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Zahlenwerk: Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland

Viktoria Latz

/ 5 Minuten zu lesen

Wie viele Frauen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland? Aus welchen Ländern stammen sie? Welche Auskunft geben Statistiken über ihre Lebenslagen? Ein Datenüberblick.

Einblick in einen Klassenraum der Akademie der Gesundheit in Eberswalde (Brandenburg). Hier werden medizinische Fachbegriffe gelehrt. Der Fachkräftemangel vor allem im Gesundheits- und im Pflegebereich ist bekannt. Ausländische Krankenschwestern oder Pfleger können Abhilfe schaffen. Doch ihr Berufsabschluss wird in Deutschland nicht ohne weiteres anerkannt. Ein Eberswalder Verein hilft dabei. (© dpa)

Frauen mit Migrationshintergrund sind keine homogene Gruppe. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Biografien, Alltagserfahrungen und Lebenslagen. Bereits ein Blick auf die Statistik macht die Vielfalt innerhalb dieses Teils der Bevölkerung deutlich.

Die nachfolgenden Daten zu soziodemografischen Merkmalen stammen aus dem Externer Link: Mikrozensus 2016 des Statistischen Bundesamts und wurden gerundet. Sie beziehen sich auf Frauen mit Migrationshintergrund, genauer "mit Migrationshintergrund im engeren Sinn". Laut Mikrozensus 2016 hat eine Person einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht seit der Geburt besitzt. Das betrifft zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländer_innen, Eingebürgerte, Interner Link: (Spät)-Aussiedler_innen sowie Nachkommen dieser Gruppen, die die deutsche Staatsangehörigkeit qua Geburt besitzen.

"Migrationshintergrund im engeren Sinn" bedeutet, dass Menschen, die in Deutschland geboren wurden und deren Migrationshintergrund nur aus den Eigenschaften der Eltern resultiert, die ausländisch, eingebürgert oder (Spät-) Aussiedler_innen sind, nur dann als Person mit Migrationshintergrund identifiziert werden, wenn sie mit ihren Eltern in einem Haushalt zusammenleben.

Anzahl

Fast jeder fünfte in Deutschland lebende Mensch hat laut Mikrozensus 2016 einen Migrationshintergrund im engeren Sinn. Das sind 18,6 Millionen der insgesamt 82,4 Millionen Einwohner_innen, was einem Anteil von 22,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Mit rund 9 Millionen ist fast die Hälfte (48,5 Prozent) der in der Bundesrepublik lebenden Menschen mit Migrationshintergrund weiblich. 4,9 Millionen Frauen besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit, 4,2 Millionen sind Ausländerinnen, haben also keinen deutschen Pass.

Von den Frauen mit Migrationshintergrund, die im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind, haben 2,7 Millionen "eigene Migrationserfahrung", sind also nach Deutschland eingewandert; 2,1 Millionen wurden dagegen in Deutschland geboren, haben also keine eigene Migrationserfahrung. Hinzu treten 3,6 Millionen Ausländerinnen, die nach Deutschland migriert sind und 608.000 Ausländerinnen, die seit ihrer Geburt in der Bundesrepublik leben.

Herkunftsländer

6,2 Millionen der 9 Millionen Frauen mit Migrationshintergrund haben Wurzeln in einem europäischen Land, darunter 3,2 Millionen aus einem der 28 EU-Mitgliedstaaten. Die meisten Frauen, die aus dem EU-Raum stammen, sind polnischer Herkunft. Aus den nicht zur EU gehörenden europäischen Staaten kommen rund 3 Millionen Frauen (oder deren Vorfahren), aus Afrika 319.000, aus Amerika 211.000 und aus Asien 1,6 Millionen. Das Hauptherkunftsland von Frauen mit Migrationshintergrund ist die Türkei (1,4 Millionen).

Altersstruktur

Die meisten in Deutschland lebenden Frauen mit Migrationshintergrund sind zwischen 35 und 40 Jahre alt. Im Jahr 2016 zählten 761.000 Frauen zu dieser Altersgruppe. Das Durchschnittsalter von Frauen mit Migrationshintergrund beträgt 36,2 Jahre. Es liegt damit deutlich unter dem Durchschnittsalter von Frauen ohne Migrationshintergrund (48,3 Jahre).

Schulabschlüsse

2,3 Millionen der 9 Millionen Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland befinden sich entweder noch in der Schule oder sind noch nicht im schulpflichtigen Alter. Von den insgesamt 6,7 Millionen Frauen mit Migrationshintergrund, auf die das nicht zutrifft, haben 10,8 Prozent die Schule verlassen, ohne einen Abschluss erworben zu haben. 19,9 Prozent verfügen über einen Hauptschulabschluss, 0,5 Prozent schlossen eine polytechnische Oberschule ab. 16,5 Prozent der Frauen mit Migrationshintergrund erlangten einen Realschul- oder diesem vergleichbaren Abschluss, 4,8 Prozent erreichten die Fachhochschulreife und 21,4 Prozent beendeten ihre Schullaufbahn mit dem Abitur.

Von den 27,7 Millionen Frauen ohne Migrationshintergrund, die einen Schulabschluss erworben haben, verfügen 29,4 Prozent über einen Hauptschulabschluss, 7,5 Prozent absolvierten eine polytechnische Oberschule, rund 23 Prozent erreichten den Abschluss einer Realschule oder einer ähnlichen Schulform, 5,5 Prozent besitzen die Fachhochschulreife und 19,3 Prozent das Abitur.

Beruflicher Abschluss

Von denjenigen Frauen mit Migrationshintergrund, die sich nicht mehr in der schulischen oder beruflichen Ausbildung befinden, haben 2,6 Millionen (41,9 Prozent) keinen berufsqualifizierenden Abschluss, 3,6 Millionen (58,2 Prozent) dagegen schon. Von diesen haben 66,8 Prozent eine Lehre abgeschlossen oder einen Meister gemacht bzw. verfügen über einen Fachschulabschluss aus der ehemaligen DDR. 32,8 Prozent besitzen dagegen einen akademischen Abschluss von Berufsakademien, Fachhochschulen oder Universitäten oder haben eine Promotion abgeschlossen.

Von 26,9 Millionen Frauen ohne Migrationshintergrund, die sich nicht mehr in der schulischen oder beruflichen Ausbildung befinden, haben 21,9 Millionen (81,5 Prozent) einen beruflichen Abschluss und rund 5 Millionen (18,5 Prozent) keinen Abschluss. Unter den Frauen mit einem Berufsabschluss haben 80,6 Prozent einen nicht-akademischen und 19,2 Prozent einen akademischen Abschluss.

Erwerbsstatus, Stellung im Beruf, Wirtschafsbereich und Einkommen

42,8 Prozent der 9 Millionen Frauen mit Migrationshintergrund zählen zu den Interner Link: Erwerbspersonen, sind damit also entweder erwerbstätig (3,6 Millionen bzw. 93,8 Prozent) oder erwerbslos (244.000). Zum Vergleich: Von den 32,7 Millionen Frauen ohne Migrationshintergrund gehören 49,3 Prozent zu den Erwerbspersonen, die meisten davon sind erwerbstätig (96,9 Prozent).

Die meisten erwerbstätigen Frauen mit Migrationshintergrund arbeiten als Angestellte (2,4 Millionen). Weitere große Gruppen bilden Arbeiterinnen (785.000) und Selbstständige (243.000). Frauen mit Migrationshintergrund sind vor allem im Dienstleistungsbereich vertreten, unter anderem in Handel, Gastgewerbe und Verkehr (1,1 Millionen). Eine nicht geringe Zahl (543.000) arbeitet im produzierenden Gewerbe bzw. im Baugewerbe. 110.000 Frauen mit Migrationshintergrund finden sich in öffentlichen Verwaltungen.

Die meisten Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland (844.000) verdienen zwischen 900 und 1300 Euro monatlich, gefolgt von 725.000 Frauen, die zwischen 500 und 900 Euro verdienen. 594.000 Frauen verdienen unter 500 Euro, 14.000 haben gar kein Einkommen. Dies ist zum Teil dadurch bedingt, dass sie im Unternehmen eines Ehepartners oder Verwandten als mithelfende Familienangehörige tätig sind und dafür nicht entlohnt werden.

Das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen beträgt bei den Frauen mit Migrationshintergrund 1.276 Euro und liegt damit unter dem durchschnittlichen Nettoeinkommen von Frauen ohne Migrationshintergrund (1.557 Euro).

Familienstand

Von den 6,8 Millionen Frauen mit Migrationshintergrund, die volljährig (18 Jahre und älter) sind, sind etwa 59,5 Prozent verheiratet, 23,6 Prozent ledig, 7,8 Prozent verwitwet und 9 Prozent geschieden. Von den 28,5 Millionen gleichaltrigen Frauen ohne Migrationshintergrund sind 50,6 Prozent verheiratet, 25,5 Prozent ledig, 14,4 Prozent verwitwet und 9,5 Prozent geschieden (Angaben zu 0,03 Prozent der Frauen mit Migrationshintergrund fehlen).

Kinderzahl

Frauen mit Migrationshintergrund haben im Durchschnitt 1,4 Kinder im Vergleich zu Frauen ohne Migrationshintergrund, die im Durchschnitt 1,2 Kinder haben.

Lebensunterhalt

3,1 Millionen Frauen mit Migrationshintergrund sichern sich ihren Lebensunterhalt durch eine Berufstätigkeit, 670.000 beziehen Arbeitslosengeld oder sonstige staatliche Unterstützung wie Sozialhilfe oder Elterngeld (531.000). 961.000 Frauen erhalten eine Rente oder Pension, 31.000 finanzieren sich durch eigenes Vermögen, Vermietung oder Zinsen und 3,8 Millionen werden durch Angehörige unterstützt.

Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland unterscheiden sich, schaut man sich sozio-demografische Daten an, genauso voneinander wie Frauen ohne Migrationshintergrund. Ihre Lebenslagen und Biografien lassen sich nicht pauschal zusammenfassen, sondern ergeben ein differenziertes Gesamtbild.

Dieser Artikel ist Teil des Kurzdossiers Interner Link: Frauen in der Migration.

Quellen / Literatur

Statistisches Bundesamt (2017): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund – Ergebnisse des Mikrozensus 2016. Fachserie 1 Reihe 2.2, Wiesbaden.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Statistisches Bundesamt (2017), S.37-39.

  2. Zu Europa zählen in der Statistik des Statistischen Bundesamtes auch die Türkei und die Russische Föderation.

  3. Statistisches Bundesamt (2017), S.153.

  4. Statistisches Bundesamt (2017), S.87-89.

  5. Statistisches Bundesamt (2017), S.194f.

  6. Statistisches Bundesamt (2017), S.234-236.

  7. Statistisches Bundesamt (2017), S.446-450.

  8. Statistisches Bundesamt (2017), S.125.

  9. Statistisches Bundesamt (2017), S.490.

  10. Statistisches Bundesamt (2017), S.396-397.

Lizenz

Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 3.0 DE - Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland" veröffentlicht. Autor/-in: Viktoria Latz für bpb.de

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Weitere Inhalte

ist Absolventin des Masterstudiengangs Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen (IMIB) am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität der Universität Osnabrück.