Geld
Was es ist und wie es hergestellt wird
Banken und Notenbanken
In den im aktuellen Kapitalismus üblichen Finanzsystemen wird Geld nicht allein von der Notenbank geschaffen, sondern es entsteht im Zuge der Kreditgewährung der Geschäftsbanken. Wie das geschieht, ist zwar allgemein bekannt. Aber für den gesunden Menschenverstand ist es immer wieder verblüffend, wie aus dem Nichts Geld entsteht und auch wieder verschwindet. Um es knapp zu machen, kommt hier der FAZ-Redakteur Benedikt Fehr zu Wort. Er schreibt:
Das geschöpfte Geld zirkuliert somit auf den Bankkonten - bis es zum Beispiel durch Tilgung eines Kredits dem Kreislauf wieder entzogen wird. Wiederum anders als vermutet, wird durch die Geldschöpfung niemand reicher: Der Bankkunde, der den Kredit aufgenommen hat, hat nun zwar 100 000 Euro auf seinem Konto, über die er verfügen kann; doch hat er auch 100 000 Euro Schulden, die er, samt Zinsen, zurückzahlen muss. Entsprechend hat die Bank nun zwar auf der Aktivseite ihrer Bilanz eine Kreditforderung gegen den Kunden, doch steht dem auf der Passivseite die Einlage des Kunden von 100 000 Euro als Verbindlichkeit gegenüber.“ (Faz.net 31.12.08)
Es verdient festgehalten zu werden, dass Fehr kategorisch feststellt, dass Geld aus dem Nichts von der Bank geschaffen wird. Die Bank vergibt als Kredit nicht das Geld, das sie von irgendwelchen Sparern schon hat. Nein, sie verleiht es, ob sie es hat oder nicht. Diese Wendung entspricht übrigens ganz der Aussage zu Beginn, wonach Geld einerseits Tauschmedium, andererseits aber Kredit ist.
In dieser kurzen Beschreibung der Geldentstehung wurden zwei nicht gerade nebensächliche Randbedingungen noch nicht erwähnt. Die eine besteht darin, dass die Bank in der Regel den Kredit nur gegen Sicherheit vergibt. Kredit erhält bekanntlich nicht der, der ihn braucht, weil er nichts hat. Kredit erhält derjenige, der bereits Vermögen hat, das als Sicherheit dienen kann. Diese Randbedingung qualifiziert die Aussage, Geld werde aus dem Nichts geschöpft. Da ist etwas, wogegen oder auf dessen Grundlage das Geld als Kredit erst entstehen kann. Es ist das Vermögen des Kreditnehmers. Die Kreditvergabe, alias Geldvermehrung wird also nicht ganz willkürlich wachsen oder schrumpfen. Sie richtet sich aus nach dem Vermögen der potenziellen Kreditnehmer. Dieses Vermögen stellt sozusagen die Obergrenze des Kredits sowohl im Einzelfall als auch in der Volkswirtschaft dar. Und einsichtig ist auch, dass es dabei entscheidend darauf ankommt, wie das Vermögen bewertet wird.
Die andere Randbedingung besteht darin, dass die Bank in Fehrs Beispiel den Kredit irgendwann auszahlt. Das ist der Moment, zu dem sie sich das dafür nötige Geld beschaffen muss. Für Banken ist das kein Problem. Sie betreiben zu diesem Zweck untereinander den sogenannten „Geldmarkt“, auch „Geldmarkt unter Banken“ oder „Interbankenhandel“ genannt. Je nachdem, welche Zahlungsverpflichtungen oder Bargeldzuflüsse die Banken an einem Tag haben, treten sie am Geldmarkt als Käufer oder Verkäufer von Geld auf. Dieses Geld wird auf kurze Sicht gehandelt: Kredit von einem Tag auf den nächsten (Tagesgeld) oder von einer Woche, einem Monat, drei Monaten usw. Die Handelsspannen in diesem Geschäft sind gering, die Laufzeiten der Kredite sind kurz, aber die Volumina sind hoch. Der funktionierende Geldmarkt bedeutet für die Banken, dass sie keine Reserven für ihre besonderen Zahlungsverpflichtungen vorhalten müssen, weil sie sich am Markt jederzeit liquide Mittel beschaffen können.