12. Festival
Herbst 2025

12. Festival
Herbst 2025

Ringvorlesung: Grenzen, Umbrüche, Transformationen

Ringvorlesung: Grenzen, Umbrüche, Transformationen Künste und Kulturen vor und nach 1989/90

/ 7 Minuten zu lesen

Die Ringvorlesung "Grenzen, Umbrüche, Transformation" an der Universität Leipzig beschäftigt sich im Sommersemester 2025 bis zum Festival mit den Künsten und Kulturen vor und nach 1989/90.

Die Ringvorlesung verknüpft das Festivalthema „Grenzen“ 35 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung mit einem Rückblick auf die Verflechtung von Kulturen, Künsten und Politiken in der DDR und der Transformationszeit sowie mit Positionsbestimmungen künstlerischer Praxis in der Gegenwart. Die Vorlesungsreihe umfasst insgesamt 14 Termine. Eingeladen sind Gäste unterschiedlicher gesellschaftlicher Bereiche und wissenschaftlicher Disziplinen.

Die Ringvorlesung findet immer dienstags von 17 bis 19 Uhr statt.

Veranstaltungsort:

Hörsaal 12 der Universität Leipzig (Hörsaalgebäude, Universitätsstraße 3, 2. OG)

Eintritt frei!

Alle Interessierten sind willkommen.

Veranstalter:

Externer Link: 12. Festival Politik im Freien Theater in Kooperation mit der Externer Link: Fakultät Geschichte, Kunst- und Regionalwissenschaften (GKR) und dem Externer Link: Centre of Competence for Theatre (CCT) der Universität Leipzig


Vorlesungstermine:

Die Zukunft des Erinnerns

Dr. Thomas Oberender, Dramaturg und Autor

15. April, 17-19 Uhr

Zum Auftakt der Ringvorlesung sucht der Autor von „Empowerment Ost“ aufs Neue nach einem Umgang mit der ‚Zeitkapsel DDR‘, indem er auf Fragen aus der Gegenwart fokussiert: Warum wollen westdeutsche Kuratoren plötzlich Ausstellungen mit DDR-Kunst machen? Warum wecken Objekte aus DDR-Produktion Jahrzehnte nach ihrem Verschwinden das Interesse von Sammlern? Warum sind in Ostdeutschland die Hauptquellen für Information nicht mehr die offiziellen Medien, z.B. die „Tagesschau“ und Tageszeitungen, sondern Social-Media, WhatsApp-Gruppen oder Instagram? Warum interessiert sich der Berliner „Tagesspiegel“ heute für die Repräsentanz von Ostdeutschen in der Bundesregierung? Warum wählt der Osten anders und warum wird das weiterhin erstarkende Misstrauen in demokratische Strukturen vom Westen scheinbar nicht verstanden? Mit diesen und anderen Impulsen thematisiert der Vortrag die Zukunft des Erinnerns an die DDR und zugleich die seit 1989/90 drängende Frage „wie wir zusammen wachsen“.

Dr. Thomas Oberender, geboren 1966 in Jena, veröffentlichte Essays und Bücher über politische und ästhetische Transformationsprozesse. Als künstlerischer Co-Direktor arbeitete er am Schauspielhaus Zürich und war Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele. Während seiner Intendanz bei den Berliner Festspielen gestaltete er zeitbasierte Ausstellungen wie „Limits of Knowing“ und „Welt ohne Außen“. Die in der von ihm initiierten Programmreihe „Immersion“ entstandene Ausstellung „Gropiusbau 2018“ (Philippe Parreno) wurde 2019 zur „Ausstellung des Jahres“ gewählt. Im 30. Jahr der Maueröffnung verwandelte er das Westberliner Festspielhaus in den „Palast der Republik“ und veröffentlichte das Buch „Occupy History“. Sein Klimaschutz-Projekt „Down to Earth“ erhielt 2021 den „Segal Centre Award for Civic Engagement in the Arts“ (New York). 2021 realisierte er mit einem großen kuratorischen Team das nach David Bowie benannte Festival „The Sun Machine Is Coming Down“ im Berliner ICC. Zuletzt erschienen „Empowerment Ost“ (2020) und „Die lebendige Ausstellung“ (2022).

Ex/Post oder: Das (diskursive) Erbe der Einheit in der (Post-)Transformation

Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Soziologe, Hochschule Zittau/Görlitz

29. April, 17-19 Uhr

Die heutigen (wissenschaftlichen, massenmedialen, belletristischen usw.) Diskurse über Ostdeutschland, die deutsche Einheit und die gegenwärtigen Herausforderungen verweisen auf die Vergangenheit. Ohne eine Rekonstruktion des transformativen Bruches 1989, der frühen Vereinigungslogik und der dadurch entstandenen Diskursformierung bleiben nicht nur die Beiträge, Konfliktkonstellationen und Handlungsstrategien in den deutsch-deutschen Diskursen bis in die Gegenwart hinein un- bzw. missverständlich. Auch die Wahrnehmungs- und Urteilsmuster im Streit um die Gegenwarts- und Zukunftsgestaltung – zwischen „Transformationsmüdigkeit“, „ostdeutscher Demokratieskepsis“ und besonderer „ostdeutscher Transformationskompetenz“ – können ohne historische Perspektive kaum angemessen erklärt werden. Die Vorlesung erkundet dieses Terrain und unterbreitet einen historisch-soziologischen Interpretationsansatz.

Prof. Dr. Raj Kollmorgen ist Soziologe und seit 2013 Professor für Management sozialen Wandels an der Hochschule Zittau/Görlitz. Er beschäftigt sich mit Transformationen von Gesellschaft, insbesondere in Ostdeutschland und im postsozialistischen Mittelost- und Osteuropa und forscht zu Regionalentwicklung, Eliten, politischem Populismus und Radikalismus. Dazu zahlreiche Publikationen, zuletzt u. a. „Ferne Eliten. Die Unterrepräsentation von Ostdeutschen und Menschen mit Migrationshintergrund“ (zus. mit Lars Vogel und Sabrina Zajak, 2024). Er war Mitglied der Kommission der Bundesregierung „30 Jahre Friedliche Revolution und deutsche Vereinigung“ (2019/20) und der von der Bundesregierung berufenen Arbeitsgruppe „Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit“ (2021/22).

Reise(un)freiheit. Mobilitäten von Künstler:innen zur Zeit der DDR

Prof. Dr. Kerstin Schankweiler, Kunsthistorikerin, TU Dresden

6. Mai, 17-19 Uhr

Kaum ein anderes Thema bewegte Kunstschaffende in der DDR so sehr wie das Reisen ins Ausland. Trotz der restriktiven Rahmenbedingungen im Staatssozialismus konnten überraschend viele Künstler:innen internationale Reisen unternehmen – zugleich wurden zahlreichen anderen diese Möglichkeiten verwehrt. Nicht selten wurde die Kunst selbst zum Mittel des Protests gegen die Einschränkungen. Der Vortrag widmet sich den Spannungsfeldern der Reise(un)freiheit und erzählt eine vielschichtige Geschichte von Privilegien, Anpassung, Kompromissen, Protesten und Subversionen.

Prof. Dr. Kerstin Schankweiler ist Professorin für Bildwissenschaft im globalen Kontext an der Technischen Universität Dresden. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kunstgeschichte und Transkulturalität, digitale Bildkulturen sowie Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, mit besonderem Fokus auf Kunst aus der DDR und Gegenwartskunst aus Afrika. An der TU Dresden leitet sie die Forschungsprojekte „Bildproteste in den sozialen Medien“ und „Affektive Archive – Auslandsreisen von Künstler:innen zur Zeit der DDR“. Zuletzt erschien der von ihr mitherausgegebene Ausstellungskatalog „Revolutionary Romances? Globale Kunstgeschichten in der DDR“ (Leipzig 2024).

Komponieren in der DDR seit 1970 – zwischen Fortschrittsglauben und Postmoderne

Prof. Dr. Nina Noeske, Musikwissenschaftlerin, Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar

13. Mai, 17-19 Uhr

Ab den späten 1960er Jahren entwickelte die mittlere Generation der DDR-Komponisten ein wachsendes Selbstbewusstsein gegenüber den Vorgaben des Sozialistischen Realismus, auch wenn staatliche Kontrolle und Einflussnahme weiterhin präsent blieben. Der Vortrag beleuchtet zentrale Figuren des DDR-Musiklebens insbesondere aus dem Kreis um Paul Dessau und analysiert ihre kompositorischen Strategien zwischen utopischem Fortschrittsglauben und postmodernen Ansätzen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Möglichkeiten musikalischer ‚Dekonstruktion‘ als Impuls künstlerisch-politischer Emanzipation.

Prof. Dr. Nina Noeske promovierte 2005 am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena mit einer Arbeit über Neue Instrumentalmusik in der DDR. Anschließend war sie u.a. wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (Forschungszentrum Musik und Gender), wo sie sich 2014 mit einer Diskursanalyse über Liszts „Faust“-Symphonie habilitierte. Von 2012 bis 2014 war sie Assistenzprofessorin an der Universität Salzburg, 2014 bis 2022 Professorin an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 2022 ist sie Professorin am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Musik- und Kulturgeschichte des späten 18. bis 21. Jahrhunderts.

„Nebenan“: Künstlerische Positionen aus Mittel-/Osteuropa zwischen Demokratieabbau und Widerstand

Carena Schlewitt, Intendantin von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Dresden & Saskia Ottis, Dramaturgin und Kuratorin

20. Mai, 17-19 Uhr

Ein Programmfokus von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste in Dresden ist die Rolle der Künste in den gesellschaftlichen Transformationsprozessen der ehemaligen Ostblockstaaten und Ostdeutschland nach 1989. Im Austausch mit Kulturakteur:innen aus der Slowakei (2025), Ungarn (2024), der Ukraine (2023) und Belarus (2022) hat HELLERAU die Festivalreihe „Nebenan“ etabliert, die sich den unabhängigen Künsten aus Mittel-/Osteuropa widmet und zu einem relevanten Meeting Point für Künstler:innen und lokalen Communities geworden ist. Der Vortrag reflektiert die vergangenen vier Festivalausgaben und arbeitet wiederkehrende Themen heraus, mit dem Ziel, einen Einblick in das Spannungsfeld von künstlerischer Freiheit und den Auswirkungen autoritärer Regime zu geben. HELLERAU beleuchtet dabei auch die eigene Positionierung als solidarische Institution.

Carena Schlewitt, geboren 1961 in Leipzig, ist Dramaturgin und Theaterleiterin. Sie studierte Theaterwissenschaft an der Humboldt Universität Berlin, arbeitete an der Akademie der Künste in Ost-Berlin und war bei internationalen Produktionshäusern und Festivals als Dramaturgin, Kuratorin und künstlerische Leiterin in Berlin, Düsseldorf und Basel tätig. Seit der Spielzeit 2018/2019 ist sie Intendantin von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste in Dresden.

Saskia Ottis, geboren 1991, arbeitet in den Bereichen Dramaturgie, Kuration und künstlerische Projektkoordination. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien und Leipzig sowie Dramaturgie an der Theaterakademie Hamburg. Sie ist Gründungsmitglied des Berliner Ringtheaters, einer Plattform für Nachwuchskünstler:innen in Berlin. Seit Anfang 2021 ist sie in der Programmabteilung von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste in Dresden tätig.

„Leicht war es nie.“ Wie über den Osten schreiben? Eine Selbstbefragung entlang inner-deutscher Erzähl-Grenzen

Jana Hensel, Autorin und Journalistin

27. Mai, 17-19 Uhr

Als ich am Abend der Bundestagswahl auf die Landkarte des Ostens schaute, war sie hellblau. Zweifellos eine erschütternde Zäsur. In Sachsen gab es nur einen kleinen, linksparteiroten Flecken. Auf diesem Flecken, dieser Oase, steht mein Elternhaus im Leipziger Süden. Und ich fragte mich, wie ich zukünftig noch über den Osten denken und reden könnte, wo dieser Osten doch selbst immer stärker anders dachte und redete als ich selbst. Und: Wie hatte ich es bisher getan? Seit mehr als 20 Jahren schreibe ich schon über Ostdeutschland: Bücher, Essays, Reportagen, Interviews und auch einen Roman. Es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Entlang von neuen, inner-ostdeutschen Grenzen und inmitten kaum veränderter ost- und westdeutscher Erzähl-Grenzen.

Jana Hensel, geboren 1976, aufgewachsen in Leipzig, studierte Germanistik und Romanistik. 2002 erschien ihr Buch „Zonenkinder“, das über ein Jahr auf der „Spiegel“-Bestsellerliste stand. Danach war sie als freie Journalistin unter anderem für DIE ZEIT tätig. 2010 erhielt sie den Theodor-Wolff-Preis in der Kategorie Essay. 2017 erschien ihr Roman „Keinland“, 2018 der Gesprächsband „Wer wir sind. Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein“ (zus. mit Wolfgang Engler) und 2020 „Die Gesellschaft der Anderen“ (zus. mit Naika Foroutan). Seit 2018 ist sie Autorin von ZEIT ONLINE und DIE ZEIT. 2019 wurde sie als „Journalistin des Jahres“ für ihre Berichterstattung über Ostdeutschland ausgezeichnet.

The Hirak: Our Revolution

in englischer Sprache
Rabih Mroué & Lina Majdalanie, Regie und Performance, Beirut/Berlin

3. Juni, 17-19 Uhr

Weitere Informationen folgen.

INTIMATE BORDERS – Grenzüberschreitende Alltagsrealitäten zwischen Kunst und Wissenschaft

Prof. Constanze Fischbeck (HfG Karlsruhe), Prof. Dr. Carolin Schurr und Mirko Winkel (Geographisches Institut, Universität Bern), Ewa Einhorn (HDK-Valand, Universität Göteborg)

10. Juni, 17-19 Uhr

Weitere Informationen folgen.

„Menschen auf Augenhöhe begegnen“ – Alltagsfotografie im Nahen Osten, in der DDR und der BRD

Mahmoud Dabdoub, Fotograf & Diana Stiehl, Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

17. Juni, 17-19 Uhr

Weitere Informationen folgen.

Zeit ohne Bilder oder mediale Über-Präsenz? Eine Langzeitstudie zur Entwicklung der Stadt Wurzen/Sachsen seit 1990

Dr. Cordia Schlegelmilch, Soziologin, Autorin und Fotografin

24. Juni, 17-19 Uhr

Weitere Informationen folgen.

Grenzen 1989/Grenzen 202 5. Geografische Imaginationen und geopolitische Perspektiven

Prof. Dr. Judith Miggelbrink, Direktorin des Leibniz-Instituts für Länderkunde Leipzig

1. Juli, 17-19 Uhr

Weitere Informationen folgen.

Von Begegnungsorten zu Lost Places? Kulturhäuser in der DDR und danach

Dr. Uta Bretschneider, Direktorin des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig

8. Juli, 17-19 Uhr

Weitere Informationen folgen.

Störung von Ordnung. Über künstlerischen Widerstand

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb

14. Oktober, 17-19 Uhr

Weitere Informationen folgen.

1000 dunkle Gegenwarten

Olivia Wenzel, Schriftstellerin, Dramaturgin, Musikerin und Performerin

21. Oktober, 17-19 Uhr

Weitere Informationen folgen.

Fussnoten

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