Die Kölner Ausgabe von Politik im Freien Theater überließ die subjektive Beantwortung auf diese Fragen zwar dem Publikum – echt Theater eben. Die vollen elf Festivaltage boten jedoch genügend Möglichkeiten, das Authentische im Theater, das Reale der Stadt Köln und das Politische in den Inszenierungen zu finden.
Mit den Produktionen im Programmpunkt „Made in Köln“ wurde nicht nur die Stadt inszeniert, sondern sie wurde privat, quasi zum Anfassen. Die Besucher:innen konnten als Akteur:innen selbst dem sozialen Leben auf den Bühnen des Alltags nachspüren. Beispielsweise luden Matthaei & Konsorten in Wohnungen, schwer zugängliche Gebäude und an vergessene Orte ein, um einer fiktiven Kölner Biografie durch die Stadt zu folgen. Drama Köln widmete sich den unerfüllten Wünschen der Menschen und schickte dafür das Wunschmobil durch die Stadt. Boris Sieverts inszenierte den Kölner Norden, um diesen nicht ganz so bekannten Teil der Stadt und seinen Einwohnenden eine Bühne zugeben. Dadurch konnte das Publikum spielend den Fragen nachgehen: Wie viel Authentizität kann man dem vermeintlich Echten zugestehen? Wie viel konstruierte Wirklichkeit lässt sich im Realen finden?
Aber auch innerhalb der klassischen Theaterräume wurden alltägliche und politische Inhalte inszeniert, in denen sich das Publikum wiederfinden konnte. Stücke, die global relevante Themen wie Aufwachsen, Migration, menschliche Reproduktion und Geschlechterrollen exemplarisch behandelten – wie die Komödie „Montana“, die Tanzproduktion „Hell on Earth“ oder das dystopische Stück „Der Report einer Magd“. Mit „Nothing Company“ gab es auch ein utopisches Angebot, das nach der Sinnhaftigkeit unserer turbo-kapitalistischen Gegenwart und nach einem möglichen, vielleicht besseren Danach fragte. Aber auch internationale Gastspiele waren auf den Bühnen zu sehen und stellten bspw. das Echte der Fantasie gegenüber. Die Inszenierung „Der Berliner Gaettong“ verwob Geschichten der deutschen Teilung mit koreanischen Mythen.
Die Menschen, die sich intensiver mit der Authentizität des Festivalthemas auseinandersetzen wollten, besuchten die vielen Veranstaltungen des Rahmenprogramm, die nicht nur informierten, sondern ein Forum für die Auseinandersetzung und Einordnung der Inhalte bot. Schüler:innen und Lehrkräfte hatten darüber hinaus die Möglichkeit, sich in Workshops und partizipativen Formaten mit dem Theaterprogramm auseinanderzusetzen.
Doch was hätte nun das Publikum auf die Fragen geantwortet, die den Artikel eröffneten? Vielleicht ungefähr so: «Wenn Tränen, die von Schauspielern geweint werden, unecht sind, und das wird kaum einer bezweifeln, was ist dann mit den Tränen, die das Publikum weint?» (Monika Rinck, „Ah, das Love-Ding“).
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