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Re-Education und Re-Orientation | Der Marshallplan - Selling Democracy | bpb.de

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Re-Education und Re-Orientation

Dr. Elke Kimmel

/ 2 Minuten zu lesen

In den größeren Kontext der Entnazifizierung gehörte ein Umerziehungsprogramm, mit dem Amerikaner und Briten in der direkten Nachkriegszeit erreichen wollten, dass sich die Mentalität der Deutschen zukünftig von der im Nationalsozialismus gezeigten Autoritätshörigkeit weg entwickelte.

Veröffentlichung der Greultaten. (© Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik)

Konzept und Umsetzung

Die ursprüngliche Konzeption für die demokratische Re-Education der Deutschen stammte von Großbritannien. Für die Amerikaner wurde sie in dem Moment interessant, in dem sie von der Idee der "Zerstückelung" Deutschlands, wie sie im Morgenthau-Plan zum Ausdruck kam, Abstand nahmen. Die Alternativen lauteten: Beseitigung der deutschen Gefahr durch Dezentralisierung (diesen Weg verfolgte Frankreich) oder durch Demokratisierung jedes einzelnen Deutschen.

In der Umsetzung bedeutete Re-Education zunächst die komplette Auflösung dessen, was vom deutschen Kulturbereich noch übrig war. Unter neuen demokratischen Vorzeichen sollte sich dann der Wiederaufbau anschließen. Allerdings kam es auch zu spontanen Umerziehungsversuchen. Einzelne Kommandanten befahlen die gesamte deutsche Zivilbevölkerung zu einem Kinobesuch, um sich Bilder von KZ-Befreiungen anzusehen. In anderen Fällen wurde der Bezug von Lebensmittelmarken an den Besuch von so genannten "Atrocity"-Filmen geknüpft (Aufnahmen, die bei der Befreiung von Konzentrationslagern gemacht wurden). Als erste beeinflussten Briten und Amerikaner allerdings die Kriegsgefangenen in ihren jeweiligen Lagern mit dieser Art von Umerziehung.

Re-Orientation

Auf die breitere Bevölkerung hatte diese Form der Propaganda nicht die gewünschte Wirkung. Deshalb nahmen die Besatzungsbehörden seit 1946 davon Abstand.

Statt Re-Education lautete die Devise nun Re-Orientation: Die von Deutschen angerichteten Verbrechen wurden nicht mehr thematisiert, statt dessen präsentierte man positive Identifikationsfiguren. Die Hauptbotschaft vieler Filme zielte jetzt auf die Notwendigkeit demokratischer Umgangsformen oder gemeinsamen Aufbauwillen. Darüber hinaus versprachen sie eine baldige Wiederaufnahme in die "westliche Wertegemeinschaft" und damit eine Befreiung von der "Anklagebank", was sie attraktiv machte. Wenn auch zuweilen der sprichwörtliche erhobene Zeigefinger etwas zu deutlich war, so war doch der "gute Wille", der in diesen optimistischen Filmen und anderen Medien zum Ausdruck kam, überwältigend. Hinzu kam, dass die Botschaft wirkungsvoll verknüpft wurde mit der tatsächlich anlaufenden Wirtschaftshilfe im Rahmen des European Recovery Program (ERP) - mit dem Wiederaufstieg "verkaufte" man auch Demokratie.

Fussnoten

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Dr. Elke Kimmel, selbständige Historikerin.