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Der (Präferenz-)Utilitarismus Peter Singers | Bioethik | bpb.de

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Der (Präferenz-)Utilitarismus Peter Singers Darstellung und kritische Würdigung

Werner Moskopp

/ 37 Minuten zu lesen

Im Mai 2015 flammte in Deutschland eine Debatte um Peter Singer auf: Der Philosoph und Vordenker der Tierrechtsbewegung wurde wegen seiner Äußerungen zum Thema "Infantizid" (Kindstötung nach Geburt) ausgegrenzt, ausgeladen und zur persona non grata. Was ist Singers "Präferenzutilitarismus"? Und welche Probleme resultieren aus ihm? Ein Debattenbeitrag.

Peter Singer non gratus

Peter Singer (© Denise Applewhite/Princeton University)

Für die aktuelle dt. Auflage seines Buches "Praktische Ethik" (2013) hat Peter Singer einen Anhang zur sog. "Singer Affäre" (Jamieson 1999, S. 10) gestrichen, den er in der zweiten Auflage eigens hinzugefügt hatte: "Wie man in Deutschland mundtot gemacht wird" und durch eine kurze Erinnerung im Vorwort ersetzt (Singer 2013, S. 10 ff.). Die Auseinandersetzungen mit Behindertenverbänden und Menschenrechtlern, die Singer zeitweise mit der Bezeichnung "gefährlichster Mann der Welt" versehen hatten, trugen dazu bei, den ohnehin schon renommierten Moralphilosophen auch über die wissenschaftliche Disziplin hinaus bekannt zu machen. Insbesondere für die Tierschutzbewegung gilt er seit seinem Buch "Animal Liberation" (1975/2009) als Mitinitiator (neben Ruth Harrison, Roslind Godlovitch, Richard Ryder et al.) und feiert seitdem zumindest mittlere Erfolge: Ehrungen wie der Preis der Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) für das "Great Ape Project", eine Reihe von Ehrendoktortiteln und jüngst die Verleihung des "Peter-Singer-Preises für Strategien zur Tierleidminderung" dokumentieren die öffentliche Anerkennung des Philosophen.

Im Mai 2015 wiederholte sich nun innerhalb von wenigen Wochen in der Schweiz und in Deutschland das überwunden geglaubte Szenario: Singer ist als Pop-Star eingeladen zu diversen Preisverleihungen, Interviews, Gesprächsrunden; dann gibt er ein Interview in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) und wird wegen seiner Äußerungen zum Thema "Infantizid" ausgegrenzt. Die Laudatio in Berlin wird kurzfristig abgesagt; die Phil-Cologne (das philosophische Pendant zur musikalischen Festivalkultur) lädt einen ihrer wichtigsten Redner wieder aus; die Politik meldet sich parteiübergreifend zunächst vorsichtig zu Wort, bevor die Sache dann Fahrt aufnimmt: Singer ist zurzeit eine persona non grata in Deutschland. Steht man ihm zu nah, droht ein Imageverlust, und distanziert man sich öffentlich von ihm, hat dies offenbar eine Imageverlustvermeidung oder (wenn man ihn nicht vorher eingeladen hatte) sogar ein positives Image zur Folge. In der akademischen Philosophie nimmt man diese neue Welle des "Mundtot"-Machens zwiespältig auf, da die freie Meinungsäußerung und die Diskussion von ethischen Standards – vor allem vor dem Hintergrund der rasanten technologischen Entwicklung – zu den demokratischen Grundpfeilern gehören sollte.

Um die philosophische Position Singers, den sog. "Präferenzutilitarismus", in den Diskurs über ethische Standards einordnen zu können, wird diese im Folgenden in drei Schritten dargestellt:

  1. der Abschnitt "Peter Singers Prinzip der Moral" unternimmt eine leicht zugängliche Einführung in Singers utilitaristische Argumentation;


  2. anschließend folgt ein Überblick darüber, wie sich diese Überlegungen auf die Anwendungsgebiete der Bioethik auswirken – zum Verständnis helfen hier einige weitere Aufsätze des Dossiers Bioethik (Links werden in den Endnoten bereitgestellt);


  3. schließlich wird ein Einblick in die Fachdiskussion angedeutet, für den ein vorhergehender Kontakt zur Ethik insgesamt und zum Utilitarismus im Besonderen hilfreich sein könnte.

Peter Singers Prinzip der Moral


Peter Singer will es einfach halten. In seinem Arbeitsgebiet, der Moralphilosophie, geht es ihm nämlich nicht nur darum, eine stimmige Theorie der Moral zu erstellen. Es geht auch um konkrete Orientierungsangebote für Menschen in konkreten Handlungssituationen. Die Frage, die Singer bei diesen Handlungen besonders interessiert, lautet: Wie können wir das, was geschieht bzw. geschehen soll, möglichst gut gestalten? Mit dieser Ausgangsfrage ließe sich dem Leben nach Singer sogar ein besonderer Wert geben, wenn sich die Suche nach dem Sinn des Lebens nicht metaphysisch, sondern ethisch ausrichten würde, und wenn Handlungen also nicht nur nach Gutdünken oder nach Intuition ausgeführt würden, sondern nach und nach auf das Große und Ganze zielten, in dem der Mensch sich befindet.

Um es also nicht unnötig kompliziert wirken zu lassen, nennt Singer 1979 seinen zentralen Text "Praktische Ethik", um zu zeigen, dass es ihm gezielt um die breite Anwendung der moralischen Gedanken geht und nicht bloß um die Theorie.

Da wir Menschen ständig tätig sind und die meisten Aktionen nicht bewusst reflektiert werden müssen, treten moralische Probleme normalerweise erst dort auf, wo wir uns im Unklaren darüber sind, was wir tun sollen. Wenn man wie Singer davon ausgeht, dass sich in die alltäglichen Handlungsgewohnheiten ein paar Dinge eingeschlichen haben, die nicht so sein müssten, wie sie sind, und die ohne großen Aufwand verbessert werden könnten, spürt man möglicherweise einen Drang dazu, die Menschen auf die Missstände aufmerksam zu machen. Um das "Es könnte noch besser sein ..." in das Bewusstsein der Menschen zu bringen, greift Singer häufig zu extremen Beispielen, die die Leser aufrütteln sollen; sein Anspruch aber ist bei diesen Beispielen nicht, bereits zu wissen, wie genau wir etwas verbessern sollen, sondern eine Aufforderung, unseren eigenen Standpunkt neu zu überdenken. Danach kann es durchaus sein, dass wir einfach so weitermachen wie bisher, weil Änderungen nicht erforderlich sind oder weil sie uns zu viel abverlangen würden. Manchmal fehlt aber auch einfach nur eine gewisse Einsicht, um ganz leicht etwas verändern zu können. Und da setzt Singer an.

Weil es extrem schwierig herauszufinden ist, was wir als Maßstab für gut/besser und schlechter ansehen sollten, formuliert Singer als Vorschlag ein Prinzip, nach dem wir den moralischen Status unserer Entscheidungen prüfen können. Darin liegt nun aber die eigentliche Schwierigkeit: einen Gedanken so auszuarbeiten, dass jeder einzelne in den eigenen Lebenssituationen etwas damit anfangen kann (obwohl der Philosoph ja nicht vorher wissen kann, was einmal konkret entschieden werden muss). Diese Vorgehensweise verrät auch etwas über Singers Position in Hinblick auf die Moral, die moralischen Lebewesen und über das, was er selbst unter "gut" versteht.

Um zu verdeutlichen, in welchen Situationen wir moralische Entscheidungen fällen, schildere ich ein einfaches, fiktives Beispiel: Peter Singer kann schlecht wissen, dass ich es sonntagsabends besser finde, den Tatort zu schauen, anstatt unter Rosamunde Pilcher zu leiden. Was Singer aber als Utilitarist annimmt: Menschen und Lebewesen überhaupt machen am liebsten das, was ihnen Freude bereitet, und das, was ihnen Schmerzen oder Leiden verursacht, versuchen sie zu verringern oder zu meiden.

Denken wir also nach: Was verursacht in der zu entscheidenden Situation für alle Beteiligten am meisten Freude und am wenigsten Leid, am besten auf lange Sicht betrachtet und unter Einbezug der Tatsache, dass zu viel des Guten auch nicht hilft (abnehmender Grenznutzen)? Durch diese Überlegung lernen wir einzuschätzen, was wir in diversen Handlungssituationen am besten tun sollen. Moralisch wird die Sache also besonders heikel, wenn auch andere Personen betroffen sind und wir eine solche Rechnung erstellen müssen. Will meine Frau mit mir fernsehen, einigen wir uns meist auf den Tatort, solange das Thema nicht zu brutal erscheint – andernfalls weichen wir gelegentlich auf eine andere Serie aus oder wir wechseln ab und zu die Gewohnheit und gehen spazieren, sitzen einfach in der Küche oder Ähnliches. Für mich ist es besonders schlimm, wenn meine Frau Unterstützung von ihrer Mutter auf Besuch erhält, denn dann muss ich die Reise an die Küste von Cornwall (Pilchers Lieblingssetting) ertragen, um das Zusammenleben auf lange Sicht hin auf hohem Niveau wahren zu können (und um womöglich im Gegenzug mit meinem besten Freund am Dienstag darauf ohne Murren Fußball gucken zu dürfen).

Die Abwägung scheint aber ganz deutlich zu sein: Jedes Lebewesen, das in den zur Auswahl stehenden Handlungsmöglichkeiten relevante Interessen hat, hat auch etwas zu sagen. Diese relevanten Interessen gilt es also zu berücksichtigen. Aber wenn ich perfekt sein wollte, müsste ich alle Interessen, Bedürfnisse und Wünsche aller Beteiligten und betroffenen Lebewesen berücksichtigen, auch wenn sie nicht gleich schwer wiegen. Unsere Katze guckt kein Fernsehen, aber sie liegt gerne auf meinen Beinen, wenn wir uns auf der Couch lang machen, um Tatort zu schauen; ihre Präferenzen gehören also auch dazu.

Gestalten wir dieses Beispiel so, dass eine konzentrierte Formel daraus resultiert, die dann auf alle möglichen Beispiele angewendet werden kann, dann nähern wir uns an Singers recht formales Prinzip der Gleichheit an: "Das Wesentliche am Prinzip der gleichen Interessenabwägung [engl.: principle of equal consideration of interests, WM] besteht darin, dass wir in unseren moralischen Überlegungen den ähnlichen Interessen all derer, die von unseren Handlungen betroffen sind, gleiches Gewicht geben. [...] Interesse ist Interesse, wessen Interesse es auch immer sein mag. [...] Das Prinzip der gleichen Interessenabwägung funktioniert wie eine Waagschale: Interessen werden unparteiisch abgewogen. [...] Das Prinzip der gleichen Interessenabwägung verbietet es, unsere Bereitschaft, die Interessen anderer Personen abzuwägen, von ihren Fähigkeiten oder anderen Merkmalen abhängig zu machen, außer dem einen: eben dass sie Interessen haben. Natürlich können wir nicht wissen, wohin uns die gleiche Interessenabwägung führen wird, bevor wir die Interessen der Personen kennen, und das kann entsprechend ihren Fähigkeiten und anderen Merkmalen variieren." (Singer 2013, S. 52 ff.)

Haben wir also alle betroffenen Präferenzen für eine Entscheidungsfindung gesammelt, müssen wir die Ausmaße des jeweiligen Interesses für unsere Entscheidung prüfen. So erhalten die vorliegenden Präferenzen, jede für sich, ein Gewicht, das je nachdem unterschiedlich ausfallen kann, ob man als Katze oder als Ehefrau bei der Wahl des Fernsehprogramms berücksichtigt wird. Um diese Differenzen berücksichtigen und auswerten zu können, schlägt Singer ein paar Kategorien mit fließenden Übergängen vor: Hat ein Lebewesen keine Präferenzen, müssen wir auch nichts berücksichtigen (z. B. bei Pflanzen). Was ist aber die geringste feststellbare Präferenz, damit wir eine Ahnung davon erhalten, wer alles einbezogen werden muss? Sagen wir zunächst: die Empfindung von Freude und Schmerz. Jedes Lebewesen mit einem Bewusstsein von diesen Empfindungen muss einbezogen werden und selbstverständlich alle Lebewesen mit zusätzlichen kognitiven Fähigkeiten (Erinnerungen, Zukunftswünsche, Kommunikationen, soziale Bindungen bis hin zu selbstbewussten Wesen) dann auch ggf. mit zunehmendem Gewicht. Bei jeder Bilanzierung ist es aber zunächst egal, um wessen Freude oder Schmerz es sich handelt. Wichtig ist nur, dass diese Präferenz als solche gezählt wird.

Dieses formale Prinzip der Gleichheit ist aber nicht gleichbedeutend damit, die eigenen Interessen und Vorlieben bei derartigen Abwägungen zu vergessen! Allerdings sind sie bei einer fairen Berechnung selbstverständlich nicht mehr oder weniger schwer einzubringen, nur weil es unsere egoistischen Interessen sind. Menschliche Interessen sind zudem nach Singer auch nicht grundsätzlich besser als tierliche/tierische, wenn wir wirklich unparteiisch sein wollen etc. Ob das wirklich funktioniert, ist häufig diskutiert worden, denn irgendwie haben wir zu unseresgleichen doch einen engeren Bezug als zu anderen Spezies. In vielen Situationen gehen wir deshalb auch so vor, dass wir Menschen Tieren vorziehen, dass wir unsere Haustiere den Haustieren anderer vorziehen, dass wir unsere Geschwister den Geschwistern anderer Menschen vorziehen; das weiß Singer selbstverständlich auch. Doch wirklich moralisch und unparteiisch ist die Abwägung dann ja nicht mehr und das müssen wir in solchen Situationen wohl reumütig zugeben. Unsere persönlichen Vorlieben spüren wir zwar ganz deutlich in Form von Emotionen/Gefühlen, aber in der moralischen Abwägung nutzen wir deshalb extra ein vernünftiges Prinzip, damit uns diese Empfindungen nicht parteiisch werden lassen. So sieht zumindest die Idealvorstellung der Unparteilichkeit für moralisch denkende Wesen aus.

Wenn wir die Präferenzen der anderen Lebewesen aus deren Sicht als genauso lebhafte und wichtige Empfindungen annehmen, wie unsere Präferenzen es für uns sind, dann erkennen wir noch einmal deutlich den Sinn im "rationalen" Abwägen im Vergleich zur spontanen, emotionalen Handlung. Woher wissen wir aber eigentlich, wie wichtig den Beteiligten ihr eigenes Interesse in der jeweiligen Situation ist? Fragen wir also einfach nach: Wie stark ist denn dein Interesse daran? Bei Lebewesen, die wir nicht direkt fragen können, müssen wir versuchen, uns (möglichst neutral) vorzustellen, was das andere Lebewesen wohl wie stark fühlen, wünschen und wählen würde.

Ein paar formale Probleme gibt es bei Singers Ansatz also. Denn manchmal finden wir eben Optionen vor, bei denen gar keine Freude vermehrt und keinem Interesse entsprochen werden kann, sondern lediglich weniger Leiden den Ausschlag in der Bilanzierung gibt. Dies kommt im menschlichen Leben in Extremsituationen durchaus vor und für manche Berufe sogar ziemlich häufig, wenn wir z. B. an Rettungssanitäter, an Mediziner insgesamt denken.

Für leicht zu entscheidende Abwägungen legen wir uns selbst bei schwierigeren Abläufen schnell wieder Faustregeln oder Prinzipien zurecht – das ist nach Singer unproblematisch, solange wir gut darüber nachgedacht haben. Aber es macht ja Probleme geradezu aus, dass wir nicht direkt wissen, was wir tun sollen. Und besonders die eigentlichen moralischen Probleme sind nicht immer eindeutig zu lösen.

Viele Philosophen und die meisten Menschen sind der Meinung, dass es Grenzen geben muss für das, was jeder immer wieder aufs Neue entscheiden darf. Dazu sind das geltende Recht und auch vielfach sittliche Werte für die Menschen einer Gesellschaft bindend. Doch diese klaren Einschränkungen sieht Singer als Hindernis für einige moralische Überlegungen an. Wo er dabei möglicherweise zu weit geht, ist die Infragestellung der Grundrechte von Menschen in Extremsituationen am Lebensanfang. Diese Grundrechte sollen die Menschen vor der Beliebigkeit von Entscheidungen anderer schützen, denn nie war jemand so naiv zu denken, dass alle Menschen (und vor allem auch Staaten) immer nur moralisch handeln. Deshalb darf niemand zum Wohl eines anderen im Leben und der freien Entfaltung dieses Lebens bedroht werden. Gerade in diesem Zusammenhang wirkt es verwirrend, dass Singer so oft von "Rechten" (Recht auf Leben) spricht, aber damit gar kein Recht im rechtlichen Sinne meint, sondern meist moralische Rechte. Könnte man hierin besser differenzieren, wäre wohl ein Großteil der Aufregung um Singers Äußerungen zu besänftigen.

Womit Singer aber sicherlich moralisch Recht hat, ist der Zweifel daran, dass die Setzung einer "Heiligkeit des (menschlichen) Lebens" unter allen Umständen zu den besten Problemlösungen führt, vor allem, weil dieser Wert manche Menschen am Lebensende dazu zwingen würde, auch gegen jedes Ideal der menschlichen Selbstbestimmung unter größten Schmerzen und bei keinerlei Heilungsaussicht am Leben zu bleiben. Selbstverständlich muss man äußerst vorsichtig sein, das Lebensinteresse eines Lebewesens mit in die Waagschale unserer Rechnung zu legen. Aber um hierbei moralisch bleiben zu können, wählt man nach Singer am besten immer den Weg, der das größte Glück (Interessenbefriedigung) der größten Zahl von Lebewesen bedeutet.

Noch einmal zur Klarheit: Für Singer sind rechtliche Absicherungen wichtig, weil sie das Zusammenleben von so vielen Menschen erst ermöglichen; wenn Menschen Angst davor haben, dass ihnen etwas widerfahren könnte, was sie als Leidzufügung bei anderen beobachtet haben, spielen diese Bedenken als Interessen Dritter eine wichtige Rolle. In moralischer Hinsicht jedoch müssen Singer zufolge alle Menschen auf der Hut sein vor bloßen Wert- oder Norm-Setzungen ohne weitere Begründung ("es ist jetzt eben so") und vor allem vor nicht nachvollziehbarer Willkür ("ich will das halt jetzt so, die Gründe sind mir egal"), da sie nicht immer das beste Ergebnis hervorbringen; daher müsse man Singers Meinung nach auch im Einzelfall über die Geltung von bereits bestehenden moralischen Werten und Normen nachdenken dürfen, wenn ein besseres Ergebnis aus der Abwägung resultieren könnte.

In diesem Zusammenhang verletzt Singer – wie schon erwähnt – durch provokative Beispiele häufig die Pietätsgefühle der Menschen. Eine präferenzutilitaristische Abwägung kann aber theoretisch niemals zum Schaden einer beteiligten Person führen, wenn sie perfekt ausgeführt wird. Leider sind wir Menschen aber nicht vollkommen und wir haben auch oftmals nicht genügend Zeit, um hochkomplexe Interessenbilanzierungen durchzuführen. Ist das ein Argument gegen den Präferenzutilitarismus? Helfen uns denn andere Moralvorstellungen in diesen Fällen besser weiter? Wenn sie das tun, dann sollten wir sie (sogar in Einverständnis mit dem utilitaristischen Prinzip) auch als Orientierungshilfe wählen; wenn die anderen Moralvorstellungen aber dieselben Probleme haben wie der Präferenzutilitarismus, spricht nichts dagegen, die gleiche Interessenabwägung als moralisches Prinzip zu verwenden, da wir so immer das Ziel verfolgen, die Welt noch ein bisschen besser zu machen. Wie aber wirkt sich das Prinzip in den Kernbereichen der Angewandten Ethik nun aus?

Anwendungsgebiete

Wenn das oben geschilderte Minimalprinzip der Gleichheit (Gerechtigkeit) auch recht einfach erscheint, so hat es doch für diejenigen, die es als rationales, universales und unparteiisches Moralprinzip anerkennen, weitreichende Implikationen, wie im Folgenden kurz anhand ausgewählter (und eben gerade diskutierter) Gegenstände angedeutet wird:

a) Tierethik

Eingeordnet wird Singer in der Tierethik bei den sog. "Eigenschaftenansätzen". Zunächst sind die Eigenschaften zwar nicht erheblich für das Prinzip Singers, denn es sollen sämtliche Präferenzen der Beteiligten in gleicher Weise berücksichtigt werden. Unter den berücksichtigten Präferenzen jedoch können die Eigenschaften der Lebewesen, die diese Präferenzen haben, durchaus ein unterschiedliches Gewicht in Hinsicht auf eine bestimmte Situation entwickeln. Egal aber, ob ein Tier höhere oder niedrigere Fähigkeiten als ein Mensch hat oder umgekehrt: seine Präferenzen werden berücksichtigt! Selbst wenn es um das freudvolle Leben einer Schildkröte geht, das gegen den bloß luxuriösen Wunsch eines Menschen aufgewogen wird, der spaßeshalber Schildkrötensuppe probieren möchte, wiegt die Präferenz der Schildkröte (meist) schwerer.

Durchaus kann aber ein Tier komplexere kognitive Fähigkeiten aufweisen als manche Menschen (Embryonen, Säuglinge, Demente, intellektuell Beeinträchtigte), weshalb der moralische Begriff "Person" als rationales und selbstbewusstes Lebewesen bei Singer vom Gattungsbegriff Homo sapiens abgelöst wird, um einen parteiischen "Speziesismus" zu vermeiden.. Manche Menschen sind nach dieser Definition also keine Personen, während einige Tiere in die nähere Auswahl rücken, als Person anerkannt zu werden (Primaten, Delfine, Schweine, Raben, ...). Für Singer lässt sich der Schutz der Menschen, die keine Personen sind, mit dem gängigen Tierschutz abgleichen; auch diese Prämisse verlangt uns ein gravierendes Umdenken ab.

Über das Potential, das heranwachsende Lebewesen noch entwickeln könnten, urteilt Singer so, dass es im Moment der Entscheidung unerheblich ist, inwiefern eine Person aus dem Lebewesen werden könnte, wenn jetzt aktuell noch keine Präferenzen vorliegen. Ob denn aber Präferenzen vorhanden sind oder nicht, ist die schwierige Erhebung. In dieser Forschungsfrage lehnt Singer die sog. SKIP-Argumente ab und vertritt im Gegensatz zu Alles-oder-nichts-Behauptungen eine Bestimmung gradueller Differenzierungen, die je im Einzelfall geprüft werden muss (vgl. Singer 2013, S. 269). Ein Gorilla-Fötus bringt in die Interessenabwägung keine Präferenzen ein, doch die Interessen der Gorilla-Mutter sind hier durchaus relevant.

Man kann demnach nicht mehr pauschal sagen, dass Menschen nach Belieben Tiere quälen, töten, züchten etc. dürfen. Vielmehr wird jedes einzelne Lebewesen mit seinen aktuellen Präferenzen in Hinsicht auf die zu beurteilende Situation repräsentiert. Da die kognitiven Fähigkeiten der Lebewesen schwer feststellbar sind, müssen wir vorsichtig sein und uns im Zweifel für die Angeklagten einsetzen. Dass unsere Lust auf ein saftiges Steak also dem Interesse der Kuh an einem guten, schmerzfreien Leben im Verbund ihrer Herde entgegensteht, zeigt auch hier, dass manche Interessen einfach grundlegender sind als andere; wie leicht könnte doch ein Ersatzprodukt zur Ernährung genutzt werden und alle Seiten zufriedenstellen. Doch wie steht es um das Interesse eines Wolfrudels, das die von uns verschonte Herde ins Visier nimmt? Haben wir eine moralische Pflicht, die Kuh vor dem Wolf zu schützen? Ist es für die Kuh besser, langsam an ihren Altersgebrechen zu sterben als durch aktive Sterbehilfe (in diesem Fall eine "Schlachtung"), der ein menschlicher Genuss folgt? Außerdem könnte wohl kein Vegetarier ein objektives Argument gegen den Verzehr von Aas oder Wildunfällen finden; wie sieht es also bei Notschlachtungen aus?

Wie wir durch die (ein wenig übertriebenen) Fragestellungen sehen, sind die Situationen, die Grenzen und Vergleichbarkeit der Fähigkeiten eines Individuums nur ungenau zu benennen, und auch die Wichtigkeit, die dieses Interesse im Gesamthaushalt der Präferenzen einer Abwägung darstellt, bleibt vage bestimmt. Es bleibt allerdings zu überlegen, ob wir bessere Instrumente für unsere moralischen Entscheidungsbildungen finden können.

Deutet sich aber nicht schon in dieser tierethischen Perspektive des Präferenzutilitarismus eine erhebliche Verschlechterung der menschlichen Stellung an? Dass Singer also Tiere in dieser zweifachen Hinsicht (a) für alle empfindungsfähigen Tiere die gleiche Berücksichtigung und b) für personale Tiere die besondere Gewichtung) aufwerten möchte, ist offensichtlich; doch dass Menschen deshalb abgewertet werden, ist aus diesen Gedanken nicht notwendig abzuleiten, denn es ist daran zu erinnern, "dass ich [sc. Peter Singer, WM] die Absicht verfolge, den Status der Tiere zu heben, nicht aber, den der Menschen zu senken" (ebd., S. 130). Wenden wir aber das Prinzip der gleichen Interessenabwägung konsequent an, so gibt es keine moralische Rechtfertigung dafür, Menschen unter allen Umständen am Leben zu erhalten und zu pflegen, während einige Tiere mit schwerer wiegenden Präferenzen in unseren Überlegungen noch gar nicht berücksichtigt werden. Die Überlegung, verwaiste geistig behinderte Menschen anstelle von Affen in diversen Tierversuchen einzusetzen (vgl. ebd.), soll daher wohl eine Provokation sein, die gegen die Affenversuche spricht, aber nicht für Menschenversuche eintritt. Es ist allerdings möglich, Singer an dieser Stelle vorzuwerfen, dass aus seinen Beispielen unter Extrembedingungen für die alltägliche Praxis absurde oder zumindest kontraintuitive Konsequenzen entstehen könnten.

b) Medizinethik

"Euthanasie" ist ein in Deutschland durch die sozialdarwinistische Rassen- und Gesundheitsideologie im Nationalsozialismus negativ konnotierter Begriff, der aber ursprünglich (seinem altgriechischen Wortlaut entsprechend) zu einem "guten Sterben" anleiten sollte.

Im Zuge der technologischen Entwicklung entstehen neue Möglichkeiten, aber auch neue Herausforderungen im Erhalten von Leben, denen die Angewandte Ethik, respektive die Bioethik, gerecht werden muss. Wird der Schutz des Lebens dabei zu einer Lebenspflicht, weil Medikamente und Maschinen am Lebensanfang und am Lebensende den Körper etwa anenzephaler (ohne Gehirn geborener) Säuglinge oder komatöser Unfallpatienten in seinen Funktionen "am Leben" erhalten können? Diskussionen um die Todeskriterien, um Sterbehilfe (z. B. eben im Fall der Kindstötung) und die Entscheidungshoheit der Patienten werden hier ausgiebig debattiert. Am Lebensanfang sind daher die Fragen zu stellen, ob es eine sichere Zäsur in der Entwicklung der Lebewesen gibt, durch die ein moralisches Lebensrecht in Kraft tritt, und ab wann also die Interessen der Eltern und der Mediziner nicht mehr gegen dieses Recht aufgewogen werden dürfen. Am Lebensende sind die "Sterbehilfe" (in unterschiedlichen Varianten) und die Gewichtung von Patientenverfügungen zu diskutieren. Dass die Forderungen Singers einem "Zusammenbruch der traditionellen Ethik" – so der Untertitel des Buches "Leben und Tod" (1998) – gleichkommen, haben insbesondere die ablehnenden Urteile über Speziesismus (die Auflösung der Unparteilichkeit zugunsten der Lebewesen, die zu derselben Spezies gehören wie der Handelnde) und die Heiligkeit des Lebens (die dogmatische Setzung einer Unantastbarkeit des (menschlichen) Lebens) gezeigt.

Da Singer davon ausgeht, dass Eltern ihre Kinder grundsätzlich lieben, gibt es im Normalfall kein Interesse daran, einen Säugling zu töten. Der Umstand, dass es jedoch im Verlauf des 20. Jh. zu einer gängigen Praxis geworden ist, bei bestimmten Befunden in Schwangerschaft-Frühscreenings eine "Abtreibung" in Erwägung zu ziehen, lässt Singer der Frage nachgehen, ob nicht auch hier das Prinzip der "Heiligkeit des Lebens" längst als moralischer Maßstab ausgedient hat und ob der Präferenzutilitarismus als Moralprinzip besser dient. Nach Singer ließe sich dadurch viel Leid vermindern, wie ein Beispiel zeigt: Steht einem Säugling ein kurzes leidvolles Leben ohne Therapierungsaussicht bevor, während die Eltern sich durch die Situation überfordert sehen und auch niemand zur Adoption bereit steht; könnte dann nicht im Gespräch aller direkt Beteiligten eine Unterlassung von Hilfsmaßnahmen oder gar schmerzlose aktive Sterbehilfe (Singer fragt, wo hier der moralische Unterschied liegt) in Betracht gezogen werden? Weshalb ist die Geburt eine Grenze für die Überlegung des Tötens, wenn Abtreibung bis in die späte Schwangerschaft hinein bei medizinischer Indikation straffrei bleibt? Immerhin ließe eine Technik der Zukunft möglicherweise zu, dass menschliches Leben direkt außerhalb des weiblichen Körpers "ausgetragen" würde. Sind Frühgeburten durch eine zeitliche Setzung also anders zu behandeln als menschliches Leben im Mutterleib? Die Empörung, Singer habe seine Einsicht und sein Zugeständnis an Hoerster (vgl. Singer 1993, S. 251) (Link: 33779) vergessen, die Geburt als gesellschaftlich akzeptiertes, wertstiftendes Ereignis gelten zu lassen, und kehre zur Erlaubnis der Kindstötung zurück, trifft zwar im Wortlaut des Externer Link: NZZ-Interviews zu, aber aus dem Prinzip der Moral sowie aus den an dieser Stelle getätigten Bedingungen (ebd., S. 252: Freigabe der Kinder zur Adoption an staatliche Institutionen und Erlaubnis aktiver und passiver Euthanasie in besonderen Fällen, gegen den Zwang ein elendes Leben führen zu müssen) gehen deutliche Einschränkungen hervor.

Denn überspitzt betrachtet wäre auch der lediglich straffreie Schwangerschaftsabbruch eine Form der Auswahl von Lebewesen. Allerdings ist es dann keine Auswahl aus einem Pool an Angeboten, sondern eine sukzessive Ablehnung von Embryonen/Föten zugunsten einer Präferenz auf ein zukünftiges, noch unbestimmtes Leben. Von Seiten der Lebewesen liegen nach Singer bereits ab der 6./7. Woche nach der Befruchtung erste Anzeichen von Bewusstsein (vgl. Singer 2013, S. 234), allerdings noch lange keine Interessen eines selbstbewussten Lebens vor. Nach der gleichen Interessenberücksichtigung erhält der Fötus also erst ab dem Status des Bewusstseins ein Gewicht in der Abwägung, dieses Gewicht entspricht dabei einer Präferenz von Tieren auf ähnlichem Niveau; und die Präferenzen des geborenen Säuglings haben entsprechend ein ebenso großes Gewicht wie die des ungeborenen Fötus in vergleichbaren Stadien der Entwicklung. Diese Vergleiche (Lebensfähigkeit, Abhängigkeit von der Mutter) dienen für Singer als Argumente, aber nicht als plausible Gründe für die Festsetzung einer eindeutigen Zäsur in der Entwicklung des menschlichen Lebens und der daraus resultierenden Entscheidungsverpflichtung durch ein Recht auf Leben.

Auch hier müssen die Grenzen der Moralität im Zweifelsfall eigens besprochen werden. Aus dem Prinzip der gleichen Interessenabwägung resultiert für "bloß bewusste", aber (noch) nicht selbstbewusste Menschen, dass zusätzlich zur Unklarheit des Rechts auf Leben, ihr fehlendes Interesse an der Zukunft, die nicht gegebene Autonomie und die ggf. hoch negative Bilanz von Freude und Leid keine Pflicht erkennen lassen, das Kind notwendig am Leben zu erhalten, wenn niemand dies für geboten hält. In Extremfällen also könnte es am Lebensanfang nach Singer sogar sein, dass ein Recht auf Leben moralisch fragwürdig sein könnte. Dies veranlasst ihn nicht zur Forderung nach Aufhebung der Grundrechte (vgl. Singer 2013, S. 276), sondern rechtfertigt seiner Meinung nach für die Moral in Extremsituationen eine neutrale Überlegung, die in klar zu definierenden Ausnahmefällen den absoluten Schutz des Lebens erst kurz nach der Geburt beginnen ließe (vgl. ebd., S 277).

Menschen am vermeintlichen Ende ihres Lebens, die Personen waren und also ein Selbstbewusstsein (gehabt) haben, konnten hingegen bereits Ziele formulieren, deren Missachtung durch eine abrupte Tötung verletzt würden. Singer unterscheidet zwischen freiwilligen (Patientenverfügung, Vollmacht), unfreiwilligen (ein Spezialfall für absehbare unmenschliche Greueltaten, die man einer Person ersparen würde) und nicht-freiwilligen Fällen der Tötung (Unterlassen von künstlicher Beatmung oder der Versorgung durch eine Magensonde bei komatösen Patienten, bei denen der Wille nicht festgestellt werden kann) menschlichen Lebens. Wir müssen uns in diesem Bereich den Entscheidungsdruck vor Augen führen, der auf den Beteiligten lastet. Auch die gezielte Unterlassung von Maßnahmen und selbst der Entschluss, sich nicht zu entschließen, haben Auswirkungen auf Leben und Leidensumfang der Patienten.

c) Globale Gerechtigkeit

In "The Expanding Circle" (1981/2011) bereits startet Singer seine Mission der Aufklärung darüber, was jeder einzelne Bürger dieser Welt durch kleinere Spenden bewirken könnte. Diese Hinweise vertieft er in "The Life You Can Save" (2010) und fragt nach der Gerechtigkeit und/oder Gleichheit in Hinsicht auf Verdienst, Eigentum und Verteilung von Geldmitteln. In diesem Buch werden konkrete Adressen genannt, bei denen man Spenden für bestimmte Zwecke abgeben kann, und Statistiken aufbereitet, die die derzeitige Verteilung von monetären und lebensnotwendigen Ressourcen (Wasser, Ackerboden, ...) dokumentieren. Auf diese Weise will er ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die eigenen Handlungen globale Folgen haben. Die Texte Singers in diesem Bereich sind keine neutralen philosophischen Überlegungen, sondern sie wollen gezielt und gut begründet beeinflussen. Sie versuchen, den gängigen egoistischen, unternehmerischen, abstrakten Vorurteilen entgegenzuarbeiten und stattdessen konkrete Hilfeleistungen als zielführend zu akzeptieren. Dabei wählt Singer die Strategie, Spendengewohnheiten vorzuschlagen, die vor dem Hintergrund der ethischen Tradition motivieren, aber nicht überfordern oder abschrecken. Die Frage "Wie sollen wir leben?" (1996) immunisiert die Ethik zugleich gegen mystische, religiöse und abstrakte Assoziationen und bestimmt evolutionäre und soziale Entwicklungen im Hinblick auf die ökologischen und ökonomischen Herausforderungen der Globalisierung auf neue Art und Weise.

Viele Menschen ahnen schon aus ihrem gängigen Moralverständnis heraus, dass sie anders handeln sollten, als sie es bisher getan haben – andere verschwenden keinen Gedanken daran; wieder andere handeln zufällig so, wie es auch das universale Prinzip der Moral nahelegen würde. Die Philosophie Singers ist für das jeweilige Individuum gebildet und soll Prüfung und Orientierung in moralischer Entscheidungsfindung anbieten. Dabei verbietet sich die unlautere Unterstellung, was wohl im Utilitarismus passieren würde, wenn alle Menschen "böse" wären und das Prinzip ausnutzen würden, um rassische Reinigungen durchzuführen o. ä. Vielmehr gilt es vor diesem Hintergrund zu berücksichtigen, dass nach Hannah Arendts Argumentation "böse" im eigentlichen Sinne derjenige ist, dem es egal ist, in welcher Gesellschaft/Welt er lebt: "Diese Indifferenz stellt, moralisch und politisch gesprochen, die größte Gefahr dar, auch wenn sie weit verbreitet ist" (Arendt 2014, S. 150).

"Können wir etwas Schlechtes verhüten, ohne irgendetwas von vergleichbarerer moralischer Bedeutsamkeit zu opfern, so sollten wir es tun." (Singer 2013, S. 356)

Einige Probleme des Utilitarismus im Allgemeinen

Die an die Utilitaristen gerichteten Fragestellungen zielen häufig auf eine Enttarnung ab und zwingen Utilitaristen zu extremen Antworten, für die aber andere Moralphilosophen entweder keine Antwort oder einen Argumentationsstopper benötigen: Was die Utilitaristen nicht immer ganz deutlich machen können, ist die oben erwähnte Überzeugung, moralische Werte pathozentrisch – also von den leidenden Lebewesen auszugehend – definieren und damit zur Verbesserung von praktischen Entscheidungen (Ethik, Politik, Ökonomie) beitragen zu können. Die kalte Berechnung der Freude und des Leids sowie der Wünsche und Interessen nach ihrem bloßen Nutzen steht hinter dem warm erscheinenden Ansatz einer Fürsorge-Ethik, der Betroffenheit, dem "common sense" und personalistischen Beziehungen zurück. Menschenrechte/-würde – so die Bedenken – würden von der Unantastbarkeit zu einem Diskussionsgegenstand degradiert (vgl. Gesang 2003, S. 8), wodurch die gesamte humanistische Rechte- und Werteskala zur Beliebigkeit verkomme. Darf man das Leben eines Menschen zum Wohl vieler versklaven, töten, aufrechnen? Wir sind oft überfordert durch die Ansprüche der Utilitaristen, wenn weltumspannende Bilanzen und "rational choice"-Formeln zur Anwendung kommen. Der zur Erhebung der Präferenzen nötige "Rollentausch" (egal ob zwischen den Lebewesen (interpersonal), im Vorstellen einer neutralen Vergleichsposition oder auch nur im Hineinversetzen in die Lage des anderen (intrapersonal)) entspricht keiner formalen Verfahrensbasis.

Ist der Begriff "gut" denn durch die Gleichsetzung mit Glück als Lust und als Nutzen definierbar oder ist im Moralischen "gut" etwas ganz anderes; ist es überhaupt definierbar (vgl. Moore 1903)? Sowohl die Gleichsetzung als auch die Schlussfolgerungen von subjektiven Präferenzen auf universalistische Normen können als "unplausibel" oder sogar als gefährlich für Moral und Menschen aufgefasst werden (vgl. Krantz 2002, S. 81 und S. 97 ff. und Teichman 1993). Seit Mills apologetischen Aufsätzen zum "gefährlichen" Benthamschen Thema "Utilitarianism" müssen Utilitaristen daher immer wieder auf einschlägige Verteidigungsstrategien zurückgreifen.

Vorwürfe speziell an Singer

Geradezu groteske Fallbeispiele werden ersonnen, um Stresstests des Utilitarismus zu simulieren und um immer wieder mit Genugtuung zu zeigen, zu welch unmenschlichen Folgen die Nutzenabwägung führen kann. Mit ein wenig Geschick ist es jedem Journalisten möglich, Präferenzutilitaristen in kontraintuitive und pietätslose Argumentationsweisen zu drängen, wenn sie nicht ihr Moralprinzip aufgeben wollen.

Wie oben gezeigt wurde, ist der Einsatz der Aktivisten gegen Singer durchaus berechtigt, denn tatsächlich ist das "Lebensrecht" von (behinderten) Säuglingen bedroht, ebenso wie das "Lebensrecht" von hochentwickelten Tieren heute noch gefährdet ist. Singer geht tatsächlich davon aus, dass niemand ein Leben mit Behinderung demselben Leben ohne Behinderung bevorzugen würde (Singer 2013, S. 96); dies leitet er von einer ganzen Reihe an Behandlungen, Operationen, Prothesengestaltungen, Abtreibungen etc. ab, die aus diesem Grund vorgenommen werden. Dass hierbei häufig die Diskussion um das Beste für das Kind gegenüber der Rede vom besten Kind verwechselt wird, zeigen im Einzelfall die Analysen der Argumente.

Peter Rödler (2015) hält Singer aus seinen Erfahrungen im Umgang mit "nicht-sprechenden schwer beeinträchtigten und tiefgreifend entwicklungsgestörten Menschen mit autistischen Verhaltensweisen" (ebd., S. 451) entgegen: "Die Unbestimmtheit wird damit im Sinne einer ‚absoluten Präsupposition‘ zum unhintergehbaren Ausgangspunkt aller auf den Menschen und seine Welt bezogenen Überlegungen, Modelle und Theorien, d.h. zur zentralen Evidenz nicht nur für die Philosophie, sondern insbesondere auch für die Pädagogik, die sich ja gerade der qualifizierenden Entwicklung des Individuums in dieser gemeinsam erzeugten Welt widmet." (Ebd., S. 453) Erst die soziale Zuwendung auf der Basis bereits etablierter Zeichen und Deutungsmuster ermöglicht den menschlichen Wesen trotz ihrer biologischen Unbestimmtheit einen Prozess der Selbst-Bildung (auch im Sinne des Erwerbs von Präferenzen). Partizipation ist nach Rödler also eine Entwicklungsbedingung für jeden Menschen und wird damit zu dem fundamentalen Menschenrecht.

Da Singer seinerseits davon ausgeht, dass das Töten von bewussten Lebewesen grundsätzlich moralisch fragwürdig ist, muss er umso genauer die Bedingungen untersuchen, unter denen Ausnahmen auftreten. In beeindruckender Formulierung wurde dies von der behinderten Wissenschaftlerin Harriet McBryde Johnson anerkannt, die zunächst unter der Annahme in die Begegnung mit Singer ging, er sei der Mann, nach dessen Auffassung sie (oder zumindest jeder Säugling, der ist wie sie) tot wäre (vgl. (McBryde Johnson 2009, S. 195). Nach der Begegnung mit Singer bemerkt ihre Schwester in einem Gespräch fassungslos, Harriet nehme nun den Befürworter des "Genozids" sogar noch in Schutz. Aber Harriet entgegnet, in Singers Argumentationsrahmen sei diese Gefahr eben gar nicht gegeben, da er in der aufrichtigen Motivation, Gutes tun zu können, lediglich Eltern eine Wahlmöglichkeit geben wolle, über Menschenleben zu entscheiden, die keine Personen sind (vgl. ebd., S. 202). Obwohl McBride Johnson die Position Singers auch im Weiteren nicht teilte, so sah sie doch, dass man die Überlegungen im Zusammenhang zu den philosophischen Grundannahmen betrachten müsse. Singer schreibt: "Wir beginnen eben erst über die Ungerechtigkeit nachzudenken, die behinderten Menschen angetan wird, und sie als benachteiligte Gruppe zu betrachten. Dass es so lange gedauert hat, ist der Unklarheit über faktische und moralische Ungleichheit zuzuschreiben, die zuvor diskutiert worden ist. [...] Bloße Chancengleichheit reicht nicht aus in Situationen, in denen es eine Behinderung unmöglich macht, dass die betreffende Person ein gleichberechtigtes Mitglied der Gemeinschaft wird. [...] Deshalb ist es im allgemeinen gerechtfertigt, für Behinderte mehr auszugeben als für die andern." (Singer 2013, S. 94 f.)

Um aber auch noch über diesen zentralen Aspekt der Auseinandersetzung mit Singer hinauszublicken, sollen die fachlichen Einwände zumindest kurz angedeutet werden:

Viele Anmerkungen beziehen sich auf seinen "metaethischen" Ansatz, der aber eigentlich mit dem traditionellen Begründungsmuster des Utilitarismus und vor allem mit einem Zwei-Ebenen-Ansatz von R. M. Hare zusammenfällt: Im Alltag haben wir uns bereits viele moralische Entscheidungen zur Handlungsgewohnheit gemacht, aber unter besonderen Umständen müssen wir ggf. kritisch (so offen und so genau wie möglich) über die Bedingungen und Folgen nachdenken, die sich uns für eine Entscheidung bieten. Selbstverständlich werden sämtliche Variationen des Utilitarismus gerne angefeindet, wie wir oben gesehen haben, und von anderen Positionen aus auf dem Boden der Ethik attackiert. Hier geht es um die Geltung von Methoden, Zielen, Absichten in Hinsicht auf ihren moralischen Wert (Was ist das Moralische an einer Handlung?). Was Moral überhaupt ist und auf welchen Voraussetzungen sie beruht (Gefühlen, Simulationsfähigkeit/das Sich-Hineinversetzen-Können in andere, Verallgemeinerungsfähigkeit und Vernunft, oder alles zusammen ...), ist eben für Moralphilosophen nicht so klar, wie wissenschaftliche Gegenstände für Forscher normalerweise definiert sind. Auch in der Anwendung, selbst wenn die anderen Bereiche Übereinstimmung erzielen, gibt es noch Diskussionsbedarf rund um Singers Denken und Wirken, denn ob er zu paternalistisch vorgeht oder sogar zu unwissenschaftlich oder gar zu nachlässig (für die Tierrechtsaktivisten ist er nicht radikal genug): dies alles sind Vorwürfe, die sich in der Sekundärliteratur finden lassen. Weiter wird etwa hinterfragt, ob Unparteilichkeit in Singers Sinne überhaupt möglich sei, da es nicht besonders einleuchtend ist, dass man einen Fremden genauso wichtig nehmen soll wie die eigene beste Freundin oder den besten Freund.

Wie wir oben gesehen haben, basieren viele dieser Vorwürfe schlichtweg auf Missverständnissen oder Vorurteilen gegenüber Singers Grundprinzip. Einige Einwände hingegen sind nicht so einfach von der Hand zu weisen, wie z. B. die Gefahr im offenen moralischen Umgang mit menschlichem Leben. Da die Moralphilosophie über viele Angebote verfügt, wie man ein gutes Leben führen kann, ist man nicht auf Singers Argumente angewiesen. Doch in jedem Fall gilt es, Singers Vorschläge und auch sein Engagement für eine bessere Welt anzuerkennen, denn auf dem Weg zu einem guten Leben sind wir alle aufgefordert, unsere moralischen Entscheidungen auch gegenüber anderen rechtfertigen zu können.

Hinweis des Autors

Peter Singer nähert sich schon in der dritten Auflage von "Practical Ethics" (2011) an den "klassischen" Utilitarismus an (ebd., S. X und S. XIII) und plädiert seit 2014 in "From the Point of View of the Universe" für eine an Henry Sidgwick (1838-1900) und aktuell nah an Derek Parfit orientierte Argumentation in (meta-)ethischen Fragen. Die für die Bioethik relevanten Fragestellungen werden voraussichtlich (eine Ausarbeitung von Seiten Singers ist in den kommenden Jahren zu erwarten) auf dieser Ebene nicht anders beantwortet, sondern lediglich alternativ begründet, weshalb in diesem Bioethik-Artikel der Schwerpunkt auf den bereits ausgearbeiteten Ansätzen des Präferenzutilitarismus beruht. Rechtfertigen lässt sich dieses Vorgehen außerdem durch eine spezifische "weitere" Lesart des hedonistischen Utilitarismus, die Singer (2013, Kap. 1) in Erwägung zieht und die den Unterschied zwischen klassischem Utilitarismus und Präferenzutilitarismus marginalisieren könnte.

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Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Externer Link: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-20849296.html (Stand: 05.06.2015).

  2. Vgl. dazu Singers Beschreibungen zur Situation der Tierethik der 70er Jahre (vgl. Schaler 2009, S. 15-19.).

  3. Vgl. http://peter-singer-preis.de.

  4. Externer Link: http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/philosoph-peter-singer-ein-embryo-hat-kein-recht-auf-leben-1.18547574

  5. "Infantizid" bezeichnet die Kindstötung nach der Geburt.

  6. Vgl. Externer Link: http://www.ksta.de/kultur/professoren-kritisieren-peter-singers-ausladung--ein-skandal-fuer-die-philosophie-,15189520,30862132.html und die Antwort daraufExterner Link: http://www.ksta.de/kultur/ausladung-von-peter-singer-von-der-phil-cologne--leider-gab-es-nur-zweimal-falsch-im-angebot-,15189520,30881822.html.

  7. Die Darstellung erfolgt auf Basis der 2. und 3. Auflage des dt. und engl. Textes: Singer, P. (1994/2013).

  8. In der Sekundärliteratur findet sich dafür der Ausdruck "das Singer-Prinzip", das durch den Titel der neuesten Veröffentlichung von Singer erneut deutlich wird: "The Most Good You Can Do" (Singer 2015).

  9. Die traditionelle Metaphysik beschäftigt sich mit Fragen, die über das Erfahrbare hinausgehen (Gott, Welt, Seele, Sein,...).

  10. Singer greift dabei den Gedanken des Utilitaristen Henry Sidgwick auf, der vom "Blickwinkel des Universums" spricht. Da der Utilitarismus sich gerne als Ethik ohne Metaphysik versteht, finden sich selbstverständlich auch kritische Anmerkungen zu diesem uneinnehmbaren "point of view" (vgl. Williams 2009).

  11. Unter dem Begriff "Präferenzen" werden eben diese Bedürfnisse, Interessen und Wünsche verstanden (vgl. Singer 2013, S. 39).

  12. Es geht also nicht darum, dass die beteiligten Lebewesen "faktisch" in irgendeiner Weise gleich sind.

  13. Dass die Freude eines niedriger einzustufenden Lebewesens ggf. weniger Gewicht trägt als das dadurch hervorgerufene Leid eines höheren Lebewesens, das vorher schon Angst haben kann und nachher noch lange unter der Begegnung leiden könnte, wird entsprechend registriert. Wenn unsere Katze kuscheln möchte, freuen wir uns meistens alle; wenn aber ein Stachelschwein das Bedürfnis hat, sich ganz nah an einen menschlichen Zoobesucher ohne Schutzanzug anzuschmiegen, dann könnte die Beurteilung durchaus zugunsten des Menschen ausfallen – andernfalls würde sicher niemand mehr das Stachelschweingehege besuchen.

  14. Vgl. etwa Williams (2009).

  15. Dieses Streben nach dem Ideal der Unparteilichkeit wird aktuell auch von einigen Moralpsychologen unterstützt (vgl. Greene 2013).

  16. Wie wir gesehen haben, spielen unsere Gefühle eine große Rolle dabei, ob wir etwas tun wollen oder nicht. Oft handeln wir nach unserem Gefühl und sehen später ein, dass es nicht die schlauste und auch nicht die moralisch beste Lösung war, z. B. jemanden anzulügen (denn ab jetzt müssen wir immer daran denken, nicht "aufzufliegen" und leben damit, jemanden betrogen zu haben, was aber unter Umständen auch ok sein kann). Wie viele Moralpsychologen und Vertreter der Philosophie der Leiblichkeit heute in Übereinstimmung mit Hare vermuten, sind manche Gefühle und Intuitionen auch so etwas wie ein Erinnerungsspeicher für bereits getätigte Abwägungen (Gepflogenheiten, Gewissen, Sittlichkeit) und nicht immer nur ein egoistischer Ausdruck unserer persönlichen Wünsche. Dem ist nicht immer durch eine kühle Abwägung beizukommen, aber wenn es nötig ist, denken wir eben in manchen Situationen mit einer Pro-und-contra-Liste so viele Aspekte wie möglich durch.

  17. "Bei unseren alltäglichen Entscheidungen aber sollten wir so handeln, als ob ein Säugling vom Augenblick der Geburt an ein Lebensrecht hat. Im nächsten Kapitel werden wir jedoch eine weitere Möglichkeit erwägen, dass nämlich zumindest unter ganz bestimmten Umständen das volle gesetzlich verankerte Recht auf Leben nicht mit der Geburt in Kraft tritt, sondern erst kurze Zeit, vielleicht etwa einen Monat, nach der Geburt." (Singer 2013, S: 277); vgl. auch die Interner Link: Grundrechte.

  18. So im NZZ Artikel (s.o.). Dass ein Grundrecht oder ein Strafgesetz den Menschen Sicherheit geben kann und daher für eine Gesellschaft von zentraler Bedeutung ist, bestätigt Singer ausdrücklich (vgl. Singer 2013, S. 191). Im Unterschied dazu steht die Äußerung zu moralischen Rechten, die Singer diskutiert, wenn es um die Tötung von Lebewesen und vor allem von Personen geht: "Wir fühlen, dass unser Leben etwas ist, auf das wir ein Recht haben, und Rechte lassen sich nicht gegen Präferenzen oder Vergnügungen anderer aufrechnen. Ich bin nicht überzeugt davon, dass der Begriff eines moralischen Rechts hilfreich oder sinnvoll ist, außer man verwendet ihn als Kürzel, um auf fundamentalere moralische Abwägungen zu verweisen, wie etwa die Ansicht, dass wir – aus den im vorhergehenden Abschnitt dargelegten Gründen – im Zusammenhang mit sämtlichen normalen Umständen den Gedanken an die Tötung von Menschen, die ihr Leben fortsetzen möchten, völlig verbannen sollten. Weil aber die Vorstellung, dass wir ein ,Recht auf Leben‘ haben, verbreitet ist, lohnt es sich gleichwohl zu fragen, ob es Gründe gibt, Personen im Unterschied zu anderen Lebewesen ein Recht auf Leben zuzuschreiben." (ebd., S. 153).

  19. Dass man damit eigentlich nichts falsch machen kann, zeigt folgende Überlegung: Wenn nach reiflicher Abwägung aller Handlungsmöglichkeiten jemand den Einwand erhebt, dass irgendwo auf der Welt zusätzlich zu allen jetzt ja schon erreichten Glückszuständen auch noch eine Katze am Sonntagabend besser in der Handlungsbilanz abschneiden würde, wenn wir fernsehen und nicht Bummeln gehen, dann tun wir das gerne. Schwierig wird die Berechnung allerdings, wenn auch zukünftige Lebewesen mit ihrer Glücksbilanz einbezogen werden sollen (in der Totalansicht des klassischen Utilitarismus).

  20. Vgl. im Dossier Bioethik: Interner Link: http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/176364/tierethische-positionen?p=all (Stand: 08.06.2015)

  21. Der Wert des Begriffs "Person" ist für die Ethik schließlich herausragend, da er mit der Würde und mit subjektiven und objektiven, aktiven und passiven Rechten und Pflichten verbunden wird. Der üblichen Verwendung gemäß ist die Definition daher bislang nur auf Menschen anwendbar. Wozu dient aber der Begriff, wenn er ohnehin deckungsgleich mit "Mensch" (homo sapiens) verwendet wird? Er soll bestimmte Fähigkeiten (als Gattungsmerkmale) betonen, doch diese haben gar nicht alle Menschen, sondern vielmehr einige Tiere eher als manche Menschen. Daher will Singer den Begriff "Person" als ethisches Kriterium zwar beibehalten, sämtliche Setzungen dogmatischer, religiöser, intuitiver oder naturalistischer/biologistischer Art (Evolution) aber nicht gelten lassen. Grundeigenschaften einer Person sind dabei Rationalität und Selbstbewusstsein (auf denen dann andere, etwa von J. Fletcher gelistete, Aspekte basieren: Kommunikationsfähigkeit, Zukunfts- und Vergangenheitssinn, etc.).

  22. Das Spezies-Zugehörigkeitsargument lehnt er aus den oben genannten Gründen der Unparteilichkeit ab; das Kontinuitätsargument, das behauptet, es gebe keine Zäsur in der Entwicklung und die befruchtete Eizelle sei schon so wertvoll wie der Erwachsene, widerlegt Singer durch die unplausible Schlussfolgerung auf den Zustand der Eizelle und der Samen im noch getrennten Zustand, aus denen auch kontinuierlich der Erwachsene entstehen würde – außerdem gibt es zu Beginn eine bestimmte Wahrscheinlichkeit einer Zwillingsbildung, die gegen die Identität eines Individuums von der Befruchtung bis zum Tod spricht; keiner der von Singer untersuchten Gründe gegen das Töten einer Person greift in diesem Stadium, auch nicht die Potentialität (die Argumente des klassischen Utilitarismus, Dritte würden um ihr Leben bangen, weil man Embryonen, Föten oder Säuglinge tötete; die vereitelten Präferenzen beim Töten einer Person gelten bei Föten noch nicht; es liegt kein Selbstbewusstsein, keine durchgehende Identität als ein Individuum vor; es kann keine Autonomie festgestellt werden); vgl. Artikel Interner Link: "Schwangerschaftsabbruch" in diesem Dossier

  23. Dies würde dem sog. "policing nature"-Argument entsprechen, vgl. Artikel Interner Link: "Naturethik" in diesem Dossier.

  24. Vgl. Interner Link: Artikel "Sterbehilfe" in diesem Dossier (Stand: 08.06.2015)

  25. Das "Frühscreening" bezeichnet eine Methode, Diagnosen über den Gesundheitszustand des Fötus (also vor der Geburt) durchzuführen. Die sog. "PND" (Pränataldiagnostik) umfasst verschiedene Vorgehensweisen.

  26. Vgl. §218 ff.: Externer Link: http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__218.html (Stand: 08.06.2015)

  27. In diesem Text wird eine biologische Basis des altruistischen Handelns im kleinen (familiären) Kreis dargelegt, die aber von Singer auf die Basis des reziproken Altruismus in Beziehungen überhaupt (Hilfe und Erwartung von Erwiderung des positiven Impulses, sonst Strategiewechsel mit dem Ergebnis, dass ein Ausschluss der "selbstischen" Egoisten aus Gemeinschaften resultieren wird) ausgeweitet wird.

  28. Das von Singer geprägte Bild einer Rolltreppe moralischer Entwicklung findet u. a. Anwendung in der naturalistischen Ethik (vgl. Vollmer 2008, S. 132 und S. 136).

  29. Welche Formen von Protest und Veränderung Singer gutheißt und welche er ablehnt, wird durch eine Differenzierung des Gewaltbegriffs sowie des Handelns als Tun und als Unterlassen begleitet. Terroristische Gewalt lehnt er grundsätzlich ab; Gewalt gegenüber Lebewesen wird – bis auf extreme Ausnahmefälle (Tyrannenmord) – ebenfalls ausgeschlossen. Aktiver und passiver Widerstand gegen ungerechte Praktiken der Leidzufügung wiederum können Singer zufolge bei einer reiflichen Überlegung bis hin zu Sachbeschädigung (z. B. an Forschungseinrichtungen für unnötige Tierexperimente) gerechtfertigt werden.

    In der 3. Auflage ergänzt Singer die Umweltthematik von "Praktische Ethik" um ein Kapitel zum "Klimawandel", das an die Stelle der Diskussion um die Flüchtlingspolitik tritt. Die Argumentation der Umweltethik macht kurz vor einer Tiefenökologie und nah an der "Ehrfurcht vor dem Leben" Halt und setzt konsequenterweise auf den utilitaristischen Pathozentrismus unter Wahrung der ökologischen Ressourcen (den Präferenzen der Lebewesen entsprechend). Auch dabei meldet sich Singer gegen die Verschwendungssucht der kapitalistischen Gesellschaften zu Wort, die den natürlichen Systemen (Biosphäre, ...) insbesondere in Hinsicht auf zukünftige Generationen zu viel abverlangen. Es gibt nach Singer auch hier viele kleine Dinge, die man im Alltag verändern könnte, ohne direkt in eine maßlosen Asketismus verfallen zu müssen. Es wurden allerdings speziell hinsichtlich Singers Engagement die Bedenken geäußert, ob seine gewagte Positionierung zum Infantizid nicht den durchaus bahnbrechenden Überlegungen zum Tierschutz und zum Einsatz für die Menschen, die in "absoluter" Armut leben, geschadet hat.

  30. Bereits in einem seiner ersten Aufsätze nimmt Peter Singer das später als "shallow-pond-Beispiel" bezeichnete Szenario vorweg: "My next point is this: if it is in our power to prevent something bad from happening, without thereby sacrificing anything of comparable moral importance, we ought, morally, to do it. By "without sacrificing anything of comparable moral importance" I mean without causing anything else comparably bad to happen, or doing something that is wrong in itself, or failing to promote some moral good, comparable in significance to the bad thing that we can prevent. This principle seems almost as uncontroversial as the last one. It requires us only to prevent what is bad, and to promote what is good, and it requires this of us only when we can do it without sacrificing anything that is, from the moral point of view, comparably important. I could even, as far as the application of my argument to the Bengal emergency is concerned, qualify the point so as to make it: if it is in our power to prevent something very bad from happening, without thereby sacrificing anything morally significant, we ought, morally, to do it. An application of this principle would be as follows: if I am walking past a shallow pond and see a child drowning in it, I ought to wade in and pull the child out. This will mean getting my clothes muddy, but this is insignificant, while the death of the child would presumably be a very bad thing. The uncontroversial appearance of the principle just stated is deceptive. If it were acted upon, even in its qualified form, our lives, our society, and our world would be fundamentally changed. For the principle takes, firstly, no account of proximity or distance. It makes no moral difference whether the person I can help is a neighbor's child ten yards from me or a Bengali whose name I shall never know, ten thousand miles away. Secondly, the principle makes no distinction between cases in which I am the only person who could possibly do anything and cases in which I am just one among millions in the same position." (1972, S. 231 f.)

  31. Vgl. Interner Link: Artikel "Naturethik in diesem Dossier (Stand: 08.06.2015)

  32. Sicherheit, Recht und vor allem das Strafgesetz gehören zum (Selbst-)Verständnis der utilitaristischen Sozialphilosophie (vgl. Mill Kap. 5). Außerdem weist selbst der liberale Utilitarismus eben nicht kapitalistische, sondern meist marxistische, sozialistische oder utopistische Züge auf.

  33. PID-Auswahl führt zu einer Selektion von Lebewesen, um etwa Gendefekte zu vermeiden oder im Falle einer Unfruchtbarkeit von Paaren zu helfen; PND spricht sich gegen ein bestimmtes, sich entwickeltes Leben aus; dazu muss man Gründe nennen.

  34. Metaethik betrachtet die Grundlagen der Ethik: Ob es moralische Werte in der Welt gibt oder nur in der jeweiligen Person (als Vorlieben, Wünsche etc.), ob man über moralische Urteile aussagen kann, sie seien wahr/richtig oder falsch, gut oder schlecht; wie die Sprache moralische Ausdrücke transportiert; welche leiblichen, kognitiven und emotiven Prozesse in Zuständen moralischer Relevanz zur Urteilsbildung, Handlung etc. beitragen.

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PD Dr. Werner Moskopp, geb. 1977, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar Philosophie an der Universität Koblenz-Landau. Für seine Promotion zum Thema "Struktur und Dynamik in Kants Kritiken" wurde er 2008 mit dem Hochschulpreis der Universität Koblenz ausgezeichnet. Forschungsschwerpunkte: Ethik, Kant und der Deutsche Idealismus, Nietzsche, Heidegger.