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Editorial | Expo 2000 | bpb.de

Expo 2000 Editorial Die Welt im Dorf Konzeption und regionale Auswirkungen der universellen Weltausstellung EXPO 2000 Revitalisierung eines Industriestandortes

Editorial

Katharina Belwe

/ 2 Minuten zu lesen

Weltausstellungen gibt es seit 1851, insgesamt 30 Mal hat dieses Großereignis bereits stattgefunden. Die EXPO 2000 ist die erste Weltausstellung, die von Deutschland ausgerichtet wird.

Einleitung

Weltausstellungen gibt es seit 1851, insgesamt 30 Mal hat dieses Großereignis bereits stattgefunden. Die EXPO 2000 ist die erste Weltausstellung, die von Deutschland ausgerichtet wird. Dies geschieht in einer Zeit, in der die USA derartige Projekte für "nicht mehr unbedingt zeitgemäß" halten. Die Weltmacht USA wird nicht unter den auf der EXPO 2000 vertretenen knapp 200 Nationen sein, die vom 1. Juni bis zum 31. Oktober 2000 in Hannover ihre Kultur und ihre Zukunftsvisionen in Pavillons und Ausstellungshallen präsentieren. Die enttäuschten Veranstalter müssen mit dem Tatbestand leben, in Hannover die "Welt im Dorf" nur unvollständig in Szene setzen zu können.

Wolfram Kaiser beleuchtet die Funktionen von Weltausstellungen, die seit 1851 gleichbleibend wichtig geblieben sind. Es seien dies der Beitrag von Weltausstellungen zur politischen Integration im jeweiligen Gastgeberland und zu seinem internationalen Image, zur Strukturierung und Transformation weltgesellschaftlicher Beziehungen sowie zu Zukunftsdiskursen und zum internationalen Kulturtransfer. Interessant ist, dass die primäre Motivation für die Organisation von Weltausstellungen oft gar nicht darin bestanden hat, zur politischen Integration im Innern beizutragen. Auch die Initiatoren und Ausrichter der EXPO 2000 hätten sich ursprünglich ,nur' erhofft, die Messe in Hannover revitalisieren und das Image der Stadt verbessern zu können. Die deutsche Wiedervereinigung und die anhaltende innenpolitische Debatte über einen nationalen ,Reformstau' hätten die Weltausstellung jedoch nach und nach zu einem Lackmustest für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands im neuen Jahrhundert werden lassen.

Die Chancen, diese auf der EXPO 2000 unter Beweis zu stellen, werden von Claudia Kaiser differenziert beurteilt. Die Schau, die sich als "Weltausstellung neuen Typs" verstehe, thematisiere die Herausforderungen, Chancen und Risiken der Zukunft der Menschheit. Dem Leitbild der Nachhaltigkeit folgend, habe man erstmals in der Geschichte der Weltausstellungen darauf verzichtet, für die EXPO eine Siedlungsfläche völlig neu zu erschließen. Inhaltliche Innovationen bildeten der Themenpark und die Regionalisierung der EXPO mittels weltweiter Projekte und eines Korrespondenzstandortes in den neuen Bundesländern: der Region Sachsen-Anhalt. Doch gerade der Themenpark - das "Herzstück" des EXPO-Geländes -, in dem die Besucher aus aller Welt Ideen und Lösungsvorschläge für die Probleme des 21. Jahrhunderts anschaulich, aktiv und mit allen Sinnen erleben könnten, stehe zugleich in der Kritik. Umwelt- und Menschenrechtsgruppen befürchteten, dass die spektakuläre Multimediashow eine vertiefte und sachgerechte Beschäftigung mit Inhalten, Chancen und Risiken ausschlösse.

Eine Sonderrolle unter den weltweiten Projekten spielt das EXPO-Projekt Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, das von der Korrespondenzregion Dessau - Bitterfeld-Wolfen - Wittenberg im Rahmen des Themas "Erneuerung und Strukturwandel alter Industrieregionen" präsentiert wird. Aus der Sicht von Christian Nieters, Tobias Faupel und Holger Derlien ist der Chemiepark ein Beispiel für einen innovativen Lösungsansatz, für wirtschaftliche und ökologische Probleme im Spannungsfeld Mensch - Natur - Technik: In Bitterfeld-Wolfen sei es gelungen, einer traditionsreichen, aber international nicht wettbewerbsfähigen Industrieregion neues Leben einzuhauchen und dabei die Kerne der alten Industriebranche zu bewahren sowie einen kontaminierten Standort auf neue Nutzungen vorzubereiten und für die Bevölkerung wieder lebenswert zu machen.