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Institutionelle Anleger

Caspar Dohmen

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Der Anteil der Banken am Finanzmarkt nimmt ab. Ihren ehemaligen Platz nehmen Versicherungen ein: Sie sind die größten Kapitalanleger in Deutschland und die bedeutendste Käuferin von Aktien.

Grundsätzlich gilt bei der Geldanlage mit Aktien: Je mehr Aktien aus verschiedenen Bereichen ein Fonds enthält, desto geringer ist das Risiko großer Verluste. (© picture-alliance/dpa, Boris Roessler)

In den vergangenen 30 Jahren haben Investmentgesellschaften den Globus erobert. Sie spielen wie Banken und Börsen eine Mittlerrolle zwischen Anlegerinnen und Schuldnern. Wer Geld übrig hat, kann es bei ihnen gegen Gebühren anlegen – und zwar in gebündelter Form: Denn Investmentgesellschaften legen Fonds auf, das heißt, sie verkaufen Anteilscheine für einen Anlagetopf. Mit den Geldern der Anleger kaufen sie je nach ihrem Konzept Aktien, Anleihen, Immobilien oder Kombinationen daraus. Das Portfolio, das sie zusammenstellen, ist in der Regel charakterisiert nach Branchen, Themen oder Regionen. Steigt der Wert des gesamten Anlagetopfs, dann wird jeder einzelne Anteil mehr wert und umgekehrt. Bei Investmentfonds können Anlegerinnen bereits kleine Summen auf unterschiedliche Anlagen verteilen: Dadurch wird das Risiko gestreut und entsprechend die Gefahr von Verlusten vermindert.

ETFs und FondsmanagerMöglichkeiten der Geldanlage

Anlageprofis sollen der Garant dafür sein, dass die Fonds möglichst hohe Gewinne erzielen, so die Botschaft der Werbung. Idealerweise erkennen Fondsmanager aufgrund ihrer Expertise unterbewertete Anlagen und fügen sie dem Portfolio des Fonds hinzu. Skeptische Finanzökonomen sind jedoch der Meinung, dass sich der Wert aller Unternehmen bereits ziemlich gut in ihrem Aktienkurs spiegelt. Deswegen sei es schwer, als Fondsmanager dem Markt ein Schnippchen zu schlagen. Tatsächlich werfen passive Indexfonds, sogenannte ETFs (Exchange Trading Funds), die anstatt eines individuellen Portfolios einfach einen Index wie zum Beispiel den DAX abbilden, bisweilen eine bessere Rendite ab. Da hier niemand für das Fondsmanagement bezahlt werden muss, sind die Kosten für Anleger geringer.

Versicherungen als Anleger

Versicherungen gehören zu den größten Kapitalanlegerinnen der Welt. Sie investieren sowohl die Beiträge aus Sachversicherungen wie Kfz-, Haus- oder Haftpflichtversicherung als auch die Raten aus Lebensversicherungen. Die Versicherungswirtschaft ist in Deutschland die bedeutendste Käuferin von Aktien. Bei starken Kursschwankungen an den Finanzmärkten können die Versicherer in bedrohliche Situationen geraten. Als die Technologieblase an den Börsen um die Jahrtausendwende platzte, verloren allein die deutschen Lebensversicherer zwischen 2000 und 2002 rund 100 Milliarden Euro an der Börse. Hätten die Versicherer vorschriftsgemäß ihre Verluste sofort abschreiben müssen, wären einige insolvent geworden. Der Gesetzgeber half mit Ausnahmeregelungen.

ETFs und FondsmanagerNachhaltigkeitsrating

Bei der Bewertung von Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit verfolgt das Nachhaltigkeitsrating von ISS-oekom ein mehrstufiges Verfahren. Informationen beschafft sich die Ratingagentur bei den zu analysierenden Unternehmen und aus unabhängigen Quellen; dazu zählt ein Netzwerk von Experten aus Organisationen, die sich für Menschenrechte, Arbeitsrecht, Umweltschutz sowie Verbraucher einsetzen. Während des Ratingprozesses können die bewerteten Unternehmen die Ergebnisse kommentieren und ergänzen. Die Beurteilung eines Unternehmens erfolgt anhand von über 100 ausgewählten Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Geschäftsführung, ein Drittel davon branchenspezifisch. Alle Kriterien werden einzeln gewichtet und bewertet und schließlich zu einer Gesamtnote aggregiert. Damit lassen sich die Vorreiter einer Branche („Prime“) feststellen. Wer sein Geld in solche Firmen investiert, soll die Gewissheit haben, dass diese besser in puncto Soziales oder Umwelt abschneiden als andere Anbieter. Unabhängig davon, ob ein Unternehmen als „Prime“ eingestuft wird, können Investoren bestimmte Ausschlusskriterien ihren Überzeugungen gemäß festsetzen. Deswegen werden bewertete Unternehmen auf ethisch kontroverse Geschäftsfelder wie Atomenergie, chlororganische Massenprodukte, Embryonenforschung, grüne Gentechnik, Pornografie, Waffen oder Kinderarbeit überprüft.

Nach den Bewertungen der Ratingagentur ISS-oekom umfasst der Markt für nachhaltige Publikumsfonds und Mandate in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2017 insgesamt 199,5 Milliarden Euro.

Staatsfonds

Staatsfonds erfüllen unterschiedliche Funktionen. Grundsätzlich handelt es sich um Fonds, die von Staaten gegründet werden und in ihrem Sinne Kapital anlegen. Staatsfonds umfassen eine heterogene Gruppe an Fonds: In Norwegen wird ein Teil der heutigen Öl- und Gaseinnahmen in Unternehmen investiert, wovon die Bevölkerung künftig profitieren soll, wenn es keine Öleinnahmen mehr gibt. Japan sichert mit einem staatlichen Pensionsfonds die Rentenzahlungen der Beamten ab, Saudi-Arabien hat einen Staatsfonds, der sich an verschiedenen Unternehmen weltweit beteiligt. In den vergangenen Jahrzehnten ist das Volumen dieser Fonds deutlich gestiegen. 2022 verwalteten sie ein globales Vermögen von 11.3 Billionen US-Dollar.

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Caspar Dohmen ist Wirtschaftsjournalist. Nach seinem Studium der Volkswirtschaft und Politik arbeitete er als Redakteur für den Wiesbadener Kurier, das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung. Heute schreibt er als freier Wirtschaftsjournalist für die SZ, verfasst Hintergrundberichte für den Deutschlandfunk und die ARD-Sender und arbeitet als Buchautor und Dozent u.a. an den Universitäten Witten-Herdecke und Siegen.