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Der neue Weltklimavertrag | Hintergrund aktuell | bpb.de

Der neue Weltklimavertrag

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195 Staaten haben die UN-Klimakonferenz in Paris erfolgreich abgeschlossen: Am Samstag einigten sie sich auf ein neues internationales Klimaabkommen.

12. Dezember 2015: Der französische Außenminister und Präsident des Klimagipfels, Laurent Fabius (3. v. r.), UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (4. v. r.), der französische Premierminister Francois Hollande (2. v. r.) und Christiana Figueres, Generalsekretärin des Sekretariats der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (5. v. r.), feiern das neue internationale Klimaabkommen in Paris. (© picture alliance / landov)

Am Ende hat es einen Tag länger als geplant gedauert: Vertreter aller 195 Mitgliedstaaten der Interner Link: UN-Klimarahmenkonvention haben sich am Samstag in der französischen Hauptstadt auf einen Nachfolgevertrag für das Interner Link: Kyoto-Protokoll von 1997 geeinigt.

Die wichtigsten Ergebnisse

Der seit dem 30. November in Paris ausgehandelte neue Weltklimavertrag beinhaltet folgende zentrale Punkte: Die Staaten haben vereinbart den globalen Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten; ihre Anstrengungen sollen ihn möglichst auf 1,5 Grad begrenzen. Die globalen Treibhausgasemissionen sollen so schnell wie möglich den Punkt erreichen, an dem sie nicht weiter steigen, im Anschluss sollen sie zügig reduziert werden. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts sollen die menschengemachte ausgestoßene Treibhaugasmenge und die CO2-Bindung durch sogenannte Senken, beispielsweise Wälder und Meere, in ein Gleichgewicht gebracht werden. Laut Klimawissenschaftlern würde damit die Netto-Emission auf null gesenkt. Darüber hinaus kamen die Vertragsparteien überein, dass die Industriestaaten in Zukunft arme Staaten beim Klimaschutz und der Anpassung an die Erderwärmung unterstützen werden. Außerdem versprachen die Industrieländer in einer begleitenden Entscheidung, im Zeitraum zwischen 2020 und 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für arme Länder bereitzustellen, damit diese eine entschlossene Klimaschutzpolitik betreiben und die schädlichen Folgen des Klimawandels abmildern können.

Der Kyoto-Nachfolgevertrag

Ab dem 22. April 2016 können die Staaten das Abkommen offiziell im Hauptquartier der Vereinten Nationen unterzeichnen. Es tritt in Kraft, sobald es mindestens 55 Staaten, die für mindestens 55 Prozent der weltweiten Emissionen stehen, ratifiziert haben.

Das Paris-Abkommen ist der Nachfolgevertrag des Kyoto-Protokolls. Dieses hatte die Industriestaaten dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen zwischen 2008 und 2012 um mindestens fünf Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Eine Verlängerung des Protokolls beim Klimagipfel in Doha vor drei Jahren verpflichtete sie, bis 2020 ihre Emissionen um insgesamt 18 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.

Paradigmenwechsel in der Klimadiplomatie

Am Ende des Gipfels von Paris (COP21) steht somit das erste universelle, internationale und rechtlich bindende Abkommen. Im Vorfeld des Gipfels hatte sich dazu bereits ein Interner Link: Paradigmenwechsel in der internationalen Klimadiplomatie vollzogen: Statt wie bisher ausschließlich auf ein gemeinsames, völkerrechtlich bindendes Reduktionsziel hinzuarbeiten, sollten die Staaten nun auch ihre "beabsichtigten nationalen Beiträge" ("intended nationally determined contributions", INDC) erklären und in ein internationales Abkommen einbringen.

Bisher haben 186 Vertragsparteien, die im Jahr 2010 einen Anteil von 90 Prozent an den globalen Treibhausgasemissionen hatten, Externer Link: ihre beabsichtigten nationalen Beiträge eingereicht. Nach UN-Berechnungen reichen die darin genannten Maßnahmen allerdings nicht für eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf zwei Grad. Im Vertrag ist vorgesehen, dass die selbstgesteckten Ziele ab 2023 im Abstand von fünf Jahren geprüft und verschärft werden.

Folgen des Klimawandels

Eine globale Erwärmung von zwei Grad gilt als Schwelle, bei deren Überschreiten die Folgen des Klimawandels wie Gletscherschmelzen, Dürren oder Überschwemmungen verheerend wären. Hoffnungen auf Fortschritte hatten zuletzt die politischen Absichtserklärungen Interner Link: Indiens und Externer Link: der USA sowie ein gemeinsamer Reduktionsplan der USA und Chinas geweckt.

Der Gipfel bestand aus zahlreichen Veranstaltungen, Treffen, Verhandlungsrunden und Diskussionen mit internationalen Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und Wirtschaftsverbänden. Am letzten Tag des Gipfels versammelten sich trotz des infolge der Anschläge vom 13. November verhängten Demonstrationsverbots viele Menschen und forderten ein entschlossenes Handeln gegen den Klimawandel.

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