Sehr geehrte Damen und Herren,
wer will ich sein? Wie will ich leben? Diese Fragen beschäftigen Jugendliche besonders heftig, wenn nach Ende der Schulzeit der sogenannte Ernst des Lebens vor der Tür steht. Oder beginnt dann die große Freiheit? Aufregend lebensnah fängt Gasoline Rainbow von Bill und Turner Ross diese aufwühlende Orientierungsphase ein. Mit kleinem Team gedreht, erzählt der Independent-Film von fünf befreundeten Teenagern aus der US-amerikanischen Provinz, die einen Trip an die Pazifikküste unternehmen. Unsere Juni-Ausgabe stellt das Roadmovie ausführlich vor.
In der bpb-Mediathek frei verfügbar ist ein sehr berührender Dokumentarfilm: Aus wenigen Minuten Amateurfilmaufnahmen, die ein jüdisch-US-amerikanischer Tourist 1938 von Menschen in seinem polnischen Geburtsort drehte, schuf die niederländische Regisseurin Bianca Stigter mit Three Minutes – A Lengthening eine eindringliche Erinnerung an eine vernichtete Welt. Aktuell im Kino zu sehen ist ein semifiktionaler Dokumentarfilm, mit dem sich das argentinische Regieduo Leandro Koch und Paloma Schachmann ebenfalls der von den Nationalsozialist/-innen ausgelöschten jüdischen Kultur Osteuropas nähert: In Das Klezmer Projekt – Eine Reise auf der Suche nach den Wurzeln jiddischer Musik folgt ein junger Filmemacher aus Buenos Aires seiner Liebe nach Europa und begibt sich – eher ungewollt – auf die Spuren ostjüdischer Musiktraditionen und seiner Vorfahr/-innen. Ein längst nicht bewältigtes grausames Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte greift das deutsch-tansanische Regiegespann Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay in Das leere Grab auf: Der Dokumentarfilm begleitet zwei Familien aus Tansania auf der Suche nach den sterblichen Überresten ihrer Ahnen, deren Gebeine einst zu rassistischen Forschungszwecken nach Berlin gebracht wurden. Anfang Juni endeten in Indien die jüngsten Parlamentswahlen; der Urnengang vor fünf Jahren bildete den Anlass für eine filmische Recherche des Nama Filmcollectives: Ihr Dokumentarfilm Don’t Worry About India gibt interessante Einblicke in die Politik und Gesellschaft der einwohnerstärksten Demokratie der Welt. Sensibel und unterhaltsam widmet sich der Familienfilm IF: Imaginäre Freunde einem ernsten Thema: Mit der schweren Erkrankung ihres Vater konfrontiert, flüchtet sich die 12-jährige Bea in eine Traumwelt aus imaginären Freunden. Einen Blick zurück werfen wir aus traurigem Anlass: Am 29. Mai starb der deutsche Filme- und Theatermacher Thomas Heise. In seinem letzten Kinofilm Heimat ist ein Raum aus Zeit (2019) erzählt der große Dokumentarist auf vielschichtig-essayistische Weise eigene Familiengeschichte als deutsche Zeitengeschichte. Und neu für Sie gesehen haben wir einen Dokumentarfilm über ein schillerndes Kapitel ostdeutscher Geschichte: Dieter Schumanns flüstern & SCHREIEN (1988) über die Subkultur und die Independent-Musikszene in der DDR.
Außerdem in diesem Newsletter: Filmtipps für Kinder von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und eine Tagung zum Kinder- und Jugendfilm.
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