12. Festival
Herbst 2025

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Sinfonie des Fortschritts

Sinfonie des Fortschritts Nicoleta Esinencu

Tunay Önder

/ 3 Minuten zu lesen

Drei Performer:innen, ausgestattet mit Bohrmaschinen, Straßenbauarbeiter-Klamotten, einem Mischpult und Mikrofonen erzählen. (© Ramin Mazur)

Juryauswahl

In "Sinfonie des Fortschritts" erwartet das Publikum ein Sprachkonzert, das die westeuropäische Selbstgewissheit, eine demokratische und fortschrittliche Gesellschaft zu sein, auf bissig-humorvolle Weise demontiert. Drei osteuropäische Performer:innen, ausgestattet mit Bohrmaschinen, Straßenbauarbeiter-Klamotten, einem Mischpult und Mikrofonen, erzählen – konsequenterweise in moldawisch-rumänischer und russischer Sprache – die Geschichten von Saison- und Wanderarbeiter:innen. Sie stehen exemplarisch für die vielen unsichtbaren und an die Peripherie gedrängten Menschen, die, obwohl ihre Arbeit für die Komfortzone des Westens elementar ist, an ebendieser selbst nicht teilhaben können. In den mit sarkastischen Zwischentönen gespickten Erzählungen, in denen allgemein verbreitete Mantras der Konsumgesellschaft zitiert werden, wird die gewaltige Exklusivität und Widersprüchlichkeit des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems schmerzlich vor Augen geführt.

Mit der Produktion "Sinfonie des Fortschritts" hat sich die moldawische Autorin und Regisseurin Nicoleta Esinencu vorgenommen, im wahrsten Sinne des Wortes dicke Bretter zu bohren. Indem sie die Routinen der Ausbeutung und Kolonialisierung in den Fokus rückt, auf denen das westliche Wirtschaftssystem fußt, die in seiner Selbstbeschreibung aber systematisch ausgeblendet werden, thematisiert Esinencu die globale Ungleichheit, die unser Wohlstand und unsere Lebensweise produzieren.
Das Begleitmaterial für Lehrer:innen, die mit ihrer Klasse eine Vorstellung besuchen, finden Sie hier: Interner Link: Begleitmaterial "Sinfonie des Fortschritts"

English Version

In "Sinfonie des Fortschritts", the audience are confronted by a spoken concert that uses cutting humour to debunk Western Europe’s self-assurance of being a democratic and progressive society. Three Eastern European performers, equipped with drilling equipment, overalls, a mixing desk and microphones, tell the stories of seasonal and itinerant workers – logically using the languages of Moldovan-Romanian and Russian. They are representative of the many invisible and marginalised people who, although their work is vital to the comfort zone of the West, are denied the opportunity to participate in it themselves. In anecdotes that quote the ubiquitous mantras of consumer society while being liberally sprinkled with sarcastic nuances, the extreme exclusivity and contradictory nature of the Western economic and social system is painfully brought to light.

In her production "Sinfonie des Fortschritts", the Moldovan writer and director Nicoleta Esinencu has literally committed herself to doing all the hard work. By focusing on the routines of exploitation and colonisation that form the foundations of the Western economic system while being systematically omitted from its own depictions of itself, Esinencu highlights the global inequality that produces our prosperity and our way of life.

Nicoleta Esinencu

Nicoleta Esinencu lebt und arbeitet als Autorin und Regisseurin in Chișinău, Moldawien. Ihre radikalen Stücke werden international aufgeführt. 2010 war sie Mitbegründerin des alternativen politischen Kunstraums teatru-spălătorie in Chișinău. Seitdem das Theater 2017 geschlossen werden musste, setzt das Kollektiv teatru-spălătorie die Arbeit ohne eigene Bühne fort.

Sinfonie des Fortschritts

(© Ramin Mazur) (© Ramin Mazur) (© Ramin Mazur) (© Ramin Mazur) (© Ramin Mazur) (© Ramin Mazur) (© Ramin Mazur) (© Ramin Mazur) (© Ramin Mazur)

Produktion

Eine Performance von
Nicoleta Esinencu (teatru-spălătorie), Artiom Zavadovsky, Doriana Talmazan, Kira Semionov, Nora Dorogan, Oana Cirpanu

Performer:innen: Artiom Zavadovsky, Doriana Talmazan, Kira Semionov
Technische Entwicklung: Iulian Lungu, Neonil Rosça
Technik: Sergiu Iachimov
Produktionsleitung: Jana Penz
Künstlerische Beratung: Aenne Quiñones
Technische Leitung: Annette Becker (HAU Hebbel am Ufer)
Ton: Janis Klinkhammer (HAU Hebbel am Ufer)
Licht: Lea Schneidermann (HAU Hebbel am Ufer)
Übersetzung (Moldawisches Rumänisch ins Deutsche): Eva Ruth Wemme
Übersetzung (Moldawisches Rumänisch ins Englische): Artiom Zavadovsky
Übersetzung (Russisch ins Deutsche): Yvonne Griesel
Übersetzung (Russisch ins Englische): Artiom Zavadovsky

Dauer: ca. 90 Minuten
Altersempfehlung: 16+. Für Schulklassen geeignet ab 11. Klasse.

Sprachen: Moldawisches Rumänisch, Russisch und Englisch mit deutschen und englischen Übertiteln

Eine Produktion von HAU Hebbel am Ufer und teatru-spălătorie.
Koproduktion mit FFT Düsseldorf, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden, Theater Rampe Stuttgart, Festival Theaterformen.
Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Unterstützt durch das Nationale Performance Netz Gastspielförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie Kultur- und Kunstministerien der Länder.

Fussnoten