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Editorial | Krim | bpb.de

Krim Editorial Zwischen Angst und Widerstand. Leben auf der Krim Rekonstruktion einer Annexion Gibt es ein Russland ohne Krim? Die Krim und die Krimtataren Schatten der Weltkriege. Die Deutschen und die Krim Kurze Geschichte einer besonderen Halbinsel

Editorial

Johannes Piepenbrink

/ 2 Minuten zu lesen

Seit nunmehr zehn Jahren ist die Krim – auf Ukrainisch Krym, auf Krimtatarisch Qırım – von Russland annektiert. In direkter Reaktion auf die proeuropäischen Euromaidan-Proteste in der Ukraine und die Absetzung des damaligen Präsidenten Wiktor Janukowytsch besetzten russische Spezialeinheiten Ende Februar 2014 die politischen Schaltstellen der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel und installierten kremltreue Statthalter. Bereits am 18. März verkündete der russische Präsident Wladimir Putin die "Wiedervereinigung" mit der Krim. Vorausgegangen war ein eilig angesetztes Scheinreferendum für den Anschluss an Russland, das dem eklatanten Völkerrechtsbruch einen demokratischen und legalen Anstrich verleihen sollte.

Die Krim ist für beide Länder, die Ukraine und Russland, sowohl kulturell als auch strategisch von besonderer Bedeutung. Russland leitet seinen Anspruch vor allem historisch aus der Zeit des Zarenreiches und des Sowjetimperiums ab, wobei die Übertragung der Halbinsel von der Russischen in die Ukrainische Sowjetrepublik 1954 geflissentlich ausgeblendet oder als nicht rechtens abgetan wird. Ebenfalls häufig übergangen wird die Rolle der Krimtataren, die mit dem Krim-Khanat als einzige der heute noch dort ansässigen Volksgruppen bereits vom 15. bis ins späte 18. Jahrhundert einen eigenen Staat auf dem Gebiet hatten. Während die Krim in der seit 1991 unabhängigen Ukraine den Status einer Autonomen Republik hat(te), die den Krimtataren eine gewisse Selbstverwaltung ermöglichte, ist sie unter russischer Besatzung für viele von ihnen zu einem gefährlichen Ort geworden.

Inzwischen ist offenkundig, dass die Annexion 2014 nur der Anfang war: Vor zwei Jahren griff Russland die gesamte Ukraine an und unterstrich damit seine hegemonialen Ambitionen. Ein Ende des verlustreichen Krieges ist nicht absehbar, und somit ist auch eine Rückkehr der Krim unter ukrainische Verwaltung vorerst in weite Ferne gerückt. Für die Titularnation der Krimtataren bedeutet dies, dass ihre Angehörigen bis auf Weiteres wie Fremde im eigenen Land behandelt werden.

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