Bildungspartnerschaften im Querschnitt Jugend, Kultur und Schule
Offensichtlich lernte das Praxisfeld aus der Erfahrung, dass die Kooperationspraxis ihre Wirkungen nur sehr punktuell entfaltet, solange sie keine nachhaltige Verankerung in den Strukturen der Schule und deren sozialräumlichem Umfeld erfährt. Zunehmend erkannten die Akteure, dass die neu entstandenen Ganztagsschulen ein geeignetes Dach bieten, unter dem die Fäden lokaler Bildungsnetzwerke zusammenlaufen können. Gleichzeitig wuchs bei den Trägern und Einrichtungen der kulturellen Bildung, nun bereits seit einigen Schuljahren kooperationserprobt, der Anspruch an den Bildungspartner Schule. Der Weg zu einer neuen Lehr- und Lernkultur und damit zur konsequenten Realisierung umfassender Bildungskonzepte erfordert Entwicklungsschritte, welche die gesamte Schulkultur und -struktur betreffen. Kulturelle Bildung bietet vielfältige Möglichkeiten, derartige Veränderungsprozesse zu gestalten.Rückblickend auf die rasante Entwicklungsgeschichte der Kooperationspraxis seit 2003 und der Bildungserfolge, die zahlreiche Kooperationen zwischen Kulturträgern und Schulen zu verzeichnen haben, scheint die Bezeichnung "Hochkonjunktur" nicht übertrieben. Gleichzeitig haftet dem Begriff der bittere Beigeschmack einer zeitlichen Begrenzung an: Was folgt dem Aufschwung? Zukünftig muss es gelten, einen nachhaltigen Strukturrahmen für diese Kooperationen zu schaffen. Vor allem lokalen Bildungslandschaften [9], in denen regionale Träger aus den Bereichen Jugendhilfe, Kultur und Bildung eng verzahnt zusammenarbeiten, kommt für die strukturelle Verankerung ressortübergreifender Bildungsangebote eine zentrale Bedeutung zu.
Vielerorts stellen Kulturkooperationen den Ursprung derartiger Netzwerke dar, Kulturträger fungieren als Motor für die Netzwerkbildung und die Inszenierung groß angelegter Bildungsallianzen. Auch die Bundespolitik macht sich die Stärkung von Bildungsangeboten im Schnittfeld Jugend, Kultur und Schule zur Aufgabe: "Wir betonen die zentrale Bedeutung der kulturellen Kinder- und Jugendbildung für die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen. Es gilt die neuen Möglichkeiten im Schnittfeld Jugend, Kultur und Schule zu nutzen und qualitativ und quantitativ auszubauen", heißt es im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung (Kapitel III. Sozialer Fortschritt – Absatz 2. Jugendliche). Damit auf die Hochkonjunktur kein Abwärtstrend folgt, sind alle Ebenen für den Ausbau nachhaltiger Strukturen gefragt: Für Bund, Länder und Kommunen muss es zukünftig gelten, die Erfahrungswerte der erfolgreichen Kooperationspraxis aufzugreifen und umfassende Bildung im Querschnitt zu fördern.
Wie Kultur Schule macht: gelungene Kooperationspraxis
- In Hamburg gestaltet ein Kinderzirkus [10] vom Fachunterricht über den Mittagstisch bis hin zur AG am Nachmittag den kompletten Schultag einer Grundschule mit.
- Eine kulturpädagogische Einrichtung aus München [11] entwickelt gemeinsam mit einer Hauptschule ein rhythmisiertes Ganztagskonzept mit kulturellem Schwerpunkt.
- Die Schülerinnen und Schüler einer Grundschule in Essen kennen die Philharmonie [12] ihrer Stadt gut: sowohl als Künstler/-innen auf der Bühne als auch als Zuschauer/-innen bei Konzerten.
- Improvisationstheater gehört im Rahmen von ""KLaTSch! Kulturelles Lernen an (Off) Theatern und Schulen" [13] zum Angebotsspektrum zahlreicher Schulen in Sachsen-Anhalt.
- Ein Jazzmobil [14] etabliert neue Formen des Musikerlebens an zahlreichen Schulen im ländlichen Raum Niedersachsens.
- An einer Grundschule in Moers bereichern Künstler/-innen [15] seit Jahren den Fachunterricht aller Jahrgangsstufen mit ästhetischen Methoden.