Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Wehrmacht | Antisemitismus | bpb.de

Antisemitismus Was heißt Antisemitismus? Was ist moderner Antisemitismus? Was heißt Antisemitismus? Sekundärer Antisemitismus Antisemitismus im Rechtsextremismus Israelbezogener Antisemitismus Islamischer Antisemitismus Antizionistischer und israelfeindlicher Antisemitismus Antisemitismus im linken Spektrum Geschichte des Antisemitismus Von der Antike bis zur Neuzeit Krisenbewusstsein damals und heute 19. und 20. Jahrhundert Flucht und Vertreibung von Juden aus den arabischen Ländern "Antizionismus" in der frühen DDR Aktuelle Phänomene, Strömungen, Debatten Intersektionalität und Antisemitismus Holocaust, Kolonialismus und NS-Imperialismus Antisemitische Einstellungsmuster in der Mitte der Gesellschaft Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft Antisemitismus in der BDS-Kampagne Antisemitische Verschwörungstheorien Antisemitismus im Internet und den sozialen Medien Antisemitismus im deutschsprachigen Rap und Pop Extreme Rechte und rechter Terror im Netz Aktueller Antisemitismus Antisemitismus bei Muslimen Antisemitismus weltweit Frankreich Großbritannien Iran Österreich Polen Spanien USA Der Feindschaft begegnen Video: Der Interreligiöse Chor Frankfurt Video: Begegnungsprojekt "Meet a Jew" Antisemitismus in der praktischen Bildungsarbeit "Mohamed und Anna" Einleitung Historischer Kontext Überlegungen zum Einsatz im Unterricht Sechs Unterrichtsideen Israelbezogener Antisemitismus an Schulen Antisemitismus in der Schule Antisemitismus erkennen Unterricht Argumente gegen rechte Vorurteile Antisemitismus im Klassenzimmer Debatte um die Position Irans Rede Ahmadinedschads Iran und Israel Polemik: Israel muss weg! Standpunkt: Ahmadinejads Mission Redaktion

Wehrmacht

/ 3 Minuten zu lesen

Nach dem Zusammenbruch des NS-Staats beteuerten die Angehörigen der Wehrmacht – Heer, Luftwaffe und Marine als reguläre Streitkräfte des Deutschen Reiches –, im Gegensatz zur SS und Waffen-SS, den von Himmler befehligten Formationen der nationalsozialistischen Partei, hätten sie als Soldaten und Offiziere keinen Anteil an den Verbrechen des NS-Regimes gehabt. Das traf für den größten Teil von ihnen auch zu. Die Unterscheidung zwischen der rein militärisch operierenden untadeligen Wehrmacht und der verbrecherischen SS entspricht aber nicht ganz der Realität. Auch die Wehrmacht als Organisation und einzelne ihrer Mitglieder waren in Handlungen verstrickt, die gegen Kriegs- und Völkerrecht verstießen, die gegen Zivilpersonen gerichtet waren oder gegen Kriegsgefangene.

Ein Befehl des Oberkommandierenden der 18. Armee, Georg von Küchler, warb im Juli 1940 zum Mindesten um Verständnis für unzulässige Maßnahmen gegen Zivilisten im besetzten Polen: "[...] Ich betone die Notwendigkeit, dafür Sorge zu tragen, dass sich alle Soldaten der Armee, besonders die Offiziere, jeder Kritik an dem im Generalgouvernement durchgeführten Kampf mit der Bevölkerung, zum Beispiel der Behandlung der polnischen Minderheiten, der Juden und kirchlicher Angelegenheiten, enthalten. Die völkische Endlösung dieses Volkskampfes, der an der Ostgrenze seit Jahrhunderten tobt, verlangt besonders strenge Maßnahmen. Gewisse Einheiten von Partei und Staat sind mit der Durchführung dieses völkischen Ringens im Osten betraut. Der Soldat hat sich diesen Belangen anderer Einheiten fernzuhalten. Das bedeutet, er hat jene Unternehmen auch nicht zu kritisieren".

Der Krieg gegen die Sowjetunion, der im Juni 1941 als deutscher Überfall begann, wurde von Anfang an als Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg geführt. In Vorbereitung des Russlandfeldzuges mit der Tarnbezeichnung "Barbarossa" erließ das Oberkommando der Wehrmacht zwei Befehle, die auf Weisungen Hitlers zurückgingen und Kriegs- und Völkerrecht den politischen Absichten der Nationalsozialisten unterordneten. Der "Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet 'Barbarossa' und über besondere Maßnahmen der Truppe" vom 13. Mai 1941 bestimmte, dass "[...] Straftaten feindlicher Zivilpersonen [...]" in dem Gebiet der Zuständigkeit der Militärgerichte entzogen waren. Das gab die Zivilbevölkerung jeglicher Willkür preis. Jeder Truppenführer konnte von sich aus entscheiden, "Freischärler [...] im Kampf oder auf der Flucht schonungslos zu erledigen" oder ganze Dörfer durch "kollektive Gewaltmaßnahmen" zu beseitigen. Der "Kommissarbefehl" vom 6. Juni 1941 sah die Ermordung der politischen Kommissare der Roten Armee vor. Sie seien, lautete die rechtswidrige Begründung, keine Soldaten und seien nach ihrer Gefangennahme "grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen". Der Kommissarbefehl regelte auch die Zusammenarbeit der Wehrmacht mit den "Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD" (Sicherheitsdienst der SS), die als mobile Mordkommandos der SS mehr als eine halbe Million Juden töteten. Die Führung der Wehrmacht war mit den Zielen der Nationalsozialisten konform. Auch organisatorisch wurde dem Rechnung getragen, durch die Einrichtung eines NS-Führungsstabes beim Oberkommando der Wehrmacht, der ab Dezember 1943 den Einfluss der Politik auf das Militär stärken sollte und durch die NS-Führungsoffiziere, die den Kommandeuren aller Einheiten beigegeben wurden.

Ende der siebziger Jahre mussten sich die Deutschen zum ersten Mal damit auseinander setzen, dass die Unterscheidung zwischen der ehrenhaft kämpfenden Wehrmacht und der verbrecherischen SS nicht die volle Wahrheit war. Der Historiker Christian Streit hatte nachgewiesen, dass die Wehrmacht die sowjetischen Kriegsgefangenen schändlich und völkerrechtswidrig behandelt hatte, dass drei Millionen wehrlose Gefangene durch Hunger, Krankheit und Entkräftung im Gewahrsam der Wehrmacht zu Tode gekommen sind, dass viele von ihnen in Konzentrationslager eingeliefert oder durch Massenerschießungen der SS ermordet wurden.

Literatur

  • Bartov, Omer: Hitlers Wehrmacht. Soldaten, Fanatismus und die Brutalisierung des Krieges, Hamburg 1995.

  • Kohl, Paul: Der Krieg der deutschen Wehrmacht und der Polizei 1941–1944. Sowjetische Überlebende berichten, Frankfurt a. M. 1995.

  • Streit, Christian: Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941–1945, Stuttgart 1978.

Fussnoten

Weitere Inhalte