Die Niederlagen in Stalingrad und in Nordafrika markierten Wendepunkte des Zweiten Weltkriegs. Fortan befand sich die Wehrmacht an allen Fronten auf dem Rückzug. Am 6. Juni 1944 landeten alliierte Truppen in der Normandie und leiteten damit das letzte Kapitel der Befreiung Europas ein.
Am 19. November trat die Rote Armee bei Stalingrad zu einer großen Gegenoffensive (Operation "Uranus") an und schloss innerhalb weniger Tage die 6. Armee in der Stadt ein. Gezielt hatten die Sowjets die deutsche Front in den Abschnitten der schlecht ausgerüsteten Rumänen angegriffen und durchbrochen. Da Ersatzversuche von außen scheiterten und Hitler den Ausbruch verbot, war die 6. Armee in Stalingrad zum Untergang verurteilt. Ende Januar/Anfang Februar 1943 kapitulierten ihre Reste. Von den einst über 200.000 Soldaten gingen etwa 100.000 in sowjetische Gefangenschaft, die nur wenige Tausend überlebten. Alle anderen waren zuvor gefallen oder verwundet ausgeflogen worden. Mehrfach höhere Verluste beklagte die sowjetische Seite, nicht zuletzt unter der Stadtbevölkerung, die schon früh deutschen Luftangriffen ausgesetzt war. Gleichwohl war Stalingrad ein großer militärischer Erfolg für die Rote Armee. Das NS-Regime konnte nicht verhindern, dass die Umstände und das katastrophale Ausmaß der Niederlage in der deutschen Bevölkerung bald bekannt wurden. Viele Deutsche deuteten sie als einen Wendepunkt des Krieges und nicht wenige rechneten nun damit, dass ihr Land den Krieg verlieren würde. Propagandaminister Joseph Goebbels reagierte auf die Katastrophe von Stalingrad mit seiner berüchtigten Rede vom 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast, wo er offiziell den "totalen Krieg" ausrief, um den Siegeswillen der Bevölkerung zu stärken. Geschickt lenkte die NS-Propaganda von den Ursachen des Debakels ab und glorifizierte den Untergang der 6. Armee als heroischen und militärisch sinnvollen Opfergang.
QuellentextFeldpostbrief des Gefreiten Alfred R. aus dem Kessel von Stalingrad in die Heimat
Ihr Lieben! Heute am 8. Januar [1943] will ich Euch wieder ein paar Zeilen schreiben. Ich weiß nicht genau, ob Ihr auch meine ganzen Briefe erhalten habt oder erhaltet. Jedenfalls schreibe ich an Euch so oft, wie es mir das Papier überläßt. Und ich glaube auch, daß Ihr Euch auch ein bißchen freut, wenn die Postfrieda einen Brief oder so etwas ähnliches von mir anbringt. Na ja, ich weiß noch ganz genau, wie es so hergeht. Wenn dann der Kurt aus dem Stall nach dem Mittagessen kommt, setzt er sich gewiß auf das Sofa und liest meine oder andere Briefe genau und vielleicht auch mit Überlegung durch. Damals als ich noch bei Euch gewesen bin, war es wenigstens so! Und ich glaube auch, daß Kurt sich auch bei diesen Zeilen wieder auf den alten Platz setzt. Sonst geht es mir noch ganz gut. Das einzige, was uns fehlt, ist das Essen und Urlaub. Kann oder darf ja nichts genaues schreiben.
ieber Kurt, ich glaube, daß Du schon längst aus meinen Briefen schlau geworden bist? In was für einem dreckigen Zustand wir uns immer noch befinden! Es ist eben die Festung Stalingrad! Da wirst Du doch gewiß schon im Bilde sein … Bei dieser Verpflegung geht es nicht mehr lange. Die Infanteristen fallen ja schon um wie die Fliegen. Aber bald muß ja was geschehen, um uns aus diesem Elend zu retten. Wie geht’s Euch allen noch? Lieber Kurt, glauben kannst Du mir ruhig, denn aus der Luft werde ich Euch ja so was nicht schreiben. Ich habe jetzt bald gute 10 Wochen keine Post aus der Heimat. Also sehr verschlossen wird man hier. Lieber Kurt und […], wenn ich mal auf Urlaub kommen sollte, dann werdet Ihr sehr staunen über meinen Körper. Also, mager bin ich wie ein halbverfrorener Hund! Kräfte, die ich früher mal gehabt habe, sind verschwunden. Wenn ich 3 bis 4 Kilometer gelaufen bin, dann stolpert man über jeden kleinen Stein. Ich glaube kaum, daß Ihr mich erkennen werdet. Aber schließlich bin ich noch innerlich derselbe R. Nur äußerlich ändert man sich. Und das ist ja schließlich erklärlich. 200 g Brot, 50 g Fleisch und 50 g Butter. Das ist die Verpflegung pro Tag. Mittags gibt es nur Wassersuppe mit bißchen Pferdefleisch. Was der Landser so aushält, ist gar nicht zu beschreiben.
Aber Hunger tut weh. Man kommt auf alle unmöglichen Gedanken. Also, wenn ich mal zu Euch komme, dann werde ich Euch mal so bißchen Eßbares machen, was Ihr vielleicht noch nicht gegessen habt. Ich habe bestimmt schon allerhand gegessen, Anni, Du weißt doch auch von früher: Aber es ist einfach nicht zu glauben, wenn man nicht selbst sieht. Sonst weiß ich nichts zu schreiben, aber ich hoffe, daß Ihr auch mit diesen Zeilen zufrieden seid. Erzählen könnte ich Euch ja noch viel mehr. Aber das beste ist, Schnauze halten und aushalten. Liebe Anni und Kurt, grüßt so die besten Freunde von mir, die noch bei Euch in der Nähe sind … Jetzt will ich schließen, in der Hoffnung, daß wir uns recht bald und gesund wiedersehen werden. Seid jetzt nochmals gegrüßt aus weitem Osten von Gefreitem Alfred R.
Quelle: Jens Ebert (Hrsg.) Stalingrad – eine deutsche Legende, Hamburg 1992, S. 71 f.
In der Tat trug die späte Kapitulation der 6. Armee dazu bei, eine sehr viel größere Katastrophe der Wehrmacht zu verhindern. Weil sie hierdurch mehrere sowjetische Armeen fesselte,
erreichte eine neue sowjetische Offensive ab Mitte Dezember 1942 nicht genügend Durchschlagskraft, um die gesamte deutsche Heeresgruppe A im Kaukasus abzuschneiden. Nur mit Mühe ließ sich Hitler zum Rückzug von dort bewegen, und die Heeresgruppe entkam mit knapper Not. Schließlich brachte eine weitere sowjetische Offensive Mitte Januar 1943 die deutsche Front am mittleren Don zum Einsturz und zerschlug die Armeen der ungarischen und italienischen Verbündeten. Bis Ende März hatte die Rote Armee das gesamte im Vorjahr von der Wehrmacht eroberte Gebiet zurückgewonnen. Erst eine Gegenoperation von Generalfeldmarschall Erich von Manstein bei Charkow konnte sie vorerst stoppen.
Gegenüber den monatlich über 100.000 Toten, Verwundeten und Vermissten der Wehrmacht erlitt die Rote Armee im Winter 1942/43 noch sehr viel höhere Verluste. Im Unterschied zur Wehrmacht konnte sie diese dank ihrer vielfach größeren Personalreserven ausgleichen. Auch Waffen und Ausrüstung erhielt sie in ausreichendem Maß. Hierzu trugen britische und amerikanische Hilfslieferungen bei. Vor allem aber hatte die Sowjetunion ihre eigene Rüstungsproduktion auf das Mehrfache der deutschen gesteigert. Dies war möglich, weil in einer beispiellosen Anstrengung gleich nach dem deutschen Überfall die meisten Industrieanlagen aus dem Westen in das Ural- und Wolgagebiet, nach Westsibirien und Mittelasien evakuiert worden waren. Unter den Arbeitsbedingungen des vom Sowjetregime verordneten "totalen Krieges" erreichte die Rüstungsproduktion dort rasch quantitative wie qualitative Höchstleistungen
Alliierte Landung und Endkampf in Nordafrika
Die heftigen Schlachten des Winters und die anschließende Schlammperiode hatten beide Parteien Ende März 1943 so erschöpft, dass an der Ostfront bis zum Sommer relative Ruhe eintrat. Es folgten sogar die Monate mit den niedrigsten personellen Verlusten der Wehrmacht während des gesamten Deutsch-Sowjetischen Kriegs. Dafür wurde der Machtbereich der Achsenmächte, von Hitler zur "Festung Europa" erklärt, längst anderen Ortes massiv bedroht.
Auch in Nordafrika schwang das Pendel zugunsten der Anti-Hitler-Koalition aus. Bei El Alamein brachte der Oberbefehlshaber der britischen 8. Armee, General Bernard Montgomery, Rommels Deutsch-Italienische Panzerarmee Ende Oktober 1942 eine vernichtende Niederlage bei. Fast gleichzeitig landeten alliierte Verbände unter US-General Dwight D. Eisenhower am 8. November 1942 an der marokkanischen und algerischen Küste (Operation "Torch"). Den Widerstand der vichy-französischen Kolonialtruppen dort hatten sie schnell überwunden. Weil ihnen ein direktes Eingreifen in Europa noch zu riskant erschien, wollten die Westalliierten auf diese Weise endlich ihren sowjetischen Verbündeten entlasten, der freilich auf die Eröffnung einer "echten" zweiten Front in Frankreich drängte. Das Unternehmen galt deshalb nicht nur Rommels Deutsch-Italienischer Panzerarmee, die sich auf dem Rückzug vor der britischen 8. Armee fast schon wieder in Libyen befand. Es bedrohte vielmehr die gesamte Südflanke der "Achse" und damit Deutschlands Hauptverbündeten Italien.
Hitler sah diese Entwicklung erst recht mit Sorgen, weil er die innenpolitisch angeschlagene Position Mussolinis kannte. So entschloss er sich trotz der angespannten Lage im Osten zum massiven Eingreifen. Er ließ seine Truppen in das bisher unbesetzte Südfrankreich einmarschieren und zeigte damit, dass er auf die Vichy-Regierung keinerlei politische Rücksicht mehr nahm. Gleichzeitig errichteten hastig zusammengezogene deutsche und italienische Truppen innerhalb weniger Tage in der französischen Kolonie Tunesien einen Brückenkopf und brachten den alliierten Angriff aus Algerien im Dezember 1942 zum Stehen. Besonders die Luftwaffe hatte hierzu zahlreiche Flugzeuge in den Mittelmeerraum verlegt – Flugzeuge, die zur gleichen Zeit in Stalingrad fehlten. Von Montgomery verfolgt, musste Rommel hingegen bis Ende Januar 1943 Libyen aufgeben und sich ebenfalls nach Tunesien zurückziehen. Hier fasste er alle deutschen und italienischen Truppen in der "Heeresgruppe Afrika" zusammen. Sie erzielte anfangs kleinere Erfolge gegen die unerfahrenen US-Truppen, wurde aber bald durch die weit überlegenen Alliierten auf den Raum Tunis zurückgedrängt, wo sie schließlich Mitte Mai 1943 kapitulierte. Als Folge dieses "zweiten Stalingrad" – auch „Tunisgrad“ genannt – gingen 270.000 Deutsche und Italiener in Gefangenschaft. Rommel allerdings war bereits im März auf Befehl Hitlers ausgeflogen worden. Deutschland und seine Verbündeten hatten im Sommer 1942 in Europa und Nordafrika einen zweiten Anlauf unternommen, ihre Gegner doch noch in die Knie zu zwingen. Ein trügerischer Erfolg bescherte ihnen bis zum Herbst die größte Ausdehnung ihres Machtbereichs während des gesamten Krieges. Doch damit hatten sie ihre Kräfte überdehnt, erkennbar wendete sich nach den Niederlagen von Stalingrad und Tunis das Blatt zugunsten der Alliierten, deren größeres Machtpotenzial allmählich wirksam wurde.
Die Konferenz von Casablanca und der Kampf um Italien
Nach ihrem Erfolg in Nordafrika stand das weitere Vorgehen der Westalliierten längst fest. Es war ein Kompromiss zwischen britischer Mittelmeer-Strategie und amerikanischer Westeuropa-Strategie. Im Januar 1943 hatten sich Churchill, Roosevelt und ihre militärischen Spitzen in Casablanca darauf geeinigt, von Tunesien über Sizilien nach Süditalien vorzustoßen, um Italien aus dem Bündnis mit Deutschland zu brechen. Die geplante große Invasion in Frankreich verschob man auf das Jahr 1944, weil sie mehr Vorbereitungszeit erforderte. Inzwischen sollte eine amerikanische Bomberflotte die britische Luftoffensive auf Deutschland verstärken. Überhaupt versprachen die Vereinigten Staaten, gegen Deutschland nicht nachzulassen, obwohl sie eine Großoffensive im Pazifik beabsichtigten, wo die Japaner in die Defensive gedrängt worden waren. Die Konferenz schloss mit der Forderung nach der bedingungslosen Kapitulation ("unconditional surrender") Deutschlands, Italiens und Japans.
Der Vorstoß nach und in Italien entwickelte sich für die Alliierten langsamer und verlustreicher als erwartet. Nach ihrer Landung auf Sizilien am 10. Juli 1943 (Operation "Husky"), der bis dahin größten Landeoperation des Weltkrieges, brachten sie die Insel bis Mitte August in ihren Besitz. Widerstand leistete letztlich nur eine kleine deutsche Armee, während sich die große italienische Garnison kampfmüde zeigte. Als die Deutschen deshalb die Führung an sich rissen, kam es zu ersten blutigen Konflikten zwischen deutschen und italienischen Soldaten. Die Alliierten zogen hieraus jedoch keinen entscheidenden Vorteil. Die Wehrmacht konnte fast alle kampffähigen Truppen, die Italiener ein Drittel ihrer Armee über die Straße von Messina auf das Festland evakuieren.
Während die Alliierten sich darauf vorbereiteten, auf dem italienischen Festland Fuß zu fassen, bahnte sich der Kriegsaustritt des kriegsmüden Landes an. Diktator Mussolini war am 25. Juli 1943 von den eigenen Gefolgsleuten abgesetzt worden. Der neue Regierungschef, Marschall Pietro Badoglio, schloss insgeheim einen Waffenstillstand mit den Alliierten. Dessen Bekanntgabe am 8. September 1943 überraschte die Deutschen nicht. Den Abfall des Verbündeten sahen sie als "Verrat" an. In einer vorbereiteten Blitzaktion entwaffnete die Wehrmacht ihre ehemaligen "Waffenbrüder", während König und Regierung zu den Alliierten flohen. Vielfach kam es zu Kriegsverbrechen an italienischen Soldaten; über 500.000 italienische "Militärinternierte" wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert, wo Tausende starben. Der von deutschen Fallschirmjägern am Gran Sasso befreite Mussolini bildete in Norditalien die Repubblica Sociale Italiana und damit eine Gegenregierung von Hitlers Gnaden.
Zeitlich koordiniert mit dem italienischen Waffenstillstand waren die Alliierten Anfang September 1943 an der Küste Süditaliens gelandet. Sie trafen auf eine Wehrmacht, die sich nach der schnellen Überwältigung der italienischen Armee ganz auf die Abwehr des Gegners konzentrieren konnte. Vor allem die Hauptlandung im Golf von Salerno (Operation "Avalanche") tat sich deshalb schwer. Der deutsche Oberbefehlshaber Süd, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, hatte inzwischen alle seine Kräfte bündeln können, um den anschließenden Vorstoß der Alliierten nach Mittelitalien wirksam zu verzögern. An Zahl und Material deutlich unterlegen, wurden die Deutschen durch das gebirgige Gelände begünstigt. In gut ausgebauten Stellungen 100 km östlich von Rom ("Gustav-Linie") brachten sie den Gegner im Januar 1944 für vier Monate zum Stehen. Verlustreiche Kämpfe entbrannten hier vor allem um den deutsch besetzten Monte Cassino mit seiner berühmten Abtei, die ein alliierter Luftangriff völlig zerstörte. Erst als den Alliierten Mitte Mai 1944 anderswo ein Durchbruch gelang, gab die Wehrmacht die "Gustav-Linie" auf und wich bis August zur vorbereiteten "Goten-Linie" auf den Apennin zwischen ligurischer und adriatischer Küste zurück. Hier blieb die alliierte Offensive, nachdem sie am 4. Juni 1944 kampflos Rom befreit hatte, bis zum Frühjahr 1945 erneut stecken. Dann begann der Endkampf um Oberitalien, in dem die Wehrmacht bis Kriegsende allmählich auf den Alpenrand zurückgedrängt wurde. Längst hatten die Alliierten ihren Schwerpunkt nach Frankreich verlagert, wo sie im Juni und August 1944 an zwei Stellen gelandet waren. Auch wenn die Westalliierten in Italien nur mühsam vorankamen und dabei starke Verluste erlitten, erreichten sie doch ihr strategisches Ziel: Sie fesselten viele deutsche Divisionen und entlasteten damit die Rote Armee. Im Kampf gegen die italienische Widerstandsbewegung gingen Wehrmacht und vor allem die Waffen-SS teilweise brutal gegen die Zivilbevölkerung vor. Diese wurde zudem von den Milizen der faschistischen Republicca Sociale Italiana terrorisiert.
Sowjetische Offensive und deutscher Rückzug im Osten
Die sowjetischen Streitkräfte trugen nach wie vor die Hauptlast des Kampfes gegen die Wehrmacht, die wiederum zwei Drittel ihres Heeres gegen die Rote Armee einsetzte. Der Landkrieg wurde in Europa also an der Ostfront entschieden. Dort war die Wehrmacht durch die sowjetische Winteroffensive 1942/43 zurückgeschlagen und in die Defensive gedrängt worden. Dabei hatten sich beide Parteien derart erschöpft, dass die Front von April bis Juni 1943 weitgehend stabil blieb. Selbst Hitler sah ein, dass die Wehrmacht zu einer neuen Großoffensive nach Art des Vorjahres nicht mehr in der Lage war. Er wollte aber jeden weiteren Rückzug vermeiden, vor allem das wirtschaftlich wichtige Donez-Gebiet nicht aufgeben. Deshalb sollte die Wehrmacht mit einer begrenzten Operation die Initiative zurückgewinnen und die erwartete neue Großoffensive des Gegners schon im Ansatz ersticken. Eine kriegsentscheidende Schlacht war also nicht beabsichtigt. Im Ergebnis startete am 5. Juli 1943 das "Unternehmen Zitadelle" gegen den großen sowjetischen Frontvorsprung von Kursk. Der Angriff in erheblicher zahlenmäßiger Unterlegenheit war äußerst gewagt. Obwohl die Offensive zunächst die Rote Armee teilweise in Bedrängnis brachte, blieb sie bald liegen, so dass Hitler am 13. Juli den Angriff abbrechen ließ und das ganze Unternehmen aufgab. Diese Entscheidung hatte weniger – wie häufig kolportiert – mit der alliierten Landung auf Sizilien am 10. Juli zu tun, als vielmehr mit der erfolgreichen sowjetischen Gegenoffensive nördlich des Kursker Frontbogens.
Bei Kursk, wo die größte Panzerschlacht des Weltkrieges stattfand, erlitt die Wehrmacht große, aber keineswegs katastrophale Verluste an Soldaten und Waffen; jene der Roten Armee waren relativ und vor allem absolut deutlich höher. Doch machten deren fast unerschöpfliche Reserven einen deutschen Erfolg von vorneherein sehr unwahrscheinlich. Ihre ganze Wucht bekam die Wehrmacht sogleich zu spüren. Ab Mitte Juli 1943 wurde die mittlere und südliche Ostfront in einer ganzen Reihe von sowjetischen Gegenangriffen Zug um Zug zurückgedrängt. Mit Führungsgeschick und Glück verhinderte die Wehrmacht einen Durchbruch. Im November 1943 hatte die Rote Armee die Osthälfte der Ukraine zurückgewonnen, war zuletzt sogar über den Dnjepr vorgestoßen, hatte dabei Kiew erobert und eine deutsche Armee auf der Krim abgeschnitten. An der südlichen Ostfront gab sie die Initiative nicht mehr ab. Im Winter 1943/44 eroberte sie auch die westliche Ukraine; im April 1944 überschritten ihre Spitzen die Grenze nach Rumänien. Die Erfolge der Roten Armee waren ohne Rücksicht auf die eigenen sehr hohen Verluste erkauft. Aber auch die Kräfte der Wehrmacht schwanden zusehends, ohne dass sie diese im Unterschied zum Gegner auch nur annähernd ersetzen konnte. Einen großen Teil der eigenen Verluste hatte Hitler zu verantworten, der immer verbissener seinen Generälen den Rückzug auch in aussichtsloser Lage verbot und das Halten der Front um jeden Preis befahl. Nach einem "Führerbefehl" vom 8. März 1944 sollten sich deutsche Truppen in "festen Plätzen" vom Gegner einschließen lassen und ihn, bis zur letzten Patrone kämpfend, so lange wie möglich binden. Die bewegliche, Kräfte sparende Kampfführung wurde aufgegeben. Hitler erklärte seinen Generälen auch, dass die Zeit der großen beweglichen Operationen vorbei sei. Fortan benötige er nur noch „Steher“.
Quellentext"Führerbefehl" zur Einrichtung von "festen Plätzen" und "Ortsstützpunkten" vom 8. März 1944.
"Aufgrund verschiedener Vorfälle befehle ich: 1. Es ist zu unterscheiden zwischen: "festen Plätzen" unter je einem "Kommandant des festen Platzes" und "Ortsstützpunkten" unter je einem "Kampfkommandant". Die "festen Plätze" sollen die gleichen Aufgaben wie die früheren Festungen erfüllen. Sie haben zu verhindern, dass der Feind diese operativ entscheidenden Plätze in Besitz nimmt. Sie haben sich einschließen zu lassen und dadurch möglichst starke Feindkräfte zu binden. Sie haben dadurch mit die Voraussetzung für erfolgreiche Gegenoperationen zu schaffen.
Die "Ortsstützpunkte" sollen bei feindlichen Durchbrüchen zäh verteidigte Stützpunkte in der Tiefe der Kampfzone sein. Bei ihrer Einbeziehung in die HKL sollen sie den Rückhalt der Abwehr und bei feindlichen Einbrüchen die Angelpunkte und Eckpfeiler der Front und die Ausgangspunkte für Gegenangriffe bilden.
2. Der "Kommandant des festen Platzes" soll ein besonders ausgesuchter, harter Soldat sein und möglichst im Generalsrang stehen. Seine Ernennung erfolgt durch die betr. Heeresgruppe. Der Kommandant des festen Platzes ist persönlich durch den Oberbefehlshaber der Heeresgruppe zu verpflichten.
Der Kommandant des festen Platzes haftet mit seiner Soldatenehre für die Erfüllung seiner Aufgaben bis zum letzten. Nur der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe persönlich kann mit meiner Genehmigung den Kommandanten des festen Platzes von seinen Aufgaben entbinden und eine etwaige Aufgabe des festen Platzes anordnen.
Der Kommandant des festen Platzes untersteht dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe bzw. der betroffenen Armee, in deren Bereich der feste Platz liegt. Eine weitere Unterstellung unter Kommandierende Generale darf nicht erfolgen.
Dem Kommandanten des festen Platzes unterstehen außer der Sicherheits- und Gesamtbesatzung alle darüber hinaus in dem festen Platz befindlichen oder sich sammelnden Personen, ganz gleich ob Soldaten oder Zivilisten und unbeschadet ihres Dienstranges oder ihrer Dienststellung.
Der Kommandant des festen Platzes hat Wehrmachtbefugnisse und die Disziplinarstrafgewalt eines Kommandierenden Generals. Zur Durchführung seiner Aufgaben sind ihm fliegende Kriegsgerichte und Standgerichte beizugeben.
Der Stab des Kommandanten des festen Platzes ist durch die betroffene Aufgäben auf dem Kommando Wege zu bilden. Die Besetzung der Chefstelle erfolgt durch OKH auf Antrag der Heeresgruppe.
3. Die Besatzung des festen Platzes gliedert sich in Sicherheitsbesatzung und Gesamtbesatzung. Die Sicherheitsbesatzung muss dauernd in dem festen Platz vorhanden sein. Ihre Stärke ist von dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe festzulegen. Sie richtet sich nach der Größe des Platzes und nach den ihr obliegenden Aufgaben (Vorbereitung und Ausbau der Verteidigung, Halten des festen Platzes gegen handstreichartige Überfälle oder örtliche Teilangriffe des Feindes).
Die Gesamtbesatzung muss dem Kommandanten des festen Platzes so rechtzeitig zugeführt werden, dass sie vor drohendem planmäßigem Angriff des Feindes die Verteidigungsstellungen in Ordnung bezogen hat und eingewiesen ist. Ihre Stärke ist von dem Oberkommando der Heeresgruppe je nach der Größe des festen Platzes und der ihr zufallenden Aufgabe (entscheidende Verteidigung des festen Platzes) festzulegen.
4. Der "Kampfkommandant" ist ein Organ des Truppenführers. Er wird von diesem eingesetzt, untersteht ihm und bekommt von ihm seinen Kampfauftrag. Sein Rang richtet sich nach der Bedeutung des Ortes in der Kampfzone und der Stärke der Besatzung. Seine Aufgaben verlangen besonders energische und krisenbewährte Offiziere.
5. Die Stärke der Besatzung des "Ortsstützpunktes" richtet sich nach der Bedeutung des Ortes und den zur Verfügung stehenden Kräften. Sie ist durch die dem Kampfkommandanten vorgesetzte Dienststelle zu befehlen.
6. Aufgaben der "Kommandanten der festen Plätze" und der "Kampfkommandanten" sowie ein Verzeichnis der festen Plätze und die von den Heeresgruppen einzureichenden Meldungen enthalten die Anlagen.
7. Alle bisher über Kampfkommandanten gegebenen Befehle treten hiermit außer Kraft."
Quelle: Walter Hubatsch (Hrsg.), Hitlers Weisungen für die Kriegführungen. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht, Frankfurt am Main 1962, S. 243 f.
Im Frühjahr 1944 musste auch die Heeresgruppe Nord vor einer sowjetischen Offensive bis an die Grenze des Baltikums zurückweichen. Hierdurch wurde Leningrad endlich von der deutschen Belagerung erlöst. Durch Hunger, Kälte und deutsche Luftangriffe waren seit Ende 1941 eine Million Einwohner der Stadt – also etwa jeder Dritte – ums Leben gekommen. Im Süden der Ostfront säuberte die Rote Armee bis Mitte Mai noch die Krim von der Wehrmacht und ihren rumänischen Verbündeten. Dann legte sie an der gesamten Front eine notwendige Kampfpause ein. Der Wehrmacht war hier eine kurze Ruhe vor dem nächsten Sturm vergönnt, während der deutsche Machtbereich an seinem anderen Ende gerade ins Wanken geriet.
Alliierte Landung in Frankreich und deutscher Rückzug im Westen
Was Stalin immer dringlicher gefordert hatte, bereiteten seine westlichen Verbündeten verstärkt seit 1943 vor: die Eröffnung einer "zweiten Front" auf dem europäischen Kontinent vor, deren Stoß direkt auf Deutschland zielte. Hierfür wurde eine große Landung an der Küste der Normandie (Operation "Overlord") geplant, der eine Landung an der südfranzösischen Küste (Operation "Dragoon") folgen sollte. Auf ihrer Konferenz in Teheran Ende November 1943 beschlossen Churchill, Roosevelt und Stalin, "Overlord" im Mai 1944 durchzuführen, was man bald auf den 6. Juni 1944 verschob. In Großbritannien wurden für das Vorhaben vier Armeen – zwei amerikanische, eine kanadische und eine britische – sowie starke Luft- und Seestreitkräfte zusammengezogen. Die größte amphibische Operation der Geschichte kündigte sich an. Den Oberbefehl über das Unternehmen mit Truppen aus neun Staaten erhielt erneut US-General Dwight D. Eisenhower.
Für die deutsche Führung verdichteten sich Ende 1943 die Hinweise auf eine alliierte Invasion in Nordfrankreich im Frühjahr 1944. Vom Gegner geschickt getäuscht, erwartete man sie weniger in der Normandie, sondern überwiegend an der engsten Stelle des Ärmelkanals. So wurden dort die Küstenbefestigungen besonders verstärkt. Regie führte dabei Generalfeldmarschall Rommel als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B. Das Rückgrat seines Verteidigungskonzepts bildete der "Atlantikwall", ein vom Nordkap bis zur spanischen Grenze reichendes Stellungs- und Bunkersystem, das seit 1942 im Bau und erst teilweise fertiggestellt war. Die Besatzung des "Atlantikwalls" sollte eine Invasionsarmee unbedingt abwehren, noch bevor diese an Land fest Fuß fassen konnte. Die Panzer sollten hierfür so nahe wie möglich an der Küste stationiert sein. Rommel wusste aus seinen Erfahrungen in Nordafrika um die alliierten Luftüberlegenheit, die ein ungehindertes Operieren der deutschen Panzerkräfte unmöglich machte. Seine Generalskameraden, allen voran Leo Geyr von Schweppenburg, sahen dies anders. Sie wollten den Gegner zunächst laden lassen und anschließend im Hinterland der Küste eine Bewegungsschlacht wie an der Ostfront schlagen, um die Stärke der deutschen Panzerwaffe ausspielen zu können. Trotz einiger kampfstarker Panzerdivisionen waren Wehrmacht und Waffen-SS aber für die kommende Schlacht weder personell noch materiell ausreichend gerüstet.
Schließlich landeten die Alliierten am 6. Juni 1944 ("D-Day") an fünf Küstenabschnitten der Normandie zwischen Caen und Cherbourg. Hier bildeten sie noch am selben Tag erste Brückenköpfe und erreichten damit, unter weniger Verlusten als befürchtet, ihr erstes Ziel. Heftige Luftangriffe und das Artilleriefeuer der Landungsflotte hatten geholfen, die deutsche Verteidigung zu überwinden. Behindert durch die übermächtige alliierte Luftwaffe, kamen die deutschen Reserven nur scheibchenweise und schließlich zu spät, um die Brückenköpfe zerschlagen oder auch nur eindämmen zu können. Bei ihrem Marsch zur Front begingen Soldaten einer SS-Panzerdivision am 10. Juni 1944 das größte Massaker des Krieges im Westeuropa: Aus bis heute unklaren Motiven ermordeten sie 643 Einwohner des Dorfes Oradour-sur-Glane. Noch im Juni eroberten die Alliierten die Halbinsel Cotentin und erweiterten damit ihren Brückenkopf. Über künstliche Häfen („Mulberry-Häfen“) schafften sie bis Ende Juli 1944 eineinhalb Millionen Soldaten mit schweren Waffen sowie die gesamte Versorgung nach Frankreich; die Heeresgruppe B erhielt gleichzeitig nur knapp 15.000 als Ersatz – bei Verlusten auf jeder Seite von über 100.000 Gefallenen, Verwundeten oder Vermissten. Auch Rommel war schwer verwundet worden. Nach dem Attentat und Staatstreich des 20. Juli 1944 war er durch Aussagen anderer Verschwörer so stark belastet, dass ihn Hitler am 14. Oktober Selbstmord zwang.
Am 15. August 1944 landeten eine amerikanische und eine französische Armee auch an der Côte d‘Azur (Operation "Dragoon"). Durch ihr langsames Vorgehen verpassten es die Alliierten aber, die deutschen Truppen in Süd- und Südwestfrankreich abzuschneiden, so dass sich deren Masse Richtung Norden zurückziehen konnte. In der Normandie waren die Alliierten inzwischen aus ihren Brückenköpfen ausgebrochen und schlossen zwei deutsche Armeen bei Falaise ein. Doch auch hier schafften sie es nicht, diese vollends zu zerschlagen. Obwohl die Alliierten damit eine frühzeitige militärische Entscheidung in Westeuropa verpassten, befreiten sie Frankreich sehr schnell. Am 25. August kapitulierte der deutsche Kommandant von Paris kampflos und übergab die Stadt gegen Hitlers Befehl unzerstört. Die Deutschen gaben den Kampf um Frankreich auf und wichen zur deutschen Westgrenze zurück. Die nachdrängenden Alliierten befreiten bis Mitte September 1944 Belgien und Luxemburg. Erst an der Reichsgrenze zwischen Trier und Aachen mussten sie innehalten. Ihre Logistik kam wegen fehlender Umschlaghäfen nicht mehr nach. Die Deutschen hielten entweder die meisten großen französischen Hafenstädte als „Festungen“ teilweise bis Kriegsende oder zerstörten die Hafenanlagen so nachhaltig, dass diese wochenlang nicht nutzbar waren. Erst im September fiel mit Antwerpen erstmals ein weitgehend unzerstörter Hafen in alliierte Hände. Außerdem zwang der wachsende deutsche Widerstand an der Reichsgrenze die Alliierten zur Vorsicht. Nur in Ostfrankreich drängten sie den Gegner relativ mühelos bis an Saar und Oberrhein zurück. Dagegen scheiterte das große britische Luftlandeunternehmen "Market Garden" am 28. September 1944 bei Arnheim verlustreich. Südlich davon konnte die US-Armee nach harten Kämpfen am 21. Oktober Aachen einnehmen, während ihr Angriff im Hürtgenwald unter großen Verlusten steckenblieb.
Zusammenbruch der deutschen Ostfront
Abgelenkt durch die alliierte Invasion in Frankreich, vernachlässigte die deutsche Führung die Ostfront. Die nächste sowjetische Großoffensive (Operation "Bagration"), die am 22. Juni 1944 gegen die weit nach Weißrussland vorragende Front der Heeresgruppe Mitte losbrach, traf diese in schlechter Verfassung. In kurzer Zeit zerschlug der vielfach überlegene Gegner die schwache Heeresgruppe, der zudem eine starke Partisanenarmee in den Rücken fiel, und stieß fast ungehindert mehrere hundert Kilometer nach Westen vor. Mit Verlusten von fast 400.000 Soldaten erlitt die Wehrmacht ihre größte Niederlage des gesamten Krieges. Irrationale Halte-Befehle Hitlers hatten nicht wenig dazu beigetragen. Der sowjetische Angriff kam erst Ende Juli/Anfang August 1944 an der Weichsel wegen Nachschubschwierigkeiten zum Stehen. Allerdings hatte auch die Rote Armee enorme Verluste erlitten, zuletzt durch kleinere deutsche Gegenschläge. Ihre realen Probleme sowie das politische Kalkül Stalins verhinderten auch substanzielle Hilfe für die polnische Untergrundarmee, deren Aufstand gegen die deutsche Besatzung von Warschau am 1. August ausbrach. SS und Wehrmacht benötigten dennoch mehrere Wochen, um den Aufstand systematisch und blutig niederzuschlagen. Der Streit um die Bewertung des Geschehens belastet das polnisch-russische Verhältnis bis heute.
Die Niederlage der Heeresgruppe Mitte bereitete gleich die nächste deutsche Katastrophe vor: Der schnelle und weitreichende sowjetische Vorstoß bedrohte die gesamte Heeresgruppe Nord in ihrer Existenz, weil Hitler sich erneut einem rechtzeitigen Rückzug verweigerte. Schließlich trennte ein sowjetischer Durchbruch zur Ostsee bei Memel Mitte Oktober 1944 die deutsche Front und kesselte die Heeresgruppe mit einer halben Million Soldaten im westlichen Lettland ein. Dort hielt sie auf Befehl Hitlers das zur "Festung Kurland" erklärte Gebiet bis zum Kriegsende. Bereits am 10. Oktober hatten sowjetische Truppen die alte Reichsgrenze in Ostpreußen überschritten. Inzwischen war Deutschland im hohen Norden ein wichtiger Verbündeter verloren gegangen: Finnland hatte sich unter dem Druck einer sowjetischen Offensive von Deutschland losgesagt und am 19. September 1944 zu relativ günstigen Bedingungen einen Waffenstillstand mit Moskau geschlossen. Dafür musste sie den Kampf gegen die deutsche Armee in Lappland aufnehmen. Diese zog sich unter systematischer Zerstörung der einheimischen Infrastruktur nach Norwegen zurück, das bis zur Gesamtkapitulation am 8. Mai 1945 unter deutscher Kontrolle blieb.
Vor allem im Süden drohte sich die Ostfront durch den Abfall der deutschen Verbündeten auf dem Balkan vorzeitig aufzulösen. Im Fall von Ungarn beugte Hitler dem bereits im März 1944 vor, indem er Budapest besetzen ließ – mit mörderischen Folgen für die vielen ungarischen Juden. Dagegen scheiterte der gewaltsame Versuch, die rumänische Hauptstadt Bukarest wieder unter Kontrolle zu bringen. Dort war am 23. August 1944 die deutschfreundliche Regierung Antonescu gestürzt worden war, womit Deutschland den – auch wegen der Erdölfelder von Ploiești – wichtigsten Bundesgenossen auf dem Balkan verlor. Neben Rumänien geriet auch Bulgarien unter sowjetischen Einfluss. Sowohl Rumänien als auch Bulgarien erklärten in der Folge dem Deutschen Reich den Krieg. Der schnelle sowjetische Vorstoß über Rumänien und Bulgarien kam jedoch zu spät, um den deutschen Rückzug aus Griechenland abzuschneiden. In Kämpfen mit der aus der kommunistischen Partisanenbewegung entstandenen jugoslawischen Volksbefreiungsarmee unter Josip Broz "Tito" gelang es der Wehrmacht, sich nach Bosnien und Kroatien zurückzuziehen.
Der Fokus der Roten Armee war ab dem Spätsommer 1944 das strategisch wichtige Ungarn. Dort war gerade der langjährige Machthaber Miklós Horthy, der insgeheim in Moskau um Frieden nachgesucht hatte, von der SS gestürzt und durch ein Hitler-treues faschistisches Regime ersetzt worden. Die von ihm ausgerufene totale Mobilmachung konnte das Blatt aber nicht mehr wenden. Nachdem ein sowjetischer Frontalangriff auf Budapest Anfang November 1944 verlustreich gescheitert war, wurde die Stadt bis zum 25. Dezember eingeschlossen. Hitler hatte sie bereits am 1. Dezember zur "Festung" erklärt und die deutsch-ungarische Besatzung zum rücksichtslosen Kampf um jedes Haus verpflichtet. Ihm war dieses letzte "Bollwerk" im Südosten ebenso wichtig wie dem Gegner, der in Budapest das Einfallstor nach Österreich sah.
Der Niedergang der Achsenmächte hatte Hitlers "Festung Europa" bis zum Jahresende 1944 auf die Grenzen des "Großdeutschen Reichs" schrumpfen lassen. Auch diese "Festung" war angesichts der militärischen Lage und Kräfteverhältnisse ein fragiles Gebilde, das den nächsten alliierten Ansturm aus West und Ost absehbar nicht aushalten würde. Der Sieg der Anti-Hitler-Koalition war nur noch eine Frage der Zeit.
Oberstleutnant Dr. Thomas Vogel, geboren 1959, ist Projektbereichsleiter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), vormals Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA), in Potsdam. Sein Interesse gilt schon länger der Militäropposition im ‚Dritten Reich‘ und dem Widerstand von Soldaten gegen den Nationalsozialismus. Seit einigen Jahren befasst er sich intensiver mit verschiedenen Aspekten der Kriegführung im Zeitalter der Weltkriege, jüngst vor allem mit der Koalitionskriegführung. Er hat u. a. veröffentlicht: "Aufstand des Gewissens. Militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime, 5. Aufl., Hamburg u.a. 2000 (Hrsg. und Autor); Wilm Hosenfeld: "Ich versuche jeden zu retten." Das Leben eines deutschen Offiziers in Briefen und Tagebüchern, München 2004 (Hrsg. und Autor); Tobruk 1941: Rommel’s Failure and Hitler’s Success on the Strategic Sidelines of the ‚Third Reich‘, in: Tobruk in the Second World War. Struggle and Remembrance, hrsg. v. G. Jasiński und J. Zuziak, Warschau 2012, S. 143-160; "Ein Obstmesser zum Holzhacken." Die Schlacht um Stalingrad und das Scheitern der deutschen Verbündeten an Don und Wolga 1942/43, in: Stalingrad. Eine Ausstellung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, hrsg. v. G. Piecken, M. Rogg, J. Wehner, Dresden 2012, S. 128-141; A War Coalition Fails in Coalition Warfare: The Axis Powers and Operation Herkules in the Spring of 1942, in: Coalition Warfare: An Anthology of Scholarly Presentations at the Conference on Coalition Warfare at the Royal Danish Defence College, 2011, hrsg. v. N. B. Poulsen, K. H. Galster, S. Nørby, Newcastle upon Tyne 2013, S. 160-176; Der Erste Weltkrieg 1914-1918. Der deutsche Aufmarsch in ein kriegerisches Jahrhundert, München 2014 (Co-Hrsg. und Autor).
Dr. Peter Lieb, geboren 1974, ist Regierungsdirektor und Projektbereichsleiter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam. Er war von 2001 bis 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte in München im Projekt "Wehrmacht in der NS-Diktatur" und promovierte mit einer Arbeit über die Wehrmacht und Waffen-SS in Frankreich 1943/44. Von 2005 bis 2015 lehrte er War Studies an der Royal Military Academy Sandhurst (UK) und hatte zudem Lehrauträge an der University of Reading. 2015 kehrte Peter Lieb nach Deutschland zurück und war bis 2021 Mitarbeiter am ZMSBw, Abteilung Bildung. Anschließend war er Referent für Militärgeschichte und Militärtradition im Bundesministerium der Verteidigung. Seit 2024 ist er als Projektbereichsleiter im Fachbereich III (Militärgeschichte nach 1945) wieder am ZMSBw. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München 2007. Die Waffen-SS. Neue Forschungen, Paderborn 2013 (hg. m. Jan-Erik Schulte und Bernd Wegner). Unternehmen Overlord. Die Invasion in der Normandie und die Befreiung Westeuropas, München 32023 (Erstauflage 2014). Krieg in Nordafrika 1940-1943, Stuttgart 2018. Die Schlacht um Berlin und das Ende des Dritten Reichs 1945, Stuttgart 2020.
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