Das Freiheits- und Einheitsdenkmal
Die geschichtspolitische Verortung in der Ideengeschichte der Bundesrepublik
Das geplante Denkmal für Freiheit und Einheit soll für die "Idee eines deutschen 'positiven' Denkmals" (Edgar Wolfrum) stehen. Ist damit eine Verschiebung der historischen Erinnerung verbunden, die nicht mehr primär Nationalsozialismus und Holocaust, sondern eine 'positive' Nationalgeschichte in den Mittelpunkt des Identitätsdiskurses rückt?Einleitung
Seit den 1960/70er-Jahren oszilliert die geschichtspolitische Debatte in der Bundesrepublik zwischen zwei Identitätspolen: Auf der einen Seite handelt es sich dabei um die im linksliberalen Spektrum angesiedelte "Holocaust-Identität"[1], welche die nationalsozialistische Vergangenheit gleichermaßen als Mahnung und Bürde für die bundesrepublikanische Gegenwart betrachtet. Auf der anderen Seite steht dem auf liberalkonservativer Seite ein Identitätsentwurf gegenüber, der sich gegen die einseitige Fokussierung auf die nationalsozialistische Vergangenheit und den Holocaust wendet.[2] Stattdessen betonen sie stärker den Aspekt der Normalität, wobei auch die Vergangenheit jenseits des Nationalsozialismus als Referenzrahmen mit einbezogen wird.Obgleich der linksliberale Identitätsdiskurs die geschichtspolitische Debatte in der Bundesrepublik dominiert hat und immer noch dominiert[3], lässt sich eine Reihe von Versuchen ausmachen, in denen Liberalkonservative ihren Identitätsdiskurs stärker akzentuieren: Hierbei sind etwa die "Tendenzwende" in den 1970er-Jahren oder der Historikerstreit im folgenden Jahrzehnt zu erwähnen. Debatten wie diese und geschichtspolitische Erinnerungsdiskurse im Allgemeinen manifestieren sich zudem immer wieder auch in materialen Artefakten, was sich paradigmatisch an der Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas gezeigt hat.

Hierzu wird zunächst der Diskurs um die Errichtung des Denkmals thematisiert, bevor im zweiten Abschnitt die topografische Aufstellung sowie schließlich die materielle Gestaltung des Denkmals behandelt werden.