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4. Rollenspiel | bpb.de

4. Rollenspiel

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Didaktische Hinweise



Das Rollenspiel ist eine Methode, bei der die Lebenswirklichkeit mit spielerischem Agieren verbunden wird. Alltagssituationen, Probleme oder Konflikte werden im Rollenspiel nachempfunden oder vorausschauend bearbeitet.

Ziel dieser Methode ist es, Einstellungen und Verhaltensweisen zu verdeutlichen und Ansatzpunkte für Veränderungen aufzuzeigen. Somit können Rollenspiele die Jugendlichen schulen, ihre soziale Umwelt wahrzunehmen und zu beobachten. Das Nachempfinden der Realität befähigt die Schülerinnen und Schüler, Konflikte darzustellen und zu analysieren. Darüber hinaus können sie eigene Verhaltensweisen bewusst erleben und neue Verhaltensweisen einüben.

Aus unterrichtspraktischer Sicht ist die Unterscheidung zwischen spontanem und angeleitetem Rollenspiel wichtig. Bei spontanen Rollenspielen werden Spielsituationen aus dem unmittelbaren Erfahrungsbereich der Schülerinnen und Schüler aufgegriffen. Hierzu zählen beispielsweise Konflikte in der Familie und Probleme in der Schule. Sofern der Unterricht auf Verhaltenstraining, Stärkung der Handlungskompetenz oder soziales Lernen im Zusammenhang mit der Lebenswelt der Jugendlichen abzielt, empfiehlt sich das spontane Rollenspiel. Da die nachzustellende Situation den Beteiligten aus dem Alltag bekannt ist, bedarf diese Art des Rollenspiels außer einer kurzen Einstimmung keiner größeren Vorbereitung. Den Schülern und Schülerinnen ist nur eine Rahmenhandlung vorzugeben, während der Spielablauf und die Ausgestaltung der Rollen flexibel bleiben. Die Bezeichnung "spontanes Rollenspiel" leitet sich nicht davon ab, dass die Schülerinnen und Schüler von sich aus zu agieren beginnen, sondern sie bezieht sich auf die rasche Umsetzung der Spielidee in den Unterrichtsverlauf.

Im Gegensatz zum spontanen Rollenspiel steht das angeleitete Rollenspiel. Bei dieser Art werden Situationen oder Probleme bearbeitet, die nicht aus der Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler stammen, sondern zukünftige Lebenssituationen vorgreifen, andere Lebensbereiche simulieren oder sich auf geschichtliche Vorgänge beziehen.

Angeleitete Rollenspiele bedürfen der Aufbereitung durch die Lehrkraft und müssen im Unterricht vor- und nachbereitet werden. Informationsmaterial, Rollenkarten mit Hinweisen für die Spieler sowie Aufgaben zur Generalisierung und zum Transfer kennzeichnen die angeleiteten Rollenspiele.

Lösungsvorschlag zum Rollenspiel "Wahlverhalten bestimmter Bevölkerungsgruppen"



Da hier Lebensbereiche simuliert werden, die über die Alltagserfahrungen von Schülern und Schülerinnen hinausführen, empfiehlt sich der Einsatz des angeleiteten Rollenspiels.

Folgende Rollen sind vorgesehen:

- die ältere Frau

- der gewerkschaftlich orientierte Arbeiter

- der selbständige Kaufmann und

- der umweltbewusste Student.


Organisation und Verlauf des Rollenspiels



Vorbereitungsphase:

  • Die Klasse wird über die Ausgangssituation informiert. Hierzu dient das Arbeitsblatt.

  • Die Gruppen erhalten die Informationen über die jeweiligen Rollen.

  • Die Gruppen entscheiden, für welche Partei die von ihnen dargestellte Person stimmen wird. Hierbei ist es wichtig, dass die Schüler/innen die Entscheidung aus Sicht der jeweiligen Rolle sachlich begründen können und sich die Argumente für das Spiel zurechtlegen. (Zur Entscheidungshilfe empfiehlt sich der Einsatz von Parteiinhalten).

  • Die einzelnen Gruppen wählen eine/n Spieler/in aus.

Spielphase:

  • Während die Darsteller agieren, beobachten die übrigen Schüler/innen das Spiel und notieren sich stichwortartig sowohl die Wahlentscheidungen als auch die Begründungen.

  • Als Lehrkraft sollte möglichst nicht in den Spielverlauf eingreifen. Humor sollte zugelassen werden, jedoch keine Albernheiten.

  • Sofern an der Schule eine entsprechende Ausstattung vorhanden ist, kann das Rollenspiel auf Video aufgezeichnet werden. Zum einen können so die Spieler/innen ihr Agieren beobachten, zum anderen kann die Aufzeichnung in der Auswertungsphase eingesetzt werden.

Auswertungsphase:

  • Die Spieler/innen bekommen die Gelegenheit, sich über die Aufführung, ihre Rolle und ihre Empfindungen zu äußern.

  • Die Beobachter äußern sich zum Spielverlauf. Hat sie z.B. eine Wahlentscheidung überrascht?

  • Die ganze Klasse diskutiert über die einzelnen Wahlentscheidungen und die jeweiligen Begründungen. Die jeweiligen Wahlentscheidungen mit den wichtigsten Begründungen werden festgehalten.

  • In der folgenden Stunde, hier mit dem Thema "Wahlverhalten in verschiedenen Bevölkerungsgruppen", werden die Ergebnisse aufgegriffen und mit Erkenntnissen der Wahlforschung verglichen.


Mögliche Schwierigkeiten bei Rollenspielen



Da bei allen Formen von Rollenspielen zum Teil die gleichen Schwierigkeiten auftreten können, werden die nun folgenden möglichen Schwierigkeiten allgemein formuliert.

Mögliche Schwierigkeit während der Vorbereitungsphase:

  • Für die Vorbereitungsphase wird zu wenig Zeit eingeplant. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten unter Zeitdruck.

Mögliche Schwierigkeiten während des Rollenspiels:

  • Die Rollen knüpfen nicht an die Lebenssituationen der Schüler an. Als Folge kann die Aufführung gezwungen wirken.

  • Die Spielleitung greift stark steuernd in den Spielverlauf ein.

  • Verursacht durch die Angst sich zu bloßzustellen bzw. sich zu blamieren, haben die Schauspielerinnen und Schauspieler während der Aufführung Hemmungen. (Speziell dieser Schwierigkeit kann entgegengewirkt werden, indem die Rollen in Kleingruppen ausgearbeitet werden, die dann aus der Gruppe den Schauspieler oder die Schauspielerin auswählen und indem Rollenspiele regelmäßig eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang besonders wichtig ist, dass die Aufführung sachbezogen beurteilt wird.)


Einsatzmöglichkeiten



Die Aufgabe, sich in eine Person gedanklich hineinzuversetzen und so wie im Beispiel aus deren Perspektive zu einer sachlich begründeten Wahlentscheidung zu gelangen, eignet sich ab der Jahrgangsstufe 10.

Zu Beginn des Bausteins haben die Schülerinnen und Schüler das Wahlverhalten in bestimmten Bevölkerungsgruppen kennen gelernt. Im weiteren Verlauf werden sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage beschäftigen, welche Faktoren das Wählerverhalten beeinflussen. Somit dient der Einsatz des Rollenspiels in dieser Phase zum einen zur Sicherung des zuvor Erarbeiteten, da hier Vertreter unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen beispielhaft dargestellt werden. Zum anderen dient es als Vorbereitung auf den folgenden Inhalt (z.B. Erstellen einer Wahlprognose). Dies insofern, als die Schüler/innen eine Wahlentscheidung aus der Rollenperspektive treffen und somit Faktoren ableiten können, die ihre Wahlentscheidung bestimmt haben.

Für den Einsatz dieser Methode sind zwei Stunden anzusetzen.

Fussnoten