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Wie kann ich einen Online-Workshop gestalten, der Austausch und Kollaboration ermöglicht? | Hybride Veranstaltungen | bpb.de

Wie kann ich einen Online-Workshop gestalten, der Austausch und Kollaboration ermöglicht? Ein Artikel von Klara Lindner und Blanche Fabri

Klara Lindner und Blanche Fabri

/ 4 Minuten zu lesen

Online-Workshops (Jula Henke für J&K – Jöran und Konsorten) Lizenz: cc by/4.0/deed.de

Grundsätzliches

Auch wenn Externer Link: Zoom Fatigue das neue Modewort ist und wir wohl teils ein verklärtes Bild von der guten alten Zeit haben, in der Präsenz-Workshops viel kurzweiliger und spaßiger waren – es gab vor Corona auch schon beides: Nicht enden-wollende Workshops mit Diskussionen, bei denen die eine Hälfte sich nicht traute, ihre Meinung kund zu tun und die andere heimlich was anderes machte – und motivierende Workshops voller Kreativität und schier unglaublichem Output. Worin liegt der Unterschied? Erfahrene Menschen aus dem Bildungsbereich kochen das Geheimnis auf einige wenige Grundzutaten herunter (z.B. hier), für diesen Artikel bleiben wir bei vier:

  1. ein gemeinsames Ziel,

  2. gegenseitiges Vertrauen,

  3. eine befreiende Struktur und

  4. das Gefühl, gemeinsam an etwas zu arbeiten, was man allein niemals so gut schaffen würde.

Und was heißt das konkret?

Wie sich das nun (online) umsetzen lässt, können wir am anschaulichsten anhand eines Workshop-Ablaufs beschreiben.

Ankommen

Es klingt zwar oberflächlich, aber wie in den meisten zwischenmenschlichen Situationen sind die ersten 30 Sekunden eines Workshops entscheidend für seinen Verlauf. Online fehlt uns leider die demonstrative Geste des "Tür zumachen" – wir müssen uns also etwas anderes überlegen, um den Teilnehmenden klar zu machen, dass dies keines dieser Situationen ist, bei dem sie nebenbei ihr Email-Postfach aufräumen werden. Besonders schön zum Ankommen: Die 5-Sinne-Übung – hier führt man durch eine kurze Achtsamkeitsübung, die für mehr Präsenz im Hier und Jetzt sorgt (auf deutsch z.B. Externer Link: hier beschrieben). Bevor es ins Inhaltliche übergeht kommt erst einmal jede und jeder über eine sog. Check-in-Frage zu Wort. Damit kann man einerseits deutlich machen, dass wirklich jede Stimme zählt, und die Hürde sinkt auf Seiten der Teilnehmenden, im Verlauf ein weiteres Mal ihre Mikros einzuschalten. Einen praktischen Fragen-Generator auf deutsch gibt es Externer Link: hier.

Aufklären

Was soll mit wem wie passieren? Je konkreter der Plan des Workshops mit allen abgestimmt wurde, desto besser kann sich danach auf die Inhalte fokussiert werden. Auch wenn die Formulierung am Anfang ungewohnt ist – es wirkt ungemein, diesen Plan als Einladung vorzustellen, die explizit von allen Teilnehmenden angenommen wird, bevor es tatsächlich losgeht. Ein guter Struktur-Geber ist das sog. Externer Link: IDOARRT von den Kaospiloten. Diese Abkürzung steht übersetzt für Intention, erwartete Ergebnisse, Agenda, Rollen & Regeln und Zeitplan – diese Eckpfeiler explizit zu machen gibt den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Wünsche, Bedenken oder Ergänzungen rechtzeitig einzubringen. Loslegen Es gibt so viele verschiedene Ziele, auf die man kollaborativ hinarbeiten kann, und das Internet ist zum Glück schon voller Anleitungen, die zeigen, mit welchen Arbeitsschritten man am besten dorthin kommt. (Die Externer Link: Hyper Island Toolbox gibt es bisher leider nur auf englisch, aber Externer Link: Liberating Structures wurden schon ins Deutsche übersetzt.) Ganz generell tut Abwechslung bei der Größe der Diskussionsgruppe gut, je nachdem was gerade erreicht werden soll:

  • "Wir wollen die schlauen Gedanken von jeder und jedem einsammeln" – Am besten erst individuell und dann zu zweit

  • "Wir wollen aufeinander aufbauende Ideen und kreatives Schaffen" – Kleingruppen von 3-6 Menschen.

  • "Wir wollen uns als Gruppe synchronisieren" – (Am besten nur dann) alle zusammen.

Ebenso hilfreich für die Gestaltung eines abwechslungsreichen Workshops ist der bewußte Einsatz von unterschiedlichen Methoden. Als Faustformel kann man sagen, dass nach 10-15 Minuten eine Methodenwechsel stattfinden sollte. Eine Sammlung zu Links mit Methoden findet sich im Artikel Externer Link: Zoom Fatigue.

Rückmeldung einholen & Verschnaufen

Online lässt sich leider viel schwieriger rausfinden, ob es allen gut geht oder eigentlich gerade irgendwas in die falsche Richtung läuft, und mit einem "Wie geht’s Euch" in die Runde wird man als Moderator*in meist auch nicht schlauer. Dafür kann man sich über online-Whiteboards super schnell Feedback einholen – am besten geht dies über Klebepunkte auf einer beliebig beschrifteten Achse. Hier ein Beispiel:

Whiteboard-Abstimmung (Jula Henke für J&K – Jöran und Konsorten) Lizenz: cc by/4.0/deed.de

Whiteboard Abstimmung | Klara Lindner, CC BY 4.0 Und wenn der Weg zur Toilette oder zu der Kaffeemaschine bei virtuellen Treffen viel kürzer ist – die Pausen sollten mindestens genauso lang wie bei Präsenz-Workshops sein, und spätestens nach 45-60 Minuten eine erste stattfinden.

Rekapitulieren

Ein Grund warum sich kokreative Präsenz-Workshops so fruchtbar anfühlen, ist dass am Ende alle umringt sind von bunten Post-it Wänden und staunend auf das gemeinsam Geschaffene blicken können. Online sollte dieser wichtige Aha-Moment nicht ausgelassen werden und die Moderation noch einmal Stück für Stück durchs Whiteboard führen und die einzelnen Arbeitsschritte und Zwischenergebnisse durchgehen. Wenn für dieses Verarbeiten noch 10-15 Minuten mehr übrig sind, bringt die Methode Externer Link: Impromptu Networking das Ganze nochmal auf ein anderes Level: Eigentlich als dezentraler Austausch für Präsenz-Workshops entwickelt, kann es mit einem Hack gerade in virtuellen Treffen für eine tiefere Verbundenheit und enge Zusammenarbeit sorgen. Idee hierbei: Es gibt wechselnde Gesprächs-Paare, die hierfür nicht in Breakout-Sessions verschwinden, sondern weiter in der gesammelten Kachel-Ansicht sichtbar sind, weil sie direkt über ihre Telefone miteinander sprechen (und sich im Videokonferenz-Tool stumm geschaltet haben). So schafft man gleichzeitig einen vertraulichen Gesprächsraum für die Paare und ein Gefühl von Gemeinschaft, weil alle sehen, wie auch die anderen gerade in angeregten Gesprächen sind.

Enden

Was online hinten runter fällt: Das Gespräch im Türrahmen darüber, was gut lief bzw. beim nächsten Mal anders gemacht werden könnte. Daher werden zum Ende hin am besten ein paar Minuten reserviert, um dieses Feedback explizit abzufragen. Und wenn gar keine Zeit für eine Diskussionsrunde ist, kann dies im virtuellen Raum auch ganz fix still und parallel per geschriebenen Post-its auf einem gemeinsamen Whiteboard geschehen. Und der Workshop endet idealerweise genauso wie er angefangen hat – mit einem gemeinsamen Check-out, bei dem alle allen zuhören.

Fussnoten

Lizenz

Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY 4.0 - Namensnennung 4.0 International" veröffentlicht. Urheberinnen dieses Materials: „Klara Lindner und Blanche Fabri / Agentur J&K – Jöran und Konsorten unterstützt durch Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)“ | https://selbstlernen.net | Lizenz zu diesem Material: CC BY 4.0
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