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Zinspolitik | bpb.de

Zinspolitik

alle Maßnahmen der Zentralbank, mit denen das allgemeine Zinsniveau beeinflusst werden soll. Zinsen stellen für Kreditnehmer Kosten dar. Über die Veränderung von Zinssätzen, die zwischen Zentralbank und Geschäftsbank berechnet werden, will die Zentralbank deshalb die Nachfrage nach Investitionskrediten der Unternehmen oder Konsumkrediten der Haushalte sowie die Kreditnachfrage des Staates beeinflussen.

Erhöht die Zentralbank z. B. ihre Zinsen, um im konjunkturellen Hoch Preissteigerungen zu verringern, werden die Geschäftsbanken die Zinsen, die sie ihren Kunden in Rechnung stellen, ebenfalls erhöhen. Höhere Zinsen bewirken eine geringere Nachfrage nach Krediten z. B. für Investitionen, da die Gewinnaussichten der Unternehmen sinken. Die Folge ist eine verringerte Geldnachfrage, das Preisniveau stabilisiert sich. Eine ähnliche Wirkung haben Zinserhöhungen auf die Konsumgüternachfrage der privaten Haushalte. Sinkende Zinsen haben die gegenteilige Wirkung.

Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert vor allem über die Zinssätze für ihre Interner Link: Hauptrefinanzierungsgeschäfte (siehe dort) und für ihre Interner Link: längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (siehe dort) das Zinsniveau im Euroraum. Als Obergrenze für die Geldmarktzinsen gilt der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität, als Untergrenze der Zinssatz für die Einlagefazilität. Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2009 verfolgt die EZB eine Interner Link: Niedrigzinspolitik (siehe dort).

Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.

Fussnoten

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