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Journalisten kritisieren Vermittlungsrituale Diskurs über das Wechselspiel von Medien und Politik – Tagungsreihe "Sozialpolitische Reformen, mediale Vermittlung und öffentliche Akzeptanz"

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Selbstkritische Töne schlugen Journalisten im Rahmen der Tagungsreihe "Sozialpolitische Reformen, mediale Vermittlung und öffentliche Akzeptanz" an. Zu der Veranstaltung hatte u.a. die bpb Journalisten, Politiker, Experten und Bürger eingeladen.

Selbstkritische Töne schlugen Hauptstadt-Journalisten während der zweiten Veranstaltung der Tagungsreihe "Sozialpolitische Reformen, mediale Vermittlung und öffentliche Akzeptanz" mit dem Titel "Zu komplex? Zu schwierig?" an. Zu der Veranstaltung am Mittwoch, dem 15. November in Berlin, hatten die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und das Adolf-Grimme-Institut Journalisten, Politiker, Experten und Bürger ins ZDF-Hauptstadtstudio eingeladen.

Besonders bemängelten die Diskussionsteilnehmer den ständigen Drang nach Exklusivität und die Zwangsläufigkeit in manchen Bereichen des politischen Journalismus. So werde meist über jeden einzelnen Schritt im Prozess sozialer Reformen ausgiebig berichtet, auch wenn dieser noch keine abschließende Bewertung zulasse. "Ein jeder treibt die Sau des anderen durchs Dorf, damit es immer eine neue Sau gibt", sagte Ulf Röller vom ZDF.

Die Diskutanten kamen zu dem Ergebnis, dass sich durch die immer komplizierter werdenden Inhalte der Fokus der Berichterstattung auf zwischenmenschliche Details der politischen Akteure verlagere. Politische Entscheidungen seien wegen der wachsenden Komplexität kaum noch medial vermittelbar und für die Berichterstatter gebe es Grenzen, die Komplexität zu reduzieren. Gunnar Schupelius von der "BZ" appellierte an die Politiker, sich "verständlicher auszudrücken". Es bestehe die Gefahr, dass es eine verstärkte Nachfrage nach populistischen Ansätzen und Bewegungen gebe, wenn sich die Politik nicht mehr nachvollziehbar mitteilen könne.

In seiner Auseinandersetzung mit der "Bild"-Zeitung und ihrer Wirkung kritisierte der Medienjournalist Stefan Niggemeier, dass viele Medien kampagnenhafte Inhalte der "Bild"-Zeitung übernähmen, ohne deren Wahrheitsgehalt vorher zu überprüfen. Es gebe einen "journalistischen Herdentrieb". Nutzerforen, wie sie Weblogs organisierten, seien geeignet, eine Gegenöffentlichkeit zu irreführenden Mainstream-Medien herzustellen. Als "Gottesdienst" in der "Kirche des Politikverdrusses" bezeichnete der taz-Redakteur Michael Ringel die emotionsgeladene Rezeption der täglichen Nachrichten. Die Sprache der Politiker sei oft in weiten Teilen inhaltsarm und spiegele Verzagtheit, Ungewissheit und eine Karikatur des Machens wider.

Die Darstellung des Sozialstaates hat sich nach dem Urteil des Politikwissenschaftlers Christoph Butterwege seit den siebziger Jahren stark gewandelt. In der öffentlichen Wahrnehmung sei der Sozialstaat mit seinen Ideen von gesellschaftlicher und individueller Gerechtigkeit vom Modellfall zum Auslaufmodell geworden. "Ich glaube, dass Sozialstaatlichkeit und soziale Gerechtigkeit wieder eine Chance verdienen", so Butterwege.

Auf der Tagung wurden Projekte vorgestellt, wie komplexe politische Inhalte mit neuen Medienformen vermittelt werden könnten. Ein Beispiel bot das Internet-Angebot "Gesundheitspolitik" der bpb. Mit mehr als einer Million Seitenbesuchen pro Monat zeige die Nachfrage, dass es einen sehr großen Bedarf für solche Angebote gebe, sagte Projektleiterin Caroline Seige.

Der dritte Teil der Veranstaltungsreihe findet am 11. und 12. Dezember in der Akademie der Künste in Berlin mit dem Titel "Blabla auf höherem Niveau - und sonst nichts?" statt. Dabei werden u.a. Bundessozialminister Franz Müntefering und "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo über die Frage diskutieren, wie sich soziale Reformprozesse in verständlicher Form durch die Medien vermitteln lassen.

Weitere Informationen unter Externer Link: www.bpb.de/veranstaltungen

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