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"Kulturpolitik kann Räume schaffen" – ein Gespräch | Kulturpolitik | bpb.de

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"Kulturpolitik kann Räume schaffen" – ein Gespräch

Shermin Langhoff

/ 11 Minuten zu lesen

Die Intendantin des Berliner Maxim Gorki Theaters spricht über aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und was Kunst und Kulturpolitik leisten können, um ihnen zu begegnen.

Frau Langhoff, welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für die Kulturpolitik?

Die sind natürlich mannigfaltig. Wir sprechen letztendlich davon: Wie wächst eine Gesellschaft zusammen? Wie schafft sie es, all die Möglichkeiten, die sich in der Heterogenität der Gesellschaft abbilden und vorhanden sind, fruchtbar zu machen und ein Zusammenwirken zu ermöglichen?

Es geht darum, der Vielfalt, der Heterogenität, die nicht weniger, sondern mehr wird, gerecht zu werden, indem man nach Fördersystemen sucht und schaut, wie man Zugänge gewährleisten kann und wie man Partizipation möglich machen kann.

Dabei stellen sich auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen Herausforderungen, über die wir schon lange sprechen. Zum Beispiel haben wir per se Probleme mit unserem Bildungssystem: Auch 40 Jahre nach der sozialdemokratischen Losung "Bildung für alle" steht Deutschland an der Spitze der Länder, in denen ein Aufstieg immer noch von der sozialen Herkunft der Eltern abhängt.

Dann sprechen wir davon, dass wir Partizipation und Integration von Zugewanderten möglich machen müssen. Aber nach wie vor werden Zeugnisse und Diplome nicht anerkannt und Zugänge zum Arbeitsmarkt erschwert. Auch gibt es in Deutschland noch immer kein kommunales Wahlrecht für Ausländer, das es ihnen erlaubt, zumindest die Infrastruktur und Politik im eigenen Stadtteil mitzugestalten. Ganz zu schweigen davon, dass es die Gesetze bis heute Menschen erschweren, Staatsbürger zu werden.

All das sind Herausforderungen, die nicht neu sind, die sich heute aber aufgrund der Neuankommenden wie durch ein Brennglas stellen. Insofern ist das auch eine Chance. Wir merken, wie es wieder an Bedeutung gewinnt, politisch zu denken, politisch zu handeln. Es geht wieder um etwas, auch angesichts einer erstarkenden neofaschistischen Bewegung, die viele in Angst und Schrecken versetzt. Es geht um alle Bereiche, um Schule und Kultur und Arbeit.

Insofern braucht es neue Perspektiven, neue Denkweisen, neue Modelle, wie wir unsere Gesellschaft angesichts all der Herausforderungen besser und anders und neu organisieren, und wie wir auch als Zivilgesellschaft wieder aktiver werden.

Kulturpolitik kann da mit ihren Institutionen und ihrer Förderung Räume schaffen, um Dialoge zu fördern, die notwendiger denn je werden in unserer Gesellschaft, ohne dass es immer gleich um Partikularinteressen und um Parteipolitik geht.

Bewegt sich Kulturförderung nicht in einem Spannungsfeld zwischen der Freiheit der Kunst und den politischen Entscheidungen hinter einer Förderung?

Deshalb gibt es die Trennung von Staat und Kultur und ein System in Deutschland, in dem unabhängige Jurys über künstlerische Projektvergaben entscheiden und ein politischer Beirat das abnimmt. In den seltensten Fällen wurde interveniert, zumindest bisher. Das müssen wir unbedingt weiterhin gewährleisten.

Wie wichtig das ist, wird in letzter Zeit auch wieder deutlich. Ganz aktuell haben wir ja im Falle des Projekts "Aghet" der Dresdner Sinfoniker diskutiert, ob Künstler und Künstlerinnen in der Bewerbung ihres Projekts von einem Völkermord an den Armeniern sprechen dürfen oder nicht, und ob davon eine Förderung durch die EU abhängt.

Kunstfreiheit heißt aber nicht nur, dass Politik sich nicht einmischt, sondern auch explizit, das lese ich aus unserer Verfassung heraus, dass Kunst zu fördern ist, damit sie freie Meinungsäußerung und Kritik üben kann – auch und gerade an der Politik als Machtinstanz.

Kunst und Kultur sind also politisch.

Geht das denn anders? Was soll Kunst sonst sein, was Schönes zum an die Wand hängen? Kunst verstehe ich übrigens wie Politik als Praxis zur gesellschaftlichen Veränderung. Ich bin nicht naiv, aber ich glaube, dass aufgrund der aktuellen Situation, in der national-identitäre Bewegungen an Macht gewinnen, nicht nur die Kritik an der politischen Praxis notwendiger wird, sondern auch ein politisches Theater mit anderen Visionen.

Wie kann Kunst, wie kann das Theater gesellschaftlichen Wandel mitgestalten?

Theater sind heute wichtiger denn je: als öffentliche Räume, in denen eine Selbstvergewisserung von Gesellschaft stattfinden kann, die auf der Suche ist nach dem "Wir" heute, nach den common grounds.

Ich glaube fest daran, dass wir nur ein kleines Zahnrad sind, aber in genau dieser Orientierungssuche ein Ort, an dem man unideologisiert Fragen stellen kann, an dem man unideologisiert reflektieren kann, entgrenzen kann, kritisieren kann und durchaus auch den Frust, den wir immer wieder erleben aufgrund von Realpolitiken, produktiv in Widerstand, in Aktion, in Performance übersetzen kann.

Und dann haben wir natürlich die repräsentative Ebene von Kunst: Sie kann Vorbilder schaffen und mit Narrationen, mit Bildern, andere Perspektiven und Imaginationen schaffen, andere Möglichkeitsräume vorstellen und Schlüsselmomente der eigenen kulturellen Bildung erzeugen.

Es ist eben die grundlegende intellektuelle Herausforderung an uns alle, an der wir immer wieder scheitern: Es gibt die eine Welt, und ich entwickle meine individuelle, subjektive Perspektive darauf, und dann stelle ich fest, dass es Tausende andere Perspektiven auf ein und dieselbe Welt oder auf ein und dasselbe Problem gibt, und ich halte den Schmerz aus, dass mein Nachbar ganz anders denkt, und setze mich damit auseinander. Das Handwerkszeug und die Codes, um genau in dieser Komplexität von Globalisierung, Migration und ökonomischen Krisen zurechtzukommen, werden immer wichtiger.

Gleichzeitig gibt es viele retardierende Momente. So wissen sich angesichts dieser Phänomene die politischen Eliten in manchen europäischen Ländern wieder mit nichts anderem als nationalen Erzählungen zu helfen. Der Nationalstaat scheint trotz seines Scheiterns das einzige Modell zu sein, das wir gerne auch als Exportschlager anbieten.

Sie haben das postmigrantische Theater geprägt. Erklären Sie uns doch kurz, was es damit auf sich hat.

Als ich 2001 angefangen habe, mich mit Theaterpraxis zu beschäftigen, kam ich ja vom Film und von der Literatur. Im Literaturbetrieb waren Stimmen wie Emine Sevgi Özdamar und später Feridun Zaimoglu oder Selim Özdogan eigentlich schon eine Selbstverständlichkeit und wurden sogar besonders gefördert.

Im Film verhielt sich das ganz ähnlich. Bereits im deutschen Autorenkino fand eine Auseinandersetzung mit "den Anderen" mit Ankunftstraumata statt: angefangen mit Fassbinders "Angst essen Seele auf" oder "Katzelmacher", später mit Helma Sanders-Brahms’ "Shirins Hochzeit". Ende der 1970er Jahre war Tevfik Başer einer der Ersten, die aus der Perspektive der Zugewanderten erzählten. Heute gehört ein transkulturelles Kino von Ayşe Polat, Miraz Bezar und Fatih Akin zum deutschen Film.

Mich hat dann erst einmal verwundert, dass es so etwas im Theater nicht gab. Das Postmigrantische war erst also nur ein Konzept, das ich im Hinterkopf hatte. Als ich dann das Ballhaus Naunynstraße übernommen habe, das war 2008, und klar war, was der Blick auf uns sein würde – Kreuzberg, dritte Reihe, Migranten machen Theater, und das vielleicht ein bisschen progressiver als die erste Generation noch mit den hergebrachten Stoffen – wollte ich das von Anfang an konterkarieren, ich wollte provozieren.

So kam ich zu der Begrifflichkeit "postmigrantisch". Beim Perspektivenverschieben, -verändern, -herausfordern braucht man manchmal Begriffe und Definitionen, die zum Hinterfragen und zum Diskutieren anregen. Und ein kritischer Diskurs ist ja durchaus entfacht worden.

Zum einen geht es eben darum, die Perspektiven der Zuschauerinnen und Zuschauer, der Medien, der Öffentlichkeit auf die sogenannten Migranten herauszufordern. Zum anderen geht es darum, Migration als gesamtgesellschaftliche Situation im Prozess wahrzunehmen, die alle betrifft und nie abgeschlossen ist.

In Berlin haben wir die Gleichzeitigkeit von über 750 Jahren Migration und Menschen, die gestern angekommen sind oder seit 60 Jahren hier leben. Diese postmigrantische Gesellschaft ist durch Migration geworden und in der Prozesshaftigkeit weiter mit dem Phänomen werdend.

Darin steckt die Möglichkeit, auch von dem "Danach" zu erzählen, in der zweiten oder dritten Generation von Protagonisten, die selber vielleicht gar nicht mehr gewandert sind und diese besonderen Geschichten, diese subjektiven Perspektiven in sich tragen, die ja in der Kunst immer ganz spannend sind.

Inwiefern ist dieses Konzept mit Berlin verbunden?

Es ist die Aufgabe jedes Stadttheaters, mit der eigenen Stadt und der Stadtrealität umzugehen. Auch Kulturpolitik wird immer mit den Gegebenheiten der jeweiligen Stadt oder Region umgehen müssen. Die Herausforderung ist, sich eine Kommune prinzipiell und in ihrer eigenen Heterogenität anzuschauen.

Mannheim, München, Köln, Hamburg und andere Großstädte haben durchaus ähnliche Potenziale von Vielfalt, Heterogenität und Geschichte von Einwanderung. Aber vielleicht braucht ein anders diversifizierter kleinerer Ort in der märkischen Heide eine "andere" Kulturpolitik.

Wie schätzen Sie die Verteilungskämpfe auf kommunaler Ebene zwischen den Zentren der Hochkultur und sozio- oder jugendkulturellen Einrichtungen ein?

Das ist tatsächlich eine ganz traurige Entwicklung. Ich glaube auch in politisch schwierigen Zeiten wird es nicht so schwer sein, die sogenannte Hochkultur hoch zu halten. Sie werden bei Parteien aller Couleur Gehör dafür finden, dass bestimmte repräsentative hochkulturelle Unternehmungen nicht abgeschafft werden. Es wird tatsächlich schwerer für genau die vielen kleinen Projekte, die entweder nur projektweise gefördert sind oder, wenn institutionell, dann oft geringfügig.

Das Ballhaus Naunynstraße habe ich zum Beispiel übernommen in einem Jahr, in dem eine 30 Jahre kulturell wirkende tolle Institution gegenüber, nämlich das Jugendzentrum Naunynritze, gerade abgewickelt wurde und dann aus der kommunalen Verantwortung heraus einem Sport- und Jugendträger übertragen wurde, damit es überhaupt noch erhalten werden konnte.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Kulturpolitik nicht das mächtigste Ressort ist, und dass kommunale Kulturpolitik nach wie vor freiwillige Kulturpolitik ist. Das heißt, da wird oft als erstes gestrichen. Das erleben wir in den letzten Jahren vor allem in kleinen Kommunen, aber auch in Wuppertal ist das möglich.

Das ist eine Entwicklung, die wir mit Sorge betrachten müssen, dass genau bei dem, was an der Basis ansetzt, was im Bezirk stattfindet, was direkt die Jugendlichen erreicht, leider sehr viel gespart wird. Dabei wird sehr viel zurückgenommen von dem, was seit den 1970er Jahren möglich geworden war und sich in den 1980er Jahren dann etablierte, und von Jugendkulturen, die heute den Mainstream und zum Teil sogar die Hochkultur nähren.

Es ist sehr wichtig, auf die Situation der Kommunen zu achten und zu schauen, wie man auch eine Basis-Kulturförderung mit Bibliotheken und Theatern garantieren kann. Gerade in Zeiten, in denen Theater auch wieder Räume werden, die man in manchen Gegenden fast schon als "demokratische Festungen" wahrnehmen muss.

Welche Vision haben Sie für das Credo "Kulturpolitik als Gesellschaftspolitik" der Neuen Kulturpolitik der 1970er Jahre?

Wir haben eine breit aufgestellte Kulturlandschaft, auch im Vergleich zu vielen anderen Ländern. Und das trotz der Ambivalenz, in der Kulturpolitik und -praxis nach dem Zweiten Weltkrieg neu entstanden sind: angesichts der Frage, ob wir überhaupt noch in deutscher Sprache singen und Gedichte schreiben können nach einer Zeit von beängstigender monokulturalistischer Staatskultur, in der die Kunst als nationenbildende Maßnahme funktionalisiert wurde und Andersdenkende und ihre Werke vernichtet wurden, und einer Zeit der totalen Enteignung jeglicher Menschlichkeit.

Diese unheilvolle Geschichte ist der Grund, warum die Freiheit der Kunst in unsere Verfassung aufgenommen wurde und damit ihre Förderung. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich in der Kunst dann eine Kritikkultur entwickelt, die heute ihre größte und wichtigste Aufgabe ist: nämlich Politik und politische Praxis kritisch zu begleiten.

Diese Hintergründe sind glaube ich im Weiterdenken und im Zukunftsdenken für die Kulturpolitik immanente und ganz wichtige Grundlagen, an die Kulturpolitik immer wieder anknüpfen muss – gerade in einer Zeit, in der tatsächlich Angriffe auf Kunst im Sinne einer Infragestellung von Kunst- und Meinungsfreiheit wieder passieren.

Es gibt also sehr viele Ebenen, auf denen Kultur wieder stark gemacht werden muss durch Kulturpolitik, und nicht kurz- und mittelfristigen politischen oder wirtschaftlichen Strategien zum Opfer fallen darf. Eine offene Gesellschaft mit einer auch offenen Kulturpolitik kann es nur geben, wenn wir Zugänge ermöglichen und uns in diesen Prozessen anschauen, wo Förderung notwendig ist.

Noch einmal zurück zur aktuellen Situation: Was kann Kulturpolitik leisten, um den gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen, die sich gegenwärtig durch die hohen Flüchtlingszahlen stellen?

Die Kulturpolitik muss da gar nicht so viel Eigeninitiative zeigen, es gibt mannigfaltige Initiativen aus Kunst, Medien und Zivilgesellschaft, die sie unterstützen kann. Hier geht es ja auch um ein weites Feld.

Im ganzen öffentlich-rechtlichen Bereich gibt es meiner Meinung nach Chancen, auch was die Erreichbarkeit angeht, durch Förderung beispielsweise von Radiosendungen oder ganzen Kanälen auf Arabisch etwas zu bewegen. Das gleiche gilt durchaus auch für andere Institutionen wie Bibliotheken oder Museen. Es geht darum, eine größere Community, die jetzt angekommen ist, aufzuklären, ihr ein Medium der Information zu geben und auch Übersetzungen möglich zu machen. Bereits existierende Medienstrukturen sind dafür also erste Fördermöglichkeiten.

Dazu kommen Projekte wie das "Exil-Ensemble", das wir hier am Maxim Gorki Theater planen, und ich weiß bereits vom Theater an der Ruhr, dass es dort ähnliche Überlegungen gibt. Wir wollen professionelle Schauspieler und Performer, die neu ankommen, mit Mentoring aus unserem Ensemble, mit Workshops und Zusammenarbeit mit Regisseuren aus dem Haus und extern über zwei Jahre lang begleiten und dabei unterstützen, ihre Profession hier in Deutschland weiter auszuüben, und dafür Zugänge und Weiterentwicklungsmöglichkeiten bieten. Dabei entstehen auch zwei Produktionen, die in Deutschland touren sollen. Es gibt viele solcher Modelle und Initiativen von Theatern, Filmschaffenden, Radiomachern und anderen an verschiedenen Orten.

Seitens der Kulturpolitik könnte meiner Meinung nach die Vernetzung dieser Einzelinitiativen gefördert werden, sodass sie miteinander ins Gespräch kommen und eine ganz andere Vervielfachung erfahren.

Zum Beispiel habe ich das ganz deutlich gespürt, als wir den letzten Herbstsalon zum Thema "Flucht" kuratiert und festgestellt haben, dass allein im Berliner Raum mehrere Gruppen gerade an Apps für Neuankommende arbeiten, also eigentlich an ein und derselben Sache. Informationsbereitstellung und Vernetzung für Transmitterfunktionen sind also glaube ich erste Dinge.

Kurzfristig kann auf politischer Ebene der Weg geebnet werden, damit öffentlich geförderte Kultureinrichtungen Zugänge schaffen können – etwa durch Freikarten für Neuankommende. Aber auch die Zivilgesellschaft kann unterstützen, etwa indem ein Theaterzuschauer eines dieser Freitickets mitfinanziert.

Und last, but not least geht es ganz im Sinne der UNESCO um Räume zur Erhaltung der kulturellen Vielfalt, in denen auch mitgebrachte Sprache kultiviert und Gedichte, Literatur gelesen werden kann, also beispielsweise arabische Bibliotheken, egal ob digital oder analog.

Ich glaube, es gibt sehr viele spannende und kreative Möglichkeiten, gerade auch die neuankommenden Kinder und Jugendlichen mitzunehmen, die sich sehr schnell Sprache aneignen können und neugierig sind. Das ist auch die Erfahrung in vorherigen Zuwanderergenerationen – davon kann unser Ensemble ein Lied singen, wie wir alle übersetzt haben für unsere Eltern oder Großeltern und die Vermittlerrolle gespielt haben. Ich glaube, gerade in der bildungs- und kulturellen Bildungsförderung der neu angekommenen Jugend können wir sehr viel machen und Prozesse fördern, die den Menschen auch ein Zuhause hier geben.

Und es ist genauso wichtig, nicht nur in Richtung der Neuankommenden zu arbeiten, sondern auch in diejenigen mit ins Boot zu holen, die schon im Theater sind. Wir sollten ganz dringend dranbleiben, unsere Vielfalt zu organisieren und produktiv zu gestalten. Und da kann die Kulturpolitik auf jeden Fall ihren Beitrag leisten, auch wenn sie im realexistierenden Politikbetrieb nicht zu den hard facts des Geschäfts zählt.

Das Interview führten Lorenz Abu Ayyash und Anne-Sophie Friedel am 25. April 2016 in Berlin.

Intendantin am Maxim Gorki Theater, Am Festungsgraben 2, 10117 Berlin.