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Regionalismen in Spanien | APuZ 12/1980 | bpb.de

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APuZ 12/1980 Artikel 1 Frankreich — „Vielvölkerstaat" vor dem Zerfall? Neo-Nationalismus in Großbritannien Erklärungsansätze und Ursachenanalyse Regionalismen in Spanien

Regionalismen in Spanien

Dieter Nohlen

/ 38 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Im Demokratisierungsprozeß Spaniens nach Francos Tod sind von den spanischen Regionen entscheidende Impulse für die Neugestaltung des politischen Systems ausgegangen. Die spanischen Regionalismen sind jedoch keine homogene, in den verschiedenen Regionen aus ähnlichen Gründen entstandene politische Kraft; sie beschränken sich auch nicht auf Katalonien oder das Baskenland. In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, verschiedenen Ursachen, Entwicklungen und Strukturen der Regionalismen in Spanien aufzuzeigen. Unterschieden wird zwischen 1. objektiven regionalen Differenzen, wie sie in Bevölkerungs-, Wirtschafts-und Sozialstatistiken ausgewiesen werden — dazu gehören auch die Daten der historisch-politischen Entwicklung der Regionalismen; 2. subjektiven Wahrnehmungen regionaler Unterschiede, d. h. regionalistischem Bewußtsein; 3.der Umsetzung regionaler Besonderheiten (objektiver und subjektiver Natur) in den politischen Regionalismus, insbesondere in Form regionalistischer Parteien zur Durchsetzung regionaler politischer Forderungen (z. B. hinsichtlich der Staatsstruktur, der Leistungen des Zentralstaats an die Regionen, der Einflußnahme der Regionen auf die zentralstaatliche Willensbildung).

Unsere Kenntnisse über die spanischen Regionalismen sind in der Regel beschränkt auf Katalonien und das Baskenland (Euskadi) *). Entsprechend sind wir geneigt, die Regionalismen dieser beiden Regionen stellvertretend für das Regionalismusproblem Spaniens zu begreifen und auf diese Fälle gegründet nach Erklärungen für den spanischen Regionalismus zu suchen. Das Problem ist jedoch vielfältiger und komplexer

Tabelle 5: Praxis des Bilinguismus in den Sprachregionen (Survey-Daten) Quelle: Zusammengestellt nach Salustino del Campo u. a. (Anm. 8), passim.

Uns geht es im folgenden im wesentlichen um eine deskriptive, historisch-empirische Bestandsaufnahme der Regionalismen hinsichtlich ihrer historischen, ökonomischen, sozialen, kulturellen und politischen Besonderheiten. Gefragt wird nach den objektiven Tatbeständen regionaler Differenzierung (wirtschaftliche Entwicklung, sprachlich-kulturelle Identität, historisch-politische Entwicklung) und nach dem subjektiven Faktor, dem regionalistischen Bewußtsein, das nicht losgelöst von den objektiven Differenzierungen gesehen werden darf. Denn sie bilden die Voraussetzung für das Entstehen eines regionalen Bewußtseins. Daran anschließend thematisieren wir den Regionalismus bzw. Nationalismus im Demokratisierungsprozeß der Nach-Franco-Ära.

I. Objektive regionale Differenzen

Tabelle 1: Regionale sozio-ökonomische Indikatoren Quellen: Ramn Tamames (Anm 13), S. XVIII ff.; Salustino del Campo u. a. (Anm. 21), passim.

1. Wirtschaftliche und soziale Entwicklungsunterschiede als Grundlage regionaler Identität Die verwaltungsmäßige Untergliederung Spaniens in 50 Provinzen stammt (mit geringfügigen seitherigen Veränderungen) aus dem beginnenden 19. Jahrhundert. Die historischen Regionen Spaniens, deren Grenzen teilweise auf das Mittelalter und die Reconquista zurückgehen, umschließen in aller Regel mehrere Provinzen, ohne jedoch stets mit den Provinzgrenzen zusammenzufallen. Da die historischen Regionen in der Größenordnung stark variieren — das Baskenland ohne Navarra nacht nur 1, 48 Prozent der Gesamtfläche Spaniens aus, während Neukastillien (CastillaLa Mancha) 20, 70 Prozent einnimmt —, wurde im Zuge der Regionalplanung 1973 eine Untergliederung des Staatsgebietes vorgenommen, die 14 geographisch ausgewogenere Einheiten schuf. Davon ist heute nicht viel mehr geblieben als die statistische Schwierigkeit für die historischen Regionen erhobene bzw. ausgeworfene offizielle Daten aufzufinden.

Tabelle 6: Die Dimension des regionalen Bewußtseins Quelle: Jos Jimnez Blanco u. a. (Anm. 29), S. 84.

In den nachfolgenden Tabellen haben wir einige soziale und wirtschaftliche Daten zusammengestellt, welche die erheblichen Entwicklungsunterschiede zwischen den 14 Regionen aufzeigen. Die Daten lassen erkennen, daß regionale Autonomieforderungen in Spanien unter sehr unterschiedlichen Entwicklungsniveaus und damit auch unterschiedlichen sozioökonomischen Strukturen erhoben wurden. Bekanntlich ist Katalonien weiter entwickelt als das Zentrum Spaniens. Aber auch jene Region, in der heute der heftigste Regionalismus anzutreffen ist, das Baskenland, hat ökonomisch einen weit höheren Entwicklungsstand als das Zentrum. Das Baskenland weist das höchste Pro-Kopf-Einkommen, den höchsten Anteil der in der Inustrie beschäftigten Erwerbstätigen, die niedrigste Analphabetenrate und eine weit unter dem nationalen Durchschnitt liegende Arbeitslosenquote auf. Schlüsseln wir alle Daten für das Pro-Kopf-Einkommen auf die Provinzebene auf, so liegen die baskischen Provinzen für 1975 an 1., und Stelle (Vizcaya, Guipüzcoa und Alava in dieser Reihenfolge 3)) — dies auch ein Hinweis auf den recht ausgeglichenen internen Entwicklungsstand des Baskenlandes. Mit dem geringsten Anteil autochthoner Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung des Baskenlandes deutet sich jedoch bereits eine komplizierte soziologische Konfliktstruktur in der politischen Auseinandersetzung um die Autonomie an.

Tabelle 7: Zentralismus und politische Autonomie nach sozialstrukturellen Kategorien Quelle: Jos Jimenez Blanco u. a. (Anm. 29), S. 81.

Im Gegensatz zu Katalonien und dem Baskenland, die im spanischen Vergleich überentwikkelt sind, ist Galizien, wo zumindest seit Beginn unseres Jahrhunderts Autonomieforderungen erhoben wurden (siehe dazu weiter unten), strukturell unterentwickelt. Die erwerbstätige Bevölkerung ist noch zu 52 Prozent in der Landwirtschaft beschäftigt das Pro-Kopf-Einkommen ist eines der niedrigsten Spanienes. Galizien hat die schlechteste gesundheitliche Versorgung (gemessen an der Zahl der Einwohner je Arzt), die zweitschlechteste Infrastruktur (gemessen an Telefonen und Personenkraftwagen je tausend Einwohner) und den viertniedrigsten Verbrauch an elektrischer Energie. Galizien ist so unterentwickelt wie Extremadura und Andalusien, und doch hat sich nur hier eine starke historische regionalistische Bewegung gebildet.

Tabelle 8: Wahlenthaltung bei den Referenda von 1976 und 1978 (und Nein-Stimmen 1978) in ausgewählten Provinzen Quelle: Zusammengestellt nach Jos Ignacio Cases, Resultado y abstenciön en el referndum espaol de 1978, in: REP, 6/1978, S. 175ff.

Für die Aktivierung autonomistischer Bestrebungen in den spanischen Regionen, die hinsichtlich des Entwicklungsstandes dem Modell der durch das Zentrum ausgebeuteten Peripherie zumindest vordergründig entsprachen, hat es somit offensichtlich anderer als ökonomischer Faktoren bedurft. 2. Sprachliche Besonderheit als Grundlage regionaler Identität Spanisch ist nicht die Sprache der Spanier, sondern nur die ihrer Mehrheit. Eine der heutigen Weltsprachen ist von ihrem Ursprung her die Sprache Kastiliens, weshalb Spanisch eigentlich Kastilisch heißen müßte und in Lateinamerika, wo weit mehr Menschen Spanisch sprechen als in Spanien, auch folgerichtig in der Regel als „Castellano" bezeichnet wird. In Spanien werden zumindest vier Sprachen gesprochen: Kastilisch, Katalanisch, Galizisch und Baskisch. Kleinere Sprachengruppen können wir hier ebenso vernachlässigen 4) wie Versuche, die katalanischen Dialekte, die in Pais Valenciano und auf den Balearen verbreitet sind, als eigene Sprachen zu pflegen. Während Kastilisch, Katalonisch und Galizisch Sprachen romanischen Ursprungs sind, blieben die Wurzeln des Baskischen bislang unentdeckt. Uns interessieren hier jedoch weniger linguistische Fragen als solche nach der Bedeutung der sprachlichen Fragmentierung Spaniens für Identität und Aktivierung der Regionalismen.

Tabelle 9: Stimmen und Mandate für die zwölf stimmstärksten regionalen Parteien bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus vom 1. März 1979 Quelle: Zusammengestellt nach Cambio 16, 18. 3. 1979, S. 26ff.

Es liegen erst wenige empirische Forschungsergebnisse über den Zusammenhang von sprachlicher Differenzierung, regionalem politischem Bewußtsein und politischen Regionalismen in Spanien vor, doch wird man wohl von der Hypothese ausgehen dürfen, daß die sprachliche Differenzierung zwischen den Regionen Baskenland, Galizien, Katalonien, Balearen und Land Valencia (Levante) einerseits und dem kastilisch sprechenden Zentrum andererseits ein wesentliches Element des regionalen „becho diferencial" \. sX.. Die Sprachenpolitik des Zentrums und die sprach-politischen kulturellen Forderungen der genannten Regionen bilden einen Kernbereich der traditionellen Auseinandersetzungen, die als Regionalismusproblem gekennzeichnet werden.

Tabelle 10: Regionalismen in Spanien in schematischer Darstellung

Die auf Identifizierung der spanischen Bevölkerung mit dem Kastilischen hinzielende Politik des Zentrums hat bereits in der Vernachlässigung statistischer Erhebungen über die sprachliche Struktur Spaniens Akzente in dieser Auseinandersetzung gesetzt, ganz zu schweigen von der faktischen Unterdrückung der Minderheitssprachen (Bestimmung des Kastilischen als alleiniger Amtssprache auch in den bilinguistischen Regionen, Verbot der einheimischen Sprache als Unterrichtssprache, Verbannung aus den Massenmedien etc.). So gibt es keine zuverlässigen Daten über den Multilinguismus in Spanien. Annäherungswerte können der folgenden Tabelle 3 entnommen werden. nachhaltig verändert haben. Dabei ist eine seit Jahrzehnten andauernde Zuwanderung von Arbeitskräften aus den agrarisch bestimmten Gebieten kastilischer Sprache in die urban-industriellen Zentren der zweisprachigen Regionen zu beobachten. Wie Tabelle 2 zeigt, weisen Kastilien, das Baskenland und Levante den niedrigsten Anteil der in der Region geborenen Bevölkerung an ihrer Gesamtbevölkerung auf; demgegenüber ist der Anteil der Migration an der in der Region geborenen Bevölkerung in Andalusien, Altkastilien und Ex-Tabelle Erste soziologische Untersuchungen auf der Basis von Survey-Daten setzten Ende der sechziger Jahre ein. Einen Markstein in diesem der Forschung nicht nur politisch, sondern auch methodisch zugänglich werdenden Feld setzte Amando de Miguel mit den im ersten FOESSA-Bericht veröffentlichten Ergebnissen Auf sie stützt sich Juan Linz in seiner brillanten Analyse von 1975 Neuere Untersuchungen haben die FOESSA-Daten im wesentlichen bestätigt. Durch die Unterscheidung zwischen Wohnbevölkerung einer Region und der die einheimische Sprache sprechenden Bevölkerung hat vor allem die Untersuchung von Salustino del Campo u. a. neues Licht auf das Problem geworfen Denn es muß berücksichtigt werden, daß die innerspanischen Migrationsprozesse die Zusammensetzung der Bevölkerung in den Regionen tremadura notorisch hoch. Die Migrationsprozesse verleihen dem Bilinguismus eine verstärkte soziologische Dimension. Stadt-Land-Gegensätze und schichtenspezifische Unterschiede in der Sprachpraxis regionaler Idiome, auf die wir hier nicht weiter eingehen können haben natürlichen Einfluß auf die soziologische Struktur der regionalistischen Bewegungen, worauf wir noch zurückkommen werden. Wenn wir danach fragen, wie hoch der Anteil der in den bilinguistischen Regionen Wohnenden ist, die die einheimische Sprache ohne Probleme sprechen können, so zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Regionen. Der Anteil ist in Galizien mit 81, 4 Prozent am höchsten, umfaßt in Katalonien noch über zwei Drittel der Bevölkerung, sinkt jedoch im Baskenland auf 19, 1 Prozent. Allgemein niedrig ist in allen Regionen die Fähigkeit, sich schriftlich in den Regionalsprachen auszudrücken. Sie liegt nur in Katalonien über zehn Prozent.

Hinsichtlich der Gebräuchlichkeit der einheimischen Sprache unter denen, die sie spre-chen können, ergeben sich ähnlich markante Unterschiede. Zunächst fällt auf, daß Katalanisch und Galizisch zu einem beachtlichen Anteil als erste Sprache im Elternhaus gelernt wurden, das Baskische hingegen nicht Sodann zeigt sich, daß das Katalanische fast zu 90 Prozent von den des Katalanischen Mächtigen als die von ihnen zumeist gesprochene Sprache angegeben wird. Baskisch wird von den im Baskenland heimischen Bilinguisten jedoch nur zu etwas mehr als einem Drittel am häufigsten gesprochen. stand vorbeisehen, daß die Sprache des Zentrums einen beachtlichen Verbreitungsgrad erreicht hat und eine Einsprachigkeit zugunsten der regionalen Sprache auf erhebliche Widerstände stoßen dürfte. Es sollte im übrigen berücksichtigt werden, daß die mittelalterlichen Reiche — die Vorläufer der heutigen Regionen — keineswegs sprachlich homogene Gebilde waren Die historisch-politischen Grenzen stimmten nicht mit den Sprachgrenzen überein. So scheint die Zweisprachigkeit in den sprachlich-kulturell vom kastilischen Eine Analyse der Tiefe des vom kastilischen Zentrum abweichenden sprachlich-kulturellen und politischen Bewußtseins, die nur auf den genannten Daten basiert, würde allerdings zu kurz greifen. Es müßten außerdem linguistische, sprachgeschichtliche und historisch-politische Kriterien berücksichtigt werden. Wir begnügen uns hier festzustellen, daß die sprachliche Assimilierungspolitik — verstärkt durch die Migrationsprozesse insbesondere im Hinblick auf Kastilien und das Baskenland — die sprachlich-kulturelle Homogenisierung der Regionen nicht hat herbeiführen können.

/Andererseits kann eine auf regionale Autonomie hinzielende Politik nicht an dem Tatbe-Zentrumdifferierenden Regionen, d. h. die Anerkennung der einheimischen Sprache als gleichberechtigte Amtssprache, die sinnvolle Lösung des Sprachenproblems zu sein; zu diesem Schritt entschloß sich die Katholische Kirche hinsichtlich des Katalanischen bereits 1956. Auch das Baskische erkennt sie nominell als Amtssprache an. Eine Gleichberechtigung der regionalen Sprachen auf Staatsebene, d. h. die Viersprachigkeit Spaniens, sehen auch die regionalen Autonomisten aus praktischen Gründen als nicht realisierbar an

II. Zur Geschichte der Regionalismen in Spanien

Tabelle 2: Regionen Regionale sozio-ökonomische Indikatoren II Quellen: Ramon Tamames (Anm. 13), S. XVIII ff.; Salustino del Campo (Anm. ), passim.

Zu den objektiven Tatbeständen des spanischen Regionalismus heute gehört die Geschichte der Regionen und Regionalbewegungen von den Anfängen bis in die Jahre des Bürgerkriegs hinein. Die Unterdrückung aller vom Kastilischen abweichenden kulturellen Eigenarten und damit einer wesentlichen Komponente des kulturellen Reichtums Spaniens im Namen der Einheit Spaniens hat den Regionalismus heute nicht nur verstärkt, sondern in soziologischer und politisch-ideologischer Hinsicht wesentlich verändert. Trotzdem werden einige Kernprobleme des Regionalismus, vor allem die Unterschiede zwischen den Regionalismen, nicht ohne Rückgriff auf die Geschichte — wie kursorisch er im folgenden auch nur sein kann — erklärt werden können

Zunächst ist hervorzuheben, daß die historischen Grundlagen eines kulturellen und politischen Regionalismus in den verschiedenen Territorien Spaniens verschieden und verschieden gewichtig sind. In Katalonien regten sich seit den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts regionalistische Strömungen; im Baskenland setzten sie nicht viel später ein. In diesen beiden Regionen mündeten die linguistisch-kulturellen Anstöße zur Wiedergeburt einer regionalen Identität in politische Entwürfe zur Wiedererlangung früherer Rechte und Privilegien und zur Reorganisation des spanischen Staates. Andere Regionen Spaniens folgten vor allem dem katalanischen Beispiel, aber nur zögernd und unter Bedingungen, die dem Regionalismus ein jeweils anderes Gepräge verliehen. Sieht man vom Baskenland ab, so wird man dem katalanischen Regionalismus eine Initial-und Vorreiterfunk-

tion für die später einsetzenden Regionalis®en zubilligen müssen. Nicht nur in den anderen katalanisch-sprachigen Regionen, sondern auch in Galizien und nach Erlangung des Autonomiestatuts für Katalonien 1931 auch in allen anderen Regionen wurde nach Barcelona geblickt. Nirgends konnten jedoch die politischen Konzepte und Strategien des politischen Katalanismus übertragen werden.

Wir werden im folgenden zunächst den katalanischen Regionalismus darstellen und dann auf Valencia-Land und die Balearen eingehen, weil wir in diesen Regionen infolge der Gemeinsamkeit der Sprache — von Dialektdifferenzen abgesehen — einen Faktor, der politischen Regionalismus begründen kann, konstant halten können. Dies schafft günstige Voraussetzungen für die Anwendung der vergleichenden Methode, mit deren Hilfe wir nicht nur Übereinstimmungen und Abweichungen feststellen, sondern auch Kausalbeziehungen auf die Spur zu kommen hoffen. Danach betrachten wir das Baskenland und Galizien, Gebiete, in denen der politische Regionalismus eine starke Tradition besitzt. Von den jüngeren Regionalismen können wir aus Raumgründen hier nur Andalusien berücksichtigen.

Katalonien Katalonien verlor erst im spanischen Erbfolgekrieg 1716 die auf das frühe Mittelalter (Grafschaft Barcelona) zurückgehenden und unter der österreichischen Monarchie aufrechterhaltenen Fueros und Privilegien Wirtschaftliche und geistesgeschichtliche Faktoren, Industrialisierung und Romantik begründeten seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts einen katalanischen „Nationalismus auf der Suche nach der verlorenen Nation" (Josep Termes), der sich zunächst literarisch (damit Wiedergewinnung des Katalanischen als Schriftsprache), wenige Zeit später jedoch bereits in Forderungen nach Autonomie oder nach einer Reform des spanischen Staates auch politisch ausdrückte.

Die vielfältigen regionalistischen Tendenzen in der Geschichte Kataloniens lassen sich wie folgt unterscheiden 1. Der Traditionalismus: Rückbesinnung auf die Geschichte und Forderung nach Wiederherstellung der alten Rechte und Privilegien. Die Ursachen der Krise des spanischen Staates werden im Liberalismus und im homogenisierenden Zentralismus des 19. Jahrhunderts ausgemacht. Eine Überwindung der Krise soll von der Wiederbelebung der Regionen ausgehen. Seine Basis hatte der konservative Regionalismus im agrarischen Katalonien. 2. Der Föderalismus (von Piy Margallund von De Almirall) als politisch-institutionelle Lösung der Integration Kataloniens und der anderen Regionen mit nationaler Identität in den spanischen Staatsverband Im Föderalismus war zunächst die ganze Breite politisch-ideologischer Strömungen vertreten. Seine Verbindung mit Demokratie und Republikanismus in der Revolution von 1868 machten ihn jedoch später Monarchismus und Konservatismus verdächtig.

3. DerAutonomismus konservativer Orientierung: In ihm flossen verschiedene Strömungen und Forderungen zusammen: die kulturelle Renaissance, der wirtschaftliche Protektionismus, der Traditionalismus und der Föderalismus in dem Versuch, im Rahmen der spanischen Monarchie unter der Restauration einen Autonomiestatus für Katalonien zu erlangen. Parteipolitischen Ausdruck fand diese Tendenz in der 1901 gegründeten „Lliga Regionalista", in der ursprünglich ein breites soziales und vor allem politisches Spektrum des Katalanismus vertreten war, in der sich aber bald die industriellen Interessen und die konservativen Positionen durchsetzten. Prat de la Riba, die Führungsfigur der Lliga, formulierte die politischen Aspirationen der Industriebourgeoisie in seiner Schrift „La Nacionalitat Catalana" (1906): Die Schaffung einer iberischen Konföderation, innerhalb derer die kastilische und katalanische Nationalität mit dem Ziel politischer und wirtschaftlicher Stärkung zusammenarbeiten könnten. In Anlehnung an west-und mitteleuropäische Vorbilder entwickelt er die Idee eines spanischen Imperalismus, der mit den anderen Imperialismen der Zeit konkurrieren könne. Der „Vater des bür-gerlichen katalanischen Nationalismus" setzte zur Verwirklichung dieser Vorstellungen auf eine Politik des „intervencionismo“, die auf parlamentarischem Wege den katalanischen Einfluß in Madrid stärken sollte. Verkörpert wurde diese Politik in der Person von Francesc Camb, der in dieser Phase unter mehreren der sich zahlreich abwechselnden Restaurationsregierungen Ministerposten übernahm und für den der katalanische Regionalismus (Nationalismus) eine instrumentelle Bedeutung hatte.

Ein Schritt in Richtung auf einen Autonomie-status für Katalonien bedeutete die Einrichtung der „Mancomunidad de Catalunya" 1912/14, der Zusammenschluß der Provinzversammlungen der katalanischen Provinzen. Hier konnte sich die katalanische Industriebourgeoisie als regierungsfähig profilieren, indem sie ein umfangreiches Modernisierungsprogramm in die Praxis umzusetzen versuchte. Es wurden Infrastrukturmaßnahmen (Verkehr, Telefon, Verwaltung), Verbesserungen im Erziehungswesen (Grundschulen, Berufsschulen), Modernisierungen des Produktionsapparates und Steigerungen der Produktion eingeleitet und zugleich mit der kapitalistischen Entwicklung die katalanische Identität verfestigt Programme und Projekte regionaler Autonomie, die sich auf die „Bases de Manresa“ (1892) gründeten, ließen sich jedoch nicht verwirklichen und verloren mit der Diktatur Primo de Riveras (1923) jegliche Realisierungschance. 4. Radikaler Nationalismus: Erst gegen Ende des Ersten Weltkrieges konnte sich ein gegen die Übermacht des konservativen, bürgerlichen Katalanismus gerichteter linker Katalanismus etablieren, der auf die Unabhängigkeit Kataloniens abzielte. Diese Bewegung ging von FrancescMaciä und der 1919 gegründeten „Demokratisch-nationalistischen Föderation" aus und mündete über den „Estat Catalä'XW^ schließlich mehrheitlich in der „Esquerra Republicana de Catalunya“ (1931) und damit wieder in nicht-separatistischem Regionalismus, im Republikanismus.

5. Der Republikanismus: ^! ging von der Überlegung aus, daß die katalanische Frage nur innerhalb einer demokratischen Republik würde gelöst werden können. Der linksorientierte Republikanismus wurde durch den Zugang von Radikalen Nationalisten mehrheitsfähig und konnte durch den von ihm herbeigeführten Regimewechsel in Spanien 1931 ein Autonomiestatut für Katalonien durchsetzen. Das Statut war der Kompromiß zwischen der Regierung der Katalanischen Republik und der Spanischen Republik, beide hervorgegangen aus den revolutionären Akten im Anschluß an die Municipalwahlen vom April 1931, die den Republikanern eine Mehrheit einräumten. Die „Generalität de Catalunya“, die katalanische Regierung, erhielt ihre volle verfassungsrechtliche Investitur nach der Verabschiedung der spanischen Verfassung von 1931 durch das „Statut von Katalonien" vom 15. September 1932.

Insbesondere für die Zeit der II. Republik ließen sich sowohl weitere regionalistische Strömungen aufzeigen (im Sozialismus und Anarchismus)

als auch weitere Entwicklungen darstellen.

Darauf müssen wir hier verzichten

Es genügt uns, deutlich gemacht zu haben, wie vielfältig allein der katalanische Regionalismus und wie komplex sein sozialer, historisch-politischer und ideologischer Begründungszusammenhang ist

Land von Valencia (Levante)

Das Land von Valencia (Pais Valenciano) verlor wie Katalonien im spanischen Erbfolge-krieg 1707 (Schlacht von Almansa) seine „Fürs“ (Freiheitsrechte und Privilegien). Die Renaissance der katalanischen Sprache und Kultur erfaßte in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch die Levante, blieb jedoch im Unterschied zu Katalonien im wesentlichen literarisch. Teodoro Llorente, der einflußreichste Protagonist der valen Jahrhunderts auch die Levante, blieb jedoch im Unterschied zu Katalonien im wesentlichen literarisch. Teodoro Llorente, der einflußreichste Protagonist der valencianischen Renaissance, betonte, daß die Valencianer, wenn sie die Größe ihres alten Königreichs besängen, nicht die Idee ver-träten, das „Reino de Valencia“ zum Schaden der Einheit Spaniens wiederherzustellen 18). Die entscheidenden Gründe für die unterschiedlichen Auswirkungen der linguistisch-kulturellen Renaissance in beiden Regionen liegen in der stärkeren „Kastilianisierung" des Landes von Valencia, insbesondere in der engen Verbindung der herrschenden Klasse von Großgrundbesitz und Finanzkapital mit Madrid einerseits und der Interessendivergenz zwischen den protektionistischen Industriesektoren Kataloniens sowie den exportorientierten und auf den Freihandel angewiesenen Agrarsektoren Valencias andererseits. Dieser Gegensatz verhinderte sowohl die Übernahme der Forderungen des politischen Regionalismus Kataloniens als auch den Anschluß Valencias an Barcelona, was angesichts der linguistisch-kulturellen Gemeinsamkeit nahegelegen hätte.

Der politische Valencianismus setzte erst zu Beginn unseres Jahrhunderts mit der Gründung der Gesellschaft „Neues Valencia" ein, deren Mitgliedschaft sich aus Handwerkern, Studenten und Kleinbürgertum zusammensetzte. Mit der Ausbreitung der Industrialisierung erhielt der politische Valencianismus eine erweiterte Basis, nicht zuletzt dadurch, daß sich nun eine Annäherung an den katalanischen Regionalismus ergab. So lehnte sich die konservative Union Valencianista Regional, die während des Ersten Weltkrieges und während der durch ihn bedingten Krise des Agrarsektors entstand, eng an die Lliga Regionalista Kataloniens an 19). Kennzeichnend für die Debatten und Auseinandersetzungen um ein Autonomiestatut für das Land von Valencia, die nach Ende der Diktatur 1927 und insbesondere mit der II. Republik einsetzten, waren die politisch-ideologischen Entfernungen zwischen den verschiedenen Protagonisten regionaler Autonomie. Die konservativ-agrarische Gruppierung erneuerte sich in der „Valencianisch Regionalen Rechten" (Derecha Regional Valenciana, DRV), die massiven Zulauf von Seiten der zahlreichen landbesitzenden Bauern als Folge der Krise des Agrarsektors erhielt. Die DRV zählte zu den bestorganisierten Parteien der politischen Rechten Spaniens. Die politische Linke war aufgespalten in den „Partit Valencianista d'Esquerra" älterer republikanischer Tradition und die „Esquerra Valenciana", die der Autonomie der Region Valencia eine Föderation der katalanisch-sprachigen Region vorzog. Weiter links von diesen Parteien hatten die Gewerkschaften, die anarcho-syndikalistische CNT erhebliches und die sozialistische UGT wachsendes Gewicht.

Die vorgelegten Entwürfe für ein Autonomie-statut von 1931 (Projekt des gemäßigten Konservatismus unter Blasco Ibaüez) bis 1937 (Projekt des CNT: einziges Autonomieprojekt der Anarchisten in Spanien) hatten mehr oder weniger Parteicharakter und waren demzufolge bereits in der Levante nicht oder nur schwerlich mehrheitsfähig.

Balearen Auf der Inselgruppe der Balearen entwickelte sich mit der Renaissance der katalanischen Sprache und Kultur eine regionalistische Bewegung, die soziologisch getragen wurde von Industriellen (Schuh-und Textilbranche) und Handel, jedoch durch die konservative Partei und die politische Maschine des Caciquismo (Herrschaft von lokalen Potentaten) politisch unter Kontrolle gehalten wurde Antonio Maura, späterer Führer der Konservativen Partei Spaniens, kandidierte hier für die Cortes seit 1881 bis zu seinem Lebensende.

Der konservative Regionalismus der Balearen, soziologisch und politisch der katalanischen Lliga nahestehend, jedoch in seiner Basis in wirtschaftspolitischer Hinsicht freihändlerisch orientiert, wies einen Anschluß der katalanisch-sprachigen Inseln an Katalonien weit von sich, während republikanische Strömungen eine Kooperation mit Katalonien und Levante propagierten. Damit trat bereits zu Beginn unseres Jahrhunderts die Streitfrage auf, die unter der II. Republik die Durchsetzung des 1931 vorgelegten Autonomiestatuts erschwerte. Die andere Dimension des innerbalearischen Konflikts lag in der unterschiedlichen politischen Orientierung der Inseln Mallorca (konservativ) und Menorca/Formentera (progressiv). Das Statut war vom konservativen Partido Regionalista ausgearbeitet worden und wurde von Menorca abgelehnt, da es eine Majorisierung der Inseln durch Mallorca zu beinhalten schien, und von der Republikanischen Linken und dem PSOE zurückgewiesen, weil diese beiden Parteien eine Lösung des regionalen Problems im Rahmen einer gesamtkatalanischen Föderation befürworteten. Letztlich jedoch wurde die Auseinandersetzung um das Autonomiestatut für die Balearen als eine Entscheidung in Funktion der Über-windung bzw. Aufrechterhaltung und Verteidigung der bestehenden sozialen und politischen Strukturen auf den Inseln geführt.

Baskenland Der baskische Regionalismus muß verstanden werden im Kontext der wirtschaftlichen Entwicklung der baskischen Provinzen im 19. Jahrhundert (Abbau und Export von Eisenerz, Aufbau einer Schwerindustrie) und ihr entsprechenden Wandlungen der Klassenstruktur: Herausbildung einer Finanz-und Industriebourgeoisie, die in enger Verbindung mit dem politischen Zentrum Spaniens steht und die man als kastilianisiert bezeichnen kann, auf der einen Seite und eines Industrie-proletariats großen Teil zum nicht-baskischer Herkunft auf der anderen Seite, in das seit 1885 sozialistisches Gedankengut eindrang

Die baskischen Mittelschichten in den Städten, vor allem aber das agrarische Hinterland, die im Industrialisierungsprozeß ihre frühere soziale und politische Position einbüßten, bil-deten das soziale Substrat des frühen baskischen Regionalismus. In dem Maße, in welchem sich die Industrialisierung (auch geographisch verstanden) ausdehnte, wurden sie in Gegnerschaft zur Modernisierung aktiviert, forderten die Rückbesinnung auf die ethnische Singularität, die Wiederbelebung der baskischen Sprache, Kultur und Folklore, die im Industrialisierungs-, Assimilierungs-und Überfremdungsprozeß gänzlich verloren zu gehen drohten, und die Wiedererlangung der früheren Rechte und Privilegien („Fueros"). Die aus dem Mittelalter stammenden Sonderrechte der baskischen Region hatten bis zur französischen Revolution (in den französischen Gebietsteilen des Landes) und bis zu den von ihr ausgelösten liberalen Entwicklungen in Spanien in vollem Umfang bestanden und waren erst mit der zentralistischen Politik der konstitutionellen Monarchie aufgehoben worden. Der baskische Regionalismus ist somit in seiner Genesis eine in doppelter Hinsicht antimoderne Bewegung: als Bewegung gegen die industrielle wirtschaftliche Entwicklung und als Bewegung gegen den Konstitutionalismus und politischen Liberalismus.

Die Forderung nach den „Fueros“ schloß „die Verteidigung einer traditionellen Gesellschaft auf agrarischer Grundlage ein. Sie werden als Barrieren gegen den sozialen und politischen Wandel benutzt ... gegen die korrumpierenden Kräfte: Kastilianisierung, Liberalismus und Sozialismus"

Als politische Bewegung trat der „Fuerismo"

zunächst in Verbindung mit dem „Carlismo“

auf, der das traditionelle Konzept einer absolutistischen, aber dezentralisierten Monarchie militärisch gegen den liberalen, jedoch zentralistischen Staat durchzusetzen versuchte (Karlistenkriege). Die Niederlage des Karlismus 1876 brachte den endgültigen Verlust der „fueros“ und stimmte zeitlich mit entscheidenden Veränderungen der baskischen Gesellschaft überein: die traditionelle Landwirtschaft wich zugunsten einer zunehmenden Industrialisierung. So stieg beispielsweise der Export von Erz aus Vizcaya zwischen 1877 und 1900 um I mehr als das Sechsfache.

Der baskische Nationalismus, der parteipolitisch 1906 in der Bildung des „Partido Naciona-Usta Vasco“ (PNV) seine bis heute dominierende politische Organisation erhielt, erbte wesentliche soziologische und politisch-ideologische Komponenten des „Fuerismo“, öffnete sich jedoch neueren Tendenzen. So überwand der PNV den ursprünglichen katholischen Integrismus zugunsten moderner christlich-demokratischer Vorstellungen. Die traditionalistischen Forderungen entwickelten sich mit der Verbreitung der sozialen Basis (Industrie-proletariat) und der Vertiefung der demokratischen Grundpositionen (parteiinterne Struktur) zu neueren Konzeptionen der Gestaltung des spanischen Staates, etwa in der Form eines Bundesstaates, weiter. Der PNV war auch in der Lage, 1931 die demokratische Republik zu akzeptieren — von der er die Gewährung der politischen Autonomie erwartete — und im Laufe der II. Republik mit sozialistischen Parteien zu paktieren, seit sich die spanischen Parteien der Linken für die Autonomie der Regionen einzusetzen begannen. Diese politische Flexibilität, die unterstützt wurde durch die Verankerung des PNV in der baskischen Arbeiterschaft durch die ihm nahestehende Gewerkschaft ^olidaridad de Obreros Vascos“ (E. L. A), verhinderte, daß andere politische Parteien baskischer Herkunft mit dem christdemokratischen PNV erfolgreich konkurrieren konnten.

Das Autonomiestatut freilich wurde erst nach der militärischen Erhebung vom 18. Juli 1936 erlangt. Ihm hatten die eiligst einberufenen Cortes am 1. Oktober gleichen Jahres per Akklamation zugestimmt — mehr der militärischen Not gehorchend als einer historischen Einsicht folgend. Die wenig später gebildete baskisch-autonome Regierung vermochte dem Abwehrkampf gegen die vordringenden Truppen der nationalen Rechten keine Wende zu geben.

Galizien Der galizische Regionalismus konsolidierte sich Anfang dieses Jahrhunderts als politische Bewegung. Jedoch gab es schon im 19. Jahrhundert eine Reihe kultureller und politischer Manifestationen, die als Wegbereiter dieser Entwicklung die Anfänge des galizischen Regionalismus kennzeichnen. Sein Ausgangs-punkt war die Unterentwicklung einer Region, die sich sprachlich-kulturell von Spanien-Kastilien unterschied und von dort her keine regionalen Identitätsprobleme kannte, auch wenn das Galizische als Schriftsprache faktisch bereits untergegangen war.

Es waren galizische Intellektuelle, die politische Forderungen erhoben: weniger durch Rückgriff auf früher bestehende Rechte oder in traditionalistischer Abwehr von Industrialisierung und Modernisierung, sondern in Richtung auf wirtschaftliche Entwicklung, auf Überwindung der rückständigen feudalen bzw. vorkapitalistischen Strukturen. Galizisches politisches Denken drückte folglich zunächst ein verstärktes Integrationsverlangen in den liberalen spanischen Staat aus bzw. artikulierte Kritik an dem Muster der bestehenden Integration, welches wirtschaftliche und soziale Rückständigkeit und politische Domination durch das Zentrum mittels des Kazikismus zur Folge hatte. Erst nach Frustration der Integrationsbemühungen mündeten die Reformforderungen verstärkt in politischen Regionalismus.

Als erstes wichtiges Dokument des galizischen Regionalismus gilt der 1887 verabschiedete „Pacto Fundamental para el Futuro Estado Gallego". Zwei Jahre später veröffentlichte Alfredo Branas seine Schrift ^E 1 Regionaliszao“, die nach Alfredo Bozzo die „erste organische Gestaltung eines regionalistischen Programms 1'für Galizien darstellt Branas'Regionalismus war konservativ mit karlistischem Einschlag. Die von ihm organisierten Vereinigungen (Asociaciön Regionalista Gallega 1891 und Liga Gallega 1897) blieben kleine, sozial eng begrenzte Gebilde.

Hingegen versuchte die 1907 nach dem Vorbild der katalanischen Solidaridad Catalana gegründete Solidaridad Gallega, zum Sammelbecken aller regionalistischen Tendenzen zu werden. Zwar gelang eine Annäherung von Agrarbewegung und regionalistischen Kräften, doch blieb die Mehrheit der größten sozialen Schicht Galiziens (Kleinbauern und Pächter)

auch in der Phase der von ihnen getragenen größten Massenmobilisierung der Geschichte Galiziens (1906— 1916) regionalistisehen Forderungen gegenüber mißtrauisch, wenn nicht gar feindlich gesonnen

Ab 1916 kam es im Zusammenhang mit der Gründung der sogenannten Irmandades da Fala zu einer erneuten Intensivierung der regionalistischen Bestrebungen, die von einer kulturellen Offensive begleitet wurden. Es erschienen eine Reihe theoretischer Schriften (z. B. „Teoria do nacionalismo galego“ Non Vicente Risco, 1920), die zu einem neuen Selbstverständnis als nationalistischer Bewegung beitrugen Organisatorisch mündeten diese Bemühungen — nach einer erzwungenen Ruhepause unter der Diktatur Primo de Riveras — 1929 in der Gründung der Organizaciön Republicana Gallega Autonoma (ORGA), die sich als Zusammenschluß der galizischen Republikaner 1930 zur Federaciön Republicana Gallega erweiterte, und in der Gründung des Partido Galeguista (PG) 1931, einem Zusammenschluß nationalistischer Kräfte unterschiedlicher ideologischer Richtungen. Die PG, die sich 1936 der Frente Populär anschloß, war während der II. Republik die treibende Kraft der Errichtung eines Autonomiestatuts, das aber erst im Juni 1936 zum Referendum vorgelegt wurde und infolge des Militärputschs, der in Galizien unmittelbar erfolgreich war, nicht mehr in Kraft treten konnte.

Andalusien Andalusien hat historisch kein auf die regionale Einheit und Autonomie gerichtetes Bewußtsein und kaum eine über die Folklore hinausgehende andalusische Identität entwikkelt Wenn auch bereits im vorigen Jahrhundert unter dem starken Einfluß Kataloniens stehende regionalistische Strömungen auftraten (Föderative Versammlung von Antequera 1883), so ist der Regionalismus als konsistente, auf Autonomie gerichtete Bewegung jüngsten Datums. Die Diskussion regionaler Probleme unter dem geläufigen Titel „die andalusische Frage", die scharfen sozialen Auseinandersetzungen, dürfen nicht mit politischem Regionalismus gleichgesetzt werden Zunächst einmal war die geographische und politische Identität Andalusiens umstritten. Es schien möglich, daß Teile Andalusiens für sich die regionale oder lokale Autonomie forderten oder Gebiete außerhalb Andalusiens wie die Provinzen Badajoz und Almeria sich einem andalusischen Regionalismus anschlossen Als sich 1933 alle regionalen Parteien Andalusiens für ein Autonomiestatut nach katalanischem Vorbild aussprachen (Asamblea de Cordoba), verhinderten tatsächlich politische Divergenzen zwischen den Provinzregierungen Andalusiens die Verfolgung eines auf die Einheit der Region gerichteten Projekts.

Sodann waren sowohl Landadel als auch Agrarbourgeoisie — letztere hatte sich erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Folge der Auflösung des kirchlichen Landbesitzes herausgebildet — gegen jeglichen Regionalismus eingestellt, da die herrschende Klasse Andalusiens weitgehend mit der zentralistischen Oligarchie identisch war. Ein Bildungsbürgertum, daß wie in Katalonien — und hier auf der Basis linguistisch-kultureller Identität — gegen das Zentrum hätte angehen können, gab es in Andalusien als Folge des Fehlschlags verschiedener Industrialisierungsversuche nicht Aber auch dem Campesinado, in der anarchistischen CNT und der sozialistischen UGT organisiert, blieben regionaistische Forderungen fremd.

Was unter der regionalen Frage Andalusiens im wesentlichen diskutiert wurde, waren Probleme der Agrarstruktur. In den Besitzverhältnissen auf dem Lande lag die entscheidende Ursache der Rückständigkeit Andalusiens, der Arbeitslosigkeit, des Massenelends und der Emigration. Die antizentralistische Begrün-dung eines andalusischen Regionalismus stand somit auf tönernen Füßen. Es nimmt deshalb auch nicht wunder, daß die intensiven Klassenkämpfe in Andalusien während der II. Republik die Frage regionaler Autonomie auf ein Nebengleis der Geschichte gestellt haben. 4. Zusammenfassung Hinsichtlich der historischen Grundlagen der heutigen Regionalismen in Spanien ergibt sich demzufolge ein höchst kompliziertes und teilweise kontroverses Bild. Unzweifelhaft hat die linguistisch-kulturelle Differenz den Regionen zur Identitätsfindung gedient. Doch die sozialen Trägerschaften wechselten von Region zu Region — auch wenn eine bürgerliche Vorherrschaft nicht zu übersehen ist — und im historischen Prozeß einzelner Regionalismen. Politisch linksorientierte Ideologien schlossen sich regionalistischen Bewegungen hauptsächlich erst in unserem Jahrhundert an; erst unter der II. Republik übernahmen sie vereinzelt deren Führung.

Aber welche Unterschiede in der politischen Stoßrichtung der Regionalismen! Hier gegen die Rückständigkeit der agrarischen Gesellschaft, dort gegen die Moderne der Industriegesellschaft gerichtet; hier als nur linguistisch-kulturelle Bewegung an der kulturellen Renaissance der eigenen Mundart interessiert, dort als primär politische Bewegung verstanden, die die linguistisch-kulturelle Differenz zum Zentrum für politische Zielsetzungen der regionalen Eliten instrumentalisiert; hier eine Bewegung gegen das Zentrum (und damit allgemeinen Vorstellungen von Regionalismus entsprechend), dort eine Kraft, die die Integration in den Zentralstaat unter erneuerten Bedingungen verstärken oder gar die politische Macht im Zentrum übernehmen will. Aber nicht allein politische Gegeneliten regionaler Rekrutierungsbasis, auch im Zentrum mitbestimmende, privilegierte soziale Gruppen aus den Regionen haben sich regionalistischen Forderungen nach politischer Autonomie nicht verschlossen.

III. Subjektives regionales Bewußtsein (Conciencia Regional)

Tabelle 3: Entwicklung der Sprachen in Spanien Quelle: Zusammengestellt nach Harald Harmann (Anm. 5), passim, der allerdings als Anhänger der europäischen Volksgruppenbewegung zu statistischen Überschätzungen neigt.

Wir stellten bereits fest, daß das subjektive Bewußtsein der Bevölkerung regionaler oder nationaler Identität ein wichtiger Faktor des Regionalismusphänomens darstellt. Umfragen können aber nicht nur den Grad des regionalen Bewußtseins, sondern auch die Motive regionaler Differenzierung ergründen.

Zwei Forschungsgruppen haben in geringem zeitlichen Abstand voneinander Umfragen durchführen lassen und ausgewertet, wobei freilich ein markantes Datum zwischen den beiden Erhebungen liegt: Francos Tod 1975. Es handelt sich zum einen um die bereits erwähnte Studie von Salustino del Campo, Manuel Navarro und J. Felix Tezanos, die auf 1975 erhobenen Daten basiert, und zum anderen um die von einer Forschungsgruppe unter Leitung von Jos 6 Jimenez Blanco angefertigte Untersuchung der Umfragedaten aus dem Jahre 1976 zugrunde liegen. Wir referieren im folgenden im wesentlichen die Ergebnisse der zweiten Untersuchung, weniger aus Gründen eines offeneren politischen Klimas nach Francos Tod, welches die Antworten vertrauenswürdiger erscheinen lassen könnte, sondern aus konzeptionellen Gründen. Die erste Untersuchung erfragte vor allem politische Verhaltensmuster der Bevölkerung in den Regionen auf einer Skala, die autoritär und demokratisch mit politisch und unpolitisch kombinierte und mit regionalistisch korrelierte. Als von den Autoren besonders hervorgehobenes Ergebnis förderte die Untersuchung eine Diskrepanz zwischen einer politisch-ideologischen Orientierung zu regionaler Autonomie einerseits und politischer Apathie sowie autoritären Verhaltensmustern andererseits zutage, ein Ergebnis, daß angesichts der damals noch fehlenden Realisierungschance regionaler Autonomien, ja selbst der Information über derartige Bewußtseinslagen und Forderungen außerhalb der unmittelbaren Umwelt der Befragten kaum als derart bemerkenswert gelten kann. Aufschlußreich ist hingegen das von Grundorientierung Verhältnis politischer und regionalistischer Orientierung: Personen, die sich als politisch rechts definieren, sind überwiegend zentralistisch eingestellt. Die Befragten der politischen Mitte optieren auch noch mehrheitlich für Zentralismus, fassen aber bereits zu einem hohen Anteil, der bei der Christlichen Demokratie mehrheitlich ist, die politische Autonomie der Regionen ins Auge, wofür die politische Linke eintritt Jedoch ist hier der Anteil derjenigen, die sich für eine föderalistische Lösung aussprechen, recht beachtlich

Vergleichen wir diese Ergebnisse mit den anfänglichen Positionen der politischen Parteien in der Zentralismus-Regionalismus-Debatte 1975— 76, so zeigt sich eine stärkere Berücksichtigung der regionalistischen Forderungen im Sinne der politischen Autonomie der Regionen in der Mitte des Parteispektrums und auf der Linken im Sinne einer Föderalisierung Spaniens.

Die sich hier ausdrückende Diskrepanz zwischen der Masse der Bevölkerung und den politischen Eliten tritt besonders deutlich zutage, wenn wir danach fragen, welche Bedeutung dem Regionalismusproblem beigemessen wird. Für die politischen Parteien rangiert es an vorderster Stelle der Prioritätenliste, gleichviel ob es sich um die Protagonisten regionaler Autonomie oder die Verteidiger der (zentralistisch verstandenen) Einheit Spaniens handelt. Die Umfragen von Jos 6 Jimenez Blanco u. a. förderten jedoch die erstaunliche Feststellung zutage, daß das Regionalismusproblem nur eine sekundäre Rolle spielt neben den als wichtiger eingeschätzten ökonomischen wie Problemen Inflation und Arbeitslosigkeit. 1976 nannten nur 5 Prozent der Befragten unter einer Reihe von Problemen, von denen die zwei wichtigsten zu benennen waren, das Regionalismusproblem Angesichts des seither dramatisch angewachsenen baskischen ETA-Terrorismus wird man jedoch nicht fehl gehen in der Annahme, daß 1979 der politische Stellenwert des Regionalis musproblems trotz der inzwischen erfolgten Anerkennung regionaler Autonomierechte von Seiten der Verfassung (s. u.) eine bessere Entsprechung im Bewußtsein der breiten Ölfentlichkeit findet. Die regionale Verteilung des Problembewußtseins gibt erste Hinweise auf die politische Virulenz regionalistischer Forderungen. Prozentual am häufigsten wurde das Regionalismusproblem in Aragon, Katalonien/Balearen, Baskenland/Navarra, Galizien, Barcelona, Altkastilien und Valencia genannt, also mit Ausnahme von Altkastilien in den Regionen, die zweisprachig sind und über eine regionalistisehe Tradition verfügen.

Die Frage nach der regionalen Selbsteinschätzung der Interviewten zeichnete jedoch ein verändertes Bild. Der Befragte besaß die Möglichkeit, sich auf einer Skala von 1 bis 10 einzuordnen, wobei der Grad der regionalen Orientiertheit des Befragten in hoch (1— 3), mittel (4— 6) und niedrig (7— 10) unterschieden wurde. 39 % der Befragten schätzten sich als hochgradig regionalistisch, 32 % als mittelmäßig und 22 % als schwach regionalistisch orientiert ein. Nach Regionen verteilt, ergab sich für Asturien mit 63 % hoher Selbsteinschätzung der höchste Wert. Es folgten Galizien (62 %), Kanarische Inseln (50 %) und Andalusien (50 %) vor Extremadura (47 %) und Baskenland/Navarra (46 %). Unter den Regionen, in denen höchste regionale Orientiertheit der Befragten zu verzeichnen war, rangierten vor allem die im Vergleich zu spanischen Mittelwerten unterentwickelten Gebiete (Galizien, Andalusien, Extremadura), und die Frage der linguistisch-kulturellen Differenz und der historischen Regionalismustradition schien keine Bedeutung zu besitzen.

Die bisherigen Ergebnisse geben freilich solange noch keine ausreichende Antwort auf die Frage nach dem regionalen Bewußtsein, wie offen ist, was von den Befragten unter Regionalismus, spezifiziert nach Regionen, verstanden wird. Dem Befragten wurden bestimmte Definitionen angeboten: Liebe zur Heimat, Verteidigung der Region, Verbundenheit mit den Sitten und der Folklore der Region, Stolz auf die Region, Separatismus, Fanatismus, das Bewußtsein, anders zu sein als der Rest Spaniens, schließlich Autonomie zur besseren Lösung der regionalen Probleme.

Wie erwartet werden durfte, zeigten die Befragten in hohem Grad ein relativ unpolitisches Verständnis des Begriffs Regionalismus.

Die Liebe zur Region (Heimat) und die (unkon-

krete)

Bereitschaft, sie zu verteidigen, rangierten mit jeweils 29 % und damit zusammen mit über der Hälfte der Antworten an erster Stelle. Nur 7 % identifizierten Regionalismus mit politischer und wirtschaftlicher Autonomie zur Lösung der die Region betreffenden Probleme, 13 % hatten keine Meinung oder antworteten nicht. Nach Regionen aufgeschlüsselt, war das Verständnis von Regionalismus als Autonomiestreben in Madrid, Navarra, Galizien, Barcelona und auf den Kanarischen Inseln am höchsten, in Neukastilien, Leön, Extremadura, Asturien und Aragon am niedrigsten. Zu beachten ist auch, daß die Identitätsfindung des Regionalismus mit Separatismus und Fanatismus in den Regionen des Zentrums (Madrid, Leön, Alt-und Neukastilien) im Sinne pejorativer Konzepte am stärksten ist und häufiger genannt wurde als im Baskenland und Katalonien, wobei Separatismus hier wohl eher eine positive Konnotation haben dürfte.

Hohes regionales Bewußtsein als politische Kategorie kann für die Regionen ausgemacht werden, in denen eine der politischen Selbsteinschätzung nach hohe regionale Orientiertheit mit einem politischen Begriffsverständnis von Regionalismus korreliert. Dies ist am ehesten für die Mehrzahl der Regionen mit historischer Tradition (Baskenland/Navarra, Galizien, Katalonien) und für die Kanarischen Inseln der Fall.

Eine wesentliche Komponente des regionalen Bewußtseins ist der „hecho diferencial", das differenzierende Merkmal einer Region im interregionalen Vergleich. In der Umfrage von Jos 6 JimenezBlanco u. a. sollten die Befragten drei aus einer Reihe von 15 Merkmalen angeben, unter denen sich mit Klima, Mentalität etc. auch solche Merkmale befanden, die nur geringe Unterschiedlichkeit zulassen oder wenig griffig sind. Diese unspezifischen Merkmale wurden jedoch am meisten genannt. Von den differenzierenden Merkmalen wurden Sprache und wirtschaftlicher Entwicklungsstand (in den beiden Versionen entwickelt/unterentwickelt) am häufigsten angekreuzt.

Die Bevölkerung nimmt folglich nicht nur die sprachlichen Unterschiede zwischen den Regionen wahr, sondern auch die Differenzen im wirtschaftlichen Entwicklungsstand, so daß sich nach den genannten Merkmalen drei Gruppen von Regionen im politischen Be53 wußtsein der Bevölkerung ergeben: für die erste Gruppe ist Sprache und Entwicklung kennzeichnend, für die zweite Gruppe Sprache und Unterentwicklung und für die dritte Gruppe allein die Unterentwicklung.

Die hier referierte Studie fügt schließlich zu den das regionale Bewußtsein konstituierenden Komponenten noch politisch-administrative und politisch-ideologische Faktoren hinzu. Daß die Regionen teilweise unterschiedlich politisch orientiert sind, hatten wir bereits im vorhergehenden Kapitel beiläufig darstellen können. Auf diesen Tatbestand kommen wir später zurück. Das differenzierende Bewußtsein einer Region kann sich sowohl daran festmachen als auch an Einstellungen gegenüber der politischen Verwaltung, die vom Zentrum aus gesteuert wird.

Jos^ Jimenez Blanco u. a. haben die Komposition des regionalen Bewußtseins zu bestimmen versucht und eine Untergliederung der Regionen nach den vier genannten Variablen vorgenommen, wobei für die Aufnahme in eine Gruppe eine signifikante Abweichung vom nationalen Mittelwert erforderlich war.

Abschließend wollen wir noch kurz eine soziologische Aufschlüsselung des regionalen Bewußtseins vornehmen. Wir bedienen uns dabei einer Analyse nach dem semantischen Differential und unterscheiden zwischen Zentralismus und politischer Autonomie und fragen danach, welche soziostrukturellen Merkmale eher mit den beiden Positionen korrelieren. Jos Jimnez Blanco u. a. liefern uns die folgenden Daten: Das regionale Bewußtsein ist stärker ausgebildet bei jungen Menschen und Angehörigen gehobeneren sozialen Status (gemessen an Bildung, Einkommen und subjektiver Klassen-einschätzung). Doch zeigt sich, daß sich in den Regionen mit hohem regionalen Bewußtsein breite Schichten der Bevölkerung regionalistisehe Forderungen teilen.

IV. Politischer Regionalismus und Demokratisierungsprozeß

Tabelle 4: Fähigkeit der Wohnbevölkerung in den Sprachregionen, die einheimische Sprache zu verstehen, sprechen, schreiben (Survey-Daten) Quelle: Zusammengestellt nach Salustino del Campo u. a. (Anm. 8.), passim.

Eine politische Geographie der Opposition zum Franco-Regime würde die Regionen mit traditionellen Autonomieforderungen hervorzuheben haben. Der Sieg der Nationalistischen Rechten im Bürgerkrieg war für die Regionen Baskenland und Katalonien gleichbedeutend mit der Besetzung durch Francos Truppen, denen sie in Verteidigung der Republik lange Zeit Widerstand geleistet hatten. Katalonien verlor sein Autonomiestatut ebenso wie das Baskenland. Der übersteigerte Zentralismus des Franco-Regimes verbreiterte die soziale und politische Basis des Regionalismus insbesondere in diesen beiden Regionen. Er verursachte aber auch die Entwicklung des baskischen Nationalismus zum Separatismus und zum Terrorismus der seit 1960 aktiven Untergrundorganisation ETA — eine Entwicklung, die zu den problematischsten Hinterlassenschaften des Franco-Regimes zählt.

Seit Beginn der siebziger Jahre begann der Regionalismus eine bedeutende Rolle im Kampf um die Gestaltung Spaniens nach dem Ableben des Diktators zu spielen. Da waren einerseits die gewaltsamen Aktionen der baskischen Untergrundorganisation ETA Die Aktionen forderten das Regime zu Gegenschlägen heraus (Prozesse von Burgos), die es international isolierten und die Forderungen nach Demokratisierung verstärkten. Einem Anschlag der ETA fiel im Dezember 1973 Ministerpräsident Blanco zum Opfer, in dem allgemein der Nachfolger Francos gesehen wurde.

Andererseits probten die regionalen Oppositionsgruppen jene Bündnisse zwischen den Verschiedenen Parteien, die dem Kampf um die Reform des Staates eine geschlossene Basis verleihen konnten. Die katalanischen Oppositionsgruppen besaßen „Schrittmacherlunktion für die Opposition im nationalen Maßstab"

In diesem Prozeß verbanden sich regionalistisehe Forderungen aufs Engste mit Oppositionspolitik in nationalem Maßstab und umgekehrt. Die Parteien der demokratischen Opposition machten sich voll die Forderungen der regionalen Autonomisten zu eigen, so daß in parteipolitischen Kategorien gedacht die Interessen der Regionen nicht mehr nur von den Regionalparteien vertreten, sondern auch von den nationalen Parteien aufgegriffen wurden. Die Oppositionspolitik der demokratischen Parteien stützte sich ihrerseits auf das regionalistische Oppositionspotential. Als Belege dafür können einerseits die programmatischen Äußerungen von PSOE (1974 und 1976) und PCE (1975) gelten; die beiden großen Linksparteien Spaniens forderten in ihren Erklärungen das Selbstbestimmungsrecht für die Regionen.

Andererseits bezeugen die Referendumsdaten von 1976 den großen Widerhall, den die demokratische Opposition in den Regionen mit regionalistischer Tradition fand. Die Oppositionsparteien hatten die Parole der Stimmenthaltung ausgegeben. Ihr entsprach das Baskenland in Guipüzcoa mit 54, 7 % Wahlenthaltung am stärksten, gefolgt von Galizien, den Kanarischen Inseln (Teneriffa 32, 0 %), Katalonien (Barcelona 27, 7 %) und Asturien. Navarra und Leön (22, 4 %) lagen noch über dem Mittelwert von 22, 3 % Wahlenthaltung. Dabei war die Politische Reform, über die das Referendum vom Dezember 1976 entschied, den regio- nalen Minderheiten in einem wichtigen Punkt weit mehr entgegengekommen als den politischen Minderheiten im nationalen Maßstab. Zur Wahl der ersten frei gewählten Cortes nach 40 Jahren wurde ein Wahlsystem eingeführt, daß den regionalen Parteien den Sprung ins Parlament ermöglichte, während es die Vertretung der kleineren nationalen Parteien praktisch ausschloß. Die Wahl in verschieden großen, aber überwiegend kleinen bis mittelgroßen Wahlkreisen der die Regionalparteien zustimmen konnten, bildete einen wichtigen Strukturierungsfaktor für das seinerzeit erst im Entstehen begriffene neue spanische Parteiensystem. Zunächst schien nämlich der seit Juni 1976 unter der Ministerpräsidentschaft von Adolfo Suärez ernsthaft eröffnete Demokratisierungsprozeß in einen extremen parteipolitischen Pluralismus zu führen. Sämtliche politischen Grundströmungen waren in eine Vielzahl politischer Gruppen und Grüppchen aufgespalten: Franquismus bzw. Neofranquismus, Reformer, Christdemokraten, Liberale, Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten und Maoisten Neben den Regionalparteien verstärkten noch regionale Schattierungen der Parteien mit überregionalem Anspruch den unübersehbar scheinenden Pluralismus. Das Wahlsystem war der eine Faktor, der von vornherein annehmen ließ, daß die ersten Wahlen die Spreu vom Weizen trennen und damit begonnen würde, ein Parteiensystem eines gemäßigten Pluralismus zu strukturieren. Der andere war die Bildung einer Wahlkoalition der Parteien der Mitte und der rechten Mitte in Form der „Union des Demokratischen Zentrums" (UCD) unter der Führung von Adolfo Suärez, womit Teile der verschiedenen Strömungen von den Reformern bis zu den Sozialdemokraten den Erfolgsbedingungen des Wahlsystems voll entsprachen.

Fraglich war nach diesen Vorgängen auf der wähl-und parteipolitischen Ebene weniger der Wahlsieg der neuen Mitte-Rechts-Partei als vielmehr, ob die großen spanischen Parteien in den Regionen mit virulentem Regionalismus würden Fuß fassen bzw. sich gegenüber den regionalen Parteien würden behaupten können.

Eines der bemerkenswertesten Ergebnisse der Wahlen vom 15. Juni 1977 war dann, daß UCD und PSOE, die sich als die Gravitationszentren des neuen Parteiensystems herausstellten, in den fraglichen Regionen zwar unterschiedliche, aber insgesamt erstaunlich gute Ergebnisse erzielen konnten. Nirgends erzielte eine regionale Partei oder Parteienverbindung die absolute Mehrheit der Stimmen oder Mandate. Selbst im Baskenland erreichten die regionalen Parteien, von denen sich PNV als stärkste erwies, zusammengenommen nicht diese Mehrheit. In Katalonien entfielen auf PSOE mehr Mandate als auf alle Regionalparteien zusammen, und nur in Aragon und im Levante konnte sich jeweils ein Regionalist durchsetzen. In Asturien, auf den Balearen, den Kanarischen Inseln, in Galizien und in Navarra blieben die regionalistischen Parteien unter dem in den Wahlkreisen unterschiedlich hohen Repräsentationsquorum.

Damit ergaben sich für das nationale Parteien-system weitaus günstigere Durchsetzungswerte, als aufgrund der im Demokratisierungsprozeß auftretenden regionalistischen Forderungen und Aktivitäten vorausgesehen worden war. Aber die verschiedenen Regionalismen unterschieden sich seither zusätzlich danach, ob sie parlamentarisch vertreten waren und wie sich diese Vertretungen parteipolitisch zusammensetzten. Beispielsweise erzielten die regionalen Parteien Galiziens trotz der Existenz eines „eigenen galizischen Parteiensystem, das nicht mit dem nationalen Parteiensystem übereinstimmt" nicht ein Cortes-Mandat. Man wird sich fragen müssen, ob diese Ergebnisse nicht eine Folge der Übernahme regionalistischer Forderungen von Seiten aller Parteien mit Ausnahme der rechten lhAcciön Populär“ und der rechtsextremen „Fuerza Nueva“ Zudem siedeln sich die verschiedenen galizischen Parteien fast ausschließlich im linken und ultralinken Teil des Parteienspektrums an, was zwangsläufig die Wähler der politischen Mitte die Alternative der nationalen Parteien ergreifen läßt Es ist schließlich bemerkenswert, daß der politische Regionalismus des unterentwickelten Galiziens durch die alten sozioökonomischen und politischen Strukturen gebrochen wird, denn in Galizien erzielte die Acciön Popularvon Fraga Iribarne ihre höchsten Stimmenanteile.

Verfolgen wird das galizische Beispiel weiter, so zeigt sich hier eine für die politische Auseinandersetzung um die neue Verfassung, welche die Cortes sich nach der Wahl zu beraten und zu verabschieden vorgenommen hatten, typische parteipolitische Konstellation. Wie'wohl die nationalen Parteien der Linken, PSOE und PCE, ursprünglich föderalistische Verfassungsvorstellungen vertraten, schwenkten sie in einer Politik der Konsens-suche mit der UCD ein auf autonomistische Positionen. In Galizien schlossen sich die nationalen Parteien PSOE, PCE, PSP, PTE, ORT etc. zur . Asamblea Nacional-Popular Gallega"

zusammen und sahen sich konfrontiert mit den regionalen Parteien, die den „Consello de Forzas Politicas Calegas“ bildeten und das Selbstbestimmungsrecht für die Region forderten. Die Alternative: Autonomie oder Selbstbestimmung wurden damit in der Regionalis-

musdebatte ebenso hochgespielt wie die Unterscheidung: Kontinuität und Bruch, „continuismo“ yxnd „ruptura“, von Seiten der Opposition zu Beginn des Demokratisierungsprozesi Ses. Die regionalen Parteien wollten keine großherzige Konzession der Autonomie von Seiten des Staates", sondern „ein neues KonzePt pluralistischen Zusammenlebens“, das notwendigerweise von der eindeutigen Aner-

Innung der historischen, kulturellen und politischen Gemeinschaften durch diesen Staat auszugehen habe, der damit impliziert aner-

kennen würde, das Ergebnis und die Summe dieser Gemeinschaften zu sein Die Nichteri-füllung dieser Forderung hat die Stimmenthaltungen der regionalen Parteien, insbesondere des PNV, begründet, obwohl die Verfassung klare und die historischen Forderungen des politischen Regionalismus erfüllende Aussagen macht.

Die neue Verfassung anerkennt und garantiert in Artikel 2 „das Recht auf Autonomie der Nationalitäten und Regionen". In Artikel 3 Absatz 2 wird die Zweisprachigkeit „eingerichtet", freilich auch festgestellt, daß Kastilisch von allen Spaniern beherrscht werden muß (Absatz 1); somit wird die Einsprachigkeit zugunsten einer regionalen Sprache untersagt Die Artikel 143 bis 158 der Verfassung gelten der Konkretisierung der politischen Autonomie und insbesondere der Kompetenzverteilung zwischen den autonomen Institutionen und dem Zentralstaat sowie der Verteilung des Finanzaufkommens. Es würde hier zu weit führen, eine Analyse der einzelnen Bestimmungen vorzunehmen

Die Stellungnahme der Parteien zur Verfassung, insbesondere die Haltung, die sie hinsichtlich des Verfassungsreferendums einnahmen, lassen erkennen, daß auch Regionalparteien der Verfassung zustimmten. Aber die meisten von ihnen rieten ihren Wählern zur Stimmenthaltung; nur die katalanischen Parteien und die Sozialistische Partei Andalusiens (PSA) stimmten für die Verfassung; die linken Parteien des Baskenlandes und die marxistisch-lenistische „Uniön del Pueblo Gallego" (Union des galizischen Volkes) lehnten sie ab. Eine einheitliche Ablehnungsfront bildeten überdies die nationalen Parteien der Rechten und der extremen Rechten.

Im Verfassungsreferendum vom 6. Dezember 1978 zeigte sich eine hohe Wahlenthaltung im Baskenland, in Galizien und auf Teneriffa; die Nein-Stimmen sammelten sich vor allem im Baskenland/Navarra. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß die Wahlenthaltung schon bei dem Referendum von 1976 und den Cortes-Wahlen von 1977 im Baskenland wie in Galizien teilweise weit über dem nationalen Durchschnitt gelegen hatten. Unter dem Gesichtspunkt institutioneller Mechanismen (Wahlsystem) betrachtet, könnte man die Wahlerfolge der regionalen Parteien als Versuche sehen, an den Rändern des nationalen Parteiensystems der Dynamik eines sich rasch vollziehenden Konzentrationsprozesses der politischen Kräfte auszuweichen. Die Ergebnisse der Munizipalwahlen vom April 1979 brachten allerdings eine weitere Verfestigung der Regionalparteien. Die Übernahme von etlichen Bürgermeisterämtern durch die Parteien der Linken, PSOE und PCE, wurden über Wahlabsprachen mit den regionalen Parteien ermöglicht, wobei sich in einigen Fällen, z. B. in der größten Stadt der Kanarischen Inseln, Las Palmas, die Amtsübernahme durch einen Vertreter der Regionalpartei ergab, ganz abgesehen von den vielen baskischen Gemeinden, in denen sich der PNV, welcher seine traditionelle Stärke in den Gemeindeparlamenten wiedergewann, durchsetzen konnte. Die Entwicklung der Regionalparteien bleibt somit eine weitere Unbekannte in der spanischen Innenpolitik, auch wenn die Autonomiestatute vorliegen, die in der jetzigen Legislaturperiode der Cortes zu beraten und zu verabschieden sein werden Zusämmenfassung Im Verlauf der Darstellung haben wir das komplexe Phänomen Regionalismus in seine verschiedenen Elemente zerlegt und für den spanischen Regionalismus auf die Vielfalt der Situationen der verschiedenen Regionen, d. h.

auf die unterschiedliche Struktur der Regionalismen aufmerksam gemacht. Hinsichtlich der im Regionalismus zusammenfließenden Elemente unterscheiden wir zwischen:

1. objektiven regionalen Differenzen, wie sie durch Bevölkerungs-, Wirtschafts-und Sozial-statistik aufgeworfen werden. Sie umschließen Daten zur politischen Geschichte;

2. subjektiver Wahrnehmung der regionalen Unterschiede und ihrer Verbindung mit Fragen der Staatsstruktur (Zentralismus — regionale Autonomie);

3. Identifizierung der Ursachen von Entwicklungsdifferenzen und politischer Bestimmung der Interessen der eigenen Region;

4. Erhebung regionalistischer Forderungen und Bildung regionaler Parteien zur besseren Durchsetzung dieser Interessen.

Objektive regionale Unterschiede, seien sie wirtschaftlicher und sozialer, sprachlich-kultureller, ethnischer oder historischer Natur, reichen für sich genommen nicht aus, um politischen Regionalismus zu begründen bzw. zu erklären. Es bedarf der Wahrnehmung dieser regionalen Unterschiede, insbesondere in der Weise des interregionalen (bzw. Zentrum — Peripherie) Vergleichs und der Feststellung von Uber-und Unterordnung, von Entwicklung und Unterentwicklung sowie von Vorstellungen darüber, wie diese Entwicklungsdifferenzen zustande gekommen sind und was sie aufrechterhält. Schließlich ist die Umsetzung eines solchen Bewußtseins in politische Forderungen notwendig, welche sich auf die Interessen der Region gründen.

Wir konnten für Spanien aufzeigen, daß die objektiven regionalen Differenzen unterschiedlicher Natur und unterschiedlichen Grades sind. Die sprachlich-kulturelle Differenzierung trifft nur für die Balearen, Euzkadi, Galizien, Katalonien, Levante und Navarra zu.

Jedoch allein in Katalonien ist die Verwendung der regionalen Sprache als Umgangssprache dominant. Allerdings decken sich die sprachlich-kulturell differenzierenden Regionen mit den Gebieten, die seit Jahrzehnten Autonomieforderungen erheben und sich während der II. Republik erhebliche Zugeständnisse des Zentrums erkämpft bzw. von diesem eingeräumt bekommen hatten. Hinsichtlich der Variablen Entwicklungsstand ist das Bild sehr uneinheitlich. Unter den traditionellen Regionalismen befinden sich mit Euzkadi und Katalonien die entwickeltsten Regio-nen Spaniens, aber auch Galizien, das zu den unterentwickelten Gebieten der Halbinsel zählt. Das subjektive regionale Bewußtsein ist in der gleichen Gruppe von Regionen am stärksten, doch erzielen auch die Kanarischen Inseln einen gleich hohen Wert. Subjektives regionales Bewußtsein und politischer Regionalismus im Sinne artikulierter und organisierter politischer Forderungen stimmen jedoch nicht notwendigerweise überein: das subjektive regionale Bewußtsein kann nach-hinken (wie im Falle Galiziens) oder auch die politische Organisation der regionalen Interessen (wie im Falle von Kastilien-Leon oder bis jüngst auch auf den Kanarischen Inseln). Während sich die Regionen nach diesen beiden Variablen kaum unterscheiden, treten mit der Frage nach der parlamentarischen Reprä sentation in den spanischen Cortes markante Abweichaangen auf. Während Galizien und Valencia (seit 1979) nicht mit regionalen Parteien in den Cortes vertreten sind, gelang dies in Andalusien, der Hochburg der PSOE, der Sozialistischen Partei Andalusiens (PSA). Schließlich gilt es, die Unterschiede in der politisch-ideologischen Orientierung der Regionalismen hervorzuheben und Grundzüge ihrer politischen Verhaltensmuster: hier Kompromißdenken in der Auseinandersetzung mit dem Zentralstaat, dort Maximalismus der Forderungen. Auch in der summarischen Zusammenfassung der Ergebnisse unserer Untersuchung bleibt das Bild des spanischen Regionalismus vielschichtig und komplex.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Der Verfasser dankt Edgar Geiselhardt, Doktorand in Heidelberg und Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung, für verschiedene Informationen und Anregungen. Die Langfassung des Manuskripts wurde April 1979 abgeschlossen.

  2. Aus guten Gründen verzichten wir hier auf eine Erörterung der in der Debatte um die regionale Autonomie verwandten Begriffe „Regionalismus" und „Nationalismus“. Eine wissenschaftlichen Kategorien entsprechende Terminologie ist mit der politischen Sprache, die sich historisch in Spanien herausgebildet hat und gegenwärtig angewandt wird, nicht vereinbar. Die Übertragung einer Begrifflichkeit, die sich im historisch-politischen Kontext anderer Gesellschaften gebildet hat, auf die spanischen Verhältnisse müßte ständig mit züordnenden Adjektiven wie „genuin", „eigentlich", „bloß" etc. arbeiten und vielfach die Erscheinungen in Spanien nach Maßstäben etikettieren, die nicht aus der spezifischen Geschichte der Regionalismen in Spanien entwickelt wurden.

  3. Ramön Tamames, Estructura econömica de Espafia, 2 Bde., Madrid 1978, 2. Bd., S. 893 f.

  4. Siehe dazu Kurt Baidinger, Die Herausbildung der Sprachräume auf der Pyrenäenhalbinsel, Berlin 1958.

  5. Siehe dazu neben Kurt Baidinger 1958 auch Harald Haarmann, Soziologie und Politik der Sprachen Europas, München 1975.

  6. FOESSA-Bericht von 1970: Informe sociolögico sobre la situaciön social de Espaa, Madrid 1970.

  7. Juan J. Linz, Politics in a multi-lingual society with a dominant world language: the case of Spain, in: J. G. Savard/R. Vegneault (Hrsg.), Les etats multilingues. Probleme et Solutions, Quebec 1974, S. 376 ff.

  8. Salustiano del Campo, Manuel Navarro, J. Felix Tezanos, La cuestin regional espaola, Madrid 1977.

  9. Siehe dazu Juan J. Linz, a. a. O., S. 399 ff.

  10. Siehe Ramön Menendez Pidal, The Spaniards in Their History, New York 1966, S. 92 ff.

  11. Jos Luis Albifiana Olmos, Decreto que regula el uso de Lenguas Regionales, in: J. Figuero, Las reformas urgentes, Madrid 1976, S. 145 ff., hier S. 149.

  12. Eine höchst instruktive Analyse des national-staatlichen Kontextes, in welchem es zur linguistisch-kulturellen Renaissance „nationaler" Minderneiten kommt, liefert Juan J. Linz in seinem Aufsatz; Early State-Building and Late Peripheral Natonalism against the State: The Case of Spain, in: * N. Eisenstadt/S. Rokkan (Hrsg.), Building States e 3n, 3d 2 Nations, 2 Bde., Beverly Hills 1973, l. Bd., ff.

  13. Zur frühen Geschichte Kataloniens siehe Pierre Vilar, La Catalogne dans l'Espagne moderne, Paris 1977.

  14. Hier folgen wir der Einteilung von Jordi Sole Tura, Catalanisme i Revolucio Burgesa. La sintesi de Prat de la Riba, Barcelona 1967.

  15. Zum Föderalismus siehe C. A. M. Hennessy, The Federal Republic in Spain. Pi y Margall and the Federal Republican Movement, 1868— 74, Oxford 1962.

  16. C. Gispert/J. M. Prats, Espafia: un estado plurina cional, Barcelona 1978, S. 74; siehe dazu auch Horst Hina, Kastilien und Katalonien in der Kulturdiskussion 1714- 1939. Tübingen 1978, S. 223.

  17. Von den inzwischen zahlreichen Studien zum Katalanismus seien hier noch genannt: J. A. Gonz82 Casanova, Federalisme i autonomia a Catalunya 1868— 1938), Barcelona 1974; Isidre Molas, Lliga ca-alana, 2 Bde, Barcelona 1972; Josep Termes, Federa-

  18. Zum politischen Valencianismus siehe Alfons Cucö, El valencianismo polltico, 1874— 1936, Valencia 1974; Amadeu Fabregat, Partits politics al Pais Valencia, Valencia 1976; Lluis Aguilo Lucia; Las elecciones en Valencia durante la Segunda Repblica, Valencia 1976; J. A. Toms Carpi, El Pais Valenciano frente a la democracia, 2. Bde., Valencia 1977.

  19. Zum Regionalismus der Balearen siehe Sebasti Serra, La identidad balear; in: Historia 16, Extra V, April 1978, S. 75 ff; Anselm Llull (Gregori Mir), El mallorquinisme politic (1840— 1936), Paris 1975; J. Quintana, Menorca, segle XX, Mallorca 1976; ders.: Els menorquins i l’autonomia, Mallorca 1977.

  20. Dazu: Beltza (Emilio Lopez Adan), El nacionalismo vasco (1876-— 1936), San Sebastian 1976; Orta (Francisco Letamendla), Historia de Euzkadi: el nacionalismo vasco y ETA, Paris 1975; Milton da Silva, The Basques as a Nonstate Nation, in: Judy S. Ber telsen (Hrsg.), Nonstate Nations in International Politics, New York 1977, S. 98 ff; M.de Ugalde, Sintesis de la historia del Pais Vasco, 2. Aufl. Barcelona 1977.

  21. Antonio Elorza, De los Fueros a la Dictadura, in: I , istoria 16, Extra V, April 1978, S. 83 ff., hier S. 93.

  22. M.de Ugalde, a. a. O., S. 181.

  23. Alfonso Bozzo, Los partidos pollticos y la autonomia en Galicia 1931— 1936, Madrid 1976, S. 17.

  24. Alfonso Bozzo, Proceso histörico del nacionalismo gallego, in: Historia 16, Extra V, April 1978. S. 115 ff., hier S. 117.

  25. Siehe A Magarinos, Los Gallegos, Barcelona 1979, S. 39.

  26. Zur andalusischen Frage und zu den sozialen Kämpfen der Campesinos gibt es eine inzwischen

  27. Antonio Miguel Bernal, Andalucia: en busca de conciencia histörica, in: Historia 16, Extra V, April 1978, S. 133 ff.

  28. Jos Jimenez Blanco, Manuel Garlca Ferrando, Eduardo Löpez Aranguren, Miguel Betrn Villalya, La conciencia regional en Espana, Madrid 1977.

  29. Salustino del Campo u. a. a. a. O., S. 278.

  30. Lothar Maier (Anm. 1), S. 139.

  31. Als national bezeichnen wir im folgenden jene Parteien, die im gesamten Staatsgebiet auftreten — im Gegensatz zu den regionalen Parteien. Das als national bezeichnete Parteiensystem schließt allerdings dann regionale Parteien ein, wenn sie eine parlamentarische Vertretung in den Cortes erlangen konnten. Das als regional bezeichnete Parteien-system besteht somit — im Umkehrschluß — auch aus den nationalen Parteien, sofern diese in den Regionen parlamentarische Vertretungen erreichen.

  32. Siehe dazu Blas Guerrero, El problema nacionalregional espafiol en los programas del PSOE y PCE, in: Revista de Estudios Politicos, 4, Nueva 1978, S. 155 ff.

  33. Siehe hier Dieter Nohlen, Wahlsysteme der Welt. Daten und Analysen. Ein Handbuch, unter Mitarbeit von Rainer-Olaf Schultze, München 1978, S. 293 ff.

  34. Hierzu Carlos Huneeus/Dieter Nohlen, Das spanische Parteiensystem in der Dynamik des Demokratisierungsprozesses, in: Der Bürger im Staat, Jg. 27, Heft 2, Juni 1977, S. 96 ff.; siehe auch Dieter Nohlen, Ein Zug zur Konzentration. Die Parteienentwicklung im Königreich, in: Das Parlament, Themenausgabe Spanien, 30 Jg., Nr. 3, S. 3 f.

  35. Siehe etwa Dieter Nohlen, Una fuerza conservadora obtendra mayoria en las Cortes sin contar con la mayoria de votos, in: El Pais, 19. April 1977.

  36. Josh Luis Prada Fernandez, El sistema de part dos politicos en Galicia. Una aproximaciön descriP tiva, in: Pedro de Vega (Hrsg.), Teoria y präctica de los partidos politicos, Madrid 1977, S. 193.

  37. Evaristo Olcina, Autonomias, in: Javier Figuero, casreformas urgentes, Madrid 1976, S. 153 ff„ hier , 157.

  38. Zum Konflikt mit den baskischen Abgeordneten siehe u. a.den rasch vorgelegten Verfassungskommentar von Oscar Alzaga, Comentario sistemtico a la Constitucin Espafiola de 1978, Madrid 1978.

  39. Zu den präautonomen Regelungen und zu den Autonomiestatuten siehe meinen Beitrag zu Spanien in: Dirk Gerdes/Dieter Nohlen/Rainer-Olaf Schultze, Die regionalistische Herausforderung, Königstein/Ts. 1980.

Weitere Inhalte

Dieter Nohlen, Dr. phil., geb. 1939; Professor an der Universität Heidelberg; Studium der Politischen Wissenschaft, Geschichte und Romanistik an den Universitäten Köln und Montpellier; Forschungsaufenthalte in Lateinamerika; Lehraufträge in Santiago de Chile; Leiter des Forschungsprojektes „Wahl der Parlamente“ am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg. Veröffentlichungen u. a.: Spanischer Parlamentarismus im 19. Jahrhundert, Meisenheim/Glan 1970; Wahlen in Deutschland (zus. mit Bernhard Vogel und Rainer-Olaf Schultze), Berlin und New York 1971; Chile — das sozialistische Experiment, Hamburg 1973; Feuer unter der Asche. Chiles gescheiterte Revolution, Baden Baden 1974; Handbuch der Dritten Welt, 4 Bände, hrsg. zusammen mit Franz Nuscheler, Hamburg 1974— 1978; Wahlsysteme der Welt. Ein Handbuch (unter Mitarbeit von Rainer-Olaf Schultze), München 1978.