12. Festival
Herbst 2025

12. Festival
Herbst 2025

Vom Kriege

Vom Kriege Ukraine in Europa

/ 11 Minuten zu lesen

Die Veranstaltung ist ausgebucht. Eine Anmeldung ist leider nicht mehr möglich.

(© Oleksiy Sai)

Der Krieg verändert eine Gesellschaft rasant. Die Bedeutungen von „gestern“ und „morgen“ verschieben sich oder lösen sich auf. Diese Zeiten werfen existenzielle Fragen ohne Ambivalenz auf, lassen Werte und Positionen scharf und nicht vernebelt er-scheinen. Serhij Zhadan schreibt: „Im Krieg stellt sich die Frage plötzlich, unvorhergesehen und oft unausweichlich“.

Das ganze Land und nicht nur der Osten der Ukraine lebt nun seit dem 24. Februar 2022 in diesen Zeiten und schon jetzt wird sichtbar: die Auswirkungen dieser Ereignis-se auf die Zukunft sind enorm. Der Angriffskrieg Russlands zielt auf die Zerstörung eines europäischen Landes, seiner Menschen, seiner Geschichte und kulturellen Identität. Die Ukraine ist täglich mit dem grausamen Vorgehen der russischen Truppen konfrontiert. Unter diesen Umständen scheinen die Räume der Reflexion verschlossen, doch wir müssen und wollen sie öffnen.

Im Rahmen des Thementages geht es um unterschiedliche Erfahrungen, die Ukrainer*innen ungewollt machen mussten. Es geht um Formen des Reflektierens, Sprechens, Schreibens und Verstummens im und über den Krieg, über diverse Praktiken der Artikulation und auch darüber, gleichzeitig Zeuge und Chronist:in zu sein. Wir fragen, wie der Krieg die Gesellschaft verändert und welche Rollen dabei Kulturschaffende und Akteur*innen der Zivilgesellschaft übernehmen. Doch die Ukraine nur auf diesen Aspekt zu reduzieren, ist eine koloniale, imperiale Praxis. Die bpb fragt auch nach der Zeit danach, nach der europäischen Zukunft, die sich Ukrainer:innen vorstellen, nach dem Verhältnis zum Westen bzw. zu Deutschland, nach den Grenzen der sozialen und politischen Solidarität in Wohlstandsgesellschaften.

Programm

15.00 - 15.15 „MORGEN FRÜH SIND WIR UNSEREM SIEG EINEN TAG NÄHER“.
SERHIJ ZHADAN. GEDICHTE
Die deutsche Übersetzung liest Bas Böttcher (tbd.)

15.15 – 16.30 DAS SCHREIBEN WIDERSPRICHT DEM TOD
Keynote-Gespräch mit Serhij Zhadan, Claudia Dathe und Tanya Zakharchenko
Moderation: Katharina Raabe

16.30 – 17.30 VERSTELLTE BILDER: DIE UKRAINE UND EUROPA
Gespräch mit Vasyl Cherepanyn und Daria Kaleniuk
Moderation: Manfred Sapper

17.30 – 18.00 Kaffeepause

18.00 – 19.00 Parallel statfindende Podien

  • KULTUR UND ZEUGENSCHAFT

  • Oleksiy Radynsky und Kateryna Mishchenko
    Moderation: Katharina Raabe
  • ZEITKLAMMERN. KRIEGSTAGEBÜCHER

  • Gespräch mit Oxana Matiychuk und Yuriy Durkot
    Moderation: Schamma Schahadat

19.00 – 20.00 Parallel stattfindende Gespräche: SCHUTZRÄUME

In „Schutzräumen“ kann sich das Publikum in kleineren Gruppen direkt austauschen, Themen vertiefen, Informationen aus erster Hand bekommen und interessante Persönlichkeiten kennenlernen. In Workshops und kleineren Vorträgen reflektieren Kulturschaffende aktuelle Ereignisse. Die Workshops finden parallel und auf Englisch statt.

  • VON DER FRONT: JOURNALISTISCHES ARBEITEN IN DER UKRAINE

  • Olga Tokariuk
  • NACH DER FLUCHT

  • Zwischen Kunst und Migration
    Lubov Malikova
  • KURATIERTE HEIMATLOSIGKEIT

  • Kulturinstitutionen in der Ukraine
    Aljona Karavaj
  • KUNSTSCHAFFENDE UND MACHTHABENDE

  • Nikita Kadan
  • BULLETS, RUINS AND SCARS

  • Anthropological perspectives on the war and hopes for justice
    Nataliya Chermalyh

20.00 – 20.30 Empfang und Get Together

20.30 – 21.30 BALLADEN ÜBER KRIEG UND AUFBAU
Lesung mit Volodymyr Rafeenko, Daryna Gladun und Ljubov Jakymchuk
Moderation: Claudia Dathe

21.30 – 22.30 ZHADAN I SOBAKY
Konzert

Über die Teilnehmenden

Bas Böttcher

Bas Böttcher zählt zu den Mitbegründern der deutschsprachigen Spoken-Word-Szene. Seine Texte gelten als Klassiker der zeitgenössischen Bühnenlyrik, sie erscheinen in Schulbüchern und wichtigen Sammlungen deutscher Dichtung (Der Neue Conrady, Lyrikstimmen u.a.). Bas Böttcher ist Erfinder verschiedener Medienformate für Lyrik. Er entwickelte den elektronischen Hyper-text „Looppool“ als neue Ausdrucksform im Internet (Sonderpreis 1998 von Die ZEIT, ARDOnline und IBM), den „Poetry Clip“ als audiovisuelles Format und die Textbox für Live-Performances. Er lehrte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, am Deutschen Literaturarchiv Marbach, an der Kulturakademie Baden-Württemberg, am Goethe Institut und an der Universität der Künste in Berlin.

Vasyl Cherepanyn

Vasyl Cherepanyn ist Kurator und Leiter des Visual Culture Research Center (VCRC), eine Institution, die 2008 in Kiew als Plattform für die Zusammenarbeit zwischen akademischen, künstlerischen und aktivisti-schen Gemeinschaften gegründet wurde. Er promovierte in Philosophie und war als Dozent an der Nationalen Universität Kyjiw-Mohyla-Akademie, der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), der FU Berlin so-wie den Universitäten in Helsinki, Stuttgart, Wien, Warschau und Greifswald tätig. Er kuratierte „The Euro-pean International“ (Rijksakademie van beeldende kunsten, Amsterdam, 2018) sowie „Hybrid Peace“ (Stroom, den Haag, 2019). Das VCRC ist Organisator der Kyjiwer Biennale und Gründungsmitglied der East Europe Biennial Alliance. 2015 wurde dem VCRC der European Cultural Foundation Princess Margriet Award for Cul-ture verliehen sowie 2018 der Igor Zabel Award Grant for Culture and Theory.

Nataliya Chermalyh

Nataliya Chermalyh ist Sozial- und Rechtsanthropologin. Zurzeit ist sie Postdoktorandin und Forschungs-stipendiatin am Interdisziplinären Zentrum für Kinderrechtsstudien der Universität Genf. Im Jahr 2019 schloss sie ihr Doktorat in Anthropologie und Soziologie am Graduate Institute of International and Develop-ment Studies in Genf. Ihre Forschungsinteressen umfassen social-legal Studies, Rechtsanthropologie, visuelle Anthropologie und Kunst.

Claudia Dathe

Claudia Dathe ist Übersetzerin und Kulturmanagerin. Sie studierte Übersetzungswissenschaft (Russisch, Polnisch) und Betriebswirtschaftslehre in Leipzig, Pjatigorsk (Russland) und Krakau. Von 1997 bis 2004 ar-beitete sie als DAAD-Lektorin in Kasachstan und der Ukraine. Sie kuratiert internationale Kulturprojekte, leitet Übersetzerwerkstätten und übersetzt Literatur aus dem Ukrainischen, u.a. von Serhij Zhadan und Andrej Kurkow. Für ihre Übersetzungen aus dem Ukrainischen erhielt sie 2021 den Drahomán-Preis. Seit Mai 2021 koordiniert sie das Forschungsverbundprojekt „European Times“ an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Europa-Universität Viadrina.

Juri Durkot

Juri Durkot studierte Germanistik in Lemberg und Wien. Seit 2007 übersetzt er gemeinsam mit Sabine Stöhr das Romanwerk von Serhij Zhadan. Durkot wurde für seine Übersetzungen der Werke Zhadans – gemeinsam mit Stöhr – mit dem Brücke Berlin-Preis 2018 und dem Preis der Leipziger Buchmesse 2014 ausgezeichnet. Seit dem Beginn des flächendeckenden Krieges Russlands gegen die Ukraine schreibt er ein Tagebuch für die Tageszeitung Die Welt.

Daryna Gladun

Daryna Gladun ist eine ukrainische Dichterin, Übersetzerin, Künstlerin und Wissenschaftlerin aus Butscha. Sie ist die Autorin von drei Gedichtbänden (auf Ukrainisch), ihre Gedichte und Kurzgeschichten wurden in viele Sprachen übersetzt und in ukrainischen und internationalen Zeitschriften und Anthologien veröffent-licht. Gladun übersetzt zeitgenössische Literatur aus verschiedenen Sprachen. Ihre wissenschaftlichen Inte-ressen liegen vor allem im Bereich der zeitgenössischen ukrainischen Literatur und der Poesieaufführung. Sie ist Autorin einer breiten Palette von Solo- und Gruppenperformances, außerdem Kuratorin der Performance School am Creative Youth Seminar (seit 2017) und Teilnehmerin von Performance Studies International (seit 2020).

Ljuba Jakymchuk

Ljuba Jakymchuk ist Schriftstellerin und Schauspielerin. Sie wuchs in einer kleinen Industriestadt in der Ostukraine auf und erlebte 2014 die russische Besetzung eines Teils des Donbas bei ihrer Familie in Luhansk. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 veröffentlichte die Zeitung New Statesman ihren Text Letter from Kyiv, in dem sie beschreibt, wie die Realität des Krieges die Sprache verändert. Bei den Grammy Awards 2022 las sie live auf der Bühne ihr Gedicht Prayer im Rahmen des Auftritts von John Legend. Sie gilt als „eine der sprachlich wagemutigsten Figuren der jüngeren Generation“ ukrainischer Dichter.

Nikita Kadan

Nikita Kadan ist einer der bekanntesten ukrainischen Gegenwartskünstler. Er ist seit 2004 Mitglied der Künstlergruppe R.E.P. (Revolutionary Experimental Space) und Mitbegründer der kuratorischen Gruppe HUDRADA. Kadan studierte bis 2007 an der Nationalen Akademie der Bildenden Künste in Kyjiw in der Klasse für monumentale Malerei. Sein künstlerisches Repertoire erstreckt sich von Installation über Grafik und Malerei bis hin zu Wand- und Plakatgestaltung im öffentlichen Raum. So vielfältig wie die Medien sind auch die interdisziplinären Kooperationen, die er mit Architekt*innen, Menschenrechtsakti-vist*innen und Soziolog*innen eingeht. Er hat an zahlreichen Biennalen teilgenommen, u.a. 2015 und 2017 in Venedig, Istanbul, Kyjiw und Busan und wurde mehrfach ausgezeichnet. Kadans Kunstwerke wurden von internationalen Museen erworben, u.a. Pinakothek der Moderne in München, MUMOK Museum für zeitgenössische Kunst in Wien, MHKa Museum für zeitgenössische Kunst in Antwerpen, Museum für moderne Kunst in Warschau, Militärhistorisches Museum in Dresden, Nationales Kunstmuseum in Kyjiw.

Daria Kaleniuk

Daria Kaleniuk ist Juristin sowie Mitbegründerin und Geschäftsführerin des Anti-Corruption Action Center, einer einflussreichen NGO, die die ukrainische Anti-Korruptionsgesetzgebung und -bemühungen mitgeprägt hat. Diese Organisation sorgte dafür, dass das neu gewählte ukrainische Parlament strenge Antikorruptionsge-setze erarbeitete, darunter die Gesetze über das Nationale Antikorruptionsbüro der Ukraine, die Sonderstaats-anwaltschaft zur Korruptionsbekämpfung, das Hohe Antikorruptionsgericht, offene Eigentumsregister und elektronische Vermögenserklärungen. Kalenuik hat auch wichtige Voraussetzungen für die internationale Verfolgung von Geldwäsche und Korruption geschaffen. Als Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 gründete sie zusammen mit ukrainischen Aktivist*innen das Internationale Zentrum des ukrainischen Sieges mit Sitz in Polen.

Aljona Karavaj

Aljona Karavaj ist Mitbegründerin der Bildungs-NGO Insha Osvita, Mitentwicklerin „der Horizontalen Schule“ in MitOst, Mitbegründerin der Sozialunternehmen Khata-Maysternya und der Agentur für Bildungsveranstaltungen und -produkte INSHI, Sozialinvestorin bei Urban Space 500, Mitbegründerin der Galerie und des Projektraums Asortymentna kimnata und Mitorganisatorin des Porto Franko Festivals. Sie hat Organisationsentwicklung an der TU Kaiserslautern studiert, ihre beruflichen Interessen sind Moderation, Organisations-entwicklung, non-formale Bildung und Bildungsprodukte, Kulturmanagement, bildende Kunst und Musik. Sie ist Mitautorin mehrerer Publikationen und Handbücher für non-formale Bildung.

Lubov Malikova

Lubov Malikova ist eine ukrainische Künstlerin aus Kyjiw. Sie hat Erfahrungen in verschiedenen kreativen Bereichen von Tanz bis Illustration und leitet zusammen mit Max Poberezhsky das Künstlerkollektiv und experimentelle Designstudio DIS/ORDER. Im Rahmen von DIS/ORDER arbeitet sie an multidisziplinären Projekten – wie z.B. dem Projekt Queer Chapel –, ebenso wie Installationen, Grafiken und Wearables, die sich mit Themen wie Mutation, Religion, sozialen Transformationen und Technologie befassen. In den letzten sechs Jahren hat DIS/ORDER auch als Underground-Modemarke fungiert, die sich zum Ziel setzt, die kapitalistischen Standards der Branche zu überwinden und die Industrie erforschen und weiterentwickeln möchte. Das Kollektiv produzierte und lieferte Tausende der charakteristischen "Smiley"-Gesichtsmasken für den Club „∄“, die heute nicht nur unter ukrainischen Ravern, sondern weltweit bekannt sind. Lubov floh mit ihren zwei Kindern vor der russischen Invasion aus ihrem Heimatland. Als Residentin des Programmes „Zu Gast bei Urbane Künste Ruhr“ lebt sie zurzeit in Essen.

Oxana Matiychuk

Oxana Matiychuk ist eine promovierte Literatur- und Sprachwissenschaftlerin und lehrt am Lehrstuhl für ausländische Literaturgeschichte, Literaturtheorie und slawische Philologie an der Jurij-Fedkowytsch-Universität Tscherniwzi/Czernowitz (Ukraine), wo sie auch als Mitarbeiterin im International Office für Pro-jekte mit deutschsprachigen Hochschulen zuständig ist. Sie leitet die Ukrainisch-Deutsche Kulturgesellschaft Tscherniwzi am Zentrum Gedankendach. Sie war mehrfach Stipendiatin der Robert Bosch Stiftung, des DAAD und des Programms Erasmus Mundus. 2Seit dem großflächigen Angriff Russlands gegen die Ukraine schreibt sie ein Tagebuch für die Süddeutsche Zeitung.

Kateryna Mishchenko

Kateryna Mishchenko ist Schriftstellerin, Kuratorin, Verlegerin und Übersetzerin aus Kyjiw. Sie war Herausgeberin von Prostory, einer Zeitschrift für Kunst, Literatur und Gesellschaftskritik. Zudem ist sie Mitbegründerin und Herausgeberin des ukrainischen Verlags Medusa und Mitautorin des Buches Ukrainian Night. Ihre Essays sind in Anthologien und Online-Magazinen erschienen („Euromaidan: Was in der Ukraine auf dem Spiel steht“, Suhrkamp 2014). Seit März 2022 ist sie Stipendiatin am Wissenschaftskolleg zu Berlin und kommentiert den Krieg gegen die Ukraine in Zeitungen, Fernseh- und Radiosendungen.

Katharina Raabe

Katharina Raabe ist seit 1983 bei verschiedenen Verlagen tätig, unter anderem beim Arche Verlag in Zürich. Von 1993 bis 2000 war sie Lektorin beim Verlag Rowohlt Berlin. Im Jahr 2000 wechselte sie zum Suhrkamp Verlag und verantwortete den Ausbau des osteuropäischen Programms. Sie betreut u.a. Serhij Zhadan, Juri Andruchowytsch, László Darvasi, Dževad Karahasan, Andrzej Stasiuk, Jáchym Topol, Tomas Venclova, Joanna Bator, György Dragomán, Alissa Ganijewa, Wojciech Kuczok, Julia Kissina und Katja Petrowskaja. Sie ist Herausgeberin mehrerer Publikationen zum Zeitgeschehen in Osteuropa. Seit 2001 ist sie Mitglied im Advisory Board des Fund for Central and East European Book Projects, Amsterdam. Zudem ist sie Mitgründerin des PEN Berlin.

Oleksiy Radynsky

Oleksiy Radynsky ist Filmemacher und Schriftsteller aus Kyjiw. Seit 2011 ist er Redakteur der ukrainischen Ausgabe der Zeitschrift Political Critique. Er ist BAK-Stipendiat 2019/2020 an der basis voor actuele kunst (BAK), Utrecht. Zu seinen Filmen gehören Incident in the Museum (2013), Ukraine Goes To War (mit Tomáš Rafa, 2014) und Integration (2014). Sie wurden u.a. bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, dem Institute for Contemporary Arts (London), dem DOK Leipzig, der e-flux bar laika und dem International Studio and Curatorial Program (New York) gezeigt und erhielten eine Reihe von Auszeichnungen. Seine Texte zur Kunst und Politik, zur sowjetischen Moderne und der Ukraine nach 1989 wurden in internationalen Anthologien und Zeitschriften wie e-flux, Political Critique, Regarding Spectatorship und auf colta.ru veröffentlicht.

Volodymyr Rafeenko

Volodymyr Rafeenko ist Schriftsteller, Dichter, Übersetzer, Literaturkritiker, Essayist, Filmkritiker und Dozent. 2014 floh er aus seiner Heimatstadt Donezk und lebte bis zum Anfang des flächendeckenden Krieges bei Butscha. Er schrieb bis vor Kurzem auf Russisch. Für seine Romane erhielt er zahlreiche Preise in Russland. Für den Roman „Kurzes Abschiedsbuch“ (1999) wurde er mit dem Wolodymyr-Korolenko-Preis des ukrainischen Schriftstellerverbandes ausgezeichnet. Für seinen Roman „Lange Stunden“ (2017) erhielt er den Visegrad Eastern Partnership Literary Award. 2019 ist sein erster Roman in ukrainischer Sprache „Mondegreen. Lieder über Tod und Liebe“ erschienen. (Meridian Czernowitz Publishing House). Er ist Mitglied des ukrainischen Zentrums des Internationalen PEN-Clubs.

Manfred Sapper

Manfred Sapper studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie in Frankfurt am Main, Siena und Moskau. Er wurde mit einer Arbeit über die Auswirkungen des Afghanistankriegs auf die Sowjetgesellschaft promoviert und ist Chefredakteur der Zeitschrift Osteuropa.

Schamma Schahadat

Schamma Schahadat ist Literaturwissenschaftlerin. Sie hat Russisch und Englisch in Köln, Exeter und Moskau studiert. Promotion und Habilitation an der Universität Konstanz. Seit 2004 ist sie Professorin für Slavische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen (mit den Schwerpunkten Russistik und Polonistik). Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Literatur- und Kulturtheorie, Gender Studies, Filmgeschichte, Übersetzungstheorien und in der Interaktion zwischen Raum und Macht. Sie leitete das EU-Projekt TransStar Europa und, gemeinsam mit Thomas Lahusen von der University of Toronto, das Projekt (Post)Socialist Spaces. In Kooperation mit der Universität Warschau bearbeitet sie das Projekt Moderne Literaturtheorien in den Kulturen Ost- und Mitteleuropas. Eine intellektuelle Verflechtungsgeschichte.

Olga Tokariuk

Olga Tokariuk ist eine freie Journalistin und Non-Resident Fellow am Center for European Policy Analysis (CEPA) in der Ukraine. Sie verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit ukrainischen und internationalen Medien. Ihre Berichte wurden von Time, The Washington Post, The Daily Beast, NPR, New Lines Mag (alle USA), Monocle (UK), EFE (Spanien), Il Foglio und ANSA (Italien) veröffentlicht und ausgestrahlt. Sie ist ehemalige Leiterin der Auslandsredaktion des unabhängigen ukrainischen Fernsehsenders Hromadske TV. Tokariuk arbeitete an mehreren Desinformations-Forschungsprojekten und war Hauptautorin der Berichte von Mythos Labs über russische Desinformation/Propaganda im Zusammenhang mit der Ukraine, die in der BBC, Le Monde, Huffington Post und Newsweek veröffentlicht wurden. Olga Tokariuk hat einen MA in Politikwissenschaft und internationalen Beziehungen (Universität Bologna) und einen MA in Journalismus (Taras-Schewtschenko-Universität, Kyjiw).

Tanya Zakharchenko

Tanya Zakharchenko ist Literaturwissenschaftlerin und an der University of Oslo tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Literatur von Serhij Zhadan, kulturelle Erinnerung und Trauma, Identität, Nation(en), Grenzen und Abgrenzungen sowie Konfliktnarrative. Sie war 2020 Stipendiaten im Schloss Wiepersdorf und 2015 Albert-Einstein-Stipendiatin in Deutschland. 2016 veröffentlichte sie ihr Buch „Where Currents Meet: Frontiers in Post-Soviet Fiction of Kharkiv“. Sie hat in internationalen Zeitschriften und Sammelbänden publiziert. Ihren Doktortitel im Fach Slawistik erwarb Tanya Zaharchenko 2014 an der University of Cambridge. Ihren MA machte sie an der University of Oxford 2007, ihren BA am Bard College 2003.

Serhij Zhadan

Serhij Zhadan, geboren in Starobilsk im Gebiet Luhansk der (damaligen Sowjetrepublik) Ukraine, ist Schriftsteller, Übersetzer und Musiker. Er zählt zu den wichtigsten, innovativsten und bekanntesten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Sein vielgestaltiges literarisches Werk setzt sich aus Romanen, Gedichten, Erzählungen, Reportagen und Essays zusammen und widmet sich insbesondere der Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion sowie dem seit 2014 in der Ukraine herrschenden Krieg. Schauplätze seiner Texte sind in erster Linie die Stadt Charkiw und die Ostukraine, für die er sich auch sozial und kulturell engagiert und angesichts des aktuellen Kriegs humanitäre Hilfe leistet. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und haben internationale Preise erhalten. Am 23. Oktober 2022 erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2022 wurde er auch mit dem Hannah-Arendt-Preis und dem Freiheitspreis der Frank-Schirrmacher-Stiftung ausgezeichnet.

Fussnoten