Der Weg zum Frieden
Mosambik erreichte 1975 seine Unabhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht Portugal. Zwei Jahre später begannen die Angriffe und Attentate der Rebellenorganisation RENAMO , die im benachbarten Rhodesien mit Unterstützung des dortigen Geheimdienstes überwiegend aus unzufriedenen Mosambikanern gegründet worden war. Später übernahm das Apartheidregime Südafrika die militärische und logistische Unterstützung der RENAMO
1992 konnte der Bürgerkrieg dank der Vermittlung durch die katholische Laiengemeinde Sant‘Egidio aus Rom und mit finanzieller Unterstützung der italienischen Regierung beendet werden. Das Friedensabkommen sah den Aufbau von demokratischen Strukturen, die Vertiefung des Friedensprozesses und die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung vor.
Erfolge und Fortschritte
Für die Beobachtung und Unterstützung des Friedensprozesses wurde die UN-Mission UNMOZ
Bei den ersten demokratischen Wahlen im Oktober 1994, die unter Aufsicht der UNMOZ stattfanden, gewannen der Kandidat der ehemaligen Befreiungsbewegung FRELIMO, Joaquim Chissano, mit 53,3 % die Präsidentschaft und die FRELIMO mit 44,33 % und 120 von insgesamt 250 Sitzen eine komfortable Mehrheit im Parlament. Der RENAMO-Kandidat, Alfonso Dhlakama, erreichte 33,73 % und die RENAMO 37,78 %.
Mit dem demokratischen Neuanfang begann in Mosambik eine rund zehn Jahre währende Phase des Friedens und des Wiederaufbaus. Mosambik galt als ein Musterland der Entwicklungszusammenarbeit. Das Land verfügt über große Ressourcen und Potenziale.
Doch mittelständische Unternehmen profitierten kaum von den Projekten. Auch schlug sich die wirtschaftliche Dynamik nicht in einer entsprechenden Verbesserung der Lebensverhältnisse breiter Bevölkerungsschichten nieder. Vielmehr stieg die Zahl der Haushalte unterhalb der Armutsgrenze weiter an. Nach Weltbank-Angaben lebten 2008 knapp über 70 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, d.h. sie mussten mit weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag auskommen.
Auch in den Bereichen Friedensförderung und Demokratisierung fällt die Bilanz zwiespältig aus. Zwar wurden mit der Umsetzung des Friedensabkommens wichtige Voraussetzungen für den Übergang von der militärischen Konfliktaustragung hin zu einem überwiegend politischen Wettbewerb nach verfassungsmäßigen und demokratischen Regeln geschaffen. Die junge Demokratie hatte mit den Wahlen von 1994 und der Einführung eines Mehrparteiensystems ihren ersten Praxistest bestanden. Die Ergebnisse wurden von allen Parteien akzeptiert. Dafür sorgten nicht zuletzt auch die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Mitgliedern der FRELIMO- und RENAMO-Führung.
Doch schon bei den nächsten Wahlen zeigte sich, dass die Fundamente der Demokratie nicht tragfähig genug waren. Bei den Kommunalwahlen im Juni 1998 brachen die Widersprüche offen aus. Die RENAMO und 15 weitere Parteien boykottierten den Urnengang aus Protest gegen das aus ihrer Sicht intransparente Wahlverfahren. In der Folge beteiligten sich lediglich 14,58 % der Wähler an der Abstimmung (Fandrych/Ostheimer 1999: 401). Die Bereitschaft der FRELIMO-Regierung, das Wahlgesetz zu ändern
Rückblickend können diese Wahlen als Schlüsselereignis für die weitere Entwicklung des Friedensprozesses und der Demokratie angesehen werden. Die hohe Beteiligung von fast 70 % und das knappe Ergebnis, besonders bei den Präsidentschaftswahlen, deuteten darauf hin, dass die Abstimmung von der Opposition als eine echte Chance für einen Macht- und Politikwechsel angesehen wurde. Am Ende trennten den amtierenden Präsidenten Joaquim Chissano von der FRELIMO nur gut 200.000 Stimmen von seinem Herausforderer, Alfonso Dhlakama. In sechs von zehn Provinzen lag Dhlakama sogar vorn.
Die Ergebnisse wurden von der RENAMO vor dem Obersten Gericht angefochten. Auch das US-amerikanische Carter Center kritisierte den Wahlprozess.
Seitdem wiederholt sich bei jeder Wahl das gleiche Schauspiel. Die FRELIMO gewinnt die Wahlen. Internationale und nationale Beobachter stellen Verlauf und Ergebnis mehr oder weniger grundsätzlich in Frage.
In der Folge haben Wahlen und die aus ihnen hervorgehenden staatlichen Institutionen viel von ihrer anfänglichen Akzeptanz verloren.
In den Jahren 2013 und 2014 kam es erneut zu bewaffneten Kämpfen zwischen der nationalen Armee und Einheiten der RENAMO. Mit Angriffen gegen Armeestützpunkte wollte Dhlakama eine Beteiligung der RENAMO an einer „Regierung der nationalen Einheit“ erzwingen.
2014 einigten sich die Konfliktparteien auf eine Waffenruhe, die die Straffreiheit für Kämpfer und die Integration der Rebellen in die Armee vorsah. Auch in einem der Hauptstreitpunkte, der Zusammensetzung der nationalen Wahlkommission, konnte Einigung erzielt werden, was der RENAMO eine Teilnahme an den Wahlen 2014 ermöglichte. Doch im September 2015 zog sich Dhlakama erneut in den Untergrund zurück und verweigerte jegliche Verhandlungen mit der Regierung.
Erst im August 2017 konnte ein neuer Verhandlungsprozess beginnen. Nach einer Unterbrechung durch den krankheitsbedingten Tod von Dhlakama im Mai 2018 wurde am 6. August 2019 ein neues Friedensabkommen geschlossen, das als „endgültiger Friedensvertrag“ gefeiert wurde. Die Umsetzung des „Vertrags von Maputo“ war zwar zunächst durch Gewaltandrohung einer abtrünnigen RENAMO-Militärjunta gefährdet, doch nicht zuletzt dank millionenschwerer Unterstützung durch die Europäische Union konnten im November 2022 15 der 16 RENAMO-Militärcamps geschlossen werden. Allerdings fehlen im Friedensvertrag wieder Schritte zur Aufarbeitung des Konflikts und zu gesellschaftlicher Versöhnung. Mit der vereinbarten Amnestie blieb es bei der Straffreiheit für Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen.
Konnten 2023 die Proteste von der Polizei noch eingedämmt werden, löst der Wahlbetrug im Herbst 2024 in Mosambik bislang nie dagewesene soziale Unruhen aus. Das Land stand am Rand des Bürgerkriegs. Venâncio Mondlane stellte sich an die Spitze der Rebellion. Nach der Stimmenauszählung der Opposition hatte er die Präsidentschaftswahlen gewonnen. Mondlande war bereits 2023 bei den Bürgermeisterwahlen in der Hauptstadt Maputo als Kandidat der RENAMO um seinen Sieg betrogen worden. Nach einem Machtkampf mit dem RENAMO-Vorsitzenden Ossufo Momade hatte er die Partei verlassen und ging als unabhängiger Kandidat in die Präsidentschaftswahlen von Oktober 2024. Unterstützt wurde er von der neugegründeten PODEMOS, die bei den Parlamentswahlen mit offiziell 43 Sitzen auf Anhieb die RENAMO (28 Sitze) als wichtigste Oppositionspartei ablösen konnte.
Die Folgen der Proteste für das Land sind verheerend. Mehr als 300 Tote und über 3.000 Verletzte sind nach Angaben von Amnesty International die traurige Bilanz.
Nachdem die Proteste auch in den ersten Monaten 2025 anhielten, lenkte die Regierung ein. Am 25. März 2025 trafen sich Präsident Chapo und Mondlane, der aus Angst um sein Leben vorrübergehend ins Exil gegangen war. Beide Seiten einigten sich darauf, die Unruhen zu beenden. Chapo erklärte sich bereit, alle während der Proteste Festgenommenen zu begnadigen, Familien von Getöteten zu entschädigen und die medizinische Betreuung der Verletzten zu gewährleisten (Nhamirre 2025). Es ist noch zu früh, um einschätzen zu können, ob der Präsident sein Versprechen hält und die strukturellen Veränderungen grundlegender Verfassungsorgane, eine Überarbeitung der Verfassung sowie Maßnahmen zur Dezentralisierung und Entpolitisierung des Staates in Angriff nimmt.
Die Liste der Herausforderungen vor denen das Land steht, ist jedenfalls lang. Ganz oben steht der bewaffnete Konflikt in der muslimisch geprägten Nordprovinz Cabo Delgado. Die Kämpfe begannen im Oktober 2017 mit dem Überfall dschihadistischer Gruppen auf eine Polizeistation. Als begünstigende Faktoren für den Rückhalt der Islamisten in der Bevölkerung gelten die allgemeine Unzufriedenheit mit der sozio-ökonomischen Situation, die Marginalisierung ethnischer Gemeinschaften und die religiöse Radikalisierung in Teilen Bevölkerung. Auch die sogenannten Mega-Projekte, insbesondere von westlichen Konzernen, wie ExxonMobil und TotalEnergies, tragen zur Verschärfung des Konflikts bei. Die einheimische Bevölkerung profitiert kaum von den Gewinnen aus der Förderung von Erdgas, Kohle und anderen Bodenschätzen.
Die Versuche der Regierung, die Aufständischen mit Unterstützung russischer Wagner-Söldner und einer privaten Sicherheitsfirma aus Südafrika zu besiegen, schlugen fehl. Auch die aus acht Staaten der Regionalgemeinschaft SADC zusammengesetzte SAMIM-Mission (2021-2024)
Eine weitere gewaltige Herausforderung ist die Schere zwischen dem Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, die sich immer weiter öffnet. Seit der Unabhängigkeit hat sich die mosambikanische Bevölkerung von 16,1 Mio. (1997 Zensus) auf fast 34 Mio. 2024 mehr als verdoppelt. Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahren. Bei insgesamt abnehmender Erwerbstätigenquote (2000: 80,8 %, 2023: 76,5 %) liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 7,7 % (2023).
Eine dritte große Herausforderung sind Extremwetterereignisse, wie Überflutungen, Wirbelstürme und Dürren, als Folge von Naturzerstörung und Klimawandel. Mosambik gehört in dieser Hinsicht zu den verletzlichsten Ländern der Welt. Regelmäßig werden große Teile des Landes durch Zyklone verwüstet. Ein Grund dafür ist die massive Abholzung der Wälder für Feuerholz. Doch die Hauptprofiteure sind kriminelle Netzwerke, die Wälder für den illegalen Handel und Schmuggel zerstören (z.B. March 2022). Eine noch wenig beachtete Folge ist die Verbreitung ansteckender Krankheiten wie Cholera, Dengue und Malaria.