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Im Frühjahr 1945 wurde Demmin, eine kleine Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, zum Ort eines Massensuizids: Während die Rote Armee vorrückte, nahmen sich hunderte Einwohner das Leben. Eltern töteten erst ihre Kinder und dann sich selbst, ganze Familien ertränkten sich. Massensuizide gab es in den letzten Kriegstagen in ganz Deutschland, vor allem im Osten. Doch gibt es wenige Orte, in denen sich so viele Menschen umbrachten wie in Demmin. In der DDR war das Thema jahrzehntelang ein Tabu, die genauen Opferzahlen sind bis heute nicht bekannt.
In seinem Film "Über Leben in Demmin" geht Regisseur Martin Farkas nun den Ereignissen nach: Überlebende sprechen zum ersten Mal über die schrecklichen, lange verdrängten Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend. Farkas erkundet, welche Spuren die Traumatisierung und das Schweigen darüber bei den Nachgeborenen hinterlassen haben. Und er zeigt, wie tief sie in unsere Gegenwart hineinwirken – etwa wenn Neonazis die Geschehnisse mit einem sogenannten Trauermarsch für ihre Zwecke missbrauchen. So eröffnet der vielschichtige Film einen neuen Blick auf den weiterhin schwierigen Umgang der Deutschen mit ihrer Geschichte.
Bestimmte Schilderungen im Film können verstörend wirken. Menschen, die unter Depressionen leiden und Suizidgedanken haben, finden bei der Telefonseelsorge online unter www.telefonseelsorge.de oder telefonisch unter den kostenlosen Hotlines (0800) 111 0 111 und (0800) 111 0 222 jederzeit Hilfe. Die Beratungsgespräche finden anonym und vertraulich statt.
Weitere Informationen
Drehbuch. Martin Farkas
Produktion: Annekatrin Hendel
Kamera: Roman Schauerte
Schnitt: Jörg Hauschildt, Catrin Vogt
Musik: Mathis Nitschke
Produktion: 2017
Spieldauer: 01:29:47
hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung