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65 Jahre WHO | Hintergrund aktuell | bpb.de

65 Jahre WHO

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Am 7. April 1948 wurde die Weltgesundheitsorganisation gegründet. Neben der Bekämpfung von Infektionskrankheiten definiert die UN-Organisation weltweit gültige Normen für medizinische Diagnosen, informiert über ansteckende Krankheiten und unterstützt den Aufbau regionaler Gesundheitssysteme.

Pillen gegen Schistosomiasis (© picture-alliance/landov )

Im Juni 1948 kam die Weltgesundheitsversammlung, das höchste Entscheidungsorgan der Weltgesundheitsorganisation (WHO), erstmals zusammen, um ihre Ziele zu bestimmen. Höchste Priorität hatte damals die Bekämpfung von Infektionskrankheiten wie Malaria und Tuberkulose. Die Gesundheit von Frauen und Kindern sollte verbessert werden, genauso die Ernährungssituation und der Zugang zu sanitären Einrichtungen. Seither arbeitet die wichtigste UN-Sonderorganisation im Gesundheitsbereich mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung weltweit zu verbessern. Dazu legt sie Standards und Forschungsziele zum Thema Gesundheit fest, benennt mögliche Maßnahmen der Gesundheitspolitik und bietet ihren Mitgliedstaaten technische Unterstützung. Ein Schwerpunktthema ist die Aufhebung des Gesundheitsgefälles zwischen armen und reichen Ländern sowie zwischen der Stadt- und Landbevölkerung.

Seit Ende der 1990er-Jahre übernimmt die Interner Link: WHO vor allem die Aufgabe eines weltweiten Gesundheitswarndienstes, indem sie ansteckende Krankheiten dokumentiert und darüber informiert. Neben dem Kampf gegen Epidemien unterstützt die Organisation den Auf- und Ausbau leistungsfähiger Gesundheitsdienste in den Entwicklungsländern – zum Beispiel bei der Trinkwasserversorgung und Versorgung mit Medikamenten – und leistet Soforthilfe bei Katastrophen. Ein weiteres Feld ist die Förderung der medizinischen Forschung. Darüber hinaus definiert die Interner Link: WHO weltweit gültige Normen und Standards für medizinische Diagnosen, sogenannte ICD (International Classification of Diseases).

Meilensteine auf dem Weg zu einer besseren Gesundheitsversorgung

Im Laufe ihrer 65-jährigen Geschichte konnte die Organisation eine Reihe von Erfolgen im Bereich der Gesundheitsversorgung erzielen. Erster wichtiger Meilenstein war die Bekämpfung der Infektionskrankheit Frambösie, auch Himbeerkrankheit genannt, von der in den 1950er-Jahren Millionen Menschen betroffen waren. Unbehandelt kann die Tropenkrankheit zu schweren Behinderungen führen. Die Interner Link: WHO führte ein groß angelegtes Programm durch: Insgesamt wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren 300 Millionen Menschen in 46 Ländern mit Penicillin behandelt, so dass die Ausbreitung der Krankheit nahezu gestoppt werden konnte. Inzwischen ist sie allerdings in Westafrika und in Süd-Ost-Asien zurückgekehrt.

Ein weiterer großer Erfolg war die Bekämpfung der Pocken, denen Millionen Menschen zum Opfer fielen. Nach einer etwa zehnjährigen Kampagne zur Bekämpfung der Virus-Erkrankung konnte die Interner Link: WHO die Pocken 1980 für ausgerottet erklären.

Auch bei der Bekämpfung der Poliomyelitis (kurz: Polio), der sogenannten Kinderlähmung, von der vor allem Kinder unter fünf Jahren betroffen sind, konnten durch großangelegte Impfkampagnen weltweit Erfolge erzielt werden. Im Vergleich zu 1988 tritt die Kinderlähmung nicht mehr in 125, sondern nur noch in drei Ländern gehäuft auf: in Afghanistan, Nigeria und Pakistan.

Die weltweit größten Infektionskrankheiten: Aids, Malaria, Tuberkulose

Neben den Erfolgen der vergangenen Jahrzehnte stellen eine Reihe von Infektionskrankheiten die Interner Link: WHO weiterhin vor große Herausforderungen - dazu zählt vor allem die Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose.

Auch 30 Jahre nach der Entdeckung des "Menschlichen Immunschwäche-Virus" (HIV) ist die Krankheit lebensbedrohliche Realität: 34 Millionen Menschen waren im Jahr 2011 mit dem HI-Virus infiziert. In den Anfangsjahren der Epidemie war die Interner Link: WHO Hauptakteur im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit, seit Mitte der 1990er-Jahre koordiniert das UN-Programm UNAIDS die Maßnahmen als führendes Gremium. Trotz der nach wie vor hohen Infektionszahlen konnten vor allem regional Erfolge erzielt werden. Insbesondere in afrikanischen Ländern mit sehr hohen Erkrankungszahlen ist die Neuinfektionsrate seit 2001 stark gesunken: in Südafrika um bis zu 40 Prozent, in Botswana und Malawi gar um bis zu 70 Prozent.

Obwohl weltweit etwa acht Millionen Betroffene immer noch keinen Zugang zu wirksamen Therapien haben, konnte die Zahl der Behandelten bedeutend erhöht werden: immerhin 63 Prozent der Betroffenen erhalten inzwischen medizinische Hilfe. Dadurch konnten die Todesfälle im Vergleich zu 2005 um 24 Prozent verringert werden.

Gefahr von Pandemien nimmt zu

Angesichts der globalen Mobilität können sich hoch virulente Krankheitserreger schneller ausbreiten. Vor diesem Hintergrund erhöht sich die Gefahr weltweiter Pandemien. Im Jahr 2005 warnte die Interner Link: WHO nach Bekanntwerden des H5N1-Virus, der sogenannten Vogelgrippe, vor einer möglichen weltweiten Grippeepidemie. 2009 stufte die Organisation den H1N1-Grippevirus – die Schweinegrippe – als Pandemie ein und rief die höchste Alarmstufe 6 aus. Viele Regierungen beschafften daraufhin in großen Mengen Impfstoffe. Die Interner Link: WHO geriet damals wegen ihres Vorgehens bei der Pandemiebekämpfung in die Kritik. Experten sprachen vor Panikmache und Überreaktion. Zwar verbreitete sich das Virus weltweit, es kam jedoch relativ selten zu Erkrankungen beim Menschen.

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