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Freiheit und Sicherheit Europas f | APuZ 41/1957 | bpb.de

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APuZ 41/1957 Herausforderung und Reaktion in der amerikanischen Politik Freiheit und Sicherheit Europas f

Freiheit und Sicherheit Europas f

ALPHONSE JUIN

Diese Tatsache hat eine bedeutsame Auswirkung für unsere Alliierten. Als Führer einer großen Koalition können wir niemals hoffen, es allen Ländern recht zu machen. Aber wir können uns ihre Achtung erringen, wenn sie der Überzeugung sind, daß wir unserem wahren Wesen gemäß handeln.

Sie ist auch von Bedeutung in bezug auf jene, die uns feindlich gesonnen sind. Potentielle Feinde werden weniger geneigt sein, mit unserem Verhalten zu spekulieren — mit all den Risiken von Fehlkalkulationen —, wenn sie mit einem vernünftigen Grad von Gewißheit mit unserer nationalen Verhaltensweise rechnen können.

Aus diesem Grunde sollten wir gegenüber allen — ganz gleich, ob Freund oder nicht — als ein Volk handeln, das stolz auf sein Erbe, sicher in seinen Überzeugungen und schicksalsvertrauend ist. Wir haben nicht den Wunsch, anderen unsere Gedankenwelt und das Schema unserer Institutionen aufzudrängen. Dennoch können wir stolz auf die Tatsache sein, daß unsere Prinzipien von den großen Denkern des 18. Jahrhunderts, dem „Zeitalter der Aufklärung“, konzipiert wurden, die mit ihren Ideen der gesamten modernen westlichen Kultur das Gepräge gaben. Diese Prinzipien sind nicht eng begrenzt, sondern universell in ihrer Anwendung. In Amerika gaben sie die Inspiration zum größten demokratischen Experiment der Geschichte. Solange diese Prinzipien unser nationales Verhalten bestimmen, ist es auch sicher, daß wir, auf lange Sicht betrachtet, Verständnis und Respekt begegnen.

Vortrag, gehalten von Exzellenz Alphonse Juin, Marschall von Frankreich, Mitglied der französischen Akademie, vor den Mitgliedern und Freunden des Deutsch-Französischen Kreises e . V. am 25. September 1957 in Düsseldorf.

Idi habe heute die Ehre, zu Ihnen über das allgemeine Problem der europäischen Sicherheit zu sprechen, so wie es sich unseren Überlegungen in den jetzigen Zeitläufen darstellt. Ich werde dieses Problem besonders im Hinblick auf die internationalen Organisationen prüfen, auf die sich ein großer Teil der westeuropäischen Länder heute verläßt und auf die sie weitgehend die Sorge für ihre Sicherheit übertragen haben.

Dieses Wort Sicherheit bezeichnet die einem jedem lebendigen Wesen auf dieser Erde inne-wohnende Sorge, mag es sich nun um Einzel-wesen oder Gruppen handeln, und es umfaßt einen Begriff, der untrennbar, von jenem ist, den ein anderes teures Wort in uns erweckt:

nämlich die Freiheit.

Man würde in der Tat nicht begreifen können, daß die Freiheit einer Nation anders als durch ein Sicherheitssystem gewährleistet werden kann und auch nicht, daß es heute den meisten Nationen möglich ist, ihre Sicherheit mit eigenen Mitteln sicherzustellen. Ob man es will oder nicht, in der Zukunft ist das verbindliche Gesetz die Gemeinschaft, allerdings nicht ohne als Gegenleistung eine teilweise Abgabe der Freiheit einer jeden Nation für diese Gemeinschaft zu fordern.

Die Länder des übrigen Europa — ich verstehe darunter jenes Europa, das behauptet frei zu sein, weil es noch nicht durch die kalte sowjetische Schicht zugedeckt ist — sind umso mehr von diesen grundsätzlichen Wahrheiten durchdrungen als sie in einem Zeitraum von weniger als einem Vieteijahrhundert die harten Prüfungen zweier Weltkriege erdulden mußten, die sie alle in gleicher Weise geschwächt und in einem Zustand labiler Sicherheit belassen haben.

Dennoch waren diese Nationen bei Ausgang des letzten Krieges berechtigt, auf einen dauerhaften Frieden zu hoffen, unter der Bedingung, daß sie sich einig würden, gemeinsam ein wirkungsvolles Verteidigungssystem zu schaffen, und daß außerdem kein Irrtum darüber bestünde, wer der eventuelle Angreifer sei. Es scheint nun, daß man am Ende des Krieges gerade den Fehler begangen hat, nicht von vornherein zu erkennen, von wo die Gefahr kommen könnte.

Die UdSSR argumentierte mit der Tatsache, daß ihre Kriegsanstrengungen ein für den Sieg entscheidendes Moment gewesen sind — was nicht geleugnet werden kann — und erhielt von ihren angelsächsischen Verbündeten nicht nur einen Teil Ostdeutschlands, der ihr und ihrem jetzigen Satelliten Polen zugute kam, sondern auch das Recht, für die Dauer den ostdeutschen Teil zu besetzen bis zu der Ausbuchtung Thüringens 150 km östlich des Rheins.

Es ist wahrscheinlich, daß die Sowjets seit langem an diesen Löwenanteil gedacht, und daß sie ihn unter weitgehenden politischen Gesichtspunkten abgeschätzt hatten und sich dabei durch eine vertiefte Kenntnis der historischen und geographischen Gegebenheiten Europas leiten ließen.

Der sowjetische Anteil war bei der Yaltakonferenz festgesetzt und von der angelsächsischen Kriegsleitung zugestanden worden. Diese war durch den einzigen Gedanken, zunächst einmal ganz gleich mit welchem Preis zu siegen, schließlich soweit gekommen, sich in diese kompromißlose Haltung zu verrennen und zwar so weit, daß sie garnicht an die Zeit nach dem Kriege dachte, was immer ein unverzeihlicher Fehler gewesen ist.

Eine neue Organisation: Die Nato

Erst als sich der Eiserne Vorhang plötzlich über die Grenzen einer undurchdringlichen Satellitenmasse senkte und den Charakter einer wirklichen Eroberung annahm, erhob sich in dem westlichen Lager das Gefühl, daß sich der mögliche Gegner von nun ab ostwärts dieses Eisernen Vorhanges befinden würde.

Und das Erstaunen wuchs bei den Westmächten, als sie feststellen mußten, daß die Sowjets am anderen Ende des unübersehbaren europäisch-asiatischen Kontinents auch nicht untätig verblieben.

Wie immer, wurde sich Amerika über diese Lage erst nach einem langen Zeitraum klar, geblendet durch seinen Antikolonialismus, durch seine Machtstellung wie seine Vorzugsstellung im Pazifik gesichert, schaute es entweder gleichgültig oder sogar ermunternd den ersten Manifestationen des asiatischen Nationalismus zu. Es bedurfte des Zusammenbruchs des durch Amerika unterstützten Chinas Tschiang Kai Tscheks und der Invasion Südkoreas durch die dem kommunistischen China des Mao Tse Tung hörigen Nordkoreaner, damit es sich mit viel Lärm unter dem Namen der für diese Gelegenheit mobilisierten UNO zum Handeln entschloß.

Der gesamte Westen wurde durch das Eingreifen Amerikas aufgestachelt und erhielt von den freien Ländern Resteuropas unter dem Zeichen der UNO militärische Hilfe und erreichte ebenfalls von den meisten dieser Länder die Zustimmung zur Errichtung eines europäischen Verteidigungssystems, das den Gefahren, die aus dem sowjetischen Expansionsstreben entstehen könnten, besser gewachsen wäre. Die neue Organisation (NATO) würde von nun an auch das bereits militärisch besetzte Westdeutschland schützen, in der Erwartung, daß es ein aktives Mitglied des Atlantikpaktes würde.

Ein solches Bemühen eines Zusammenschlusses gegen den jetzt sehr wohl identifizierten möglichen Gegner, mußte bei allen Gliedern der freien Welt ein Wetteifern der Rüstung mit sich bringen. Amerika nahm die größten Anstrengungen auf sich und behielt sich deshalb das Vorrecht auf die notwendigen Rohstoffe vor, deren Mangel eine ernsthafte wirtschaftliche Störung hervorrief, die geeignet war, die verarmten Nationen Europas zu ersticken.

In der Tat setzte die brutale Anwendung dieser Maßnahme sie der Gefahr einer Lungenentzündung aus, während das wohlhabende und mächtige Amerika nur einen Schnupfen davonzutragen brauchte.

Auch waren die ersten Ergebnisse dieser allgemeinen Mobilmachung nicht sehr zufrieden-stellend. Einerseits sollte der Koreakrieg in Asien trotz der schweren, von den Vereinigten Staaten getragenen Opfer nur zu einem Kompromiß führen, zu einer halben Lösung, bei der Amerika für seine Verteidigung auf den ostasiatischen Inselstreifen zurückgeworfen, sich gezwungen sah, die ungeheure Größe des chinesischen Festlandes, das seinem Einfluß entzogen war, nur aus der Ferne und mit Melancholie zu betrachten, während die Franzosen, sich immer mehr in einen aussichtslosen Kampf verstrickten.

Geteilte Angst

Andererseits hatte man in Europa gerade den durch die NATO vorgesehenen Sicherheitsplan aufgestellt, als man feststellte, daß er nur ein sehr brüchiges Bollwerk an den Fronten der freien Welt darstellte und zwar infolge des für uns nachteiligen Mißverhältnisses zwischen den klassischen Waffen beiderseits des Eisernen Vorhanges. Die atlantische Gemeinschaft besaß wohl eine klar erkennbare Überlegenheit in neuen Waffen (Atomwaffen), aber man konnte sich auch vorstellen, daß der vorgesehene Gebrauch dieser Waffen sehr bald nicht mehr einseitig sein würde, und daß die von nun an geteilte Angst das unfehlbare Verfahren unwirksam machen würde, das die atlantische Koalition allein anwenden zu können glaubte, wie es im Verlauf des letzten Krieges auch mit dem Gas der Fall war.

Übrigens machte sich Amerika damals, als die einzige Besitzerin dieser Waffe, Gedanken, ob sie ihre automatische Anwendung im Angriffs-fall garantieren solle, so daß uns nichts anderes übrig blieb, als das Verteidigungsproblem unter dem Blickwinkel der Auffassungen des letzten Krieges zu betrachten, d. h. nur mit den klassischen und herkömmlichen Mitteln und unter diesem Blickwinkel, es sei noch einmal betont, war das Mißverhältnis dergestalt, daß die freien Nationen Europas als unvermeidliche Folge einer ersten verlorenen Schlacht sich dem schweren Risiko einer weiten Invasion in ihre Gebiete ausgesetzt sahen.

Nachdem dieses Risiko während mehrerer Jahre aus Geldmangel bestanden hatte und als Folge der Verspätung des durch die Aufstellung deutscher Kräfte vorgesehenen Beitrages, konnte man sich von 1954 an der Erkenntnis nicht verschließen, die Kernwaffe gegen jeden bewaffneten Angriff in Europa zu verwenden, auch dann, wenn dieser Angriff nicht von vornherein mit Kernwaffen erfolgen würde. Eine äußerst wichtige Entscheidung, die die Unsicherheit über die Art des zu führenden Krieges aufhob und folglich die für die atlantische Verteidigung verantwortlichen Generalstäbe ermächtigte, eine neue Auffassung über die allgemeine Verwendung der Atomwaffe sowohl im strategischen wie im taktischen Bereich festzulegen, woran sie bereits im stillen gedacht haben.

Angleichung an den Atomkrieg

Nach einigen zögernden Versuchen wurden sie der Gegenstand einer offiziellen Regelung und führten zur Veränderung des Kriegs-werkzeugs und der Kriegsführung im Sinne einer Angleichung an den Atomkrieg. Die so ins Auge gefaßte neue Lehre ist ihrem Prinzip nach eine Defensive, da es sich um die atlantische Koalition handelt, die nicht als Angreifer verstanden werden will, und da es sich darum handelt, zunächst ein Verteidigungssystem aufzubauen. Das bedeutet, daß der nach diesem Prinzip mögliche Krieg für uns sehr schlecht beginnen kann, da unser möglicher Gegner vollkommen frei ist, ihn gegebenenfalls vorzubereiten und überraschend auszulösen, wobei er uns die ersten Schläge austeilt, die immer besonders gefürchtet sind. Ein solcher Krieg, d. h. eine von vornherein defensive Kriegsführung, hat immer, wie auch die angewandten Mittel sein mögen, etwas entstehen lassen, was ich in der Bildersprache Schild und Wurfspieß nennen möchte. Ein Schild, um die ersten Schläge zu mildern, um möglichst wenig Gebiete zu verlieren und um sich die Zeit nehmen zu können, die Verteidigungsmittel, die den Wurfspieß, die Waffe der Entscheidung bedeuten, zusammenzufassen und angriffsweise einzusetzen.

Aber während die Spielregel einst darin bestand, an der Front eine möglichst dichte Masse von Kämpfern zusammenzuziehen, die zwar wirksame Waffen, aber von nur geringer Tragweite hatten und die ungefähr bei allen Nationen gleichmäßig in Gebrauch waren, so muß man nun auf die niederschmetternde und überraschende Wirkung der sogenannten neuen Waffen (A-Bomben oder H-Bomben) gefaßt sein, die in einigen Tagen, wenn nicht sogar in einigen Stunden, eine allgemeine Lähmung hervorrufen können.

Vor noch nicht allzu langer Zeit bemühte man sich, wenn der Feind einmal aufgehalten war, und man die eigenen Angriffsmittel zusammengefaßt hatte, nach den Regeln einer konventionellen Strategie zum Angriff überzugehen, um, wenn man die feindlichen Kräfte nicht in der Schlacht vernichten konnte, sie wenigstens Schritt für Schritt abzunutzen und ihre Reste auf ihr eigenes Gebiet zurückzujagen. Daraus entwickelte sich ein langsamer Kriegs-rhythmus, obwohl die Fortschritte der klassischen Luftwaffe ihn in der letzten Zeit merklich beschleunigt hatten. Heute muß man, mit dem Erscheinen der neuen Waffen, fürchten, wie ich es bereits ausführte, daß der Schild zerspringt, und daß die allgemeine Lähmung eintritt, bevor man zum Gegenschlag ausholen kann. Gerade diese Lage wird der Angreifer zu erreichen suchen. Wie kann man dem zuvorkommen, wenn man nicht einen genügend starken Schild besitzt, der dieser Art der Kriegsführung angeglichen ist und wenn wir nicht auch über ein mächtiges Potential neuer Waffen verfügen, das geeignet ist, von der ersten Minute des Angriffs an, den Angreifer seinerseits zu paralysieren und sein Potential sowohl an seinen Produktionsquellen, so weit entfernt sie auch sein mögen, als an allen Verwendungsorten zu zerstören.

Es sind diese Waffen, die immer noch das Flugzeug als Beförderungsmittel brauchen, bis zum allgemeinen Einsatz der ferngelenkten Atomrakete, die unbestreitbar die Entscheidungswaffen werden und nicht mehr die klassischen bewaffneten Kräfte, die, wenn sie auch eine wesentliche Rolle für die Erhaltung des nationalen Hoheitsgebietes spielen, im Hinblick auf ihre Verwendung nur noch den Charakter von Hilfsmitteln haben.

Es versteht sich von selbst, daß man bei dem Aufkommen dieser Lehre im westlichen Lager eine ungeheuere Erleichterung empfand, denn sie bot die Möglichkeit einem Überraschungsangriff mit zahlenmäßig geringeren klassischen bewaffneten Kräften, die den Schild bilden entgegenzutreten und vielleicht auch dank des blitzartigen Gegenschlages durch Atomwaffen, der dem Angriff folgt, eine schnelle Kriegsentscheidung zu erreichen, wenn es überhaupt noch erlaubt ist, sich vorzustellen, daß es einen Sieger und einen Besiegten in einem Krieg geben kann, der durch massive Kernwaffenangriffe gekennzeichnet ist. Mangels Erfahrung würde das augenblicklich niemand zu behaupten wagen.

Man wird auf jeden Fall nicht daran zweifeln können, daß die Möglichkeit eines solchen Gegenschlages bis jetzt das Moment der wirkungsvollsten Entmutigung jeden Angriffswillens in Europa selbst gewesen ist.

Die Politik der UdSSR

Die UdSSR unterläßt es nicht, darüber ihrer Mißstimmung freien Lauf zu lassen, und das nicht ohne Grund. Eingekreist, wie sie es zwischen der Kontinentalmasse Nordamerikas ist — muß man dies anerkennen -die ihr von der anderen Seite des arktischen Eismeeres in geringer Entfernung gegenüberliegt und von den beiden Zangen, die einerseits im Westen durch die Stützpunkte in Resteuropa und am Mittelmeer gebildet werden und andererseits im Osten durch die Inselgruppen des Pazifischen Asiens. Es ist undenkbar, daß die UdSSR unter diesen Bedingungen einer vorsätzlichen Angriffsabsicht folgen kann. Und darum bemüht sie sich gerade heute, nachdem sie sich der Neutralität der Länder des südlichen Asiens versichert hat, wenigstens eine der beiden Zangen, und zwar die durch Resteuropa und das Mittelmeer gebildete, zu lockern.

Sie benutzt dazu ein diplomatisches Spiel aus Erpressung und Bluff, das nichts weniger beabsichtigt, als die mit Atomdrohungen bedachte NATO auseinanderzubringen im Falle des Angriffs auf eines der Territorien, die zu dieser Verteidigungsorganisation gehören, um an Stelle des Atomkrieges eine andere Form des Krieges, den sogenannten Partisanen-oder Bürgerkrieg, der durch Mittelspersonen geführt wird, zu setzen und der ebenso gefährlich und barbarisch wie der Krieg ist, den man verhindern will.

Es handelt sich in der Tat nicht mehr um geographisch getrennte Nationen, die sich gegenüberstehen, sondern um Zellen ein-und desselben Organismus, die sich gegenseitig verschlingen und die diesen Organismus wie der Krebs aushöhlen, wobei die Anwendung von Atomwaffen ausgeschlossen ist, weil man keine Demarkationslinie ziehen kann, und weil man dergestalt verfährt, daß der Einzelmörder, der nur mit einer Bombe oder mit einer Pistole bewaffnet ist, wieder das erste Werkzeug des Kampfes wird.

Wir Franzosen haben augenblicklich solch einen Krieg in Nordafrika zu erdulden, nachdem wir schon in Indochina seine Kosten getragen haben. Seine Hauptwaffe ist der Terror, der im Namen eines angeblichen Nationalismus und im Fieber des Rassenwahns durch religiösen Fanatismus ausgetragen wird.

Wenn die NATO in einer bestimmten Zeit den Krieg in Europa verhindern konnte, so besagt das nichts, da diese Verteidigungsorganisation im Begriff steht, an ihrer Mittelmeer-Flanke eingekreist zu werden, sehe man sich nur die Erfolge der Sowjets bei der Öffnung eines Zugangs zum Mittelmeer und beim Anknüpfen von Verbindungen im mittleren Orient und in Nordafrika an. Die Sicherheit der europäischen Partner ist in Frage gestellt und man begreift, daß diese sich beunruhigen und in dieser Stunde fragen, ob überhaupt ein Sicherheitssystem, dem sie einen großen Teil ihrer Souveränität, d. h. ihrer Freiheit, geopfert haben, wirksam ist.

Beruht dieses System heute nicht auf zwei Grundlagen, die unter gewissen Umständen geeignet sind, sich durch entgegengesetzte Wirkungen zu neutralisieren? Es handelt sich um die Organitation der Vereinten Nationen (UNO), die sich nur auf die internationale Moral verlassen will und die sich in ihren allgemeinen Sitzungen dafür verwendet, demokratisch das Gesetz der Zahl spielen zu lassen, eine seltsam bunte und beeinflußbare Zahl, die meistens zu Entschlüssen führt, die im Gegensatz zu den Grundprinzipien der Charta von San Francisco stehen. Es handelt sich ferner um die Nordatlantische Organisation (NATO), die lebensnahe ist, aber nur ein Verteidigungssystem und Verteidigungsmittel aufstellen will. Sie deckt übrigens auch nur eine sehr geringe und streng begrenzte Fläche unseres Planeten und ist mangels politischer Zuständigkeit zur Passivität gegenüber den Tatsachen verurteilt, die die Dinge betreffen, die sehr eng mit der Sicherheit der Zonen im Zusammenhang stehen, die sie zu verteidigen wünscht. So haben die Ereig-nisse in Algerien sie bis jetzt gleichgültig gelassen, obgleich Algerien mit zu dem durch sie geschützten Gebiete gehört. Das ist ein schwerer Fehler.

Was die LINO anlangt, so hat sie sich in der letzten Zeit wieder einmal unfähig erwiesen, den wahren Angreifer zu bestimmen und in Schranken zu halten. Sie schafft und unterhält dadurch eine aggressive Feindschaft, die gerade die NATO versucht aus der Welt zu schaffen. Dazu läßt sie gegen uns unter der Flagge des Antikolonialismus Stimmenmehrheiten ausspielen, zu denen gleichzeitig einige unserer besten Freunde der NATO und der mehr oder weniger totalitären unterentwickelten Länder, d. h. Sklavenhalter, treten, die in keiner Weise den durch die Charta vorgeschriebenen Grundbedingungen entsprechen.

Es gibt dort einen offenbaren Widerspruch, der auf die Dauer die Gefahr in sich birgt, daß sowohl die LINO als auch die NATO auffliegen.

Die Rolle Amerikas

Anläßlich der Suezkrise konnte man das sehr gut beobachten. Zwei europäische Großmächte hatten es für richtig erachtet, einzugreifen und sahen sich durch ein Kernraketenbombardement des Marschalls Bulganin bedroht. Niemand regte sich in der LINO und man mußte 8 Tage warten, bis sich eine Stimme in Amerika gegen ein solches Ansinnen erhob und erkennen ließ, daß die NATO unverzüglich mit Atomwaffen gegenschlagen würde. Lind eigentlich war es nur ein militärischer Führer ohne politische Verantwortung, nämlich General Gruenther. Das Weiße Haus hüllte sich weiterhin in Schweigen.

Es versteht sich von selbst, daß diese Inkonsequenz in europäischen Kreisen der NATO Bestürzung hervorrief. Frankreich und England, die bei diesem Waffengang solidarisch waren, konnten die Brüchigkeit einer gemeinsamen Verteidigung ermessen, die vom guten Willen eines einzigen abhängig ist und was es kostet, wenn man nicht mehr im Vollbesitze seiner Freiheit ist.

Diese Haltung der Vereinigten Staaten hat nichts Überraschendes. Sie besitzen eine furchtbare Zerstörungsmacht, die sie einerseits sichert, aber sie bei dem Gedanken, daß sie diese vielleicht eines Tages anwenden müssen, in Schrekken versetzt. Lind es entspricht den Tatsachen, daß die Vereinigten Staaten seit Kriegsende in eine Ära unerhörten Wohlstandes eingetreten sind, die wahrscheinlich einen weiteren Welt-konflikt, bei dem Kernwaffen eingesetzt würden, nicht überleben kann.

Vergessen wir also nicht, daß die Aufrechterhaltung dieses Wohlstandes im Frieden augenblicklich den wesentlichen Inhalt der Politik Washingtons ausmacht. Vergessen wir ferner nicht, daß der Determinismus unserer amerikanischen Freunde aus einem Restbestand an Puritanismus und Philosophie des 18. Jahrhunderts nachwirkt, der, wenn er auch seit langem über eine eigene Vergangenheit der Vorteile aus Kolonialimperialismus hinwegsieht, sich nun noch bei jeder Gelegenheit durch Gewissenszwang kundtut, umsomehr als dieses Gewissen selbst ein wenig durch die Erinnerung an die erste Atombombe auf Hiroshima gehemmt ist.

Man muß also damit rechnen, daß Amerika alles ins Werk setzt, um die Risiken eines Weltkrieges zu vermeiden, sollten darunter auch die Sicherheit und Freiheit seiner Alliierten ernsthaft leiden.

Aber was wird denn aus unserer eigenen Sicherheit, wenn die internationalen Organisationen, auf denen sie beruht, so von ihren Zielen durch geistige Irrtümer abgebracht werden können, wenn z. B. im Angriffsfalle in Europa der Atomwaffengegenschlag nicht sofort ausgelöst würde oder, wenn es einträfe, wie einige einfältige und aufgeklärte Theoretiker es befürworten, daß die Strategie der NATO in Europa auf den Rückzug und die Verteidigung an der Pheripherie aufgebaut wird, d. h. einzig und allein aufgebaut wird auf eine außereuropäische Schlagkraft, an der die europäischen Nationen, England ausgenommen, nicht teilhaben und von der wir nicht einmal sehr sicher sind, ob sie automatisch eingreifen würde?

Das würde in derselben Stunde alle Bande der NATO außeinanderreißen, da die Staaten des freien Europa nicht einer Invasion mangels eines Schildes ausgesetzt sein wollen und dann der Vernichtung durch die Bomben der einen und der anderen. Soweit sind wir Gott sei Dank noch nicht. Aber man muß in diesem Zusammenhang allen amerikanischen Oberbefehlshabern, die seit der Gründung der NATO in der SHAPE sich abgelöst haben, dankbar sein. Sie haben sich immer mit Macht und Überzeugung gegen eine solche Konzeption gewehrt Alle diese Hypothesen sind darum nicht weniger beängstigend und die europäischen Generalstäbe sind darüber noch immer sehr besorgt. Sie sind die ersten gewesen, als man den Einsatz der Atomwaffen im Falle eines Angriffs in Europa als gesichert ansah, die Bedeutung des Schildes zu begreifen und die Angleichung seiner Struktur und seiner Wirkungsweise an den Atomkrieg zu empfehlen. In diesem Zusammenhang sind sie mehr als irgendeiner in der Lage, aus ihrer alten und tiefen Erfahrung heraus einsichtsvolle Ratschläge zu geben. Aber sie wissen auch, daß Konflikte in den Randbezirken der freien Welt heraufbeschworen werden können, die den Einsatz der Atombomben ausschließen und den Einsatz der klassischen Kriegsmittel notwendig machen. Sie wissen andererseits, daß der Partisanen-und Bürgerkrieg, der ebenfalls den Einsatz der Atomwaffen ausschließt, eine schreckliche Wirklichkeit werden kann, was Frankreich dauernd an sich selbst erfährt.

Zweifellos ist dieser Krieg durch die vierte Dimension psychologischer Art der härteste, denn er fügt diese Dimension des Gewissens zu den drei bekannten des Raumes der alten doktrinären Kriegsformen hinzu.

Die Generalstäbe haben auch schon daran gedacht, die nationalen Kräfte in Zukunft in Kräfte des Schildes, Eingriffskräfte und Kräfte für den inneren Krieg oder als solche gegen den LImsturz aufzuteilen, da sie bereits die Sicherheit haben, über Führer und Truppen verfügen zu können, die für die Durchführung dieser Aufgaben geeignet sind, aber es fehlt ihnen immer eine wirkliche Schlagkraft, die des Wurfspießes. Sie würden zweifellos beruhigter sein, — in der LIngewißheit über die automatische Anwendung der Atomwaffen im Falle eines offenen Angriffs — wenn sie die Abtretung atomarer Kampfmittel erreichen könnten, oder ermächtigt würden, sie sich selbst zu verschaffen.

England und der Club der Atommächte

England hat persönlich und realistischer seit langem sich entschlossen, in diesem Zusammenhang seine Freiheit zurückzugewinnen. Es hat sich niemals mit der Rolle abfinden können, in dieser neuen heiligen Allianz eine andere Rolle zu spielen, wie etwa der Lieferant für das Fußvolk zur Verteidigung des kontinentalen Europas zu sein und nicht an dem geschlossenen Club der Atommächte teilzunehmen. Es ist fest entschlossen, seinen Beitrag an der Deckung der NATO in Deutschland beträchtlich herabzusetzen, wenn nicht vollkommen aufzuheben, von dem Tage an, wo Deutschland nicht mehr die Kosten tragen würde, und es ist fest entschlossen, sich einen Vorrat an Kernwaffen nationaler Herstellung zu beschaffen. Man weiß nicht recht, welche Ergebnisse es erreicht hat, aber es genügten England einige experimentale Explosionen, darunter neulich die einer H-Bombe, um mit den zwei großen Blöcken, die bereits diese Waffen besitzen, englischer Behauptung nach, gleichzuziehen. Man kann England nicht übelnehmen, daß es auf diese Weise versucht hat, sich von einer zu engen Abhängigkeit von Amerika in bezug auf die für die Verteidigung notwendigen Waffen zu lösen und auch nicht, daß es gleichzeitig versucht hat, dadurch das Triumvirat von Yalta wieder herzustellen. Es ist sicher, daß Frankreich, wenn es versucht hätte, ähnlich zu verfahren, einen ganz anderen Respekt eingeflößt hätte, als den, den es heute unter den schwierigen Umständen, die es durchlebt, einflößt. Man kann sich leicht die Wirkung in der Welt vorstellen, die der Versuch einer einfachen A-Bombe mitten in der Sahara, ein für solche Versuche ausgezeichnet geeignetes Gebiet, verursacht hätte. Alsbald hätte sich die Nachricht verbreitet, Frankreich habe das Geheimnis der Kernwaffen erschlossen und es besäße sogar einen Vorrat, den man sogar überschätzt hätte. Durch die Furcht würde unser Ansehen vergrößert und unsere Politik hätte ihren Vorteil daraus gezogen. Man hat gezögert, sich auf diesen Weg zu begeben, weil man das. durch unvorhergesehene Ausgaben für unsere Verteidigung in ilbersee bereits stark belastete Budget-der nationalen Verteidigung nicht vergrößern wollte und nun hat man — man muß es wirklich befürchten —, alle Veranlassung zu glauben, daß die verlorene Zeit nicht mehr eingeholt werden kann.

Geht es nicht in der Tat im Augenblick bei der Abrüstungskommission darum, ein Verbot neuer Kernwaffenversuche als erste Bekundung eines aufrichtigen Abrüstungswillens aufzuzwingen? Dieses Argument liegt schwer auf dem Gewissen, wenn man weiß, welchen Ereignissen die Menschheit heute durch den allgemeinen Gebrauch von apokalyptischen Waffen, die in einem Nichts an Zeit ein vollkommenes Entsetzenverursachen können, ausgesetzt ist. Es wäre gotteslästerisch, wenn Menschen, die sich als Kulturmenschen betrachten, nicht jene Versuche unterstützen wollten, die der Beseitigung solcher Gefahren dienen und nicht bei dem Gedanken erschrecken würden, daß solche Zerstörungskräfte eines Tages in irgendwelche Hände gelegt werden könnten. Der Planet würde dabei zerspringen. Aber was würde aus der Sicherheit und der Freiheit des Freien Europa, wenn das Verbot, von dem die Rede ist, verbindlich wütde und wenn auf internationaler Ebene alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen wären, damit nicht dagegen verstoßen werden kann?

Man kann in dieser Hinsicht zwei Hypothesen aufstellen: Die erste wäre die, daß, wenn das Verbot einmal ausgesprochen wäre, die Mächte des Atom-Clubs sich entscheiden würden, ihren Vorrat mit bereits erprobten neuen Waffen zu erhalten: so würden sie, indem sie ihr Waffen-monopol verstärkten, zu den Schiedsrichtern der Welt, allerdings unter der Vorbedingung, daß sie sich gegenseitig verständigen könnten. Aber daran kann man zweifeln und unter diesen Bedingungen ist es wahrscheinlich, daß die NATO in der Form einer Verteidigungsgemeinschaft weiter bestehen würde, die Großmächte und Vasallen anderer Art zu Mitgliedern hat. Diese letzteren, zu denen Frankreich mit Westdeutschland gehören, wären wahrscheinlich dadurch nicht gesicherter, da sie immer das Gefühl haben müssen, weiterhin das Objekt eines Angriffs zu sein, der nicht unbedingt ein Atomkrieg zu sein braucht. Damit sie sich wirklich sicher fühlen, wärer es notwendig, daß die Großmächte der Verteidigungsgemeinschaft ihnen einen Teil der Vorräte, über die sie verfügen, abtreten würden und daß sie so die Freiheit und Möglichkeit bekämen, sich einem Angriff entgegenzustellen

Die zweite Hypothese endlich wäre, daß sich die Atommächte entschließen, ihren Vorrat zu zerstören, immer um einen Beweis für ihren Wunsch zu leisten, den Frieden durch Abrüstung zu sichern. Das wäre, wenigstens in Europa, ein Glücksfall für eine Macht, nämlich für die LIdSSR, die im gleichen Augenblick ihre Überlegenheit in den konventionellen Waffen wiedererhalten würde und in Versuchung kommen könnte, daraus Vorteile zu ziehen, wenn es nicht gleichzeitig die Streitkräfte des westlichen Lagers gäbe, die noch bei weitem nicht über die notwendige Anzahl der Divisionen verfügen, die wir als notwendig erachtet haben, um den Angriff unter Mitwirkung von Atomwaffen abzufangen, und die ohne diese Atomhilfe vollkommen unfähig sein würden, den ersten Schlag durchzustehen.

Mangelnde Solidarität des Westens

Alle diese Fragen sind beängstigend für die freien Nationen Resteuropas, die sich der Gefahr bewußt sind, die durch die mangelnde Solidarität des Westens entsteht und die sich mit bezug auf die Abrüstung fragen, ob es jemals möglich sein wird, ein Kontrollsystem aufzustellen, das kein Betrug ist und die zu zweifeln anfangen, ob eine Sicherung durch dieses Mittel möglich sei. Übrigens ist die Abrüstungskonferenz in London über diesen letzten Punkt neulich gestrauchelt und daher orientieren sich die europäischen Völker in ihrer Verwirrung auf eine dritte Kraft, auf ein vereintes Westeuropa, das am Anfang auf das Europa der Sechs reduziert ist, aber souverän sein wird und imstande ist, ein machtvolles Gleichgewicht zwischen den beiden großen Blöcken durch die gemeinsame Ausbeute seiner Kraftquellen zu entwickeln. Die Idee ist nicht neu und in ihrem Prinzip unangreifbar, aber sie wurde, wie Sie wissen, mancher Drangsal unterworfen, die aus den Wegen und Mitteln der Verwirklichung entstanden, die am Anfang vorgeschlagen wurden und die versuchten, vor allen anderen Dingen die militärischen Kräfte im Rahmen einer Verteidigungsgemeinschaft zu verschmelzen, d. h. einer europäischer Verteidigungsgemeinschaft gerade in dem Augenblick, als eine solche Form der NATO mit integrierten Generalstäben aufgestellt wurde, die viel bessere Garantien vom technischen Standpunkt aus bot. Das hieß eigentlich den Pflug vor den Ochsen spannen, indem man die Armeen frühzeitig entnationalisierte, so daß sie ihre Seele verloren, und selbst im Rahmen der NATO ohne Wirksamkeit waren. Alle Soldaten wissen wohl, was den wahren Wert einer Armee ausmacht. Das ist vor allen Dingen ihr Nationalgefühl. Man hat diesen ersten Plan torpediert, und ich glaube als Franzose, daß man recht hatte in Anbetracht der Schwierigkeiten, die sich für uns ergeben hätten, als es sich darum handelte — und das geht weit zurück — in Indochina unsere europäischen Kräfte einzusetzen, um mit unseren schwierigen auswärtigen Problemen (erst Indochina, dann Nordafrika) fertig zu werden.

Diese Idee ist kürzlich wieder durch Euratom und den Gemeinsamen Markt ausgenommen worden, ohne daß dabei der militärische Apparat berührt wurde und die Durchführung hat die Zustimmung der Parlamente erlangt.

Freuen wir uns darüber, obschon es wünschenswert gewesen wäre, daß dieses Europa der Sechs, wenn es auch nur auf diese einfache und ungenügende Bezeichnung zurückgeführt wurde, auf einer gerechten Charta aufgebaut worden wäre, die den berechtigten Beiträgen eines Jeden mehr Rechnung tragen würde. Jedenfalls hat das Schiff, auf das wir uns eingeschifft haben, nunmehr seine Anker gelichtet. Es bleibt uns nichts mehr übrig, als ihm eine glückliche Fahrt fern der Klippen zu wünschen. Das wird viel Wachsamkeit erfordern, damit nicht alles in einen allzu entnationalisierten und zu entgeistigten Materialismus versinkt, der diesmal den Menschen des alten Okzident ihre teuersten Freiheiten rauben würde.

Diese Sprache mag Ihnen sybillisch erscheinen, aber ich erkläre mich deutlicher, wenn ich Ihnen gestehe, daß ich, wenn ich von Materialismus spreche, an die Herrschaft der Technokraten denke, die heute diese ganze Bewegung der europäischen Einheit inspiriert und belegt.

Sie nimmt mehr und mehr den Charakter einer neuen Ideologie an, die sich auf der Ebene des Ertrages und der Wirksamkeit leicht rechtfertigt. Sie hat aber einen gefährlichen Hang, sich vom Sozialismus und Totalitarismus einfangen zu lassen. Wir haben den Beweis dafür, daß dieser unmerklich zum Materialismus führen muß und zwar auf dem Wege der Entnationalisierung und der Entgeistigung, den der Totalitarismus gehen muß, um sich durchsetzen zu können. Wenn wir ohne Zügel uns auf diesen Abhang gleiten lassen, laufen wir vielleicht, ohne es zu bemerken, Gefahr, ein gutes Stück Weges ostwärts zu machen. Wenn Herr Chruschtschow seinerseits in Richtung auf den Westen das gleiche mit seinen mit Marxismus belegten Butterbroten machen würde, die er uns lächelnd anbietet, würden diese beiden Ideologien sich bald in der gleichen materialistischen Philosophie vermischen und so ein für die Aufsaugung des kleinen Europa durch den sowjetischen Block günstiges Gebiet schaffen, was uns abermals der Freiheiten berauben würde, denen wir, die Menschen des Okzidents, am meisten verbunden sind.

Das ist vielleicht nur eine geistige Sicht, dd man nehme sich in acht!

Fussnoten

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