Die 1980er Jahre sind zuletzt verstärkt in den Fokus geschichtswissenschaftlicher Betrachtungen gerückt. Auch wenn der Versuch, historische Prozesse in Zehnjahresschritten zu denken, zum Scheitern verurteilt ist, lässt sich doch danach fragen, was die Jahre 1980 bis 1989 ausmachte.
Sie bildeten das letzte Jahrzehnt der deutschen Teilung und des Kalten Krieges, das letzte Jahrzehnt auch jener "Insel West-Berlin". Die Neuen Sozialen Bewegungen erlebten eine Blütezeit, befördert durch Krisensymptome, die mit den Stichworten NATO-Doppelbeschluss, Waldsterben, Tschernobyl, Volkszählung oder Aids verbunden sind. Zugleich wurden Entwicklungen angelegt, die erst später Wirkung entfalteten – etwa die Digitalisierung des Alltags, der Finanzmarktkapitalismus oder die Öffnung europäischer Binnengrenzen.
Angela Siebold
So nah und doch so fern? Die 1980er Jahre historisch erforschen - Essay
Die 1980er Jahre waren ein spannungsgeladenes Jahrzehnt, in dem viele Veränderungen zwar nicht initiiert, aber allmählich relevant wurden. Das Jahrzehnt ist daher prädestiniert für transnationale und transkulturelle historische Betrachtungen.
Lutz Raphael
1980er: Typische Jahre "nach dem Boom"
Die Mechanik der Zehnjahresschritte bietet nur trügerische Sicherheit. Historische Zusammenhänge erschließen sich erst, wenn man die 1980er Jahre in den größeren Kontext der Übergangsjahre "nach dem Boom" (1970–2000) einordnet.
Detlef Siegfried
Das Subversive retten. Eine Denkfigur der 1980er
Die 1980er waren für viele westdeutsche Linke deprimierende Jahre. In ihrer Krise versuchten sie, zentrale Elemente des eigenen Welt- und Politikverständnisses zu retten – das zeigt sich etwa in Debatten über Sexualität, Pop und Literatur.
Axel Schildt
Die Renaissance der Nationalen Frage in den 1980er Jahren
Anfang der 1980er Jahre hatte sich die Öffentlichkeit mit der deutschen Teilung längst abgefunden. Dennoch gab es in der Bundesrepublik auf rechter wie linker Seite eine Renaissance der Nationalen Frage, mit Einflüssen auch auf die DDR.
Magdalena Beljan
Aids-Geschichte als Gefühlsgeschichte
Vielfach ist von einer "Aids-Angst" in den 1980er Jahren die Rede. Doch wurde weniger eine spezifische Angst vor der Krankheit artikuliert, als viel häufiger ein allgemeineres Gefühl: die Angst vor Stigmatisierung und sozialer Ausgrenzung.
Sebastian Berg
Politisches Handeln in multiethnischen Gesellschaften und das Erbe der 1980er Jahre: Beispiel Großbritannien
In Großbritannien gab es bereits in den 1980er Jahren Debatten um Akzeptanz und Form einer multikulturellen Gesellschaft. Zugleich begann eine gesellschaftliche Reorganisation unter neoliberalen Vorzeichen. Die Folgen sind bis heute spürbar.
David E. Barclay
Kein neuer Mythos. Das letzte Jahrzehnt West-Berlins
In einer Geschichte des "untergegangenen" West-Berlins kommt den 1980er Jahren eine besondere Bedeutung zu. Dieses "unheroische" Jahrzehnt hat tiefere Spuren hinterlassen, als man manchmal meinen könnte, gerade im gegenwärtigen Berlin.
Patricia M. Clough
Ära Kohl? Eine Kanzlerschaft in den 1980er Jahren - Essay
Als Kanzler prägte und verkörperte Helmut Kohl die lethargische, konservative Bonner Republik der 1980er Jahre. Erst ganz am Ende des Jahrzehnts gab er seiner Karriere und der deutschen Geschichte eine entscheidende Wendung.
Publikation zum Thema
APuZ - Jahresband 2015
Der APuZ-Jahresband 2015: Sämtliche Ausgaben der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte" aus dem Jahr 2015.Weiter...