Eine Wohnung in Tel Aviv voll mit Briefen, Fotos, Dokumenten und Erinnerungsstücken an ein langes Leben. Nach dem Tod seiner aus Deutschland stammenden Großeltern entdeckt der Filmemacher Arnon Goldfinger Spuren einer unbekannten Vergangenheit. Die jüdischen Großeltern waren befreundet mit einem SS-Offizier. Sein Dokumentarfilm "Die Wohnung" schildert Goldfingers Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte. In Israel lief der Film mit großem Erfolg im Kino und wurde 2011 mit dem Israelischen Filmpreis ausgezeichnet. Goldfinger traf damit einen Nerv der israelischen Gesellschaft, mehr über ihre Wurzeln erfahren zu wollen. Der Film hält dazu an, das Schweigen in den Familien zu brechen und sich an die häufig traumatischen Erlebnisse zu erinnern, die zur Emigration der Großeltern-Generation führten. Die bpb veröffentlicht "Die Wohnung" ergänzt um Informationen, Hintergrundtexte und Unterrichtsvorschläge.
FSK: ohne Altersbeschränkung. Die bpb empfiehlt den Film ab 15 Jahren bzw. ab der 10. Klasse.
Ihr Freund, der Feind
"Alles fing an, als Großmutter Gerda starb." Arnon Goldfinger erinnert sich, wie die aufwühlenden Recherchen zu seiner Familienvergangenheit begannen.

"Die Vergangenheit ändert und ändert sich"
Im Interview mit dem bpb-Jugendmagazin fluter.de erzählt der Regisseur Arnon Goldfinger, wie ihn die Entdeckung seiner Familienvergangenheit auf eine unerwartete Reise führte und dabei ein Film entstand.

"Die Akteure im Rahmen ihres damaligen Horizontes wahrnehmen"
Der Historiker Michael Wildt beleuchtet im Film "Die Wohnung" die seltsam anmutende Freundschaft zwischen Arnon Goldfingers jüdischen Großeltern und einem SS-Funktionär. Im Interview erläutert er die historische Figur Leopold von Mildenstein.

Das Haavara-Transfer-Abkommen
Die Zionistische Weltorganisation und das Reichswirtschaftsministerium einigten sich 1933 auf ein Abkommen, mit dem sie das Ziel verfolgten, durch die Erleichterung der Mitnahme von Eigentum die Auswanderung von Juden nach Palästina zu fördern.

Die Artikelserie "Ein Nazi fährt nach Palästina"
Im April 1933 reisten der Journalist und spätere SS-Untersturmführer Leopold von Mildenstein und der Berliner Zionist Kurt Tuchler gemeinsam mit ihren Gattinnen nach Palästina. Tuchler wollte ihn davon überzeugen, dass die "Lösung der Judenfrage" in der Auswanderung der deutschen Juden nach Palästina liegt. Seine Eindrücke von der Reise schilderte von Mildenstein später in der Artikelserie "Ein Nazi fährt nach Palästina".
Familiengedächtnis und NS-Vergangenheit in Deutschland
Seine familiäre Spurensuche führt Arnon Goldfinger auch nach Deutschland, zu der Tochter eines NS-Funktionärs. Dieses Treffen vermittelt einen Eindruck davon, wie sich die verschiedenen Generationen in Deutschland an den Holocaust erinnern.

Erinnerungskulturen in Israel - Eine Generationenfrage
Der Film "Die Wohnung" zeigt, wie unterschiedlich der Regisseur Arnon Goldfinger und seine Mutter Hannah mit der eigenen Familiengeschichte umgehen. Während der Sohn sich leidenschaftlich für das Leben seiner Vorfahren interessiert, lässt die Mutter, die 1936 Deutschland im Zuge der nationalsozialistischen Judenverfolgung verließ, dessen Spurensuche fast gleichgültig.
Susanne Lehmanns letzter Brief
Beim Durchstöbern der Hinterlassenschaften seiner Großeltern stößt Arnon Goldfinger auch auf Briefe und Fotografien seiner Urgroßmutter Susanne Lehmann. Ihr Schicksal war ihm, seinen Geschwistern und seiner Mutter Hannah bis dahin unbekannt.
Arbeitsblatt und Unterrichtsvorschläge
Das Arbeitsblatt zum Film "Die Wohnung" richtet sich an Schüler/innen ab der 10. Jahrgangsstufe und zielt sowohl auf eine inhaltliche Auseinandersetzung, wie auf eine Analyse der filmsprachlichen Besonderheiten.
Geschichte und Erinnerung
Wird die DDR-Diktatur verharmlost? Und warum begann die intensive Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit erst so spät? Die Deutung von Geschichte ist oft umstritten - und nicht selten ein Politikum.
Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Als er 1945 endete, lag Europa in Trümmern. Über 60 Millionen Menschen waren tot. Wie konnte es soweit kommen? Und wie sollte es weitergehen mit einem Land, das den größten Zivilisationsbruch der Geschichte begangen hatte?
Elf Familiengeschichten zeigen, was Verfolgung, Kriege und Ost-West-Konflikt für Juden in Europa konkret bedeuten konnten. Jede der elf Biographien wird in einem Film erzählt. Interaktive Karten lassen die Größenordnung des Völkermordes und die Flucht- und Auswanderungsbewegungen vor und nach 1945 nachvollziehen. Texte beleuchten u.a. die Situation im Nachkriegseuropa sowie nach 1990.