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Deutsche Verwertungsgesellschaften | Themen | bpb.de

Deutsche Verwertungsgesellschaften

/ 3 Minuten zu lesen

Zwölf Verwertungsgesellschaften nehmen die Rechte der Urheber in Deutschland war. Die drei wichtigsten holten 2006 zusammen mehr als eine Milliarde Euro ein.

Fakten

Geht es um Urheberrechte in Deutschland, nehmen die Verwertungsgesellschaften eine wichtige Position ein. Im Auftrag des Urhebers nehmen sie dessen Rechte wahr und vergüten diese. Am Beispiel der drei wichtigen Verwertungsgesellschaften GEMA (Komponisten, Musiker und Musikverleger), VG Bild-Kunst (Bildende Künstler, Fotografen, Designer, Karikaturisten, Pressezeichner, Bildagenturen, Filmproduzenten, Regisseure, Kameraleute, Choreografen und weitere Berufsgruppen) und VG Wort (Autoren, Übersetzer, Verleger von journalistischen, wissenschaftlichen oder belletristischer Lektüre) kann die Entwicklung des Urhebermarktes in Deutschland ungefähr abgeschätzt werden.

Zunächst muss der Abstand zwischen Ertrag und Ausschüttung erklärt werden: Neben Personal- und Verwaltungskosten schlagen hier etwa Gerichtskosten für die Mitglieder der Gesellschaft zu Buche, sowie Rückstellungen – denn nicht alle in einem Jahr eingenommenen Gelder werden auch im gleichen Jahr ausgeschüttet. Ausschüttungen können auch für Ansprüche aus weiter zurückliegenden Jahren erfolgen.

Trotz der zurückgehenden Umsätze der Musikindustrie in den vergangenen zehn Jahren konnte die GEMA im gleichen Zeitraum ihre Erträge kontinuierlich steigern, von 730 Mio. EU 1997 auf 874 Mio. 2006. Den größten Anteil an Einnahmen machen Aufführungs-, Vorführungs-, Sende- und Wiedergaberechte mit 396 Mio. Euro 2006 aus, gefolgt von Inkassomandaten mit 207 und Vervielfältigungsrechten (also Datenträgern) mit 201 Mio. Euro. Ausgeschüttet wurden rund 680 Mio. Euro, dazu kommen noch einmal 53 Mio. Euro an Sozialleistungen.

Auch bei der VG Wort stiegen die Erlöse von 1997 bis 2006 um rund 30 Mio. auf 86 Mio. Euro. Allerdings sanken die Erträge von zwischen 2005 und 2006 um ca. 5,5 Millionen Euro. Dies lag laut Geschäftsbericht insbesondere an der einmaligen Nachzahlung von DVD-Brenner-Abgaben im Vorjahr, sowie an geringeren Einnahmen aus Fotokopien, Fernsehen und Hörfunk. Größte Erlösquelle sind Fotokopien mit zusammen rund 35 Mio. Euro. Es folgen Hörfunk- und Fernsehrechte (19 Mio.), die Bibliothekstantieme (9,7 Mio.) und Auslandserlöse (zusammen 9,1 Mio. Euro). Bei der Ausschüttung zeigt die VG Wort eine Besonderheit: Ausgeschüttet wird stets für das Vorjahr, d.h. die 69 Mio. Euro Ausschüttung im Jahr 2006 erfolgten für Rechtewahrnehmungen aus dem Jahr 2005. Dazu kommen 6,9 Mio. Euro Sozialleistungen.

Die VG Bild-Kunst konnte schließlich auf der Ertragsseite deutlich zulegen. Beliefen sich die Erträge im Jahr 2005 auf knapp 38 Millionen Euro, verbuchte die Verwertungsgesellschaft 2006 rund 43,5 Mio. Euro Erträge – der höchste Wert in ihrer Geschichte. Seit 1980 steigen ihre Einnahmen kontinuierlich und steil. Der wichtigste Posten sind hier Videogeräte- und Leerkassettenabgaben mit 15 Mio. Euro 2006. Rechte aus der Kabeleinspeisung brachten 7,6 Mio., Fotokopien zusammen ebenfalls rund 7,6 Mio, Reproduktionsrechte von Kunst und Fotografien 3,9 Mio. Euro. Die Ausschüttungen betrugen 2006 etwa 36,6 Mio. Euro, zuzüglich 2,1 Mio. Euro Sozialleistungen. Dies ist ein Rückgang um etwa 4 Mio. Euro im Verhältnis zum Vorjahr, da 2005 einmalig zwei zusätzliche Endausschüttungen für Leerkassetten- und Kabelvergütungen durchgeführt werden konnten.

Datenquellen



Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA): Geschäftsbericht 2006. Auf: Externer Link: www.gema.de

Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort): Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 2006. Auf: Externer Link: www.vgwort.de

Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst (VG Bild-Kunst): Geschäftsbericht 2006. Auf: Externer Link: www.bildkunst.de

Begriffe, methodische Anmerkungen und Lesehilfen

Neben den in der Grafik gezeigten Erträgen aus Urheberrechten verfügen Verwertungsgesellschaften noch über weitere, jedoch wesentlich kleinere Einnahmequellen, vor allem Zinserträge aus angelegten Geldern. Auch bei der Ausschüttung verhält es sich komplizierter, als es zunächst erscheint: Nach den Satzungen der Gesellschaften wird nicht alles Geld direkt an die Urheber ausgeschüttet. Ein gewisser Prozentsatz geht Sozial- und Kulturwerken und -fonds zu, der hier als "Sozialleistungen" ausgewiesen wird.

Die Grafik zeigt nur die drei wichtigsten Verwertungsgesellschaften. Laut dem Deutschem Patent- und Markenamt, das die offizielle Aufsicht über Verwertungsgesellschaften innehat, gab es 2006 insgesamt zwölf Verwertungsgesellschaften:

  • GEMA Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte

  • GVL Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH

  • VG-Wort Verwertungsgesellschaft Wort – Rechtsfähiger Verein kraft Verleihung

  • VG Bild-Kunst Verwertungsgesellschaft Bild - Kunst

  • VG Musikedition Verwertungsgesellschaft - Rechtsfähiger Verein kraft Verleihung

  • GÜFA Gesellschaft zur Übernahme und Wahrnehmung von Filmaufführungsrechten mbH

  • VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten mbH

  • VGF Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken mbH

  • GWFF Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten mbH

  • AGICOA Urheberrechtschutz Gesellschaft mbH

  • VG Media Gesellschaft zur Verwertung der Urheber- und Leistungsschutzrechte von Medienunternehmen mbH

  • VG Werbung + Musik Verwertungsgesellschaft Werbung + Musik mbH