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Weltkrieg | Der Zweite Weltkrieg | bpb.de

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Weltkrieg

Dr. Thomas Vogel

/ 14 Minuten zu lesen

Als Deutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, hatte es bereits einen Großteil von Europa besetzt. Ein Erlass Hitlers erlaubte den deutschen Soldaten ein brutales Vorgehen gegen die sowjetische Zivilbevölkerung. Und die Militärführung erließ in eigener Initiative nicht nur mörderische "Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare". Sie nahm von vorneherein auch ein Massensterben sowjetischer Kriegsgefangener billigend in Kauf.

Deutsche Infanteristen in den Ruinen von Stalingrad am 13. Oktober 1942. (© Bildarchiv preußischer Kulturbesitz)

Im Juni 1941 schien der Krieg in Europa so gut wie entschieden. Ein Großteil des Kontinents war von Deutschland besetzt. Mit zahlreichen Ländern stand es im Bündnis, mit der Sowjetunion scheinbar in einem freundschaftlichen Verhältnis. Die neutralen Staaten unterhielten wenigstens wirtschaftliche Beziehungen zu Deutschland, wenn sie nicht gar, wie Spanien, mit Hitler sympathisierten. Als einzig verbliebener deutscher Gegner war Großbritannien in Europa weitgehend isoliert. Dank seiner Insellage und seines Empires hatte es Freiheit und Unabhängigkeit bewahren können. Seit 1940 wurde es durch die Vereinigten Staaten zunehmend unterstützt, die mit dem Leih- und Pachtgesetz vom 18. Februar 1941, das massive Rüstungshilfe für Gegner der Achsenmächte erlaubte, von ihrer Neutralität abrückten. Deutschland selbst entlastet schließlich Großbritannien, als es sich im Juni 1941 gegen die Sowjetunion wendete.

Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion

Nach Vorplanungen seit dem Sommer traf die Wehrmacht auf Weisung Hitlers ab Dezember 1940 konkrete Vorbereitungen für einen Krieg gegen die Sowjetunion ("Fall Barbarossa").

"Unternehmen Barbarossa": Deutsche Soldaten durchsuchen im Juni 1941 einen gerade gefangen genommenen Rotarmisten. (© Bundesarchiv)

Diesen Krieg hatte Hitler von Anfang an führen wollen. Er war das Kernstück seines ideologischen Programms, das sich gegen Kommunismus und Judentum richtete. Gegen die Sowjetunion, wo Hitler den "jüdischen Bolschewismus" am Werk sah, sollte daher kein üblicher Eroberungskrieg, sondern ein rassenideologisch begründeter Vernichtungskrieg geführt werden. Vorgesehen war, einen Großteil der dortigen Bevölkerung zu töten, einen kleinen Teil zu "germanisieren" und den Rest zu versklaven oder zu vertreiben. Hierdurch sollte "Lebensraum im Osten" für die Ansiedlung von Deutschen entstehen. Dasselbe Motiv hatte bereits dem Krieg gegen Polen zugrunde gelegen.

Im Sinne dieses mörderischen Konzepts wurde die Wehrmacht zu einer erbarmungslosen Kriegsführung verpflichtet.

Der "Führererlass" über die Behandlung von politischen Kommissaren vom 14. Mai 1941. (© Bundesarchiv)

Am 30. März 1941 schwor Hitler die Generalität auf den besonderen Charakters des anstehenden Feldzuges ein. Am 13. Mai erging ein Erlass, der den Soldaten ein brutales Vorgehen gegen die sowjetische Zivilbevölkerung erlaubte. In eigener Initiative erließ das Oberkommando der Wehrmacht am 6. Juni "Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare" der Roten Armee, wonach diese nach ihrer Gefangennahme zu "erledigen" waren.

Diese völkerrechtswidrigen Befehle fanden nur vereinzelt Widerspruch und wurden später weitgehend befolgt. Von vorneherein nahm die Militärführung überdies ein Massensterben sowjetischer Kriegsgefangener billigend in Kauf. In der Folge sollten über die Hälfte der 5,7 Millionen Rotarmisten, die bis Kriegsende in deutsche Gefangenschaft gerieten, wegen schlechter Verpflegung, Unterbringung und medizinischer Versorgung umkommen. Schließlich ließ sich die Wehrmacht von der SS auch noch zum Komplizen des geplanten Massenmordes an einem Teil der sowjetischen Bevölkerung machen, den die Nationalsozialisten als rassisch minderwertig und politisch missliebig betrachteten: Wie schon in Polen waren SS-Einsatzgruppen dazu bestimmt, die Morde im Gefolge der Armeen weitgehend selbständig, aber in Abstimmung mit den militärischen Stellen auszuführen.

QuellentextDer Antrag des Oberkommandos des Heeres auf Überprüfung des "Kommissarbefehls" wird von Hitler abgelehnt

"Hauptquartier, den 23. 9. 1941

Oberkommando des Heeres
General zur besonderen Verwendung beim Oberbefehlshaber des Heeres

An OKW/L
zu Händen des Herrn Generalmajor Warlimont
Betr. Politische Kommissare

Es wird gebeten, die Notwendigkeit der Durchführung des "Kommissar"-Erlasses in der

Adolf Hitler im Hauptquartier des Oberbefehlshabers des Heeres, ca. 1940/41. (© Bundesarchiv)

bisherigen Form im Hinblick auf die Entwicklung der Lage zu überprüfen. Von Befehlshabern, Kommandeuren und aus der Truppe wird gemeldet, daß sich eine Lockerung des Kampfwillens auf russischer Seite dadurch erreichen lasse, wenn den Kommissaren, die ohne Zweifel die Hauptträger des erbitterten und verbissenen Widerstandes seien, der Weg zur Aufgabe des Kampfes, zur Übergabe oder zum Überlaufen erleichtert würde.

Zur Zeit ist es so, daß der Kommissar auf jeden Fall sein sicheres Ende vor Augen sieht; darum kämpft eine große Zahl bis zuletzt und zwingt auch die Rotarmisten mit den brutalsten Mitteln zum erbitterten Widerstand.

Gerade in der augenblicklichen Kampflage, wo bei den hohen Ausfällen, mit der Abnahme des Zuflusses von personellen und materiellen Kräften, bei der Vermischung der Verbände, der Unsicherheit der Führung Lockerungserscheinungen auf russischer Seite da und dort sich zu zeigen beginnen, könnte eine Lähmung des allgemeinen Kampfwillens durch Brechung des Widerstandes der Kommissare nicht unerhebliche Erfolge zeitigen und unter Umständen viel Blut sparen.

Die Erreichung des Zieles müßte in geeigneter Form mit propagandistischen Mitteln verschiedenster Art angestrebt werden.

Auch der Oberbefehlshaber des Heeres glaubt, daß die vorstehenden Auffassungen, die ihm persönlich bei allen Heerestruppen vorgetragen worden sind, vom militärischen Standpunkt durchaus beachtlich sind und eine Überprüfung der bisherigen Behandlungsweise der Kommissare zweckmäßig erscheinen lassen.

i.A. gez. Müller"

darunter wurde auf dem Brief handschriftlich von General Alfred Jodl vermerkt:

"Der Führer hat jede Änderung der bisher erlassenen Befehle für die Behandlung der politischen Kommissare abgelehnt. Jodl, 26.9.1941"

Quelle: Bundesarchiv, Abt. Militärarchiv, RW 4/v. 578.

Das Unternehmen "Barbarossa" und sein Scheitern vor Moskau

Deutsche Militärpolizei ("Feldgendarmerie") bei der Aufstellung eines Warnschildes wegen "Partisanen-Gefahr" im westlichen Russland, Mitte August 1941. (© Bundesarchiv)

Derart vorbelastet und ohne Kriegserklärung erfolgte am 22. Juni 1941 der deutsche Überfall auf breiter Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer. In der Sowjetunion hatte man den deutschen Aufmarsch durchaus bemerkt. Dennoch war die Rote Armee nicht wirklich abwehrbereit. Stalin hatte im Vertrauen auf das zuletzt gute und vertraglich geregelte Verhältnis mit Deutschland jede Provokation vermeiden wollen. Erst recht stand damals kein sowjetischer Angriff auf Deutschland bevor. Selbst im deutschen Generalstab

Verschlammte "Rollbahnen" in Russland verlangsamen den deutschen Vormarsch im Herbst 1941. (© akg-images)

kam man zu diesem Schluss. Das straft die NS-Propaganda Lügen, die den deutschen Angriff als Präventivkrieg zu rechtfertigten suchte.

Auch gegen die Sowjetunion strebte die deutsche Führung einen "Blitzkrieg"-Erfolg an. In einem kurzen Feldzug sollte die Rote Armee noch vor Einbruch des Winters 1941 vernichtend geschlagen und der Krieg mit der Einnahme von Moskau beendet werden. Hierfür bot die Wehrmacht mit 3,3 Millionen Soldaten mehr denn je auf. Sie war ihrem direkten Gegner an Truppenstärke sogar leicht überlegen. Ihre eigene Erfolgsserie und die zuletzt schwache Vorstellung des Gegners im "Winterkrieg" 1939/40 gegen Finnland machte die Deutschen siegesgewiss. Der anfängliche Verlauf des Unternehmens "Barbarossa" schien ihnen Recht zu geben.

Panzer der deutschen 5. Panzerdivision stecken Ende des Jahres 1941 vor Moskau im Schnee fest. (© Bundesarchiv)

In den ersten Wochen stießen ihre drei Heeresgruppen mehrere hundert Kilometer weit in das Baltikum, nach Weißrussland und in die Ukraine vor. Dabei machten sie Hunderttausende von Gefangenen und erbeuteten oder zerstörten große Mengen an Kriegsgerät. Jedoch gelang es nicht, die Rote Armee vernichtend zu schlagen. Große Teile von ihr konnten sich durch Rückzug retten und zur Verteidigung neu formieren. Bereits im August 1941 beurteilte daher der Chef des Generalstabes des Heeres, Franz Halder, die eigenen Aussichten skeptischer, zumal die deutschen Kräfte gegen seinen Willen zersplittert wurden. Hitler hatte, ohne das ursprüngliche Hauptziel Moskau aufzugeben, zusätzlich die Eroberung von Leningrad und der Ukraine befohlen. Für ersteres reichten die Kräfte nicht mehr; daher ging man zur Belagerung der Millionenstadt über, um sie auszuhungern. Von Norden war Leningrad durch die finnische Armee blockiert. Diese war gleichzeitig mit der Wehrmacht in den Krieg gegen die Sowjetunion gezogen, um jene Landesteile zurückzuerobern, die Finnland 1939/40 an die Sowjetunion verloren hatte. Zwar ging die selbstbewusste finnische Demokratie kein formales Bündnis mit Hitler ein; doch die Bedrohung durch den übermächtigen sowjetischen Nachbarn ließ sie faktisch zum wichtigsten "Waffenbruder" Deutschlands an der Ostfront werden. Gemeinsam mit einer deutschen Armee im äußersten Norden konnten die Finnen die Rote Armee von ihrer 1000 km langen Grenze zur Sowjetunion bis zum Sommer 1944 fernhalten.

Deutsche Soldaten identifizieren ihre gefallenen Kameraden nach dem Durchbruch durch die "Stalin-Linie", Juli 1941. (© Bildarchiv preußischer Kulturbesitz)

Erfolgreicher als vor Leningrad war die Wehrmacht im Spätsommer 1941 in der Ukraine. Wieder nahm sie ganze sowjetische Armeen gefangen, errang jedoch erneut keinen entscheidenden Sieg. Anfang Oktober 1941 konzentrierte sie ihre Kräfte erneut im Mittelabschnitt, um Moskau doch noch vor dem Winter zu erobern ("Unternehmen Taifun"). Nach zwei Monaten zäher Kämpfe gegen wachsenden Widerstand waren ihre Spitzen nur noch 30 km von ihrem Ziel entfernt, als der Winter mit großer Kälte hereinbrach. Das für einen Sommerfeldzug ausgerüstete deutsche Heer war materiell verschlissen und personell am Ende seiner Kräfte, der Angriff kam zum Erliegen. Verstärkt durch frische Truppen aus Sibirien, ging die Rote Armee am 5. Dezember 1941 zur Gegenoffensive über. Darunter brach die Heeresgruppe Mitte fast zusammen. Nach stellenweise fluchtartigem Rückzug konnte sie ihre Front erst Wochen später und in erheblicher Entfernung von Moskau wieder stabilisieren. Der "Blitzkrieg" gegen die Sowjetunion war gescheitert – aus heutiger Sicht eine Vorentscheidung über den Ausgang des gesamten Krieges.

Interner Link: Karten und Grafiken: "Weltkrieg"

Karten: "Weltkrieg"

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Ungeachtet dessen richtete sich im besetzten Territorium, soweit es nicht als Frontgebiet oder militärisches Hinterland der Wehrmacht unterstand, eine deutsche Zivilverwaltung ein. Sofort begannen die systematische Unterdrückung der Bevölkerung und wirtschaftliche Ausbeutung des Landes. Den Mord- und Terroraktionen von SS, deutscher Polizei und einheimischer Hilfspolizei fielen in kurzer Zeit Hunderttausende Zivilisten, vorwiegend Juden, zum Opfer. Als Vorwand diente oft die Partisanenbekämpfung. Das brutale Vorgehen verschaffte Partisanengruppen, die sich aus versprengten Rotarmisten gebildet hatten, weiteren Zulauf. Ab 1942 von Moskau aus straff organisiert und gelenkt, beeinträchtigte bald eine ganze "Partisanenarmee" die deutsche Kriegsführung,

Generalfeldmarschall Erwin Rommel (rechts im Bild) bei der Erkundung vor El Alamein am 18. Juni 1942. (© Bundesarchiv)

terrorisierte aber auch die eigene Bevölkerung.

Rückschlag der Achsenmächte in Nordafrika

Im Ergebnis ähnlich wie an der Ostfront sah es inzwischen auf dem Nebenkriegsschauplatz in Nordafrika aus. Die Offensivkraft der deutsch-italienischen Armee unter Erwin Rommel hatte sich im Sommer 1941 an der libysch-ägyptischen Grenze erschöpft. Ihr Nachschub aus Italien über das Mittelmeer wurde durch britische

Bekanntmachung zur Übernahme des Oberbefehls über das Heer durch Adolf Hitler aus dem Dezember 1941. (© Bundesarchv)

See- und Luftstreitkräfte, die sich auf die Inselfestung Malta stützen konnten, wirkungsvoll behindert. Gleichzeitig brachten Geleitzüge über Malta Verstärkungen für die britische 8. Armee nach Ägypten. Diese trat am 18. November 1941 mit großer Übermacht zur Gegenoffensive an. Rommel musste die Belagerung der Hafenfestung Tobruk aufgeben und sich bald aus der gesamten Cyrenaika zurückziehen. Zur Jahreswende 1941/42 befand er sich wieder am Ausgangspunkt seiner Offensive ein Jahr zuvor. Nach furiosem Beginn endete das Jahr 1941 für die Achsenmächte in Europa also ungünstig. An allen Fronten war ihr Vormarsch gestoppt worden, vielerorts hatten sie sogar den Rückzug antreten müssen. So wurde die Krise auf dem Schlachtfeld auch zu einer Führungskrise. Am 19. Dezember 1941 entließ Hitler den Oberbefehlshaber des Heeres und übernahm selbst dessen Funktion.

Aufnahme aus einem japanischen Flugzeug während des Angriffs auf die US-Flottenbasis in Pearl Harbor auf Hawai am 7. Dezember 1941. (© sz-photo)

Ausweitung zum Weltkrieg: Krieg in Fernost

Der überraschende Kriegseintritt Japans half Hitler über die Fehlschläge hinweg. Euphorisch versprach er sich hiervon einen entscheidenden strategischen Vorteil. Am 7. Dezember hatte eine japanische Flotte die Hauptbasis der US-Pazifikflotte in Pearl Harbor auf Hawai überfallen; fast gleichzeitig griffen Vorboten einer japanischen Invasion die britischen Kronkolonien Hongkong und Singapur an. Tags darauf erklärten die Vereinigten Staaten und Großbritannien Japan den Krieg. Beide hatten in den Monaten vor dem Überfall, herausgefordert durch die immer aggressivere japanische Expansionspolitik in Ostasien, ihre Wirtschaftssanktionen gegen Japan verschärft. Das autoritäre Regime in Tokio hatte aber nicht einlenken wollen, sondern sein Heil im Angriff gesucht.

QuellentextKriegserklärung der Vereinigten Staaten an Japan vom 8. Dezember 1941

"Declaring that a state of war exists between the Imperial Government of Japan and the Government and the people of the United States and making provisions to prosecute the same.

Whereas the Imperial Government of Japan has committed unprovoked acts of war against the Government and the people of the United States of America:
Therefore be it Resolved by the Senate and House of Representatives of the United States of America in Congress assembled, That the state of war between the United States and the Imperial Government of Japan which has thus been thrust upon the United States is hereby formally declared; and the President is hereby authorized and directed to employ the entire naval and military forces of the United States and the resources of the Government to carry on war against the Imperial Government of Japan; and, to bring the conflict to a successful termination, all the resources of the country are hereby pledged by the Congress of the United States."

QuellentextKriegserklärung Japans an die Vereinigte Staaten und Großbritannien vom 8. Dezember 1941

"By the grace of Heaven, Emperor of Japan [Emperor Shōwa], seated on the throne occupied by the same dynasty from time immemorial, enjoin upon ye, Our loyal and brave subjects: We hereby declare War on the United States of America and the British Empire. The men and officers of Our Army and Navy shall do their utmost in prosecuting the war. Our public servants of various departments shall perform faithfully and diligently their respective duties; the entire nation with a united will shall mobilize their total strength so that nothing will miscarry in the attainment of Our war aims.

To ensure the stability of East Asia and to contribute to world peace is the far-sighted policy which was formulated by Our Great Illustrious Imperial Grandsire [Emperor Meiji] and Our Great Imperial Sire succeeding Him [Emperor Taishō], and which We lay constantly to heart. To cultivate friendship among nations and to enjoy prosperity in common with all nations, has always been the guiding principle of Our Empire's foreign policy. It has been truly unavoidable and far from Our wishes that Our Empire has been brought to cross swords with America and Britain. More than four years have passed since China, failing to comprehend the true intentions of Our Empire, and recklessly courting trouble, disturbed the peace of East Asia and compelled Our Empire to take up arms. Although there has been reestablished the National Government of China, with which Japan had effected neighborly intercourse and cooperation, the regime which has survived in Chungking, relying upon American and British protection, still continues its fratricidal opposition. Eager for the realization of their inordinate ambition to dominate the Orient, both America and Britain, giving support to the Chungking regime, have aggravated the disturbances in East Asia. Moreover these two Powers, inducing other countries to follow suit, increased military preparations on all sides of Our Empire to challenge Us. They have obstructed by every means Our peaceful commerce and finally resorted to a direct severance of economic relations, menacing gravely the existence of Our Empire. Patiently have We waited and long have We endured, in the hope that Our government might retrieve the situation in peace. But Our adversaries, showing not the least spirit of conciliation, have unduly delayed a settlement; and in the meantime they have intensified the economic and political pressure to compel thereby Our Empire to submission. This trend of affairs, would, if left unchecked, not only nullify Our Empire's efforts of many years for the sake of the stabilization of East Asia, but also endanger the very existence of Our nation. The situation being such as it is, Our Empire, for its existence and self-defense has no other recourse but to appeal to arms and to crush every obstacle in its path.

The hallowed spirits of Our Imperial Ancestors guarding Us from above, We rely upon the loyalty and courage of Our subjects in Our confident expectation that the task bequeathed by Our forefathers will be carried forward and that the sources of evil will be speedily eradicated and an enduring peace immutably established in East Asia, preserving thereby the glory of Our Empire.

In witness whereof, we have hereunto set our hand and caused the Grand Seal of the Empire to be affixed at the Imperial Palace, Tokyo, this seventh day of the 12th month of the 15th year of Shōwa, corresponding to the 2,602nd year from the accession to the throne of Emperor Jimmu."

Am 11. Dezember erklärten Deutschland und Italien den Vereinigten Staaten den Krieg. Damit war der Krieg in Europa endgültig zum Weltkrieg geworden. Hitler hatte eine Konfrontation mit den Vereinigten Staaten lange vermeiden, aber keine Rücksicht mehr nehmen wollen, nachdem diese ihre Neutralität faktisch aufgegeben hatten und zuletzt eindeutig für Großbritannien Partei nahmen. Damit wurde die deutsche Kriegserklärung auch begründet. Ohne echte strategische Alternativen, verband Hitler mit diesem Schritt die Hoffnung, dass der gemeinsame Krieg mit Japan einen großen Teil des anglo-amerikanischen Kriegspotenzials nach Fernost ablenken würde. Doch konnte er auf den japanischen Verbündeten nicht unbedingt bauen. Der tat ihm nämlich nicht den Gefallen, seinen Neutralitätspakt mit Moskau zu brechen und durch einen Angriff auf Sibirien die deutsche Ostfront zu entlasten. Weil sie hierüber seit Oktober 1941 Gewissheit besaß, hatte es die Sowjetführung gewagt, ihre fernöstlichen Grenzen von Truppen zu entblößen, um sie rechtzeitig und erfolgreich vor Moskau in den Kampf gegen die Wehrmacht zu werfen. Dies macht einmal mehr deutlich, welch globale Dimension der europäische Krieg bereits vor "Pearl Harbor" erreicht hatte.

QuellentextKriegserklärung Deutschlands an die Vereinigten Staaten vom 11. Dezember 1941

"Herr Geschäftsträger! Nachdem die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika von Ausbruch des durch die englische Kriegserklärung an Deutschland vom 3. September 1939 heraufbeschworenen europäischen Krieges an alle Regeln der Neutralität in immer steigendem Maße zugunsten der Gegner Deutschlands auf das Flagranteste verletzt, sich fortgesetzt der schwersten Provokationen gegenüber Deutschland schuldig gemacht hat, ist sie schließlich zu offenen militärischen Angriffshandlungen übergegangen.

Am 11. September 1941 hat der Herr Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika öffentlich erklärt, daß er der amerikanischen Flotte und Luftwaffe den Befehl gegeben habe, auf jedes deutsche Kriegsfahrzeug ohne weiteres zu schießen. In seiner Rede vom 27. Oktober ds. Js. hat er noch ausdrücklich bestätigt, daß dieser Befehl in Kraft sei. Gemäß diesem Befehl haben seit Anfang September ds. Js. amerikanische Kriegsfahrzeuge deutsche Seestreitkräfte systematisch angegriffen. So haben amerikanische Zerstörer, z. B. die "Greer", die "Kearny" und die "Reuben James", planmäßig das Feuer auf deutsche U-Boote eröffnet. Der Staatssekretär der amerikanischen Marine, Herr Knox. hat selber bestätigt, daß amerikanische Zerstörer deutsche U-Boote angegriffen haben. Ferner haben die Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika auf Befehl ihrer Regierung deutsche Handelsschiffe auf dem offenen Meere völkerrechtswidrig als feindliche Schiffe behandelt und gekapert.

Die Reichsregierung stellt daher fest: Obwohl sich Deutschland seinerseits gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika während des ganzen gegenwärtigen Krieges streng an die Regeln des Völkerrechts gehalten hat, ist die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika von anfänglichen Neutralitätsbrüchen endlich zu offenen Kriegshandlungen gegen Deutschland übergegangen. Sie hat damit praktisch den Kriegszustand geschaffen. Die Reichsregierung hebt deshalb die diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika auf und erklärt, daß sich unter diesen durch den Präsidenten Roosevelt veranlaßten Umständen auch Deutschland von heute ab als im Kriegszustand mit den Vereinigten Staaten von Amerika befindlich betrachtet.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ribbentrop, 11. Dezember 1941"

"Schreib dich jetzt ein! U.S. Marine Corps": Rekrutierungsplakat der amerikanischen Marineinfanterie mit Bezug auf den Einsatz gegen japanische Streitkräfte auf der Salomonen-Insel Guadalcanal 1942. (© akg-images)

Das deutsche Bündnis mit Japan ließ wegen der großen Entfernung, aber auch zu unterschiedlicher politischer und militärischer Interessen keine enge Zusammenarbeit erwarten. Hierzu sollte es auch nie kommen. Dennoch setzte Hitler damals aus gutem Grund große Hoffnungen auf Japan. Dessen Streitkräfte hatten der US-Flotte in Pearl Harbor einen schweren, wenngleich keinen entscheidenden Schlag versetzt. In den Monaten danach eroberten sie fast ganz Südostasien und die dortigen amerikanischen, britischen und niederländischen Kolonien. Schon waren Australien und Indien von japanischen Angriffen bedroht, die Gegner im gesamten ostasiatisch-pazifischen Raum in die Defensive gedrängt. Erst in der See- und Luftschlacht um Midway im Juni 1942 sowie danach im Kampf um Neu-Guinea und Guadalcanal stießen die Japaner an ihre Grenzen, und die Alliierten konnten eine Wende im Pazifikkrieg einleiten.

Nach dem "Schock" von Pearl Harbor brauchte es einige Zeit, bis sich das große personelle und wirtschaftliche Potenzial der Vereinigten Staaten für den Krieg voll entfalten konnte. In Deutschland war man sich bewusst,

Der britische Premier Winston Churchill und US-Präsident Franklin D. Roosevelt während ihrer Konferenz zur Verabschiedung der Atlantikcharta an Bord eines amerikanischen Kriegsschiffs bei Neufundland am 9. August 1941. (© sz-photo)

dass die Zeit für den Gegner arbeitete. Doch wurde das amerikanische Kriegspotenzial ebenso unterschätzt wie die Entschlossenheit von Premierminister Winston Churchill und US-Präsident Franklin D. Roosevelt. Bereits im August 1941 hatten sich beide Staatsmänner auf gemeinsame Grundwerte ihrer Außenpolitik geeinigt und der "Nazi-Tyrannei" den Kampf angesagt (Atlantik-Charta). Auf dieser Grundlage schlossen sich am 1. Januar 1942 insgesamt 26 Staaten, darunter die USA, Großbritannien, die Sowjetunion und China als Hauptalliierte, zum Kampf gegen die Achsenmächte und mit dem Ziel einer neuen Weltfriedensordnung in den Vereinten Nationen zusammen. Ebenfalls zur Jahreswende 1941/42 konkretisierte sich die anglo-amerikanische Allianz: Man bildete ein gemeinsames Oberkommando und traf die grundlegende strategische Entscheidung, sich zuerst auf den Kampf gegen Deutschland zu konzentrieren ("Germany first"). So hatte sich Anfang 1942 eine übermächtige Anti-Hitler-Koalition gebildet, die nur noch genügend Kraft zum Gegenschlag sammeln musste.

Neue Anläufe der Achsenmächte: Der Weg nach El Alamein und Stalingrad

Die nationalsozialistische Führung und viele Deutsche verschlossen sich schon aus ideologischer Verblendung der Einsicht, dass diese Entwicklung über kurz oder lang zu ihrer Niederlage führen musste.

Propagandaplakat der Parteiamtlichen Wandzeitung der NSDAP von Ende Januar 1943 mit der Parole der Woche. (© Bundesarchiv)

Geschickt schürte die NS-Propaganda Zuversicht, vor allem mit dem Blick nach Nordafrika. Dort hatte Rommel die Initiative zurückgewinnen können, weil der Gegner stark vom Geschehen im Fernen Osten beansprucht wurde. Rommels Angriff Ende Januar 1942 überraschte die Briten und schlug sie bis zum Sommer in mehreren Etappen weit nach Ägypten zurück. Dabei eroberte er am 21. Juni 1942 die Festung Tobruk, das Symbol des britischen Widerstandes. Während dies in London zur Regierungskrise führte, stand Rommel auf dem Gipfel seines Erfolgs und wurde von Hitler zum Feldmarschall befördert. Sein weiterer Vorstoß nach Osten zum Suez-Kanal musste jedoch scheitern, weil Hitler letztlich nicht bereit war, ihn auf Kosten des Krieges gegen die Sowjetunion, wo die Wehrmacht soeben wieder zum Angriff überging, massiver zu unterstützen. Eine letzte britische Widerstandslinie bei El Alamein, nur noch 100 km von Alexandria entfernt, brachte Rommels abgekämpfte Truppe im Juli 1942 zum Stehen. Während sie sich den Sommer über bei vergeblichen Durchbruchsversuchen abnutzte, ohne ausreichend versorgt zu werden, konnten sich die Briten erheblich verstärken. Wieder zogen diese dabei aus dem Besitz von Malta einen entscheidenden Vorteil. Schließlich ging Ende Oktober 1942 der neue britische Oberbefehlshaber Bernard Montgomery mit gewaltiger Übermacht in die Offensive.

Sowjetische Angriffserwartungen für den Sommer 1942 und deutsche Operationsplanung "Blau". (© Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr)

Rommel musste erneut den weiten Rückzug antreten – diesmal endgültig.

Rommels zeitweiliger Erfolg eröffnete überraschend strategische Alternativen für die deutsche Kriegsführung. Selbst Hitler spielte mit ihnen, blieb letztlich aber auf "seinen" Krieg gegen die Sowjetunion fixiert, den er trotz des Rückschlags vor Moskau noch zu gewinnen hoffte. Als neuer Oberbefehlshaber des Heeres war er zum fast unumschränkten Feldherrn geworden. Immer eigenmächtiger diktierte er die Operationsplanung und -führung und degradierte seine Generalstäbe zu bloßen Erfüllungsgehilfen. So trug auch der Plan für eine neue Offensive im Osten "Interner Link: Fall Blau", mit deren Vorbereitung er die Wehrmacht am 5. April 1942 beauftragte, seine Handschrift. Wegen der großen Verluste des Vorjahres war an einen Angriff auf gesamter Front nicht mehr zu denken. Die Offensive sollte im Sommer nur vom Südabschnitt der Ostfront ausgehen und zielte auf die Kaukasusregion mit ihren bedeutenden Erdölfeldern. Zuvor sollten durch einen konzentrischen Vorstoß nach Stalingrad die sowjetischen Streitkräfte westlich des Don vernichtet werden. Da selbst hierfür die eigenen Kräfte nicht ausreichten, war man auf die Verbündeten, die schon zum "Unternehmen Barbarossa" beigetragen hatten, nun geradezu angewiesen. Politisch mehr oder weniger unter Druck gesetzt, sagten Rumänien, Italien, Ungarn, die Slowakei und Kroatien insgesamt über eine Dreiviertel Million Soldaten zu. Sie stellten damit ein Drittel aller Offensivkräfte.

Als die deutsche Sommeroffensive am 28. Juni 1942 begann, überraschte sie den Gegner, der mit einem neuen Großangriff auf Moskau gerechnet hatte.

Deutsche Soldaten nach der Kapitulation in Stalingrad auf dem Weg in die Kriegsgefangenschaft, 31. Januar 1943. (© akg-images)

Entsprechend gut kam der Angriff der Heeresgruppe Süd in den ersten Wochen voran. Das veranlasste Hitler schon nach einigen Tagen zu der folgenschweren Entscheidung, nunmehr gleichzeitig in den Kaukasus und nach Stalingrad vorzustoßen. Hierzu wurden die Kräfte der Heeresgruppe geteilt. Auf diese Weise zersplitterte der deutsche Angriff, der auch unter wachsenden Nachschubproblemen litt. Überdies versteifte sich Hitler immer mehr auf die Eroberung von Stalingrad. Diese Aufgabe blieb der deutschen 6. Armee unter Generaloberst Friedrich Paulus überlassen, die dafür aber zu schwach war. Ihr gelang bis Anfang September 1942 noch die Einschließung der Wolga-Metropole. Danach verwickelten die Verteidiger der Stadt, durch Patriotismus und brutalen Druck des Sowjetregimes zum äußersten Widerstand angetrieben, die Deutschen in einen erbitterten Häuserkampf.

QuellentextFeldpostbrief des Gefreiten Alfred R. aus dem Kessel von Stalingrad in die Heimat

Ihr Lieben! Heute am 8. Januar [1943] will ich Euch wieder ein paar Zeilen schreiben. Ich weiß nicht genau, ob Ihr auch meine ganzen Briefe erhalten habt oder erhaltet. Jedenfalls schreibe ich an Euch so oft, wie es mir das Papier überläßt. Und ich glaube auch, daß Ihr Euch auch ein bißchen freut, wenn die Postfrieda einen Brief oder so etwas ähnliches von mir anbringt. Na ja, ich weiß noch ganz genau, wie es so hergeht. Wenn dann der Kurt aus dem Stall nach dem Mittagessen kommt, setzt er sich gewiß auf das Sofa und liest meine oder andere Briefe genau und vielleicht auch mit Überlegung durch. Damals als ich noch bei Euch gewesen bin, war es wenigstens so! Und ich glaube auch, daß Kurt sich auch bei diesen Zeilen wieder auf den alten Platz setzt. Sonst geht es mir noch ganz gut. Das einzige, was uns fehlt, ist das Essen und Urlaub. Kann oder darf ja nichts genaues schreiben.

ieber Kurt, ich glaube, daß Du schon längst aus meinen Briefen schlau geworden bist? In was für einem dreckigen Zustand wir uns immer noch befinden! Es ist eben die Festung Stalingrad! Da wirst Du doch gewiß schon im Bilde sein … Bei dieser Verpflegung geht es nicht mehr lange. Die Infanteristen fallen ja schon um wie die Fliegen. Aber bald muß ja was geschehen, um uns aus diesem Elend zu retten. Wie geht’s Euch allen noch? Lieber Kurt, glauben kannst Du mir ruhig, denn aus der Luft werde ich Euch ja so was nicht schreiben. Ich habe jetzt bald gute 10 Wochen keine Post aus der Heimat. Also sehr verschlossen wird man hier. Lieber Kurt und […], wenn ich mal auf Urlaub kommen sollte, dann werdet Ihr sehr staunen über meinen Körper. Also, mager bin ich wie ein halbverfrorener Hund! Kräfte, die ich früher mal gehabt habe, sind verschwunden. Wenn ich 3 bis 4 Kilometer gelaufen bin, dann stolpert man über jeden kleinen Stein. Ich glaube kaum, daß Ihr mich erkennen werdet. Aber schließlich bin ich noch innerlich derselbe R. Nur äußerlich ändert man sich. Und das ist ja schließlich erklärlich. 200 g Brot, 50 g Fleisch und 50 g Butter. Das ist die Verpflegung pro Tag. Mittags gibt es nur Wassersuppe mit bißchen Pferdefleisch. Was der Landser so aushält, ist gar nicht zu beschreiben.

Aber Hunger tut weh. Man kommt auf alle unmöglichen Gedanken. Also, wenn ich mal zu Euch komme, dann werde ich Euch mal so bißchen Eßbares machen, was Ihr vielleicht noch nicht gegessen habt. Ich habe bestimmt schon allerhand gegessen, Anni, Du weißt doch auch von früher: Aber es ist einfach nicht zu glauben, wenn man nicht selbst sieht. Sonst weiß ich nichts zu schreiben, aber ich hoffe, daß Ihr auch mit diesen Zeilen zufrieden seid. Erzählen könnte ich Euch ja noch viel mehr. Aber das beste ist, Schnauze halten und aushalten. Liebe Anni und Kurt, grüßt so die besten Freunde von mir, die noch bei Euch in der Nähe sind … Jetzt will ich schließen, in der Hoffnung, daß wir uns recht bald und gesund wiedersehen werden. Seid jetzt nochmals gegrüßt aus weitem Osten von Gefreitem Alfred R.

Quelle: Jens Ebert (Hrsg.) Stalingrad – eine deutsche Legende, Hamburg 1992, S. 71 f.

"Vorwärts, vernichten wir die deutschen Okkupanten und jagen wir sie hinter die Grenzen unserer Heimat!" Der sowjetische Diktator Stalin ruft zum "Großen Vaterländischen Krieg" gegen die deutschen Eindringlinge auf: Plakat von N. A. Pawlow, 1944. (© Bildarchiv preußischer Kulturbesitz)

Erneut hatte die deutsche Führung die personellen, materiellen und moralischen Reserven des Gegners unterschätzt. Am 19. November startete dieser sogar eine große Gegenoffensive (Operation "Uranus") und schloss die 6. Armee in Stalingrad ein. Gezielt hatte die Rote Armee die deutsche Front in den Abschnitten der schlecht ausgerüsteten Rumänen angegriffen und durchbrochen. Da Ersatzversuche von außen scheiterten und Hitler den Ausbruch der 6. Armee verbot, war diese zum Untergang verurteilt. Ihre Reste kapitulierten, fast verhungert und erfroren, Ende Januar/Anfang Februar 1943. Von ihren einst 200.000 Soldaten ging über die Hälfte in Gefangenschaft, die nur wenige Tausend überlebten. Alle anderen waren zuvor gefallen oder verwundet ausgeflogen worden. Mehrfach höhere Verluste beklagte die sowjetische Seite, nicht zuletzt unter der Stadtbevölkerung, die schon früh deutschen Luftangriffen ausgesetzt war.

Die brennende Innenstadt von Lübeck nach einem britischen Luftangriff im April 1942. (© Bundesarchiv)

Deutschland und seine von ihm dominierten Verbündeten hatten 1942 in Europa und Nordafrika einen zweiten Anlauf unternommen, ihre Gegner doch noch in die Knie zu zwingen. Ein trügerischer Erfolg bescherte ihrem Machtbereich bis zum Herbst die größte Ausdehnung während des gesamten Krieges. Dass sie damit ihre Kräfte überdehnten, wurde spätestens zum Jahreswechsel 1942/43 deutlich, als sie an den Brennpunkten des Geschehens geschlagen waren. Erkennbar wendete sich das Blatt zugunsten der Alliierten, deren größeres Machtpotenzial allmählich wirksam wurde. Erfolg und Scheitern hatte die Wehrmacht mit höheren Verlusten denn je bezahlt.

Dislozierung und Angriffsziele des britischen Bomber Command sowie der 8. US-Air Force 1942. (© Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr)

Strategischer Bombenkrieg und U-Boot-Krieg

Lange Zeit war die deutsche Bevölkerung in der Heimat vom Krieg weitgehend verschont geblieben. In Großbritannien war man jedoch entschlossen, Deutschland auf die vorerst einzig mögliche Weise direkt anzugreifen, und baute deshalb die strategische Luftwaffe weiter aus. Ihr neuer Befehlshaber, Luftmarschall Arthur Harris, intensivierte seit dem Frühjahr 1942 den Bombenkrieg gegen deutsche Städte. Um die Bevölkerung zu demoralisieren, ließ er dabei auch planmäßig zivile Ziele angreifen, was zur Zerstörung der ersten deutschen Innenstädte und zu einer stark steigenden Zahl toter und verletzter Einwohner führte. Zur Vergeltung gab Hitler, dessen Strategie bis dahin hauptsächlich auf die militärische und wirtschaftliche Infrastruktur in England gezielt hatte, jetzt sogenannte Terrorangriffe gegen englische Städte frei. Deren Wirkung blieb jedoch wegen der Schwäche der deutschen Bomberwaffe begrenzt.

QuellentextDer deutsche Luftkriegs-Historiker Horst Boog über die Wende im Bombenkrieg zwischen Deutschland und Großbritannien im Frühjahr 1942

"Die Wende zum Terrorbombenkrieg als Regel und nicht mehr nur als Ausnahme kam mit den britischen Brandbombenangriffen auf die militärisch-rüstungswirtschaftlich völlig uninteressanten Altstädte von Lübeck und Rostock jeweils am Ende der Monate März und April 1942. Sie wurden ohne erkennbaren militärischen oder kriegswirtschaftlichen Vorteil für den Angreifer völlig zerstört. Die bereits mit der Direktive des Air Staff vom 14. Februar 1942 gegebene Absicht der Briten zur Terrorisierung der Zivilbevölkerung war nun unverkennbar. Am 14. April befahl Hitler daher, "daß der Luftkrieg gegen England in erhöhtem Maße angriffsweise zu führen ist. Hierbei sollen solche Ziele im Vordergrund stehen, deren Bekämpfung möglichst empfindliche Rückwirkungen für das öffentliche Leben mit sich bringt. Neben der Bekämpfung von Hafen- und Industrieanlagen sind hierzu auch im Rahmen der Vergeltung Terrorangriffe gegen Städte durchzuführen." Man sieht, daß dies kein reiner Terrorluftkrieg sein sollte, von dem man sich ohnehin nicht viel versprach, sondern auch ein Krieg gegen militärisch relevante Ziele. Aber das Terrorbombardement der Intention nach war nun freigegeben. Der klägliche, durchaus unbefriedigende Verlauf dieses unter der Bezeichnung "Baedeker"-Angriffe mit sehr geringen Kräften für wenige Monate im Sommer 1942 geführten unterschiedslosen Bombenkrieges gegen kleinere, kaum verteidigte, kulturhistorisch bedeutsame Landstädte wie York und Bath usw. ist anderswo beschrieben."

Quelle: Horst Boog, Strategischer Luftkrieg in Europa und Reichsluftverteidigung 1943-1944, in: Horst Boog, Gerhard Krebs, Detlev Vogel, Das Deutsche Reich in der Defensive. Strategischer Luftkrieg in Europa, Krieg im Westen und in Ostasien 1943-1944/45, Stuttgart München 2001 (= Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 7), S. 330.

QuellentextDer britische Luftkriegs-Historiker Richard Overy über die Wende im Bombenkrieg zwischen Deutschland und Großbritannien im Frühjahr 1942

"Dennoch gab es Ende Frühjahr 1942 und Anfang Frühjahr 1944 noch zwei letzte Wellen von deutschen Bombardements, mit denen man Vergeltung für die inzwischen wesentlich schwerere Bombardierung deutscher Städte üben wollte. Die erste Welle, die sogenannten "Baedeker-Angriffe", fiel in den April und Mai 1942. Die Bezeichnung nach dem bekannten Reiseführer geht auf Freiherr von Stumm, den Stellvertretenden Pressechef des Auswärtigen Amtes zurück. Er hatte angekündigt, dass fortan alle der im Reiseführer mit drei Sternen gekennzeichneten Gebäude angegriffen würden. Die Bezeichnung blieb haften, obwohl Goebbels den Gedanken, mit der "Zerstörung von Kulturwerten zu prahlen", auf das schärfste ablehnte. Meist wurden die Angriffe der Luftflotte 3 als Reaktion auf die Bombardierung der historischen Hafenstädte Lübeck und Rostock verstanden, bei denen die RAF die mittelalterlichen Stadtzentren vernichtete. Die Hauptangriffe auf Rostock erfolgten jedoch erst, als die Baedeker-Angriffe bereits begonnen hatten. Tatsächlich hatte das erneute Aufleben der Bombardierungen noch einen anderen Grund: Sie reagierten auf den Angriff, den die RAF Anfang März 1942 gegen Paris flog. Hitler war aufgebracht, weil das künstlerische und architektonische Erbe der französischen Hauptstadt bedroht war, das die deutsche Luftwaffe 1940 verschont hatte, und verlangte von der Luftflotte 3 einen Vergeltungsangriff auf London. Göring, der es nach der langen Untätigkeit der Luftwaffe im Westen kaum noch erwarten konnte, dass die Bombardements wieder aufgenommen wurden, befahl General Jeschonnek, dem Generalstabschef der Luftwaffe, auch britische Industrieziele anzugreifen. Nachdem am 28. und 29. März 1942 zwei Drittel der historischen Altstadt Lübecks zerstört worden waren, änderte Hitler den Befehl ab: Statt sich auf London zu beschränken, sollte die Luftwaffe jetzt weitere Städte von besonderem historischen oder kulturellen Wert angreifen. Als Revanche für die RAF-Attacken erhielten die Bombergeschwader dieses Mal auch die Erlaubnis zu Angriffen auf die Bevölkerung. Göring vertrat jedoch die Auffassung, dass dadurch wenig zu erreichen sei, und befahl seinen Besatzungen, stattdessen sinnvolle militärische oder wirtschaftliche Ziele anzugreifen."

Quelle: Richard Overy, Der Bombenkrieg. Europa 1939 bis 1945, Berlin 2014 (engl. Orig. 2013), S. 183f.

Das deutsche U-Boot U-751 läuft in den französischen Atlantikhafen von St. Nazaire ein, 23. Februar 1942. (© Bundesarchiv)

Weit größere Sorgen bereiteten den Briten und ihren Alliierten die rasch gestiegene Anzahl deutscher U-Boote. Befreit von der Zurückhaltung gegenüber den Vereinigten Staaten, schädigten diese den für Großbritannien lebenswichtigen Schiffsverkehr im Atlantik schwer und erzielten 1942 ihre mit Abstand beste Versenkungsbilanz. Allerdings waren die Versorgung der Insel sowie die Vorbereitung der alliierten Offensive in

Das gleiche U-Boot, knapp fünf Monate später: U-751 kurz vor seiner Versenkung durch britische Flugzeuge am 17. Juli 1942 - alle 48 Besatzungsmitglieder starben. (© Imperial War Museum London, C 3143)

Europa nie ernsthaft gefährdet. Das inzwischen voll angelaufene US-Bauprogramm für Frachtschiffe glich die Versenkungen zuletzt mehr als aus. Zudem verbesserten die Alliierten im zweiten Halbjahr 1942 ihre Abwehrmaßnahmen. Der Versenkungserfolg je U-Boot nahm merklich ab, immer mehr Boote gingen verloren. Es war absehbar, dass Deutschland diesen Seekrieg nicht gewinnen würde.

Weiterführende Literatur:

  • Antony Beevor, Stalingrad, München 1999 (engl. Orig. 1998).

  • Horst Boog u. a., Der Angriff auf die Sowjetunion, Stuttgart 1984 (= Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 4, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt).

  • Horst Boog u. a., Der globale Krieg. Die Ausweitung zum Weltkrieg und der Wechsel der Initiative 1941-1943, Stuttgart 1990 (= Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 6, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt).

  • Jörg Echternkamp, Die 101 wichtigsten Fragen – Der Zweite Weltkrieg, München 2010.

  • Jürgen Förster (Hrsg.), Stalingrad. Ereignis – Wirkung – Symbol, München 1992.

  • Elke Fröhlich, Der Zweite Weltkrieg. Eine kurze Geschichte, Stuttgart 2013.

  • Gabriel Gorodetzky, Die große Täuschung. Hitler, Stalin und das Unternehmen "Barbarossa", Berlin 2001 (engl. Original 1999).

  • Christian Hartmann, Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941-1945, München 2011.

  • Jochen Hellbeck, Die Stalingrad-Protokolle. Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht, Frankfurt am Main 2012.

  • Peter Herde, Pearl Harbor, 7. Dezember 1941. Der Ausbruch des Krieges zwischen Japan und den Vereinigten Staaten und die Ausweitung des europäischen Kriegs zum Zweiten Weltkrieg, Darmstadt 1985.

  • Johannes Hürter, Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42, München 2007.

  • Ian Kershaw, Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg 1940/41, München 2008 (engl. Orig. 2007).

  • Martin Kitchen, Rommel's Desert War. Waging World War II in North Africa, 1941-1943, Cambridge 2009.

  • Rolf-Dieter Müller, Der letzte deutsche Krieg 1939-1945, Stuttgart 2005.

  • Bogdan Musial, Sowjetische Partisanen 1941–1944. Mythos und Wirklichkeit, Paderborn 2009.

  • Bianka Pietrow-Ennker (Hrsg.), Präventivkrieg? Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion, Frankfurt am Main 2000.

  • Dieter Pohl, Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944, München 2008.

  • Ralf Georg Reuth, Entscheidung im Mittelmeer. Die südliche Peripherie Europas in der deutschen Strategie des Zweiten Weltkrieges 1940-1942, Koblenz 1985.

  • Felix Römer, Der Kommissarbefehl – Wehrmacht und NS-Verbrechen an der Ostfront 1941/42, Paderborn 2008.

  • Gerhard Schreiber, Kurze Geschichte des Zweiten Weltkriegs, München 2005.

  • Christian Streit, Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941–1945, Neuausgabe, Bonn 1991.

  • Gerhard L. Weinberg, Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs, Stuttgart 1995 (engl. Orig. 1994).

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Oberstleutnant Dr. Thomas Vogel, geboren 1959, ist Projektbereichsleiter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), vormals Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA), in Potsdam. Sein Interesse gilt schon länger der Militäropposition im ‚Dritten Reich‘ und dem Widerstand von Soldaten gegen den Nationalsozialismus. Seit einigen Jahren befasst er sich intensiver mit verschiedenen Aspekten der Kriegführung im Zeitalter der Weltkriege, jüngst vor allem mit der Koalitionskriegführung. Er hat u. a. veröffentlicht: "Aufstand des Gewissens. Militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime, 5. Aufl., Hamburg u.a. 2000 (Hrsg. und Autor); Wilm Hosenfeld: "Ich versuche jeden zu retten." Das Leben eines deutschen Offiziers in Briefen und Tagebüchern, München 2004 (Hrsg. und Autor); Tobruk 1941: Rommel’s Failure and Hitler’s Success on the Strategic Sidelines of the ‚Third Reich‘, in: Tobruk in the Second World War. Struggle and Remembrance, hrsg. v. G. Jasiński und J. Zuziak, Warschau 2012, S. 143-160; "Ein Obstmesser zum Holzhacken." Die Schlacht um Stalingrad und das Scheitern der deutschen Verbündeten an Don und Wolga 1942/43, in: Stalingrad. Eine Ausstellung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, hrsg. v. G. Piecken, M. Rogg, J. Wehner, Dresden 2012, S. 128-141; A War Coalition Fails in Coalition Warfare: The Axis Powers and Operation Herkules in the Spring of 1942, in: Coalition Warfare: An Anthology of Scholarly Presentations at the Conference on Coalition Warfare at the Royal Danish Defence College, 2011, hrsg. v. N. B. Poulsen, K. H. Galster, S. Nørby, Newcastle upon Tyne 2013, S. 160-176; Der Erste Weltkrieg 1914-1918. Der deutsche Aufmarsch in ein kriegerisches Jahrhundert, München 2014 (Co-Hrsg. und Autor).