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Das deutsche Identitätsproblem. Eine historisch-politische Provokation | APuZ 20-21/1976 | bpb.de

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APuZ 20-21/1976 Freimütige Kritik und demokratischer Rechtsstaat Militär und Gewerkschaften in Deutschland Das deutsche Identitätsproblem. Eine historisch-politische Provokation

Das deutsche Identitätsproblem. Eine historisch-politische Provokation

Karl Teppe

/ 27 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Der sogenannte Grundlagenvertrag vom 21. Dezember 1972 und die ihm folgenden vertraglichen Vereinbarungen haben zwischen der Bundesrepublik und der DDR zunächst unumstößliche Tatbestände geschaffen. Das deutsch-deutsche Verhältnis ist durch diese Vereinbarungen, die für das Selbstverständnis der beiden deutschen Staaten weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen können, auf eine qualitativ neue Basis gestellt worden. Diese Konsequenz gilt es sich bewußtzumachen. Eine von ihnen ist, daß beide deutschen Staaten, zum Teil aus eigenem Antrieb, zum Teil provoziert durch die Aktivität der „anderen Seite", in eine neue Phase der historisch-politischen Selbstvergewisserung eingetreten sind. Hier wird die These vertreten, daß dazu nicht allein eine Rückbesinnung auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vonnöten ist, sondern daß es gilt, die deutsche Politik, die diesen Krieg provoziert hat, in eine weitgespannte Perspektive einzuordnen: Es geht darum, den „deutschen Sonderweg" in vergleichenden Untersuchungen neu zu analysieren und zu interpretieren, um auch aus dem methodisch aufbereiteten Vergangenheitswissen Kriterien für die Identität der beiden deutschen Staaten zu gewinnen. Der Identitäts-Begriff ist in jüngster Zeit in verschiedenen geschichtswissenschaftlichen und -didaktischen Beiträgen aufgegriffen worden. Er wird hier in der Absicht gebraucht, das für die Sozialpsychologie erarbeitete Grundlagenwissen auch für die historischen Disziplinen, fruchtbar und ein Grundproblem auch der Deutung historischen Wandels deutlich zu machen. Nach einer Skizzierung des sozialpsychologischen Hintergrundes wird der Identitäts-Begriff dahin gehend befragt, ob und inwieweit er in der Diskussion um die „nationale Frage" und um das Selbstverständnis der beiden deutschen Staaten eine erkenntnistheoretische und geschichtsdidaktisehe Funktion erfüllen kann. Dabei ist sich der Verfasser bewußt, daß er, da die geschichtswissenschaftliche Diskussion um den Begriff der Identität noch in den Anfängen steckt, nur einige Aspekte ansprechen konnte. Doch ist zu hoffen, daß der Klärungsprozeß ein Stück vorangebracht werden konnte.

Leicht erweiterte und mit Anmerkungen versehene Fassung eines Vortrages, der am 9. November 1975 in der Landvolkshochschule in Freckenhorst auf einer Arbeitstagung mit „Multiplikatoren" für den Politikunterricht gehalten wurde.

I. Einführung

Der sogerannte Grundlagenvertrag vom 21. Dezember 1972 und die ihm folgenden vertraglichen Vereinbarungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR markieren in den Beziehungen der beiden deutschen Staaten eine entscheidende Wende, insofern sie im völkerrechtlichen Sinne die Beziehungen auf eine neue Basis gestellt haben. Sie tangieren aber auch zumindest in unserem Lande die politische Pädagogik im allgemeinen und den Geschichtsunterricht im besonderen und beinhalten die Aufforderung zu einer Neuorientierung. Die Verträge haben die DDR nach breiter internationaler Anerkennung in die Lage versetzt, in eine neue Konsolidierungsphase einzutreten, die sich weniger — wie dies nach dem 13. August 1961 der Fall war — auf ökonomische Bereiche erstreckt, sondern im wesentlichen einen politischen Hintergrund besitzt. Auf den konkreten Begriff gebracht: Die DDR beschäftigt sich nach den vertraglichen Vereinbarungen mit der Bundesrepublik mit wachsender Intensität mit der nationalen Selbstvergewisserung.

Diese Aufgabe aber ist nicht allein diejenige der DDR, sondern ebenso die der Bundesrepublik. Während von offizieller Seite der Bundesrepublik in dieser Hinsicht bisher keine nennenswerte Aktivität zu registrieren ist, ist demgegenüber eine zunehmende Zahl von Veröffentlichungen festzustellen, die sich nicht mehr mit der bloßen Chronologie der Entstehungsgeschichte zweier deutscher Staaten begnügen, sondern die Legitimationsbasis der Bundesrepublik wie der DDR in den Mittelpunkt rücken und damit die gleichermaßen notwendige wie provokative Frage nach der Identität der beiden deutschen Staaten stellen

Hatte die in den fünfziger und frühen sechziger Jahren im Kontext des „Kalten Krieges" sich herausbildende Frontstellung der beiden deutschen Staaten eine solche Frage nach der Identität verhindert bzw. erst gar nicht aufkommen lassen — implizierte der sogenannte „Alleinvertretungsanspruch" ja auch den Anspruch auf die „Nation"! —, so ist jetzt die Notwendigkeit und zugleich auch die Möglichkeit gegeben, der Frage nach der Identität der beiden deutschen Staaten und damit der nach der Existenz einer deutschen Nation gründlicher und genauer nachzugehen. Dabei ist freilich die Gefahr nicht zu übersehen, daß die nur allmählich in Gang gekommene „Entideologisierung" der deutschen Frage wieder zum Stillstand kommt, ja sogar in eine „Reideologisierung" umschlagen kann, sofern der in Gang gekommene Klärungsprozeß als eine Veranstaltung zur Re-nationalisierung mißverstanden und mißbraucht würde Der einzig vernünftige und politisch vertretbare Weg liegt in der nüchternen Aufarbeitung der Genese der Teilung Deutschlands und der Entstehung zweier deutscher Staaten. Denn die Kenntnis der historischen Sachverhalte ist eine wichtige Voraussetzung für einen rationalen Klärungsprozeß über die Frage der deutschen Nation; das Wissen um die Geschehnisse zwischen 1945 und 1955 ermög-licht es, die Identitätsfrage der beiden deutschen Staaten besser zu beantworten. Diese Aufgabe ist um so dringender, weil die Möglichkeit einer Wiedervereinigung und die Chancen ihrer Realisierung in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik offenbar geringer eingeschätzt werden, als es nach den Verlautbarungen politisch verantwortlicher Instanzen klingt. Dafür ein paar Zahlen, entnommen den „Materialien zum Bericht zur Lage der Nationen 1974"

In einer 1972 vorgenommenen Umfrage in der Bundesrepublik hielten 78 0/0 der Befragten die Wiedervereinigung für wünschenswert und 6 °/o für nicht wünschenswert, während zugleich nur 19 % der Befragten die Wiedervereinigung für wahrscheinlich, 55 °/o dagegen sie für ungewiß hielten und sogar 25 °/o sie als „ausgeschlossen" einschätzten. Aufschlußreich in diesem Zusammenhang sind die Antworten auf die Frage: „Was halten Sie für die wichtigste Frage, mit der man sich heute in Westdeutschland allgemein beschäftigen sollte: die Frage der Wiedervereinigung oder die Frage der wirtschaftlichen Lage?"

Während sich 1951 18% für die Dringlichkeit der Wiedervereinigung aussprachen und 45 % der Befragten für die der wirtschaftlichen Lage, fielen die Antworten 1959 genau umgekehrt aus. 1967 schließlich wollten erneut 18% die Wiedervereinigung an der Spitze der Prioritätenskala sehen, doch votierten nun schon 62 % für die „wirtschaftliche Lage" als vorrangiges Problem. Die Korrelation der Aussagen zu der je gegebenen wirtschaftlichen Situation ist evident.

In mehrfacher Hinsicht interessant sind demgegenüber die bekundeten Ansichten zu den Begriffen „Staat" und „Nation". Den Befragten wurden folgende drei Alternativen vorgelegt (1972):

A „Weder die Bundesrepublik noch die DDR sind Staaten wie die meisten anderen. Sie sind nur Übergangsregelungen und werden eines Tages einen einheitlichen Staat bilden." B „Die Bundesrepublik und die DDR sind heute zwei selbständige Staaten. Ihre Bürger gehören aber einer einheitlichen Nation an."

C „Bundesrepublik und DDR sind zwei selbständige Staaten mit unterschiedlichem politischen System, deren Bürger nicht mehr eine einheitliche Nation bilden.“

In allen drei Formulierungen werden Fragen der staatlichen und nationalen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR angesprochen. Doch haben die drei Sätze eine unterschiedliche „Assoziationswirkung".

Während in der Alternative B nur die Begriffe Staat und Nation in den Vordergrund gestellt wurden, erfolgt ergänzend dazu bei der Alternative A eine Bezugnahme auf die Wiedervereinigung, bei der Alternative C eine Bezugnahme auf die unterschiedlichen politischen Systeme. Inwieweit die voneinander abweichenden „Assoziationswirkungen" die Antworten beeinflußt haben, ist nicht zu beantworten. Die Ergebnisse zeigen, daß die Antworten zu den drei Alternativen stark streuen.

Ein Viertel der Befragten votierte für die Annahme vom Provisorium der beiden Staatsbildungen (Alternative A), wobei der Anteil der älteren Menschen (50 Jahre und älter) auffällig ist.

Für die Auffassung von den zwei Staaten einer Nation (Alternative B) entscheidet sich die Mehrheit der Befragten. Sie liegt zwischen 43 % und 44 %.

Die Annahme von den zwei Staaten unterschiedlicher Ordnung (Alternative C), deren Bürger nicht mehr einer Nation angehören, findet bei etwa einem Drittel der Befragten Zustimmung, so insbesondere bei den unter 29 Jahre alten und denen mit hoher Schulbildung sowie fast zur Hälfte bei den Jugendlichen. Die in den Alternativen B oder C enthaltene Feststellung legt die Annahme zugrunde, daß die DDR ein selbständiger Staat sei. Addiert man diejenigen, die sich für diese Alternativen B oder C aussprachen, so ergibt sich, daß rund 75 % der Bevölkerung die DDR für einen selbständigen Staat halten.

Bei aller Vielschichtigkeit und Interpretationsbreite lassen die zitierten Antworten ein Zweifaches klar hervortreten:

1. Sie korrigieren jene langjährigen weitverbreiteten Vorstellungen von der DDR als einer quantite negligeable, als „ein(es) Staat(es), der nicht sein darf"

2. Sie machen deutlich, daß anstelle einer „DDR-Phänomenologie" und einer bundesrepublikanischen Selbstgewißheit eine kritische, historisch-politische Bestandsaufnahme treten muß. Mit einem Wort: Es geht um die politische Genese und damit um die Identität der beiden deutschen Staaten.

II. Identität in sozialpsychologischer Sicht

Identität ist im Bereich der Humanwissenschaften kein genuin historischer oder politischer Begriff, sondern er entstammt dem Bereich der Sozialpsychologie und zum Teil dem der Psychoanalyse. Gleichwohl wird er hier nicht aus begrifflicher Verlegenheit gebraucht, sondern in der Absicht, das für die Sozialwissenschaften erarbeitete Grundlagen-wissen auch für die historischen Disziplinen fruchtbar zu machen und ein Grundproblem auch der Deutung historischen Wandels deutlich zu machen.

Der Begriff der Identität wurde als erstes von Siegmund Freud benutzt, doch ist es das Verdienst von Erik Erikson, ihn systematisch gefüllt und für die psychoanalytische Ich-Theorie — aber nicht nur für sie allein — verfügbar gemacht zu haben — so beispielsweise 1958 in einer psychoanalytischen und historischen Studie über den jungen Luther. Es empfiehlt sich, in einigen wenigen Sätzen auf das „Identitäts" -Verständnis bei Erikson einzugehen, um auf diese Weise Kriterien für die Analyse des deutschen Identitätsproblems zu gewinnen

Die personale Identitätsbildung beginnt für Erikson dort, wo die Kindheitsidentifikationen in ihrer Verwendbarkeit angezweifelt werden und sich als unzureichend herausstellen. Es entsteht ein neuer Prozeß: Kindheitsidentifikationen werden teils aufgegeben, teils modifiziert und angeglichen. Mitentscheidend ist, inwieweit die Gesellschaft „den jungen Menschen identifiziert" — ob sie ihn in seinem Gewordensein annimmt und anerkennt. Der junge Mensch befindet sich in einem Rollenexperiment, bis er seine Nische im Gehäuse der Gesellschaft gefunden und präpariert hat; das heißt: er muß sich in einer aktiven Anpassung zu seiner eigenen Individualität durchgekämpft haben, die Anerkennung fordert, eine Anerkennung, die durch die Autorität ihrer Träger an Gewicht für den jungen Menschen gewinnt. Die Identität, die schließlich erlangt wird, zeigt sich als ein „einzigartiges" und einigermaßen „zusammenhängendes Ganzes", das zwar von den Identifikationspersonen der Vergangenheit irgendwie noch berührt wird, aber eine übergeordnete und neu-gestaltende Funktion besitzt.

Als Ergebnis kann festgehalten werden: Identität als das Resultat zielsuchenden Verhaltens ist konstitutiv — für die Gewinnung eines sicheren Selbstgefühls, — für die Bewältigung der gesellschaftlichen Wirklichkeit, — für die Wahrung der Balance von individuellen und gesellschaftlichen Ansprüchen. Wurden bisher gewissermaßen die „positiven“ Seiten eines erfolgreich bestandenen Identifikationsprozesses angedeutet, so ist es für unseren Zusammenhang nicht weniger aufschlußreich, sich die Folgen einer gescheiterten bzw. nicht erreichten Identitätsfindung vor Augen zu führen.

Personen ohne bewußte Identität leben in einer permanenten Unsicherheit. Die Identitätsdiffusion zeigt sich häufig als eine Abwehr gegen alles Normative und Wünschenswerte. Weil die persönlichen und sozialen Konflikte nicht gelöst werden können, wird die sozial-geistige Reifung immer weiter hinausgeschoben. Mit dieser Unfähigkeit korrespondiert zugleich die Tendenz, daß die Statusunsicherheit in ein verstärktes Sicherheitsverlangen umschlägt. Ein Mensch, der gezwungen ist, in ständiger Verhaltensunsicherheit zu leben, wird leicht unzufrieden, unsicher, in der Wahl seiner Wege hilflos und versucht schließlich, aus der Situation zu fliehen. Er möchte dieser Situation ausweichen, weil er sie nicht meistern kann. Er unterwirft sich, ohne einen Unterschied zu machen, den herrschenden Verhaltensweisen oder der gewalttätigen Autorität. Es entsteht in graduell unterschiedlichen Wirkungsweisen ein starker Hang zum Autoritarismus. Mit anderen Worten: Individuen und — so kann man hinzufügen — „Kollektive ohne klares Identitätsbewußtsein" sind „auf die Dauer pathologisch gefährdet" und anfällig für „kompensatorische Abstützungsmechanismen"

An dieser Stelle können die sozialpsychologischen Überlegungen zum Problem der Identität fallengelassen werden. Sie haben den Stellenwert der Identitätsfindung für Individuen deutlich gemacht. Die Analogie zu sozialen Systemen wie Gesellschaft, Staat oder Volk ist leicht und legitimerweise zu ziehen. * Damit kommen wir auf den eigentlichen Untersuchungsgegenstand — die Frage nach der Klärung des eigenen staatlichen und nationalen Selbstverständnisses — zurück, denn es dürfte nach dem Gesagten klar sein, daß die eingangs behauptete deutsche Identitätskrise nicht sich selbst überlassen bleiben darf. Vielmehr sind Politik und Pädagogik in noch stärkerem Maße als bisher aufgefordert, hier eine ihrer zentralen Aufgaben zu sehen.

III Der historische Hintergrund des deutschen Identitätsverlustes

Damit kommen wir auf den eigentlichen Un-In seinem Leitartikel vom 20. Mai 1975 schrieb Joachim Fest in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Blick auf die Bundesrepublik: „Von den ehemals tragenden Schichten und Strukturen hat kaum eine überdauert, Machtpositionen haben sich verlagert, traditionelle Ideologien sich zersetzt, das Gesicht der Städte hat sich ebenso wie das der Menschen verwandelt: Ein Land, das stets so eifersüchtig wie schroff über seine nationale und kulturelle Identität gewacht hat, ist dabei, sich von sich selber zu trennen. Was, trotz aller einebnenden Wirkungen der Welt-zivilisation, italienisch oder englisch zu nennen wäre, läßt sich vergleichsweise leicht definieren; wer wüßte noch zu sagen, was deutsch ist?"

Die Äußerungen von Fest erwecken den Anschein, als wäre der von ihm beklagte deutsche Profilverlust auf aktuelle Umstände zurückzuführen — so trägt sein Leitartikel auch die Überschrift: „Manie der Reformen". Doch dürften die Ursachen eine Schicht tiefer liegen. Einer der Gründe, wenn nicht sogar der wichtigste, liegt in dem Ausgang des Zweiten Weltkrieges und in der deutschen Politik, die ihn provoziert hat. Es ist aber auch zu fragen, inwieweit schon die Epoche des Nationalsozialismus einen Einbruch in die Kontinuität der deutschen Geschichte darstellt und ob und in welcher Weise die Bundesrepublik von dieser Geschichte wieder Besitz ergreifen kann

Es ist unzweifelhaft: Die Zerstörung des Reiches und der Verlust der staatlichen Souveränität als Konsequenz des militärischen und politischen Zusammenbruchs des Dritten Reiches lösten in Deutschland eine tiefgreifende nationale Identitätskrise aus. Als beispielhaft für Ausmaße und Tiefgang dieser Krise kann die Reaktion der deutschen Geschichtswissenschaft auf die nationalsozialistische Epoche in der deutschen Geschichte angesehen werden.

Die 1955 von Ludwig Dehio in seinem Buch „Deutschland und die Weltpolitik im 20. Jahrhundert" geäußerte Kritik an den anfänglich apologetischen Bemühungen in der deutschen Geschichtsforschung, „das Dritte Reich als zusammenhanglose Einzelerscheinung zu kennzeichnen" und damit aus dem Zusammenhang gesamtdeutscher Geschichte herauszulösen, war zu diesem Zeitpunkt für die deutsche Historie keineswegs repräsentativ Vielmehr überwog bei ihr zunächst die Tendenz, den Nationalsozialismus als einen zwar auf deutschem Boden sich ereignenden, grundsätzlich aber die geschichtliche Kontinuität Deutschlands pervertierenden Einbruch hinzustellen

Die erst von der neueren NS-Forschung differenziert herausgearbeitete exzeptionelle Stellung Hitlers für den Nationalsozialismus und für die Zeit des Dritten Reiches wurde nach 1945 auf einen „Hitlerismus" verkürzt. Auf diese Weise erschien einerseits Hitler als ein mit „machiavellistischen Gaben" ausgestatteter Diktator, „dem eine Welt notwendigerweise erliegen mußte" andererseits blockte man die Frage nach der Mitverantwortlichkeit der politischen und sozialen Elite an der Machtergreifung ab. Der Versuch, den NS-Staat mit Hitler zu identifizieren, stand im Zusammenhang mit jenen konservativ-nationalen Rechtfertigungs-und Entlastungsbemühungen, die ein systematisches Aufgreifen der gegensätzlichen These: der Nationalsozialismus sei als eine Manifestation spezifisch deutscher Tradition zu deuten, zu verzögern vermochten.

Ausgelöst auch dadurch, daß die bisher beschlagnahmten Aktenmaterialien zugänglich wurden, zerstörte die NS-Forschung die dämonologische und monolithische Interpreta-tion des Dritten Reiches Das Interesse konzentrierte sich zunehmend auf die gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Mechanismen, die den Erfolg des Nationalsozialismus ermöglicht und gefördert hatten. Infolgedessen trat auch die Erforschung der Epoche der Weimarer Republik in eine neue Phase ein. Die Zeit zwischen 1919 und 1933 erschien nun nicht mehr so sehr als die Zeit der Realisierung einer ersten deutschen Demokratie, sondern vielmehr als Brennpunkt problematischer sozialer, ökonomischer und politischer Herrschaftsstrukturen. Damit war die immer aufs neue zu leistende, aber nun mit besonderer Dringlichkeit zu erfüllende Aufgabe gestellt, die deutsche und europäische Geschichte auf dem Hintergrund der politischen Erfahrungen neu zu schreiben. Dies bedeutet auch und vor allem, die Ereignisse von 1933 bis 1945 in diese weitgespannte Perspektive einzuordnen. Mit anderen Worten: Es geht darum, den „deutschen Sonderweg" in vergleichenden Untersuchungen neu zu analysieren und zu interpretieren Die vielschichtige Problematik einer solchen Neuorientierung ist in der durch Fritz Fischers umstrittenes Werk „Deutschlands Griff nach der Welt-macht" entfesselten Diskussion schlagartig sichtbar geworden!

Es war und ist eine der zentralen Aufgaben der Zeitgeschichte, eine „neue Ortung" des Nationalsozialismus vorzunehmen, die die „geschichtliche Realität" Deutschlands wieder zugänglich und identifizierbar macht. Nichts anderes meint wohl auch Ernst Nolte in seinem voluminösen Werk „Deutschland und der Kalte Krieg", wo es unter anderem heißt: „Wenn die Befreiung von der bloßen Umkehrung der nationalsozialistischen Überheblichkeit vollzogen ist, dann erscheint das Mißlingen der frühzeitigen Nationalstaatsbildung auf deutschem Boden nicht mehr als Fehlentwicklung, und das Bismarckreich stellt sich im Rahmen Europas und der Welt — keineswegs nur im Vergleich mit dem zaristischen Rußland, sondern auch vor dem Hintergrund Frankreichs und der USA — weder als besonders aggressiv noch als besonders unmodern dar . . . Bei näherem Zusehen gilt nämlich für alle zeitgenössischen und sogar für alle gegenwärtigen und zukünftigen Staaten grundsätzlich das gleiche. Am schwierigsten und zugleich am notwendigsten ist die Anwendung dieses Postulats der Gleichbehandlung der deutschen Geschichte in bezug auf das nationalsozialistische . Dritte Reich'." Und es ist nur konsequent, wenn daraufhin Nolte zu dem Ergebnis kommt, daß erst mit der Einsicht, daß „der Drang nach nationaler Integrität und Größe sowie nach der Zerschlagung ihrer angeblichen Feinde, daß Fremdenhaß und Austreibungen ... verbreitete Realitäten auch der Zeit nach 1945 waren —, . .. einleuchtend gemacht werden" kann, „daß der Nationalsozialismus noch mehr war als eine Kombination von alledem ... In dem Augenblick, wo der Verzicht auf die frühere Realität Deutschlands ausgesprochen ist, kann die Totalität der deutschen Geschichte einschließlich des Dritten Reiches von nationalpädagogischen Zwängen und Ängsten frei werden"

So zutreffend es ist, daß von der geschichtlichen Standortbestimmung und Einordnung der nationalsozialistischen Epoche für das Selbstverständnis der Bundesrepublik eine aufklärungsstiftende und Einsichten vermittelnde Wirkung ausgehen kann, so scheinen andererseits an der von Nolte ins Auge gefaßten Methode der Vergangenheitsbewältigung doch Zweifel geboten. Denn indem dieser die nationalen Befreiungsbewegungen nach 1945 zum tertium comparationis der deutschen „Hitlerzeit" benutzt — offenbar in der Absicht, den nationalen Inferioritätsgefühlen den Boden zu entziehen —, wird er nicht nur den spezifisch revolutionären Qualitäten dieser auf staatliche Unabhängigkeit gerichteten Bewegungen nicht gerecht. Noltes nationalpädagogisch motiviertes Vorgehen hat auch eine problematische Ausweitung des Faschismusbegriffes auf alle „führungsorientierten Mobilisierungsphänomene mit . ungleichzeitigem'und terroristischen Einschlag" zur Konsequenz

Trotz solcher notwendigen Kritik bleibt dies: Noltes Werk signalisiert den Beginn einer neuen Phase der historischen Aufarbeitung der deutschen Nachkriegszeit, und die weit zurückgreifenden komparatistischen Fragestellungen des Autors enthalten die Aufforderung, eben die Zeit nach 1945 in eine geschichtliche Perspektive zu stellen. In diesem Zusammenhang ist auch auf die neuerliche Kontroverse über die Wertung der Bismarck-sehen Reichsgründung und des deutschen Kaiserreiches zu verweisen. Es kann erwartet werden, daß die durch die 1973 erschienene Darstellung von H. U. Wehler über „Das Deutsche Kaiserreich 1871— 1918" in Gang gebrachte Diskussion Klärungen und Ergebnisse auch hinsichtlich der von Nolte reklamierten „Gleichbehandlung" der deutschen Geschichte und der Verwerfung der einseitigen, moralisierenden Isolierung unter das Rubrum „Fehlentwicklung" bringen wird

IV. Identität als geschichtsdidaktische Kategorie

Erich Kosthorst ist im Anschluß an die zitierten Äußerungen Noltes zu dem Ergebnis gekommen, daß mit diesen wissenschaftlichen Frageansätzen für die Bundesrepublik und namentlich für die, die Geschichte lehren, ein Brückenschlag angebahnt sei. Dieser nehme der deutschen Vergangenheit ihre negative Singularität und eröffne zugleich die Möglichkeit, zu ihr und zur jüngsten deutschen Geschichte in ein entkrampftes Verhältnis zu treten Daß dazu freilich auch eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte nach 1945 vonnöten ist, liegt auf der Hand. Sie ist um so dringender, wenn die Analyse und Interpretation der deutschen Nachkriegsepoche nicht ebenfalls von der DDR für sich vereinnahmt werden soll, wie dies beispielsweise für bestimmte Zeitabschnitte der deutschen Geschichte zu beobachten ist Wie sehr die Bundesrepublik hier im Verzüge ist, ist auch daran ablesbar, daß die DDR-Lehrpläne für die unterrichtliche Behandlung der Zeit nach 1945 56 Stunden vorsehen während etwa im Lehrplan für die Hauptschule in Nordrhein-Westfalen nur ca. 10 Stunden für das Thema veranschlagt sind.

Sicherlich darf diese Aufgabe nicht als ein Versuch zur „Konditionierung" der jungen Generation mißbraucht werden, als eine Möglichkeit, auf dem Wege des geistigen Oktroi und auf Kosten der Identität der jungen Menschen eine Identifizierung „herzustellen". Vielmehr ist der notwendige Klärungsprozeß als ein offener, rationaler Diskurs zwischen Politikern, Lehrenden aller Art und den Jugendlichen zu begreifen, wobei von der historischen Aufklärung zugleich eine identitätsstiftende Funktion ausgehen könnte (Lübbe). Um es noch deutlicher zu sagen: Aus der hier nur skizzenhaft möglichen historischen Analyse sollte deutlich geworden sein, daß sie sich bewußt von einer funktional-affirmativen Geschichtsdarbietung distanziert. Vielmehr wird der historisch-politische Gegenstand als ein reflexionswürdiges Thema verstanden, für dessen Klärung die Diskussion unterschiedlicher Perspektiven konstitutiv ist. Selbstverständlich sollte das Ergebnis des Vorhabens nicht ein hilfloser Indifferentismus sein, sondern die Jugendlichen sollten am Ende in der Lage sein, begründet Partei ergreifen zu können. Mithin versteht es sich auch von selbst, daß die Forderung nach einem „offenen Diskurs" nicht heißen kann, daß auf eine Festlegung von präzisen Fragestellungen und didaktischen Lehrzielen verzichtet würde Wie bereits erwähnt, hat Erich Kosthorst kürzlich in zwei Beiträgen eine „didaktische Ortsbestimmung" des „deutschen Identitätsproblems" vorgenommen. Ausgehend von dem Befund, daß eine allgemeine Identitätskrise bestehe, die sich auch auf das staatliche und nationale Selbstverständnis erstrecke, plädiert Kosthorst für ein methodisch erarbeitetes Vergangenheitswissen, da die Geschichtswissenschaft zur Identitätsfindung gesellschaftlicher Systeme einen genuinen Beitrag leisten könne. Erklärte Absicht dieses Klärungsprozesses ist es, nach einer diskursiven unterrichtlichen Behandlung „der Tei-lung Deutschlands und der Entstehung zweier deutscher Staaten" die „Ermöglichung einer rational-kritischen Identifikation mit der Bundesrepublik" anzubahnen und zugleich die Bedeutung der eng damit zusammenhängenden Frage „nach dem Sinn und den Möglichkeiten einer Wiedervereinigung" unter den veränderten politischen Bedingungen neu zu reflektieren.

Die Bemerkungen E. Kosthorsts über die „Identitätsfindung als politisch-historische Aufgabe" und seine Schlußfolgerungen sind nicht ohne Widerspruch geblieben. So hat sich mit ihnen beispielsweise Klaus Bergmann auseinandergesetzt, allerdings in einer bemerkenswert selektiven und verkürzenden Form. In seinem Beitrag „Geschichtsunterricht und Identität" registriert Bergmann mit herausgestellter Verwunderung, daß man 1975 (noch oder überhaupt) eine „deutsche Identitätskrise" feststelle und verwirft die diskursive Gewinnung einer „nationalen Identität" als Lehrziel als untauglich, ideologisch suspekt und politisch gefährlich. Bergmann sieht darin schon die Auslieferung der fragilen Identität des Lernenden an das bestehende politische und soziale System als ausgemacht. Seine Urteilsbildung ist, wenngleich rhetorische Stilmittel Offenheit demonstrieren sollen, faktisch abgeschlossen: Er wähnt hier „Vertreter traditioneller geschichtsdidaktischer Konzeptionen" am Werk, „die die Schüler allerwege noch als Schulungsobjekte einschätzen". Selbst die raffinierte Einbindung in modische Termini könne nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich darunter eine „abgetakelte Figur" verberge

Angesichts solch pointierter (Ab) -Qualifizierung ist der Leser auf ein differenziertes und differenzierendes Kontrastprogramm eingestellt. Doch er wird enttäuscht. Denn Bergmann vermag die geweckten Erwartungen keineswegs zu erfüllen. So sieht dieser die „Ich-Identität der Schüler" notwendigerweise auf der Strecke bleiben, sofern beispielsweise „nationale Identität" als „obligatorischer Bezugspunkt von Geschichtsunterricht" gesetzt wird. Zum Kronzeugen zieht er Klaus Mollenhauer heran, daß nämlich immer dort, wo „Lernerwartungen entstehen oder an Individuen gerichtet werden,,. . .deren Identität zur Diskussion" stehe Die von Mollenhauer präzis formulierte, aber gleichwohl triviale Feststellung von sozial-und individualpsychologischen Mechanismen innerhalb des Identitätsprozesses benützt Bergmann, um sie gegen die von ihm als quasi nationale Agenten ausgemachten Geschichtsdidaktiker ins Feld zu führen. Freilich geschieht dies in einer verengenden, das Problem verzerrenden, aber für seinen Aufsatz charakteristischen Argumentationsweise. Dieses Vorgehen Bergmanns überrascht um so mehr, als ihm die „empfindliche Balance" zwischen personaler und sozialer Identität sehr wohl bekannt ist. Für die Art seiner Argumentation ein anderes Beispiel:

Nachdem er das „Balance-Problem" eindrucksvoll und zutreffend umrissen hat, kommt er zu dem Ergebnis, daß das immer schon vorhandene „klassen-, schichtenund/oder gruppenspezifische(s) Geschichtsbewußtsein" des einzelnen Schülers von dem Lehrplan als wertvolles Lernpotential aufgegriffen und in den Unterricht eingebracht werden müsse. Das in der Regel noch weitgehend unreflektierte „Geschichtsbewußtsein" sei ein Segment der Identität des Schülers, dessen unterrichtliche Berücksichtigung nicht nur die Bedingung der Möglichkeit für Lernbereitschaft sei, sondern auch verhüte, den Schüler lediglich als „Objekt" von Lernprozessen zu begreifen und ihn damit möglicherweise von bereits internalisierten Sozialisationsprozessen wieder zu entfremden. Unterrichtsinhalte seien daher konsequenterweise nicht zu „vermitteln", sondern zu „verhandeln"

Hier ist nun allerdings zu fragen, worin der Unterschied liegt zwischen einem Geschichtsunterricht, dessen Inhalte „verhandelt" oder — wie es Kosthorst formuliert hat — in einem „rationalen Diskurs" erörtert werden sollen. Und es ist weiter zu fragen, worin sich die von Bergmann mehr oder weniger als neues Lernpotential apostrophierten individuellen und sozialen Voreinstellungen von dem unterscheiden, was namentlich seit den Veröffentlichungen der sogenannten „Berliner Schule" um Heimann-Schulz als anthropogene (individuelle) und sozio-kulturelle Voraussetzungen bezeichnet und unter dem Begriff „Bedingungskomplexe" zusammengefaßt didaktisches Allgemeingut und in ihrer Wichtigkeit kaum noch strittig ist. Strittig hingegen ist, ob und in welchem Maße die Geschichtsdidaktik als Entscheidungsinstanz über die Lehr-und Lerninhalte gelten kann. Aber gera-de diese Frage wird von Bergmann schon einleitend zugunsten der Geschichtsdidaktik entschieden, die er als „eine Disziplin versteht, die wissenschaftlich danach fragt, aus welchen Gründen welcher historische Themen-komplex für gegenwärtig lebende und in die Zukunft hinein handelnde Schüler wissens -wert und wissensnotwendig ist" Hier wird ein Anspruch für die Didaktik erhoben, dessen Totalität hybrid zu nennen ist. Denn was Bergmann hier der Geschichtsdidaktik zuspricht, ist, bei Lichte betrachtet, eine Excathedra-Kompetenz — und diese für einen Gegenstand und einen Entscheidungsprozeß, auf den das Merkmal der „Multiperspektivität" in evidenter Weise zutrifft

Es bleibt festzuhalten, daß das von Bergmann umrissene „Programm" dem Geschichtsunterricht keineswegs den verheißenen „Ausweg"

dem aus „traditionellen Dilemma" eröffnet, sondern ihn unter diesem Anspruch allenfalls in eine wissenschaftstheoretische und, was nicht unterschätzt werden sollte, wissenschaftspolitische Sackgasse manövriert. Es drängt sich die nach wie vor offene Frage auf, welches „Programm" sich eigentlich hinter den modernen Termini Bergmanns verbirgt.

V. Identitätsprobleme der beiden deutschen Staaten

Die Aufgabe des Historikers kann es weder sein, das Identitätsdefizit der Bundesrepublik durch einen bündigen Definitionsversuch autoritativ auszufüllen, noch, die Rolle eines (nationalen) Doppelagenten für Vergangenheit und Zukunft zu übernehmen Wohl aber ist ihm zuzugestehen, das Problematische dieses Defizits kennzeichnen zu dürfen. Insofern sind die abschließenden Bemerkungen auch mehr als offene Fragen denn als bündige Antworten zu verstehen.

Es ist bereits gesagt worden, daß die unterrichtliche Behandlung der deutschen Frage und der Entstehung zweier deutscher Staaten nicht in der Absicht platter Legitimierung geschehen darf. Doch sollte angestrebt werden, daß der Schüler am Ende der Unterrichtsreihe zur Bundesrepublik und zur „deutschen Frage" eine Einstellung gewonnen hat, sei diese nun bejahend oder ablehnend. Es kann diesem Staat Bundesrepublik, der die Merkmale des Provisorischen weitgehend verloren hat — wie überhaupt jedem Staat —, nicht gleichgültig sein, ob er von seinen Bürgern als bloßer Zweckverband verstanden wird. Dies muß nun nicht bedeuten, daß der von Altbundespräsident Heinemann geprägte Satz, , er liebe seine Frau, nicht den Staat', einer Sinnumkehrung bedürfe. Ebensowenig bietet sich eine Hypostasierung des Staates zum Träger eines verbindlichen Bewußtseins als Alternative an. Worum es geht, ist, deutlich zu machen, daß demokratische Normen und Prinzipien ohne historisches Bewußtsein der Gefahr eines Korrosionsprozesses ausgesetzt sind.

Das Defizit ist weder überwindbar durch Versuche des Vergessens noch durch die ausschließliche Hinwendung auf drängende aktuelle politische Aufgaben: Beides wäre mit der Gefahr einer Immunisierung gegenüber geschichtlichem Bewußtsein und dem Sinn für Kontinuität • verbunden. Es gilt dem Tatbestand zum Durchbruch zu verhelfen, daß historisches Bewußtsein ein integrierender Bestandteil des Gegenwartsbewußtseins und insofern eine Bedingung der Möglichkeit ist, aktuelle und zukünftige Aufgaben zu meistern. Und gerade für den Klärungsprozeß der Identität politischer und sozialer Systeme vermag die Geschichtswissenschaft als ideologiekritische und aufklärungsstiftende wissenschaftliche Disziplin Wertvolles zu leisten, indem sie problematische Identifikationen und gefährliche Orientierungen „zur Sprache" bringt und bewußt macht. Es wäre freilich irrig, in dem Gesagten ein Plädoyer für eine handlungsbestimmende Geschichtswissenschaft zu sehen; eine solche Annahme beruhte auf einem kurzgeschlossenen Theorie-und-Praxis-Verständnis, das aus der Geschichte zukunftsorientierte Zielprojektionen zu gewinnen trachtet. Ihre entscheidende Aufgabe liegt vielmehr darin, die Geschichtlichkeitder modernen Industriegesellschaft herauszuarbeiten, die historischen, d. h. die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhänge zu kennzeichnen, in denen sie entstanden ist Damit ist erneut angezeigt, daß Identität nicht allein eine Frage des aktuellen politischen Bewußtseinsstandes ist, sondern immer auch historisch begründet ist, also einen genetischen Aspekt besitzt. Wenn also — in der Terminologie der Sozialpsychologie — Identität sowohl Ausdruck durchlaufener Identifikationen als auch Merkmal des Status quo, wenn für sie das Statische ebenso wie das Evolutionäre charakteristisch ist, dann bedeutet dies unter historisch-politischer Perspektive, daß es sich bei der Identität staatlicher Systeme nicht um das einmal erreichte und für immer fixierte Verhaltens-und Bewußtseinsideal handeln kann. Anders formuliert: Wenn hier einer Identität der Bundesrepublik das Wort geredet wird, so geschieht dies in dem Wissen, daß dies nur eine Identität sein kann, die nicht endgültig, sondern immer aufs neue zu „identifizieren", mithin wandelbar ist.

Die Erörterung des Identitätsproblems ist darüber hinaus bedeutsam für den Klärungsprozeß über die „nationale Frage" des zweistaatlichen Deutschlands. In diesem Zusammenhang ist vor allem die Haltung der SED-Führung bemerkenswert, die seit etwa 1970 auf ihrem alles andere als geradlinigen Kurs in der „nationalen Frage" den sogenannten „Klasseninhalt" als entscheidendes Begriffs-merkmal heraushebt Dieser wird als das Kennzeichen eines neuen Nation-Typus in den Vordergrund gerückt, den die Arbeiterklasse trage und der in Konfrontation stehe zu dem überkommenen, von der Bundesrepublik repräsentierten bourgeoisen Nation-Typus. Die Nation erscheint der SED in der gegenwärtigen Perspektive nicht als ein zeitloses, von der gesellschaftlichen Verfassung unabhängiges Phänomen, sondern wird von ihr als ein genuines „Produkt der gesellschaftlichen Entwicklung" interpretiert So unzweifelhaft diese Umdeutung bisheriger Positionen auf primär taktischen Erwägungen beruht — der ursächliche Zusammenhang mit der seit 1969/70 global einsetzenden Entspannungspolitik ist evident —, so ermöglicht die Herausstellung des „Klasseninhalts" andererseits auch eine verstärkte politische Indienstnahme der Geschichtswissenschaft in der DDR zur Legitimierung des bestehenden Systems. Diesem stellt sich die deutsche Geschichte offenbar als eine Art Steinbruch dar, aus dem nur solche Ereignisse und Bewegungen aufgegriffen werden, die als Stufen einer „gesetzmäßigen Entwicklung" zum derzeitigen DDR-System erscheinen oder als solche interpretiert werden.

Als beispielhaft für diese Auffassung erscheint etwa die 1973 von Erich Honecker vor dem ZK der SED abgegebene Erklärung, in der es heißt: „Die Deutsche Demokratische Republik ist heute die staatliche Verkörperung der besten Traditionen der deutschen Geschichte — der Bauernerhebung des Mittelalters, des Kampfes der revolutionären Demokraten von 1848, der von Marx und Engels, Bebel und Liebknecht begründeten deutschen Arbeiterbewegung, der Heldentaten im antifaschistischen Widerstandskampf. In der Deutschen Demokratischen Republik entwickelt sich die sozialistische Nation unter Führung der Arbeiterklasse. In der sozialistischen Nationalkultur unserer Republik lebt all das fort und erfährt eine neue Blüte, was in früherer Zeit an kulturellen Schätzen geschaffen wurde. Von der Geschichte, der Kultur und der Sprache werden wir nichts preisgeben, was es an Positivem zu erhalten und zu pflegen gibt, was den humanistischen und den revolutionären Traditionen entspricht." Daß auf diese Weise Epochen der deutschen Geschichte wie etwa die nationalsozialistische oder die imperialistische Phase oder die Zeit der Feudal-ordnungen — die Beispiele ließen sich unschwer vermehren — als illegitime Vergangenheit abgetan werden können, liegt auf der Hand.

Die Kurzatmigkeit solcher im Dienste der Systemlegitimierung stehender historischer Selbstvergewisserung ist gleichwohl unverkennbar, und zwar in zweifacher Hinsicht: zum einen auf Grund des selektiven Vorgehens, indem Positives akzeptiert und Unheilvolles eliminiert wird; zum anderen auf Grund der Orientierung an den (letztlich nicht planbaren) politischen Entwicklungstendenzen. Daneben sollte aber das Bedenkliche dieser politischen Funktionalisierung der „besten Traditionen der deutschen Geschichte" nicht übersehen werden. Denn diese werden von der DDR okkupiert in der Absicht, sie als positive Identifikationsbasen für das System zu vereinnahmen. Auf diese Weise kann es dann für die DDR ein Leichtes sein, sich als progressive, zukunftsorientierte Nation darzustellen und die Bundesrepublik als vergangenenheitsorientierte und damit rückschrittliche Nation zu diffamieren. Insofern ist der Klärungsprozeß um die „nationale Frage" alles andere als eine akademische Angelegenheit, er ist integrierender Bestandteil der Identifikationsfindung der beiden deutschen Staaten. Rational begründete, der modernen Welt angemessene Identifikationen gelingen eben nicht mehr automatisch, gleichsam „naturwüchsig"; eine entscheidende Voraussetzung ist vielmehr das von der Geschichtswissenschaft methodisch erarbeitete, verstehbar gemachte Vergangenheitswissen, ohne daß dieser damit auch zugleich die Rolle des politischen Deuters und des Mahners der Nation zufiele.

Wie aber stellt sich das Problem der Identität für die Bundesrepublik? Sicherlich gilt auch für sie die Erkenntnis, daß die Identitätsgewinnung für staatliche und gesellschaftliche Systeme nicht allein unter dem Gesichtspunkt der politischen Selbstbehauptung wichtig ist Identität mit dem politischen, wirtschaftlichen und sozialen System kann auch die Funktion erfüllen, daß eine Übersteigerung des nationalen Gedankens — in diesem Fall auf deutschem Boden — keine Renaissance mehr erfährt. Denn in der Synthese mit einem politischen System, mit dem sich die Gesellschaft identifizieren kann, liegt die Chance, daß sich nicht ein „Nationalismus ohne Nation" herausbildet, der einer aggressiven Politik als Vehikel dienen könnte. Aus dieser Perspektive und in diesem Verständnis besitzt die Identitätsgewinnung politischen, wirtschaftlichen und sozialen Postulatcharakter. Damit ist zugleich Entscheidendes über die zukünftige Weichenstellung für die Politik der Bundesrepublik ausgesagt.

Da nicht zuletzt auf Grund der Erfahrung mit der Bismarckschen Reichsgründung — Einheit vor bürgerlich-liberaler Verfassungsordnung, vor Parlamentarisierung und Demokratisierung — die Wahl zwischen staatlicher Einheit und der Sicherung einer freiheitlichen Verfassung keine akzeptable Alternative sein kann, bekommt der Ausbau der inneren demokratischen Ordnung erste Priorität, ja, diese gewinnt noch an Bedeutung angesichts sich verringernder ökonomischer Wachstumsraten und sich verschärfender sozialer Verteilungskämpfe. In der befriedigenden Lösung dieser Aufgabe liegt ebenso eine große Chance für das Selbstverständnis und das Selbstbewußtsein der Bundesrepublik, kurz, für ihre Identitätsgewinnung, wie bei einem Versagen das Mißtrauen gegenüber ihren politischen und sozialen Fundamenten und ihrer Innovationsfähigkeit neuen Auftrieb erhalten könnte. Und die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, daß die ergebnislose Suche nach Identifizierungsmöglichkeiten eine grundsätzliche Infragestellung und die schließliche Abkehr von diesem System zur Folge haben könnte.

Die Selbstdarstellung, die der Bundesrepublik im industriellen Sektor mit dem Gütezeichen „Made in W. -Germany" international schon seit langem möglich ist, ist unter nationalem Vorzeichen im Hinblick auf das historisch-politische Bewußtsein ihrer Bürger noch keineswegs gelungen Trotz der Tendenz, den Staat mehr als ein Vernunftgebilde denn als ein Gefäß für Gemeinschaftsgefühle aufzufassen, genügen dazu verfassungsrechtlich modifizierte Minimalia als Basis eines demokratischen Konsenses und die historisch „angereicherte" Selbstvergewisserung offenbar nicht.

Die hier geforderte Identität für die Bundesrepublik impliziert indes eine problematische Konsequenz. Wenn es richtig ist, daß ökonomische und soziale Faktoren wesentlich zur Herausbildung eines bundesrepublikanischen Nationalbewußtseins beigetragen haben und noch beitragen und auf der anderen Seite das gesamtdeutsche Nationalbewußtsein und damit das Bewußtsein für die Wiedervereinigung geschwächt haben, dann bedeutet dies, daß mit wachsender Identitätsgewinnung dieser Tendenz in der Bevölkerung Vorschub geleistet wird. Angesichts dieser Entwicklung — und die Ergebnisse der bisher diesem Problemkreis gewidmeten demoskopischen Erhebungen sind eindeutig — stellt sich dann in der Tat die Frage, ob die „Deutsche Nation" noch mehr ist und auf lange Sicht mehr sein wird als ein historisches Phänomen, ob sie schließlich „von der Geschichte überholt oder geschichtlicher Auftrag" sein wird

Oder sollte die Beobachtung des Franzosen zutreffend sein, der aus Anlaß des Besuches des französischen Staatspräsidenten Giscard d'Estaing in Auschwitz Mitte Juni 1975 in „Le Monde" über die deutsche Nation schrieb, „daß ihre wahre Natur besser zu erklären ist durch das Wort . werden'als durch das Wort .sein'"?

Fussnoten

Fußnoten

  1. Hier sind vor allem zu nennen: Peter Christian Ludz, Parteielite im Wandel. Sozialstruktur und Ideologie der SED-Führung, Köln—Opladen 19682; Hans Werner Schwarze, Die DDR ist keine Zone mehr, Köln 1969; Werner Sörgel, Konsensus und Interessen. Eine Studie zur Entstehung des Grundgesetzes, Stuttgart 1969; Ernst-Ulrich Huster, Ger-Leicht

  2. Vgl. Peter C. Ludz, Deutschlands doppelte Zukunft. Bundesrepublik und DDR in der Welt von morgen, München 19743, S. 102 ff.

  3. Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1974, hrsg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Berlin 1974, S. 107 ff. Das Nachstehende in textlicher Anlehnung an die „Materialien".

  4. So der Untertitel der Studie von Ernst Richert, Das Zweite Deutschland, Gütersloh 1964.

  5. Vgl. etwa Erik Erikson, Kindheit und Gesellschaft, Stuttgart 19632; ders., Identität und Lebenszyklus, Frankfurt 1966, hier besonders die Abhandlungen „Ich-EntWicklung und geschichtlicher Wandel", a. a. O., S. 11— 54, und „Das Problem der Ich-Identität", a. a. O., S. 123— 212.

  6. Vgl. Erich Kosthorst, Die Teilung Deutschlands und die Entstehung zweier deutscher Staaten. Eine didaktische Analyse, in: Politik und Kultur, 1. Jg., 3 (1974), S. 16.

  7. Aus der umfangreichen Literatur zum deutschen Kontinuitätsproblem: Andreas Hillgruber, Großmachtpolitik und Militarismus im 20. Jahrhundert. 3 Beiträge zum Kontinuitätsproblem, Düsseldorf 1974; Fritz Fischer, Zum Problem der Kontinuität in der deutschen Geschichte von Bismarck bis Hitler, in: Studia Historica slavo-germanica 1, Poszan 1S 73, S. 115 ff.; Michael Stürmer, Jenseits des Nationalstaats. Zum deutschen Kontinuitätsproblem, in: Politik und Kultur, Jg. 2 (1975), Nr. 3/4, S. 119— 138.

  8. A. a. O., S. 155.

  9. Vgi. Georg Iggers, Deutsche Geschichtswissenschaft. Eine Kritik der traditionellen Geschichtsauffassung von Herder bis zur Gegenwart, München 1971, S. 338 ff.

  10. So Reinhard Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, Stuttgart 1970, S. 250.'

  11. Hier sind stellvertretend anzuführen: das die Anfangsphase behandelnde Werk von Bracher/Sauer/Schulz, Die nationalsozialistische Machtergreifung. Studien zur Errichtung des totalitären Herrschaftssystems in Deutschland 1933/34, Köln— Opladen 19622; Hans Mommsen, Beamtentum im Dritten Reich, Stuttgart 1966; Martin Broszat, Der Staat Hitlers, München 1969; Karl Dietrich Bracher, Die deutsche Diktatur. Entstehung, Struktur, Folgen des Nationalsozialismus, Köln—Berlin 19703.

  12. Vgl. die für die frühe Neuzeit entwickelten Vorstellungen von Rudolf Vierhaus, Probleme vergleichender Institutions-und Sozialgeschichte der frühen Neuzeit, in: Mitteilungen aus der Max-Planck-Gesellschaft, 1972, S. 171— 186, bes. S. 176 ff.

  13. Nolte, a. a. O., S. 601.

  14. Nolte, a. a. O., S. 601 f.

  15. So Lutz Niethammer in Assoziation an Ernst Blochs berühmtes Diktum vom „Faschismus als Erscheinungsform der Ungleichzeitigkeit" in seiner umfassenden, kritischen Rezension von Noltes Werk: Zeitgeschichte als Notwendigkeit des Unmöglichen?, in: Historische Zeitschrift, Bd. 221 (1975), S. 373— 389, zit. S. 379.

  16. Vgl. dazu die brillant formulierte, kritische Erörterung von Thomas Nipperdey, Wehlers „Kaiserreich", in: Geschichte und Gesellschaft, 1. Jg. (1975), S. 539— 560.

  17. Erich Kosthorst, Zeitgeschichte und Zeitperspektive. Versuch einer didaktischen Ortsbestimmung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 22/75 v. 31. 5. 1975, S. 7.

  18. Dies gilt vorzugsweise für die Epoche des Deutschen Bauernkrieges und das spätere 18. Jahrhundert. Vgl. Immanuel Geiss, Bürgerliche und proletarische Revolution. Skizze zu einem vergleichenden sozialgeschichtlichen Überblick, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 42/75 v. 18. 10. 1975, S. 9, 24, zu den Bemühungen der DDR-Historiographie über das 19. und 20. Jahrhundert; Andreas Hillgruber, Politische Geschichte in moderner Sicht, in: Die Zukunft der Vergangenheit. Lebendige Geschichte — Klagende Historiker, hrsg. von Gerd-Klaus Kaltenbrunner, Freiburg 1975, S. 92 f.

  19. Vgl. Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik. Ministerium für Volksbildung: Lehrplan für Geschichte, Klasse 10, Berlin 1973, S. 13 f.

  20. Vgl. Kosthorst, Die Teilung Deutschlands, a. a. O„ S. 17 ff.

  21. Kosthorst, a. a. O., S. 25, 19.

  22. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 39/75 vom 27. 9. 1975, S. 19— 25, S. 20 f.

  23. Bergmann, a. a. O., S. 39.

  24. Bergmann, a. a. O., S. 22.

  25. Bergmann, a. a. O., S. 24.

  26. Bergmann, a. a. O., S. 25.

  27. Bergmann, a. a. O., S. 19 (Hervorhebung v. Verf.).

  28. Die „Multiperspektivität" bezeichnet Bergmann als konstitutiv für den Geschichtsunterricht.

  29. Vgl. etwa die sarkastische Attacke von Thomas Nipperdey in seinem Aufsatz: Wozu noch Geschichte, in: Die Zukunft der Vergangenheit, a. a. O., S. 39, auf solche Ansprüche, die ihm als das genuine Produkt „wild gewordene(r) Didaktiker" vorkommen.

  30. Vgl. dazu Manfred Hättich, Geschichtsbild und Demokratieverständnis, in: Löwenthal und Schwarz, a. a. O., S. 912.

  31. Vgl. dazu Wolfgang J. Mommsen, Die Geschichtswissenschaft in der modernen Industriegesellschaft, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 22. Jg. (1974), S. 3 f., 13 ff., und Rudolf Vierhaus, Historische Forschung in der Bundesrepublik: zwischen Ansehenskrise und theoretischer Neubegründung, in: Wirtschaft und Wissenschaft, H. 3 (1975), S. 5- 14, hier: S. 8 f.

  32. Vgl. etwa Jens Hacker, Der Begriff der Nation aus der Sicht der DDR. Gibt es noch eine deutsche Nation?, in: Gegenwartskunde, H. 4 (1972), S. 391 bis 403, Die DDR und die nationale Frage, in: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.), Die deutsche Nation, a. a. O., S. 8— 46, sowie mehrere Beiträge in: Deutschland Archiv von (1972) 5. Jg. und (1974) 7. Jg., zuletzt: Albrecht Martiny, Marxismus und nationale Frage, 8. Jg. (1975), S. 1176— 1181, sowie den offiziösen Artikel von A. Kosing und W. Schmidt aus: Neues Deutschland vom 15. 2. 1975.

  33. So beispielsweise bei Kurt Hager, Die entwickelte sozialistische Gesellschaft, Berlin (Ost), 1971, S. 54.

  34. Erich Honecker, Die Rolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei in der sozialistischen Gesellschaft, Berlin (Ost) 1974, S. 328; vgl. auch H. Meier, W. Schmidt, Die DDR-Verkörperung der besten Traditionen der deutschen Geschichte, in: Einheit, 4/5, S. 463, 471. Zum „Nationalismus" in der DDR vgl. auch Theodor Veiter, Deutschland, deutsche Nation und deutsches Volk. Volkstheorie und Rechts-begriffe, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 11/73 v. 17. 3. 1973, S. 33 f.

  35. Vgl. dazu die vorsichtige Stellungnahme von Nipperdey, a. a. O., S. 55 ff.

  36. So in einem anderen Zusammenhang Hans Mommsen, Nationalismus, Nationalitätenfrage, in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft, Bd. IV, 1971, Sp. 624; vgl. dazu auch Theodor Geiger, Demokratie ohne Dogma, Die Gesellschaft zwischen Pathos und Nüchternheit, München 1963, hier: S. 137— 175.

  37. Vgl. Hättich, a. a. O., S. 907 ff.

  38. Vgl. Gebhard Schweigler, Nationalbewußtsein in der BRD und der DDR, Düsseldorf 1973, S. 202 ff.

  39. So der Teiltitel der von der Friedrich-Ebert-Stiftung hrsg. Schrift, s. o. Anm. 32.

Weitere Inhalte

Karl Teppe, Dr. phil., geb. 1943 in Wuppertal; Wiss. Assistent am Seminar für Geschichte/Politik und ihre Didaktik der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, Abt. Münster; 1965— 1968 Studium an der Pädagogischen Hochschule Hamm, 1968 1. und 1969 2. Staatsprüfung für das Lehramt an der Grund-und Hauptschule; 1969— 1974 Studium der Geschichte, Pädagogik und Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum mit dem Abschluß der Promotion. Veröffentlichungen: Zur Charakterisierung der lokalen Unruhen in Aachen 1786 bis 1792, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Bd. 82 (1972), S. 35— 68; Provinz — Partei — Staat. Zur provinziellen Selbstverwaltung im Dritten Reich, untersucht am Beispiel Westfalens, wird 1976 von der Historischen Kommission Westfalens veröffentlicht; Die NSDAP und die Ministerialbürokratie, erscheint demnächst in: Der Staat.