Bevölkerungsverteilung und Demografie
Russland ist voller Unterschiede: Dicht besiedelte Gebiete stehen dem fast menschenleeren Ostsibirien gegenüber. Instabile und unsichere wirtschaftliche Verhältnisse sorgen zudem für eine starke Binnenmigration.
Russland ist über das ganze Land gesehen dünn besiedelt. Aus der Umrechnung der Bevölkerungszahl (2009: 141,9 Millionen) ergibt sich eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von nur 8,31 Einwohner/km². Dabei bestehen zwischen den Regionen – von den beiden Metropolitanregionen Moskau und St. Petersburg abgesehen – Unterschiede: die Bevölkerungsdichte reicht von 74,4 Einwohner/km² in Tschuwaschien bis 0,03 Einwohner/km² im Autonomen Bezirk der Ewenken in Ostsibirien (der inzwischen in die Region Krasnojarsk eingegliedert wurde).



Dass Russland in der Transformationsphase der 1990er-Jahre keine höheren absoluten Bevölkerungsverluste erlebte, ist vor allem auf massive Zuwanderungen aus den nicht russischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion zurückzuführen. Vor allem Russen, die in allen nicht russischen Sowjetrepubliken einen bedeutenden Anteil erreicht hatten, wanderten bei ungünstigen Sprach- und Einbürgerungsgesetzen in diesen Republiken nach Russland ein. Sie konnten die Abwanderungsverluste ausgleichen, die sich aus der Übersiedlung von Russlanddeutschen nach Deutschland und von Juden nach Mitteleuropa, Nordamerika oder Israel ergaben. Während sich bei den Wanderungen zwischen Russland und den anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion 1992 bis 1998 ein positiver Wanderungssaldo zugunsten Russlands ergab (Nettozuwanderung: 3,6 Millionen Personen), errechnet sich für das »ferne Ausland«, d. h. die Länder außerhalb der GUS, ein negativer Saldo von rund 70 000 Personen.

Nahm das Gesamtvolumen der Migration in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre gegenüber der sowjetischen Zeit rasch zu, so flaut seit etwa 1996 die Zuwanderungswelle deutlich ab. Dies hängt mit geringerer Abwanderungsbereitschaft in den Herkunftsländern, aber auch mit der Stabilisierung der Wirtschaftslage seit 1998 zusammen. Die Abwanderung aus dem Hohen Norden und die Zuwanderung aus den kaukasischen und zentralasiatischen Nachfolgestaaten führen weiterhin zu Problemen bei der Ansiedlung von Migranten und bei der Arbeitsplatzbeschaffung.
Auszug aus: Jörg Stadelbauer: Russlands Geografie. Landschaftszonen, Bodenschätze, Klimawandel und Bevölkerung, in: Pleines, Heiko/Schröder, Hans-Henning (Hrsg.): Länderbericht Russland, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2010, S. 11ff.
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