Inhaltsbeschreibung
1933: Das Idyll trügt, welches der fränkische Ort Gunzenhausen auf Postkarten ausstrahlt. Bereits in der Weimarer Republik ist völkisches Gedankengut hier wie anderswo auf fruchtbaren Boden gefallen und hat zur Ausgrenzung Andersdenkender, zu Antisemitismus und schwindender Akzeptanz rechtsstaatlicher und demokratischer Normen geführt. Im kleinbürgerlichen, religiös intoleranten Milieu der Provinz sind Gestalten in Amt und Würden gelangt, denen der Nationalsozialismus die willkommene Kompensation all der Unzulänglichkeiten des eigenen Daseins bot.
Wie durch ein Brennglas zeigt die zwischen 1933 und 1949 entstandene Fotosammlung Biella das zunächst schleichende, sich dann rasch beschleunigende Abgleiten des Ortes in eine nachgerade idealtypische "Volksgemeinschaft": Schule und Kirche, Ortsgemeinde, Parteigehabe und lokale Autoritäten hier, die Opfer von Verfemung, Entrechtung und Zwangsarbeit dort. Die Autorinnen und Autoren des Bandes erschließen dieses dunkle Kapitel der Ortsgeschichte wie auch den von Apologetik geprägten Übergang in die Nachkriegszeit – auch als Mahnung für das Heute.