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Vor 55 Jahren: Gründung der OPEC

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Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hat in der Vergangenheit massiv Einfluss auf das weltpolitische Geschehen genommen. Auch wenn sie in den letzten Jahren scheinbar an Bedeutung verloren hat, ist ihre Bedeutung nach wie vor groß.

Die Gründungsmitglieder der OPEC treffen sich vom 10.-14. September 1960 zu einer ersten Konferenz in Baghdad, Irak. Das Bild zeigt den Delegierten aus Kuwait, Ahmed Sayed Omar. (© picture-alliance/dpa)

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries, OPEC) ist eine zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Wien. Sie wurde am 14. September 1960 von Saudi-Arabien, Kuwait, dem Irak, Iran und Venezuela in Bagdad gegründet. Ziel dieser Staaten war es, den internationalen Ölkonzernen entgegenzuwirken, die bis dahin den Ölmarkt und die Ölproduktion, insbesondere im Nahen Osten, dominiert hatten. Ab 1961 kamen weitere Mitgliedsstaaten, wie beispielsweise Katar (1961), Libyen (1962), die Vereinigten Arabischen Emirate (1967), Algerien (1969), Nigeria (1971) und Ecuador (1973), hinzu. Gegenwärtig hat die OPEC zwölf Mitgliedsstaaten – mit Indonesien, das 2009 zwischenzeitlich aus der OPEC ausgeschieden war, könnte sich die Zahl der OPEC-Mitglieder jedoch demnächst auf 13 erhöhen.

Die Mitgliedsstaaten unterscheiden sich hinsichtlich des Umfanges ihrer Erdölreserven, ihrer Geografie, ihrer Religion und ihrer politischen wie wirtschaftlichen Interessen. Saudi-Arabien, das über die größten Erdölreserven verfügt, spielt traditionell die dominierende Rolle bei der Festlegung der Produktionsmengen und Preise.

Das Externer Link: Hauptziel der OPEC ist es, die Erdölpolitik ihrer Mitgliedsländer zu koordinieren und zu vereinheitlichen. Parallel werden Wege und Maßnahmen entwickelt, die dazu beitragen sollen, die Preise auf den internationalen Ölmärkten zu sichern und zu stabilisieren. Die OPEC-Staaten verfügen heute über rund 40 Prozent des globalen Rohölangebots und etwa 70 Prozent aller nachgewiesenen Reserven.

Organe und Entscheidungsfindung

Formal besteht die OPEC aus drei Organen: der Konferenz, dem Direktorium (Board of Governors) und dem Sekretariat. Die Konferenz ist das höchste Organ der OPEC. Zu ihren Aufgaben gehört es unter anderem, die allgemeine Politik der Organisation zu formulieren. Bei allen Entscheidungen der Konferenz hat jedes Mitgliedsland unabhängig von seiner Größe und der Ölfördermenge eine Stimme. Entscheidungen werden nach dem Prinzip der Einstimmigkeit gefällt. Allerdings verfügt die OPEC über keine internen Regelungen zur Sanktionierung von Mitgliedern, die der gemeinsamen Strategie nicht folgen.

Da unter den Mitgliedsstaaten der OPEC Absprachen über die Erdölfördermenge stattfinden, wird die Organisation häufig als Interner Link: Kartell oder auch Interner Link: Quotenkartell bezeichnet. Welche Fördermenge die einzelnen Mitgliedsstaaten innerhalb eines bestimmten Zeitraums produzieren dürfen, wird mithilfe eines Quotensystems festgelegt. Der jeweilige Produktionsanteil richtet sich dabei nach den Reserven der Länder. In der Regel finden zwei Mal im Jahr Treffen der Mitglieder statt, bei denen die Förderquoten je nach den aktuellen Entwicklungen des Ölmarktes angepasst werden.

Erdölkrisen durch Drosselung der Fördermengen

In der Vergangenheit nahm die OPEC mehrmals Einfluss auf die internationale Politik und die Weltwirtschaft. Aus Protest gegen die Unterstützung westlicher Staaten für Israel während des Interner Link: Jom-Kippur-Krieges drosselten alle arabischen Mitgliedsstaaten im Oktober 1973 die Produktion und den Export von Erdöl um rund fünf Prozent gegenüber dem Vormonat. Innerhalb kürzester Zeit stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) von rund drei auf über fünf, 1974 dann sogar auf zwölf US-Dollar und es kam zu einer weltweiten Rezession. Als Reaktion darauf gründeten 16 Industriestaaten noch im selben Jahr die Interner Link: Internationale Energieagentur (IEA). Mit Hilfe dieser Interessenvertretung sollten künftige Engpässe bei der Versorgung umgangen werden.

Ende der 1970er Jahre drosselte die OPEC die Förderung erneut, der Ölpreis stieg bis 1981 auf bis zu 38 US-Dollar/Barrel. Diese kürzere Ölpreiskrise war besonders durch die politischen Umbrüche im Iran seit 1979 und dem kurz darauf beginnenden Krieg zwischen dem Irak und dem Iran geprägt. Sie löste erneut eine weltweite Rezession aus.

Ölpreisschwankung seit den 1980er Jahren

Ölpreisentwicklung 2002–2014, Monatlicher Durchschnittspreis der Sorte Brent pro Barrel in US-Dollar. (© Quelle: U.S. Energy Information Administration (EIA, Europe Brent Spot Price FOB, Januar 2015))

Ungeachtet des Anspruches der OPEC, den Ölpreis zu stabilisieren, gab es seit den 1980er Jahren immer wieder starke Preisschwankungen auf den internationalen Ölmärkten. Im Jahr 1986 brach beispielsweise der Ölpreis infolge einer Ölschwemme stark ein, stieg jedoch gegen Ende der 1980er Jahre wieder an. Mithilfe eines neuen Preisband-Mechanismus gelang es der OPEC Anfang der 2000er Jahre, den Erdölpreis zu stärken und zu stabilisieren. Mitte des Jahres 2008 erreichte der Ölpreis ein neues Rekordniveau von 147 US-Dollar/Barrel, brach jedoch im Zuge der globalen Finanzkrise und der folgenden wirtschaftlichen Rezession erneut stark ein. Im Zeitraum von 2011 bis Mitte 2014 bewegte sich der Ölpreis auf einem stabilen Niveau, aufgrund eines Überangebotes sowie eines Nachfragerückgangs fiel er jedoch im Herbst 2014 ein weiteres Mal stark ab.

Einflussverlust oder Kalkül?

Trotz des massiven Ölpreisverfalles seit dem Jahr 2014 hat die OPEC ihre Förderquoten bis heute nicht gesenkt und damit zu dem derzeit niedrigen Ölpreis (2014: etwa 110 US-Dollar, April 2015: etwa 50 US-Dollar/Barrel) beigetragen. Für dieses Verhalten der OPEC gibt es verschiedene Erklärungsansätze: Eine Deutungsmöglichkeit ist, dass Anbieter außerhalb der OPEC eingesprungen wären, wenn die Organisation im Herbst 2014 die Förderquoten gesenkt hätte. Aufgrund der geringen Ölnachfrage und des großen Angebotes an Schieferöl hätte eine niedrigere Quote nicht die Preise stabilisiert, sondern lediglich einen Verlust des Marktanteils der OPEC bedeutet. Das Verhalten der OPEC wird demnach als indirektes Eingeständnis dafür gewertet, dass diese derzeit nur begrenzt in der Lage ist, die Preise zu stabilisieren. Andere Experten vermuten, dass die OPEC mit ihrer Strategie kostenintensivere alternative Förderquellen wie das Fracking aus dem Markt drängen will, da diese auf höhere Marktpreise angewiesen seien, um rentabel zu sein. Insbesondere Interner Link: Saudi-Arabien sperrt sich gegen eine Senkung der Förderquoten. Bei der letzten OPEC-Sitzung im Juni 2015 beschlossen die Mitglieder erneut, die Produktion (derzeit 30 Millionen Barrel/Tag) nicht zu senken – man wolle die Anteile am Weltmarkt halten.

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