Leipzig
16.-25.10.2025
Grenzen

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Self Care Strandbefehl

Self Care Strandbefehl fachbetrieb rita grechen

/ 4 Minuten zu lesen

In einer Collage von 1936 bis heute entdeckt die Produktion das gigantische NS-Ferienheim in Prora auf Rügen als Erinnerungsort. Eine Annäherung mit poetischen wie dokumentarischen Texten und Bildern.

Self Care Strandbefehl (© Julius Zimmermann)

Gastspiel

Themenschwerpunkt:
Ost. West. Wandel.– Nachwendezeiten

Das Seebad Prora an der Ostküste Rügens spielt in der deutschen Erinnerungskultur keine besondere Rolle. Fast vergessen ist, dass die Nationalsozialisten dort eine riesige Freizeitanlage für 20.000 Angehörige der „Volksgemeinschaft“ planten, zur Erholung und für Propagandazwecke. Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Fertigstellung, später in der DDR wurde der Gebäudekomplex als Kaserne der Nationalen Volksarmee (NVA) genutzt, um nach der Wiedervereinigung von privaten Investoren als Wohn- und Hotelanlagen erschlossen zu werden. Das Kollektiv fachbetrieb rita grechen entdeckt mit seinem Stück „Self Care Strandbefehl“ Prora als Erinnerungsort, indem die verschiedenen Zeitebenen von 1936 bis heute mit poetischen und dokumentarischen Texten und Bildern collageartig miteinander verbunden werden, sich überlappen und mitunter kommentieren. Das Publikum wird in den Sog der Erinnerungen gezogen und so unmittelbar Teil der Auseinandersetzung über Fragen danach, wie und warum an die Vergangenheit erinnert werden soll. Wenn die Vergegenwärtigung von Erinnerungen neue Perspektiven auf die Zukunft ermöglicht, dann liefert dieses Stück einen wichtigen und interessanten Beitrag, das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart auf ihre Brüche und Kontinuitäten zu befragen: Welche Ziele verfolgen wir eigentlich als Gesellschaft?

English Version

Self Care Beach Command

The coastal resort Prora on the east coast of the island of Rügen does not hold a special place in Germany’s culture of remembrance. The fact that the National Socialists once planned a huge recreational facility for 20,000 members of the “Volksgemeinschaft (national community)”, a place for recuperation and propaganda purposes, has been as good as forgotten. The Second World War prevented the building complex’s completion. During the time of the GDR, it was used as barracks for the NVA (the National People’s Army), and after German reunification, private investors developed it into living and hotel facilities. In their work “Self Care Beach Command”, the collective fachbetrieb rita grechen discover Prora as a place of remembrance, where different time planes between 1936 and today are combined with poetic and documentary texts and images in a collage-fashion, overlapping and sometimes commenting. The audience is drawn into the maelstrom of memories and becomes an immediate part of this exploration of questions about how and why we should remember the past. If the visualisation of memories allows new perspectives on the future, this piece provides an interesting way of examining the upheavals and continuities of the relationship between past and present: What exactly are our goals as a society?

fachbetrieb rita grechen is an inter-disciplinary theatre collective with alternating associates. It develops music theatre shows, exhibitions, installations, durational performances, texts, films and process-oriented works. The collective’s network-like structure and the frequent collaboration with other collectives allow a wide range of artistic positions to feature in fachbetrieb rita grechen, depending on the project.

Age recommendation: 14+

Language: German, Norwegian passages with German surtitles

Duration: 2 hours 30 minutes (incl. an interval)

Accessibility: The venue is wheelchair-accessible; early boarding is possible; various kinds of seating (beach chairs, towels and chairs).

Sensory stimuli: loud music, strobe light

Content notes: National Socialist propaganda language, drug use, colonialist power imbalance, story about suicide

fachbetrieb rita grechen

fachbetrieb rita grechen ist ein interdisziplinäres Theater-Kollektiv mit wechselnder Besetzung. Es entwickelt Musiktheaterabende, Ausstellungen, Installationen, Durational Performances, Texte, Filme und prozessorientierte Arbeiten. Durch die netzwerkartige Struktur des Kollektivs und die häufigen Kooperationen mit anderen Kollektiven finden bei fachbetrieb rita grechen je nach Projekt verschiedene künstlerische Positionen ihren Platz.

Spieltermine

Donnerstag, 23.10. → 19.30 Uhr
Freitag, 24.10. → 19.30 Uhr*
* anschließend Publikumsgespräch

Ort: Schauspiel Leipzig – ag(o)ra

Produktion

Regie & Text: Hannes Köpke
Dramaturgie & Text: Urs Humpenöder
Bühne: Laura Immler
Kostüm: Olivia Rosendorfer
Musik: Laura Immler, Jasmina Rezig, Maria Wang Kvalheim
Video: Paul Voell
Performance: Laura Immler, Ferdinand Nowitzky, Jasmina Rezig, Olivia Rosendorfer, Yannik Stöbener, Alida Stricker, Paul Voell, Maria Wang Kvalheim
Technische Leitung: Swantje Silber
Sounddesign: Konstantin Fontaine
Puppenbau: Liesbeth Nenoff
Kostümassistenz: Julia Scholz
Bühnenbau: Friedrich Hartung
Outside Eye: Natalie Baudy

Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Sprache: Deutsch, norwegische Passagen mit deutschen Untertiteln
Dauer: 2 Stunden 30 Minuten (inkl. Pause)

Zugänglichkeit: Spielort rollstuhlbefahrbar, Early Boarding möglich, verschiedene Sitzmöglichkeiten (Strandstühle, Handtücher und Stühle)

Sensorische Reize: laute Musik, Stroboskoplicht

Content Notes: nationalsozialistische Propagandasprache, Drogenkonsum, kolonialistisches Machtgefälle, Erzählung über Suizid


Eine Produktion von fachbetrieb rita grechen in Koproduktion mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, durch das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Dank an: das Team Festspielhaus Hellerau, Katja Lucke (Dokumentationszentrum Prora), Nikolas Lelle (Amadeu Antonio Stiftung), Christine Dörner (Bauhaus-Universität Weimar), Thomas Widera (TU Dresden)

Fussnoten