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Wie reagieren auf Gewalt, Drohbriefe und hasserfüllte Mails? | Rechtsextremismus | bpb.de

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Wie reagieren auf Gewalt, Drohbriefe und hasserfüllte Mails? Ein Erfahrungsbericht aus dem Alltag der Website www.mut-gegen-rechte-gewalt.de

Holger Kulick

/ 4 Minuten zu lesen

Wer Gewalt erlebt oder bedroht wird, sollte keineswegs vor einer Anzeige zurückscheuen. Ein Erfahrungsbericht aus der Redaktion www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Ausschnitt aus einem Drohbrief an ein Internet-Portal über Rechtsextremismus. (© MUT-Foto)

Wüste Beschimpfungen von Personen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren oder als Journalist mit Neonazis auseinandersetzen, gehören zum Alltag. Einschüchterung ist eine wesentliche Waffe von Extremisten. In der Internetfachredaktion mut-gegen- rechte-gewalt.de ist es beispielsweise keine Seltenheit, dass uns Sätze wie diese per Mail erreichen: "...ich will verdammt sein wenn diese antideutschen multikulti pseudo Demokraten nach unserer Machtübernahme lebendig davon kommen...".

In der Anfangszeit ist für jeden, der mit dieser Szene zu tun hat, das Erschrecken groß. Doch mit der Zeit muss man - bei allem Ernst - auch lernen, so etwas zu belächeln. Denn zumeist handelt es sich nur um verbale Muskelspiele und Wichtigtuereien. Diejenigen, die auf diese Weise drohen, finden ihre Selbstbestätigung darin, anderen Angst einzujagen. Das baut ihr Ego auf. Ihre Gegner einzuschüchtern ist eine sogar sehr beliebte Form der Gewalt. Drohungen und Einschüchterungen sind bewusst benutzte Waffen der Neonazi-Szene. Sie werden umso mehr bei denen ausgekostet, die zeigen, dass sie sich verängstigen lassen. Deshalb: cool bleiben ist elementar, aber trotzdem aufmerksam bleiben. Durchgeknallte Rächer der Szene gibt es leider immer, deshalb schreiben viele Fachjournalisten über Rechtsextremismus nur noch unter Pseudonymen und lassen ihre Adressen aus den Telefonverzeichnissen löschen.

Viele solcher Drohbriefe und auch Forumsbeiträge in herbem Tonfall hat unsere Redaktion, das MUT-Portal, anfangs im Papierkorb versenkt. Inzwischen melden wir grenzwertige Fälle regelmäßig der Polizei, denn die Zahl unflätiger, offen drohender und volksverhetzender Mails hat erschreckend zugenommen, darunter Absender mit Pseudonamen wie Adolf Hitler etc.

Manchmal wird nicht die Redaktion beschimpft, sondern Personen oder Personengruppen, über die wir schreiben. Eine solche Mail etwa ging im Juli 2008 ein und behandelte das Thema Gerichte und Richter, die Neonazis verurteilen. Darin schrieb der Mail-Autor:

"...ich will auch nicht alle Richter über einen Kamm scheeren, es mag ja auch in dieser Berufsgruppe noch den einen oder anderen anständigen Menschen geben, doch so manche Richter in diesem Land haben tatsächlich den Tod verdient. Da würde ich mich echt freuen, wenn der eine oder andere einem Attentat zum Opfer fiele! Es zeigt sich in diesem Dreckstaat doch immer mehr, dsaß nur noch Gewalt der einzige Weg zu Recht und Gerechtigkeit sein kann!..." [Fehler im Original]

Solche Forumsbeiträge sollte man nicht veröffentlichen, sondern melden, wenn der Absender - in diesem Fall war es so - ersichtlich ist.

Ein anderer User hatte uns im Sommer 2007 wechselnd unter drei fiktiven Namen drohende Lesermails geschickt, bis wir einzelne davon auf unserer Seite zitierten und ihm mitteilten, dass wir sie in Zukunft alle ungelesen versenken. Daraufhin schickte er sogar einen Droh-Brief. Enthalten war ein Portrait des vermeintlichen Redaktionsleiters. Er hatte es aus dem Internet geladen, es war bei der Verleihung des Alternativen Medienpreises der Medienakademie Nürnberg 2007 an die MUT-Redaktion entstanden und stand dort auf der Homepage.

Beigefügt war ein Stadtplanausschnitt Berlins. Der vermeintliche Standort der MUT-Redaktionwurde mit einem Davidstern als jüdisch markiert. Darunter stand handschriftlich die schlichte Mitteilung: "We know you we kill you". Natürlich wanderte dieser Brief zur Polizei. Ermittelt wurde in Berlin und Köln, aber der Absender war – wie so üblich – fiktiv. In der Regel verlaufen solche Ermittlungen nach einiger Zeit leider im Sande und werden eingestellt.

Dennoch sollte man solche Post nicht lange aufbewahren und durch zu viele Hände gehen lassen, sondern gleich an die zuständige Polizei – bzw. Staatsschutz-Abteilung weitergeben und Strafantrag stellen. Sinnvoll ist, diesen Schritt dann auch offen seinen Lesern gegenüber kundzutun, denn damit verunsichert man wiederum die Mail- oder Briefautoren: Haben sie nicht doch Spuren hinterlassen? Bei E-Mails ist für die Polizei wichtig, den exakten Header der Mails zu erfahren, um über die Provider nach den Absendern fahnden zu können. Bei Webseiten mit Kommentarfunktion empfiehlt es sich, eine Barriere einzubauen, die es dem Absender unmöglich macht, anonyme (Massen-) Mails zuzusenden oder mittels Spams eine Mailbox zu überfluten. Ein ständig wechselnder Zahlen- und Buchstabencode, der vor Absenden einer Mail abgetippt werden muss, ein sogenanntes "Captcha" wirkt abschreckende Wunder.

Sollte man aber nicht alle unflätigen Mails auch veröffentlichen? Und was vor allem soll man mit Einträgen von Rechtsextremen in Foren tun? Wir haben diese Entscheidung in einer Umfrage unseren Lesern überlassen. Drei Antworten waren möglich: 1.) Ja, veröffentlichen. Das gehört zur Demokratie. 2.) Nein, denn zur Demokratie gehört auch der Respekt vor bestimmten Werten und die Würde des Menschen steht im Mittelpunkt. 3.) Jaein. Einzelne Beispiele sollten veröffentlicht werden, aber nicht eine jede volksverhetzende Mail. Die Voten drittelten sich. Aber das größe Drittel stimmte für Antwort 2.

Wir haben als Konsequenz zeitweise eine automatische Mitteilung an jeden Lesermailschreiber formuliert: "Ihr Schreiben wird veröffentlicht – sofern der Inhalt nicht beleidigend, volksverhetzend oder reine ideologische Propaganda ist."

Ist das Zensur? Nein, Anstand. Und die Mails, die wir exemplarisch veröffentlichen erhalten in der Regel auch sehr schnell eine Antwort von wachen Mitgliedern der Community. Und darauf kann man bauen.

Holger Kulick ist seit drei Jahren Projektleiter der Internetwebsite Externer Link: www.mut-gegen-rechte-gewalt.de der Amadeu Antonio Stiftung.

Fussnoten

Holger Kulick, geb 1960 in Korbach, studierte Politik, Geschichte und Kulturwissenschaften in Mainz und Berlin und arbeitet seit Mitte der 80-ger Jahre als Fernseh-, Online- und Printjournalist. Er leitet seit 2005 in Berlin die Redaktion Externer Link: www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.