Schutz von Flüchtlingen

Die Grundlage des internationalen Flüchtlingsrechts bilden die UN-Konvention über die Rechtsstellung der Flüchtlinge von 1951 (Interner Link: Genfer Flüchtlingskonvention) und ihr Externer Link: Zusatzprotokoll von 1967. Mit Ausnahme von Afghanistan hat jedoch keines der südasiatischen Länder die Konvention und das Protokoll unterzeichnet. Es gab wiederholt Versuche, einen regionalen Rahmen für den Flüchtlingsschutz auf der Ebene der Interner Link: Südasiatischen Vereinigung für regionale Kooperation (South Asian Association for Regional Cooperation, SAARC) zu schaffen. Aber alle diese Bemühungen scheiterten an nationalen Sicherheitsbedenken, am Vertrauen der betroffenen Nationalstaaten in bilaterale statt multilaterale Ansätze zur Lösung von Konflikten und an der Befürchtung, dass die nationale Souveränität durch die Einmischung multilateraler Organisationen beeinträchtigt würde. Das Gebot menschlicher Sicherheit wurde hintenangestellt. Da es in den Ländern Südasiens keinen einheitlichen rechtlichen und administrativen Rahmen für den Schutz von Flüchtlingen gibt, sind diese administrativen Ad-hoc-Entscheidungen und unterschiedlichen Schutzstandards ausgeliefert.

In Indien beispielsweise basiert das Flüchtlingsmanagement auf archaischen Gesetzen, die noch aus der Kolonialzeit stammen, wie dem 'Foreigners Act' (Ausländergesetz) und dem 'Passport (Entry into India) Act' (Gesetz über den Reisepass zur Einreise nach Indien). Die Einführung des ‘Citizenship (Amendment) Act’ (Staatsbürgerschaftsänderungsgesetz) im Jahr 2019 durch die indische Regierung zielte darauf ab, irreguläre Migrant/-innen aus Afghanistan, Bangladesch und Pakistan, die Hindus, Sikhs, Buddhisten, Jainas, Parsen oder Christen sind, für die Staatsbürgerschaft zu qualifizieren. Es verdeutlicht einerseits die Absicht, den Schutz auf ausgewählte Gemeinschaften auszuweiten, andererseits aber auch die Uneinheitlichkeit der Behandlung und des Schutzes von Flüchtlingen und Asylsuchenden in Indien.

Die Entwicklung eines umfassenden, auf Rechten basierenden und für Südasien geeigneten Flüchtlingsschutzes steht noch aus.

Ujjaini Mukhopadhyay ist außerordentliche Professorin an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften am Behala College in Kalkutta, Indien. Sie ist Herausgeberin des Buches "Internal Migration Within South Asia. Contemporary Issues and Challenges" (Springer, 2022).