Inhaltsbeschreibung
Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete für rund zehn Millionen Deutsche Flucht und Vertreibung aus der Kurmark, aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien nach Westen, jenseits von Oder und Neiße. Ihre verlassenen Häuser und Orte, die nun in Polen lagen, bewohnten seither, teils ebenfalls vertrieben oder umgesiedelt, Menschen aus anderen Regionen Polens.
Karolina Kuszyk stieß in ihrer Familie auf Spuren dieser vielfach bitteren, verflochtenen Geschichte von Verlusten und Neuanfängen. Sie manifestiert sich im Materiellen – etwa der umstandslosen Fortnutzung von Bauwerken und Hausrat, Kleidung und Möbeln – , aber wirkt zugleich zuweilen bis heute in den Befindlichkeiten von Menschen und ihren Nachfahren fort, die sich in der unfreiwillig zurückgelassenen Heimat der unbekannten Anderen einrichten wollten und mussten. Die Autorin spürt einem teils tabuisierten kulturellen Gedächtnis nach, das verstörende und widersprüchliche wie auch berührende Facetten hat: anhaltende Genugtuung über den Lauf der Geschichte, Mitleid mit den Geflohenen und Vertriebenen, pragmatische Aneignung der zugefallenen Relikte aus dem Leben Fremder und den behutsamem Umgang mit einem materiellen und mentalen Erbe, dessen fortdauernde Prägekraft dies- und jenseits der Oder-Neiße-Linie sie in zahlreichen Begegnungen, anhand von Archivalien und Literatur auslotet.