Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Technikfeindlich und leistungsscheu? Zum Einstellungswandel der Jugend | APuZ 38/1985 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 38/1985 Jugend und Region. Sozialleben, Freizeit und Politik auf dem Lande und in großstädtischen Wohngebieten Jugendarbeitslosigkeit. Zu den individuellen Auswirkungen eines verschleppten Arbeitsmarktproblems Technikfeindlich und leistungsscheu? Zum Einstellungswandel der Jugend

Technikfeindlich und leistungsscheu? Zum Einstellungswandel der Jugend

Rainer Geißler

/ 25 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Den Jugendlichen der achtziger Jahre werden in der Öffentlichkeit häufig zunehmende Technikfeindlichkeit, sinkende Arbeitsmoral und wachsende Leistungsunlust unterstellt Ein Vergleich von Umfrageergebnissen der letzten zwei Jahrzehnte zeigt, daß zu einer dramatischen Sicht der Einstellungsveränderungen der Jugend gegenüber Technik und Leistung kein Anlaß besteht Verschiedene Entwicklungen im ökonomischen, sozialen und kulturellen Bereich haben zwar zu kritischeren Haltungen gegenüber der technischen Welt und der beruflichen Leistung geführt, aber nur eine Minderheit neigt dazu, sich von der wissenschaftlich-technischen Leistungsgesellschaft abzuwenden. Die Einstellung der Mehrheit läßt sich am besten als kritische Loyalität gegenüber Technik und Leistung bezeichnen. Wachsende Wachsamkeit gegenüber den Gefahren der Technik hat eine naive Technikgläubigkeit zerstört, ohne daß dabei der Blick für die Vorzüge der technischen Entwicklung verlorengegangen ist Die einfache Hinnahme beruflicher Leistungserwartungen ist abgelöst worden durch einen kritischen Umgang mit Inhalt und Ausmaß der Ansprüche an die Arbeitswelt, ohne daß das Interesse an Arbeit und die Bereitschaft zur Leistung verschwunden sind. Es wird gezeigt, daß sich die Sensibilisierung gegenüber den Gefahren der technischen Entwicklung und die Lockerung der Identifikation mit Arbeit und Leistung als angemessene Reaktionen auf Strukturprobleme der hochtechnisierten industriellen Dienstleistungsgesellschaft deuten lassen.

L Einleitende und methodische Vorbemerkungen

„Diese heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird nie wieder so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten."

Babylonische Kulturkritiker ritzten dieses selbstgerechte Urteil über die Jugend vor mehr als 5 000 Jahren in Tonziegel, um ihren Sorgen über den Sittenverfall bei der jungen Generation Ausdruck zu geben. Grobe Pauschalverurteilungen dieser Art sind heute nicht mehr üblich; allerdings sieht sich die Jugend auf den Tonziegeln der Moderne — in den Massenmedien — durchaus mehr oder weniger massiven Vorwürfen, ausgesetzt. Gerade in bezug auf die Einstellungen der Jugend zu Technik und Leistung meldeten sich in den letzten Jahren häufig kritische Stimmen zu Wort. Wissenschaftler und Publizisten, Politiker und Wirtschaftsfachleute werfen der Jugend Technikmüdigkeit und Technikablehnung, Technikfeindlichkeit oder gar Technikhaß vor sie sprechen von Leistungsunlust und von Scheu vor Anstrengung, von Drücken vor Verantwortung und von Null-Bock-Generation. /Was würde es bedeuten, wenn die Jugend so wäre, wie es ihre Kritiker behaupten, wenn sie feindselig wäre gegenüber der . technischen Welt, wenn sie den Leistungserwartungen der Gesellschaft ausweichen würde? Die moderne Industriegesellschaft ist sowohl eine technisch-wissenschaftliche Zivilisation als auch eine Leistungsgesellschaft In der technisch-wissenschaftlichen Zivilisation durchdringt die Technik mit ihren Maschinen und Apparaten das gesamte gesellschaftliche Leben; wissenschaftlich-technische Entwicklung und gesellschaftliche Entwicklung sind untrennbar miteinander verknüpft. Eine Leistungsgesellschaft setzt zudem voraus, daß die Leistungsanforderungen in der Arbeitswelt angemessen erfüllt werden. Betrachtet man ausschließlich die positiven Seiten des technischen Fortschritts und der Durchsetzung des Leistungsprinzips, so kann man sa-gen: Die hochentwickelte technische Infrastruktur und ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft sind die Basis von hoher Güterproduktion und effizienten Dienstleistungen, von Konkurrenzfähigkeit in Wissenschaft, Industrie und Wirtschaft, von Wohlstand und Lebensstandard weiter Bevölkerungsgruppen, von Sicherheit und Gesundheit, von Arbeitserleichterungen und Freizeitannehmlichkeiten.

Ist die Jugend dabei, sich von dieser Basis zu entfernen? Folgt der „skeptischen Generation" der Nachkriegszeit und des Wiederaufbaus, der „rebellischen Generation" der Wohlstandsgesellschaft nun eine Jugend, die sich von den Grundlagen der modernen Gesellschaft distanziert und ihr — diesmal ohne Revolutionsgelüste — in feindseliger Abneigung den Rücken kehrt? Breiten sich Technikfeindlichkeit und Leistungsunlust aus, die sich als Symptome des . Ausstiegs“ aus der wissenschaftlich-technischen Leistungsgesellschaft deuten lassen, als ein Schritt auf dem Weg in die „große Weigerung", wie sie Herbert Marcuse vor zwei Jahrzehnten gefordert hat? Gefährden die Kinder und Enkel das Erbe ihrer Väter und Großväter?

Auf diese Fragen soll auf der Basis vorliegender empirischer Materialien eine Antwort gegeben werden. Aus der Fülle der Umfragen über die Einstellungen von Jugendlichen wurden dabei vor allem diejenigen ausgewählt, in denen zu verschiedenen Zeiten dieselben Fragen gestellt wurden, so daß die Ergebnisse vergleichbar sind. Dieses Vorgehen bietet zwei Vorteile: Zum einen läßt es empirisch fundierte Hinweise auf Tendenzen des Einstellungswandels zu, zum anderen sind Prozentangaben, die zeitlich miteinander verglichen werden können, aussagekräftiger und anschaulicher als isolierte Zahlen.

Gegen die Umfragemethode der Einstellungsforschung lassen sich eine Fülle von Einwänden formulieren. Auf zwei wesentliche Kritikpunkte, die häufig gegen Panel-Analysen bzw. gegen Daten aus Meinungsforschungsinstitu-ten vorgebracht werden, soll hier noch kurz eingegangen werden. Es ist denkbar, daß Befragte unter denselben Fragen zu verschiedenen Zeiten etwas Verschiedenes verstehen; der „Sinn" einer Frage kann sich verändert haben. Derartige „Sinnverschiebungen" sind nicht von vornherein auszuschließen, sie müssen aber auch nicht in jedem Fall stattfinden. Im Zusammenhang mit der Wertwandelforschung wurde diese Methodenfrage auch empirisch überprüft mit dem für Panel-Benutzer ermutigenden Ergebnis, daß sich die Bedeutung der untersuchten Fragen im Laufe der Zeit nicht veränderte Die folgende Analyse der Zeitreihen geht von der empirisch nicht kontrollierten, aber plausiblen Annahme aus, daß der Sinnzusammenhang der verwendeten Fragen über die Zeit derselbe geblieben ist. Es wird also unterstellt, daß die Verschiebun-gen in den Antworten einen Meinungs-bzw. Einstellungswandel anzeigen und keinen Bedeutungswandel der benutzten Indikatoren.

Der zweite Einwand gibt zu bedenken, daß sich Einstellungen mit einzelnen Fragen nur ungenau erfassen lassen bzw. — in der Sprache der Methodenexperten ausgedrückt — daß einzelne Antworten unzuverlässige und wenig gültige Indikatoren für Meinungen und Einstellungen sind, die man zu messen vorgibt. Diesem Einwand wird im folgenden dadurch Rechnung getragen, daß sich die Interpretation der empirischen Daten nicht auf isolierte einzelne Fragen und Antworten stützt, sondern stets einen ganzen Komplex von Fragen, ein „Muster" von Antworten berücksichtigt, die ähnliches erfassen

II. Einstellungen zur Technik

1. Steigendes Interesse an Technik Die erste These, die sich aus zahlreichen Untersuchungen ableiten läßt, lautet: Das Interesse der Jugend an der Technik und ihren Produkten ist in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich angestiegen.

1981 interessieren sich erheblich mehr Jugendliche als 1965 für Autos und Motorräder, für Funk und Fernsehen, für technische Bastelei, technisches Zeichnen und ähnliches. Die spröden statistischen Angaben der Shell-Studien aus den Jahren 1965 und 1981 quantifizieren lediglich, was im Alltag anschaulich zu beobachten ist: Zum Bild der modernen Jugend gehören der Motorradkult und die Autobegeisterung genauso wie eine Faszination für Unterhaltungselektronik oder die Freude an technischen Spielereien am Heimcomputer. Über die Mikroelektronik sind Jugendliche oft besser informiert als Erwachsene

Dennoch taucht in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre das Schlagwort von der Technikfeindlichkeit der jungen Generation auf. Befürchtungen dieser Art gründeten sich vor allem auf die Beobachtung, daß die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge an den Hochschulen und die technikverwandten Fächer in der gymnasialen Oberstufe offensichtlich an Anziehungskraft eingebüßt hatten Es war jedoch sehr voreilig, den relativen Rückgang bei den Zahlen der Ingenieurstudenten und die relativ schwache Position der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer nach der Oberstufenreform als Anzeichen einer Abwendung von der Technik zu deuten. Dies wird z. B. daran deutlich, daß vor zweieinhalb Jahren ein wahrer Ansturm auf die ingenieurwissenschaftlichen Studienrichtungen einsetzte, als bekannt wurde, daß angeblich ein Ingenieurmangel drohe. Und auch die relative Zurückhaltung bei der Wahl mathematisch-naturwissenschaftlicher Fächer im Gymnasium hat wenig mit zunehmender Technikfeindlichkeit zu tun, sondern ist in erster Linie auf die Gleichstellung der Mädchen in den weiterführenden Bildungseinrichtungen zurückzuführen. 2. Technikdistanz der Mädchen Im Zusammenhang mit dem Technikinteresse muß hervorgehoben werden, daß für die Einstellungen zur Technik auch geschlechtsspezifische Unterschiede von Bedeutung sind. Mädchen und Frauen waren schon immer und sind auch heute noch technikdistanziert. Von den 18jährigen Jungen bezeugen 57 % ein starkes oder sehr starkes Interesse für Technik, von den Mädchen sind es nur 13 %. Dagegen sind zwei Drittel der Mädchen technisch nur gering oder sehr gering interessiert, unter den Jungen ist es nur ein Viertel Diese Unterschiede haben nachweislich nichts mit der Biologie der Geschlechter zu tun, sondern sind gesellschaftlich erzeugt. Fest verwurzelte Vorurteile über die Besonderheiten des „weiblichen Wesens" und der „männlichen Natur“ lassen bei Mädchen vom Kleinkindalter an das Bewußtsein entstehen, daß Te %. Dagegen sind zwei Drittel der Mädchen technisch nur gering oder sehr gering interessiert, unter den Jungen ist es nur ein Viertel 8). Diese Unterschiede haben nachweislich nichts mit der Biologie der Geschlechter zu tun, sondern sind gesellschaftlich erzeugt. Fest verwurzelte Vorurteile über die Besonderheiten des „weiblichen Wesens" und der „männlichen Natur“ lassen bei Mädchen vom Kleinkindalter an das Bewußtsein entstehen, daß Technik Männersache sei. Man schenkt ihnen Puppenhäuser statt Werkzeugkästen. Ihre Fähigkeiten zur technischen Kompetenz verkümmern, und mit diesen ihr technisches Interesse 9).

Die Bildungsreformen haben im letzten Jahrzehnt die Benachteiligung der Mädchen im Gymnasium beseitigt und den Frauen auch das stärkere Vordringen an die Hochschulen ermöglicht Dadurch kommen dort die traditionell weiblichen und das heißt technikfremden Interessen stärker zum Zuge. In der reformierten gymnasialen Oberstufe und in den Hochschulen wählen Frauen „ihre" Fächer, und das sind nicht die technischen. Bei den Jungen ist Mathematik das beliebteste Leistungsfach auf dem Gymnasium, Mädchen dagegen entscheiden sich vor allem für Fremdsprachen, Biologie und Deutsch; Mathematik kommt erst an vierter Stelle. Physik rangiert bei den Jungen auf Platz 4, bei den Mädchen abgeschlagen auf Platz10 10). Auch in den Hochschulen meiden junge Frauen die Ingenieurwissenschaften: Unter 100 studierenden Bauingenieuren finden sich sieben Frauen, bei den Elektrotechnikern sind es nicht einmal zwei 11)

Die bundesdeutsche Gesellschaft hat zwar die Mädchen an die höheren Bildungseinrichtungen herangeführt, sie hat es jedoch versäumt, sie auch an die technische Zivilisation heranzuführen. 3. Sensibilisierung gegenüber den Gefahren der Technik Aus den empirischen Daten läßt sich eine zweite These ableiten: Die Jugend ist in den letzten zwei Jahrzehnten kritischer gegenüber ihrer technischen Umwelt geworden.

Die optimistische Technikgläubigkeit wurde zunehmend verdrängt durch eine Sensibilisierung gegenüber möglichen Gefahren, die von technischen Neuerungen ausgehen können. Fragt man relativ pointiert und extrem nach dem „Fluch" oder dem „Segen" der Technik, so stellt sich der Einstellungswandel folgendermaßen dar 12):

Von den 16-bis 20jährigen glaubten, die Technik ist alles in allem 1966 1976 1981 in Prozent eher ein Segen 83 53 23 teils, teils 8 33 54 eher ein Fluch 2 8 19

Bei den „sanfteren" Frageformulierungen von Emnid und Infratest verschiebt sich das Bild zugunsten der Technik. Etwa die Hälfte der Jugendlichen des Jahres 1981 sind Technik-optimisten, die der Technik gegenüber positiv eingestellt sind und für die die angenehmen Seiten des technischen Fortschritts überwiegen. Etwa ein Drittel gehört zu den Ambivalenten, für die weder die angenehmen noch die unangenehmen Seiten des technischen Fortschritts überwiegen. Am kleinsten ist die Gruppe der Technikskeptiker oder Technik-pessimisten: Etwa ein Fünftel stuft seine Einstellung zur Technik eher skeptisch ein und etwa ein Sechstel meint, daß die unangenehmen Auswirkungen des technischen Fortschritts überwiegen 13). Nach der jüngsten EMNID-Umfrage beträgt der Anteil derjenigen, für die die unangenehmen Auswirkungen des technischen Fortschritts überwiegen, unter den 20-bis 29jährigen 18%, bei den Jugendlichen bis 20 Jahren jedoch nur noch 7%

Wenn man die Konturen der Einstellungen zur technischen Welt etwas genauer nachzeichnet, so stellt man fest, daß das Urteil der Jugend über die Technik teils uninformiert, aber dennoch recht differenziert und-vielschichtig ist. Es ist nicht die Technik schlechthin, die Kritik auf sich zieht, sondern es sind bestimmte Erscheinungsformen der technischen Welt. Emnid fragte 1984 nach der unangenehmsten Auswirkung der technischen Entwicklung und erhielt die folgenden Antworten (in Prozent)

bis 20 bis 1 19 Jahre 29 Jahre Umweltverschmutzung 20 26 Arbeitslosigkeit 14 25 Atomenergie, KKW 7 6 Vernichtungswaffen, Raketen 6 2

Das Vernichtungspotential der Waffensysteme und die Atomkraftwerke sind zwar wichtige Kristallisationspunkte der Technik-kritik *), werden jedoch nur relativ selten als Jahre 29 Jahre Umweltverschmutzung 20 26 Arbeitslosigkeit 14 25 Atomenergie, KKW 7 6 Vernichtungswaffen, Raketen 6 2

Das Vernichtungspotential der Waffensysteme und die Atomkraftwerke sind zwar wichtige Kristallisationspunkte der Technik-kritik *), werden jedoch nur relativ selten als die unangenehmste Seite der technischen Entwicklung angesehen. Im Zentrum der Befürchtungen stehen die Sorgen um die Zerstörung der Umwelt und um die Vernichtung der Arbeitsplätze. Etwa die Hälfte der Jugendlichen glaubt, daß der technische Fortschritt Arbeitslosigkeit verursache und die Arbeitsqualität beeinträchtige. Nur jeder fünfte stimmt der Ansicht zu, die Technik mache die Arbeit interessanter, während jeder zweite glaubt, Technik mache die Arbeit monotoner. Interessant ist dabei, daß diese pessimistische Einschätzung der Technikfolgen auf Informations-und Erfahrungsmängel zurückzuführen ist, denn Berufstätige, deren Arbeitsplätze in den letzten Jahren durch technische Neuerungen verändert wurden, sehen die Auswirkungen des technischen Fortschritts überwiegend positiv: 50 % empfanden ihre Arbeit als interessanter und nur 13 % empfanden sie als monotoner 17). In der Metallindustrie werden Arbeitsplätze mit Elektronik besser beurteilt als Arbeitsplätze ohne Elektronik; sie sind interessanter, weniger eintönig und abwechs-lungsreicher, gewähren mehr Selbständigkeit und machen mehr Spaß — man lernt auch mehr hinzu. Allerdings klagen Un-und Angelernte über zunehmende Eintönigkeit und Einsamkeit durch Technisierung 18).

Die beschriebene Auflösung eines unkritischen Technikoptimismus ist keine ausschließlich jugendspezifische Erscheinung. Auch die Erwachsenen sind sensibler geworden gegenüber den Gefahren der Technik. Der Einstellungswandel bei Jugendlichen ist Teil eines Einstellungswandels in der, Gesamtbevölkerung. Die Jugendlichen sind ihm lediglich etwas stärker ausgesetzt. Im Vergleich zu den Erwachsenen sind sie außerdem auch geringfügig kritischer und weniger optimistisch gegenüber der technischen Entwicklung eingestellt. 4. Ursachen der Entwicklung Wo liegen die Ursachen des Einstellungswandels? Kritik am technischen Fortschritt ist keine Erfindung der Moderne, sondern so alt wie der technische Fortschritt selbst. Im Deutschland der neueren Zeit lassen sich drei Strömungen der Technikkritik ausmachen: Neu-humanismus, konservative Kulturkritik und linke Kulturkritik. Die Anhänger des neuhumanistischen Bildungsideals degradieren die Technik zu einer Sache niederen Ranges, der die höheren Weihen der eigentlichen Kultur fehlen 19). Konservative Kulturkritiker wie Os-wald Spengler, Ortega y Gasset oder Ernst Jünger, unter den Soziologen auch Arnold Gehlen und Helmut Schelsky, beklagen die Entfremdung des Menschen in einer technisierten Welt bürokratischer Großorganisationen. Auch linke Kulturkritiker wie Max Horkheimer, Herbert Marcuse oder Ivan Illich prangern die Unterdrückung des Menschen durch die Technik an.

Warum sind nun die kritischen Deutungen der technischen Entwicklung, die als ideologische Muster stets parat lagen, in den letzten zwei Jahrzehnten auf besonders fruchtbaren Boden gefallen?

Bildungssystem: Als Sündenbock muß dafür häufig das deutsche Bildungswesen herhalten, dem man unterstellt, ein Hort von Tech-nikdistanz und Technikkritik zu sein. Diese Vorstellung ist jedoch nachweislich falsch. Man kann sie als Ausdruck eines antipädagogischen Ressentiments ansehen, das empirisch widerlegt ist Die deutschen Bildungseinrichtungen lösen sich zwar nur zögernd von ihrer neuhumanistischen Tradition, aber ein Zentrum der Technikfeindlichkeit sind sie nicht Gymnasiallehrer sind nachweislich sogar technikoptimistischer als der Bevölkerungsdurchschnitt Daher schätzt auch die Hälfte der Schüler die Einstellungen ihrer Lehrer zur Technik positiv ein, nur 10 bis 13 % berichten von negativen Einflüssen in der Schule Der Beitrag des Bildungssystems zum Einstellungswandel dürfte eher darin liegen, daß der allgemeine Anstieg des Bildungsniveaus zu einer höheren Sensibilität gegenüber den Ambivalenzen der technischen Entwicklung geführt hat.

Wertwandel: Die Veränderungen in den Einstellungen zur technischen Welt hängen weiter zusammen mit einer allgemeinen Verschiebung im Wertsystem der westlichen Industriegesellschaften. Sogenannte materielle Werte wie starke Verteidigung oder wirtschaftliches Wachstum verlieren an Gewicht gegenüber den sogenannten nachmateriellen Werten wie Mitbestimmung oder dem Wunsch nach einer schönen Umwelt oder Natur. Jugendliche sind diesem Wertwandel stärker ausgesetzt als Erwachsene. Technik-gläubigkeit liegt dabei eher im Umfeld materieller Werte, Technikkritik eher im Umfeld nachmaterieller Werte

Zeitkrisen: Stärker als die Bildungsexpansion und die Verschiebungen im Wertsystem dürften der krisenhafte Verlauf der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, technischen und militärischen Entwicklung in den westlichen Industriestaaten den Einstellungswandel beeinflußt haben. Die Stichworte dazu lauten: Energiekrisen, Wirtschaftskrisen, Umweltkrisen und Gewässerverseuchung, ferner die Risiken der Atomkraftwerke. Gleichzeitig wurde die Unfähigkeit der großen Industriestaaten offensichtlich, die stetige Steigerung ihres Vernichtungspotentials unter Kontrolle zu bringen. 5. Bewertung Daß sich uneingeschränktes Vertrauen in die Technik in kritische Loyalität zur Technik verwandelt, ist nichts Beunruhigendes. Im Gegenteil: Eine Jugend, die sich für Technik interessiert, aber gleichzeitig die technische Entwicklung in ihrer Ambivalenz kritisch beobachtet, reagiert angemessen auf die Janusköpfigkeit der technischen Welt mit ihren Chancen und Gefahren. Bedenklich muß es jedoch stimmen, daß die Minderheit der Technikpessimisten, die dann zum Teil der technischen Zivilisation den Rücken kehren oder sich gegen sie auflehnen, größer geworden ist.

III. Einstellungen zur Leistung

1. Lockerung der Identifikation mit Arbeit und Leistung Helmut Schelsky bezeichnet die Nachkriegs-jugend der fünfziger Jahre als „skeptische Generation", aber auch als „angepaßte Jugend". Sie ist skeptisch gegenüber politischen und ideologischen Versprechungen, gleichzeitig ist sie jedoch „den Strukturen und Anforderungen der modernen Gesellschaft gegenüber in einem Maß angepaßt und ihnen gewachsen wie keine Jugehdgeneration vorher" Ins Arbeitsleben der Wiederaufbauphase ist die Jugend voll integriert: Arbeitswilligkeit, Leistungsbereitschaft und Zufriedenheit mit Arbeit und Beruf sind ihre kennzeichnenden Merkmale

Umfragedaten aus den sechziger und siebziger Jahren zeigen, daß sich die Einstellungen von Jugendlichen zu den Anforderungen des Arbeitslebens verändert haben. Dieser Einstellungswandel wird am besten an einigen Daten des Instituts für Demoskopie Allensbach deutlich, das dieselben Fragen über längere Zeiträume hinweg immer wieder stellte. — Die erste Zahlenreihe bezieht sich auf die Arbeitszufriedenheit Das Gefühl, in der augenblicklichen Arbeit volle und ganze Befriedigung zu finden, hat sich in den sechziger Jahren zunächst ausgebreitet ist jedoch seit 1967 rückläufig und 1980 deutlich unter dem Niveau von 1960.

Arbeitszufriedenheit bei 16-bis 29jährigen (in Prozent)

Die jetzige Arbeit 1960 1967 1973 1980 befriedigt mich voll und ganz 46 60 46 33 nur zum Teil 47 34 46 56 überhaupt nicht 7 5 7 10 — Da die Chancen auf volle Befriedigung in der Arbeit abgenommen haben, ist es nicht überraschend, daß sich die Suche nach Erfüllung in Bereiche außerhalb der Arbeit verlagert. So hat sich die Ansicht „es wäre am schönsten, zu leben, ohne arbeiten zu müssen", insbesondere in den sechziger Jahren unter den 16-bis 29jährigen etwas ausgebreitet 1952 1960 1972 1980 1981 Zustimmung 16% 22% 36% 36% 26% Ablehnung 76% 70% 57% 53% 57% Der Trend, daß sich die Lebensinteressen vermehrt von der beruflichen Tätigkeit ab und anderen Gebieten zuwenden, wird auch durch die Antworten auf folgende Frage sichtbar: „Welche Stunden sind Ihnen im allgemeinen am liebsten: die Stunden während der Arbeit oder die Stunden, während Sie nicht arbeiten, oder mögen Sie beide gern?“ Von den 16-bis 29jährigen entschieden sich für (in Prozent) 1962 1974 Stunden während der Arbeit 2 2 Stunden außerhalb der Arbeit 36 51 beide 54 44 — Eine weitere Frage stellt die jungen Menschen vor die Alternative Leistung oder Lebensgenuß bzw. Sich-Schonen — eine durchaus problematische Alternative, da sie ausschließt, daß Leistung Genuß bereiten kann. Von 100 Befragten entscheiden sich für 1956 1960 1964 1973 1977 1980 1982 genießen und mich nicht mehr abmühen als nötig 33 37 37 49 50 43 45 etwas leisten, auch wenn das oft schwer und mühsam ist 52 53 54 33 35 31 33

In den sechziger Jahren geht die Leistungsbereitschaft zurück, hedonistische Einstellungen und Schonhaltungen breiten sich etwas aus. Typisch für die gebremste Leistungsbereitschaft ist die Aussage eines 24jährigen Studenten: „Ich werde dem Leistungsdruck nicht so stark nachgeben, wie viele andere Leute es tun. Für mich geht das private Glück dem beruflichen Erfolg vor. Das heißt nicht, daß ich in meinem späteren Beruf keine Leistung zeigen werde, aber nur in einem gewissen Umfang.“

— Auch in den siebziger Jahren hat sich die Distanz zu den gesellschaftlichen Leistungsanforderungen nachweislich noch etwas ver-größert. Dies geht aus der Studie des Jugendwerks der Deutschen Shell über 17-bis 29jährige hervor. Das Gefühl, in Schule, Studium oder Beruf stark gefordert zu sein, hat etwas zugenommen 1972 empfanden 23% die Anforderungen als sehr hoch, 1979 waren es 33%. Gleichzeitig hat sich in diesem Zeitraum ein Unbehagen an den Ansprüchen der Leistungsgesellschaft ausgebreitet 1973 beurteilten 63 % die Anforderungen als angemessen und gut, 1979 waren es nur noch 44%, In dieses Bild paßt auch die Feststellung, daß der Ehrgeiz, gesellschaftlich aufzusteigen, gedämpft wurde. 1973 wollten es noch 67% der jungen Generation wirtschaftlich einmal weiterbringen als ihre Eltern, sechs Jahre später äußern nur noch 49% den Wunsch nach sozialem Aufstieg

— Eine neue empirische Studie zum Wandel von Leistungseinstellungen in der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik kommt zu dem Ergebnis, daß sich die zunehmende Distanzierung von Leistung, Beruf und Arbeit, die seit Beginn der sechziger Jahre nachweisbar ist, nicht bis in die jüngste Gegenwart fortgesetzt hat Es gibt einige Hinweise darauf, daß diese Entwicklung mit der Verknappung der bezahlbaren Arbeit in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre ausklingt und die berufliche Leistung in den letzten Jahren wieder vermehrte Wertschätzung erfährt. „Das Pendel der Einstellungsänderung scheint zurückzuschwingen." Einige Materialien aus den Jugenduntersuchungen deuten darauf hin, daß diese vorsichtig formulierte Aussage auch für die junge Generation gültig ist Die Konrad-Adenauer-Stiftung stellte im Jahr 1984 einige Fragen nochmals, die bereits in der Shell-Studie von 1979 auftauchen.

Obwohl die Untersuchungen wegen der unterschiedlichen Altersgruppen nicht direkt vergleichbar sind, läßt sich daraus der Schluß 1979 1984

Zustimmung zu 17— 19 20— 23 14— 21 folgenden Items Jahre Jahre Jahre Für mich gehören Leistung und Erfolg im Leben dazu 45 43 78 Ich möchte beruflich Karriere machen 47 39 71 Ich werde versuchen, mich dem Leistungsdruck zu entziehen, weil ich ihn entschieden ablehne 23 31 29 ziehen, daß sich Jugendliche in der jüngeren Zeit offenbar wieder stärker an Leistung und beruflichem Erfolg orientieren. Allerdings ist die Datenbasis noch zu schmal, um daraus eine sichere Aussage über eine Trendwende bei den Einstellungen zu Leistung und Arbeit abzuleiten

Die Trendanalysen ergeben also insgesamt folgendes Bild: In den sechziger und siebziger Jahren haben sich die Einstellungen eines Teiles der Jugend zu Leistung und Arbeit verändert. Die völlige Identifikation mit der Arbeit hat sich gelockert. Eine gewisse Distanz zur Leistungsgesellschaft gewinnt Raum. Man empfindet die Anforderungen in Ausbildung und Beruf häufiger als früher als Überforderung, die Aufstiegsmotivation schwächt sich ab, die Leistungsbereitschaft wird gebremst. Lebenssinn und Erfüllung werden verstärkt in Bereichen neben und außerhalb des Arbeitslebens gesucht, im Privatleben, in der Familie, aber auch im sozialen und politischen Engagement oder bei anderen Freizeitaktivitäten. Diese Entwicklung kommt offenbar in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre zum Stillstand, und es gibt einige spärliche Hinweise darauf, daß Leistung und Arbeit in jüngster Zeit wieder etwas höher geschätzt werden.

Was bereits beim Einstellungswandel der Jugend gegenüber der technischen Welt gesagt wurde, muß auch hier wieder hervorgehoben werden: Die geschilderten Veränderungen sind keine Erscheinung, die ausschließlich die Jugend ergriffen hat Die Zunahme von Distanz zu Arbeit und Leistung ist auch bei den Erwachsenen nachweisbar Der Einstellungswandel der Jugend ist eingebettet in entsprechende Veränderungen in der Gesamtbevölkerung. Bei den Jugendlichen, die aufgrund ihres jüngeren Lebensalters und kürzeren Sozialisationsprozesses von vornherein weniger gut an die gesellschaftlichen Anforderungen angepaßt sind als die Erwachsenen, vollzieht sich die Entwicklung lediglich etwas dynamischer und schärfer als in der Erwachsenengesellschaft, die Veränderungen sind bei ihnen stärker ausgeprägt 2. Ursachen des Wandels Soweit die Trendanalyse. Wo liegen nun die Ursachen des geschilderten Einstellungswandels? Die folgenden Aussagen über die Ursachen müssen mit zwei Einschränkungen versehen werden. Zum einen beruhen sie z. T. auf Plausibilitätsannahmen, d. h., sie sind teilweise nicht empirisch belegt, allerdings auch nicht empirisch widerlegt Und zum zweiten beziehen sich einige Erklärungen auf Lebenserfahrungen, die ein Teil der jungen Menschen noch gar nicht gemacht hat z. B. auf Erfahrung in der Familie oder in der Arbeitswelt Sie sind also eher für den Einstellungswandel bei Erwachsenen oder bei solchen jungen Menschen gültig, die verheiratet bzw. berufstätig sind. Man kann annehmen, daß der Einstellungswandel eine Eigendynamik entwickelt und von Bevölkerungsgruppen mit spezifischen Erfahrungen auch auf andere Gruppen ausstrahlt Gerade Jugendliche, deren Einstellungsmuster noch relativ wenig verfestigt sind, dürften solchen Wandlungstendenzen in besonderem Maße ausgesetzt sein.

Es lassen sich vier Ursachenkomplexe unterscheiden. a) Konkurrenz durch Familie, Konsum und Freizeit Lebensbereiche außerhalb der Arbeit binden zunehmend Energien und ziehen diese von der Arbeitswelt ab. Dies trifft sowohl auf die Familie als auch auf den Konsum-und Frei-zeitbereich zu. Die Berufstätigkeit der Frau, ihre Lösung von der ausschließlichen Fixierung auf Haushalt und Kindererziehung hat zur Folge, daß Frauen — aber auch zunehmend Männer — eine Doppelrolle spielen müssen: Neben den Pflichten im Beruf stehen gleichzeitig Verpflichtungen in der Familie. Das Familienleben dient nicht nur der Erholung von der beruflichen Tätigkeit, sondern stellt durch Hausarbeit und „Erziehungsarbeit" Ansprüche an Zeit und psychische Energien der Erwerbstätigen. Gleichzeitig ist die Konsum-und Freizeitwelt attraktiver geworden. Der gestiegene Wohlstand und verlokkende Angebote der Verbraucher-und Freizeitindustrie haben die Konsum-und Freizeit-chancen beträchtlich erhöht Nicht zuletzt die Werbung suggeriert dem Erwerbstätigen täglich, er möge die Früchte seiner Anstrengungen im Erwerbsleben in Form von Konsum-und Freizeitgenüssen ernten. Familie, Konsum und Freizeit machen der Arbeitswelt zunehmend Konkurrenz. b) Relative Sättigung dermateriellen AnsprücheDer Anstieg des Wohlstandes hat dazu geführt, daß die Aussicht auf höhere Einkommen an leistungsmotivierender Kraft eingebüßt hat Da die materiellen Ansprüche in den mittleren und oberen Schichten relativ gesättigt sind, wird für sozialen Aufstieg oder für Einkommenssteigerungen nicht mehr jeder Preis gezahlt Das materielle Anreizsystem hat für die wohlhabenden Gruppen der Gesellschaft an Zugkraft verloren. c) Wertwandel Während die Sättigungs-Hypothese umstritten ist gibt es für den dritten Ursachen-komplex gute empirische Belege. Die Veränderungen der Arbeitseinstellungen hängen zusammen mit einem allgemeinen Wandel im Wertesystem. Wie Helmut Klages sorgfältig belegt, haben in den letzten drei Jahrzehnten die Werte der Selbstentfaltung wie Partizipation, Emanzipation, Abwechslung, Genuß, Spannung, Selbstverwirklichung, Eigenständigkeit u. a. an Gewicht gewonnen. Soge-nannte Pflicht-und Akzeptanzwerte dagegen — Disziplin, Gehorsam, Fleiß, Anpassungsbereitschaft, Enthaltsamkeit u. a. — sind zurück-gedrängt worden Dieser Wertwandel schlägt sich u. a. in höheren Ansprüchen an die Arbeit nieder: Interessante und abwechslungsreiche Arbeit, sinnvolle Tätigkeit, Mitbestimmungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz werden nicht mehr nur von den oberen Schichten der Arbeitenden verlangt, sondern auch von den mittleren Angestellten und Facharbeitern Auch das gestiegene Bildungsniveau der jungen Generation führt zu höheren Ansprüchen an die Berufstätigkeit Die hierarchischen und organisatorischen Strukturen der Arbeitswelt können sich diesen gestiegenen Erwartungen nicht umgehend anpassen, so daß die Ansprüche der Arbeitenden mit den vorgefundenen Bedingungen am Arbeitsplatz kollidieren. Die Folge der Kluft zwischen Wünschen und Anforderungen sind Enttäuschungen, Unzufriedenheit und schließlich die innere Abwendung von der Arbeitswelt und der Rückzug in Freizeit und Privatleben.

Es scheint mir daher auch gerechtfertigt, die Distanz zu den Leistungserwartungen im Beruf nicht mit einem allgemeinen Absinken der Leistungsbereitschaft gleichzusetzen. Es ist sinnvoll, einen herkömmlichen und einen neueren Typ der Leistungsbereitschaft zu unterscheiden. Der traditionelle Leistungsbereite unternimmt Anstrengungen zu Zielen, die ihm von außen vorgegeben werden. Der neuere Typ dagegen ist nur bedingt leistungsbereit, nämlich dann, wenn die Leistungsanforderungen mit seinen Bedürfnissen nach Selbstentfaltung und mit seinen eigenen Sinnvorstellungen einigermaßen in Einklang zu bringen sind. Ist dies im Beruf nicht möglich, wendet er sich anderen Lebensbereichen zu, um dort individuelle Leistungen in seinem Sinne einzubringen. Der traditionelle Typ akzeptiert fremdbestimmte Leistungsanforderungen, der neue Typ möchte den Inhalt der Leistungsanforderungen mitbestimmen. d) Schlechte Berufsaussichten Jugendliche sind eher zu Leistungen bereit, wenn sie auch an den Erfolg ihrer Anstrengungen glauben. Dieser Zusammenhang ist ebenfalls empirisch gesichert Die derzeitigen schlechten Startchancen im Berufsleben, die durch die Dauerkrise auf dem Arbeitsmarkt bedingt und für junge Menschen durch den . Geburtenberg“ verschärft werden, dämpfen ihre Leistungsbereitschaft.

Eine besondere Problemgruppe stellen die jugendlichen Arbeitslosen dar. Ihnen bietet die Leistungsgesellschaft — zumindest vorübergehend, häufig auch für längere Zeit — keine Chance, ihren Leistungswillen und ihr Leistungsvermögen unter Beweis zu stellen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, daß über die Hälfte von ihnen das Leistungsprinzip in Frage stellt Und nur ein Viertel von ihnen glaubt daran, daß sich Anstrengung lohnt 3. Keine Abkehr von Arbeit und Leistung Besteht die Gefahr, daß der beschriebene Einstellungswandel das Ende der Leistungsgesellschaft ankündigt? Zu einer dramatischen Sicht der Entwicklung besteht kaum Anlaß. Zunächst muß darauf hingewiesen werden, daß bei einer großen Mehrheit der jungen Generation Arbeit und beruflicher Erfolg weiterhin in der Spitzengruppe wichtiger Lebensinteressen rangieren. Als Beleg für diese These sollen einige Ergebnisse aus verschiedenen Umfragen der letzten fünf Jähre angeführt werden:

— Für 91% gehört der berufliche Erfolg zu den wichtigen Dingen

— 80% zählen „einen Beruf, der gefällt“, zu den Lebensansprüchen, die für ihr persönliches Leben ganz besonders wichtig sind

— Fast 80% sind der Ansicht, daß ohne Arbeit das Leben leer wäre

— 78% stimmen der Aussage zu: „Für mich gehören Leistung und Erfolg im Leben dazu“

— 71% möchten beruflich Karriere machen — Für 68% gehört die Freude am Beruf zu den Dingen, die das Leben lebenswert machen

— Zwischen 68% und 75% bejahen das Leistungsprinzip

Auch die Berufsausbildung stößt bei einer Mehrheit auf positive Resonanz. Die Freude an ihr ist größer als die Freude am Studium oder an der Schulzeit. Obwohl viele Jugendliche wegen des Lehrstellenmangels nicht den gewünschten Ausbildungsplatz erhalten, haben 62% der jungen Menschen, die bereits im beruflichen Leben stehen, Spaß an Ausbildung und Beruf, aber nur 54% der Studenten und 34% der Schüler Schließlich ist das Interesse an beruflicher Fortbildung bei Jugendlichen besonders stark ausgeprägt, etwa doppelt so stark wie in der Gesamtbevölkerung

Nur eine Minderheit möchte dem Arbeitsleben am liebsten entfliehen. Sie umfaßt ca. 20 bis 30% der Jugendlichen Da die Entwicklung zu einem Bedeutungsverlust von Arbeit und Leistung offenbar zum Stillstand gekommen ist, besteht im Augenblick kein Anlaß zu der Befürchtung, daß diese Gruppe bedrohliche Ausmaße annehmen und schließlich zur Mehrheit werden könnte. Allerdings ist bei dieser Einschätzung der folgende Aspekt im Auge zu behalten: Wie bereits erwähnt, gehören die arbeitslosen Jugendlichen zu den besonderen Problemgruppen, und auch junge Menschen, die mit einem Arbeitsplatz vorlieb nehmen müssen, der ihrer Qualifikation nicht angemessen ist, distanzieren sich von Leistungswerten Die weitere quantitative Entwicklung der dem Arbeitsleben „Entfremdeten“ dürfte also von den beiden folgenden Voraussetzungen abhängen: ob es erstens gelingt, die Jugendarbeitslosigkeit einzudämmen und möglichst abzubauen, und ob es zweitens möglich ist, Anspruchsniveau und Arbeitssituation bei den vielen Jugendlichen in Übereinstimmung zu bringen, die infolge der Bildungsexpansion mittlere und höhere Ausbildungsqualifikationen erwerben. 4. Bewertung: angemessene Reaktion Die Kritiker des Einstellungswandels zu Arbeit und Leistung sehen Gefahren für die Leistungsgesellschaft heraufziehen; sie deuten die Entwicklung als „schleichende Vergiftung“ des Arbeitslebens, als Niedergang der Arbeitsmoral, als Krise, Erosion oder Verfall Einleuchtend und fast überzeugender erscheint jedoch eine andere Würdigung des Sachverhalts zu sein. Eine leichte Lockerung der Identifikation mit Arbeit und beruflicher Leistung läßt sich auch als angemessene Reaktion der jungen Menschen auf Strukturprobleme der industriellen Dienstleistungsgesellschaft deuten. Die Verknappung der bezahlbaren Arbeit scheint ein Dauerproblem einer modernen Arbeitswelt zu sein, die immer stärker rationalisiert und automatisiert wird. Ihre Folgen — Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit, Verkürzung der Arbeitszeit — lassen sich mit den Bedürfnissen der Menschen besser in Einklang bringen, wenn bei Teilen der Bevölkerung das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung nicht mehr im wesentlichen auf Arbeit und berufliche Leistung fixiert ist.

IV. Resümee: Kritische Loyalität zu Technik und Leistung

Die Analyse der empirischen Daten zum Einstellungswandel hat deutlich gemacht, daß Etiketten wie „Technikfeindlichkeit“ und „Leistungsscheu“ die Entwicklung dramatisieren. Nur eine Minderheit der jungen Menschen neigt dazu, sich von der wissenschaftlich-technischen Leistungsgesellschaft abzuwen-den. Die Einstellung der Mehrheit läßt sich wohl am besten als kritische Loyalität zu Technik und Leistung bezeichnen. Die Wachsamkeit gegenüber den Gefahren der Technik hat eine naive Technikgläubigkeit zerstört, ohne daß dabei der Blick für die Vorzüge der technischen Entwicklung verlorengegangen ist. Die einfache Hinnahme beruflicher Leistungserwartungen ist abgelöst worden durch einen kritischen Umgang mit Inhalt und Ausmaß der Ansprüche in der Arbeitswelt, ohne daß das Interesse an Arbeit und die Bereitschaft zur Leistung verschwunden sind. Die Jugend ist aus dem Stadium einer naiven Identifikation mit Technik und Leistung herausgetreten und nachdenklicher geworden. Solange die wirklichen „Verweigerer" eine relativ kleine Minderheit bleiben, besteht kein Anlaß, angesichts des Einstellungswandels in kulturkritischen Pessimismus zu verfallen. Im Gegenteil: Nachdenklichkeit gegenüber Technik und Leistung ist eher als angemessene Antwort auf Herausforderungen und Probleme der hochtechnisierten industriellenDienstleistungsgesellschaft anzusehen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. VgL Horst Ziefuß, Technikfeindlichkeit der Jugend — eine vergebliche Debatte?, Kiel 1983, S. 11 ff.

  2. Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch. Neuwied — Berlin 1967, S. 266 ff.

  3. Heiner Meulemann, Meinungswandel und Bedeutungswandel, in: Zeitschrift für Soziologie, 13 (1984), S. 204— 224. Vgl. auch Klaus R. Allerbek/Wendy J. Hoag, Umfragereplikation als Messung sozialen Wandels, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (1984), S. 755 ff.

  4. Vgl. Klaus R. Allerbek, Systemverständnis und gesellschaftliche Leitbilder von Jugendlichen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 50/84, S. 15.

  5. Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Jugend. Bildung und Freizeit, o. O. 1966, S. 223; Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Jugend'81, Bd. 3, Hamburg 1981, S. 27.

  6. Bernd Meier, Die Mikroelektronik, Köln 1981, S. 94.

  7. Genauere Angaben dazu bei Rainer Geißler, Die Einstellung der Jugend zur Welt der Technik, in: Thomas Roser/Winfried Schlaffke (Hrsg.), Jugend und Technik, Köln 1983, S. 23f. Vgl. auch Bundes-vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Ingenieurbedarf und Bildungssystem, Köln 1981; CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Arbeitsgruppe 15, Dokumentation, Technikfeindlichkeit oder Technikangst in der jungen Generation?, Vervielf. Manuskript, Bonn 1981.

  8. Der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.), Jugend und Technik — Technik und Schule, Bad Honnef 1982, S. 43. Vgl. Elisabeth Noelle/Erich P. Neumann (Hrsg.), Jahrbuch der öffentlichen Meinung 1968 bis 1973, Allensbach-Bonn 1974, S. 141.

  9. Siemens AG (Hrsg.), Mehrheit für Technik und technischen Fortschritt, vervielf. Manuskript, München 1981, S. 2; Emnid-Informationen (1982) 1/2, S. A 50f. In der Studie des BMBW (Anm. 8) liegt der Anteil der Technikskeptiker höher (S. 18ff.), weil die Gymnasiasten in der Stichprobe stark überrepräsentiert sind.

  10. Emnid-Informationen 1984, Nr. 5, S. A 46.

  11. Ebd, S. A 42.

  12. Vgl. Jugendwerk ... (Anm. 5), 1981, S'. 83; Infas, Zur Situation der Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen, Bonn-Bad Godesberg 1982, S. 29.

  13. Vgl. Theodor Litt, Das Bildungsideal der deutschen Klassik und die moderne Arbeitswelt, Bochum 19596, S. 66.

  14. Ministerium ... (Anm. 12), S. 8 und 32.

  15. Der Bundesminister ... (Anm. 8), S. 48.

  16. Ronald Inglehart, The Silent Revolution, Princeton 1977, S. 32 ff.; Helmut Klages, Wertwandel und Gesellschaftskrise in der sozialstaatlichen Demokratie, in: Joachim Matthes (Hrsg.), Krise der Arbeitsgesellschaft?, Verhandlungen des 21. Deutschen Soziologentages in Bamberg 1982, Frankfurt — New York 1983, S. 341 ff.; Walter Hornstein, Gesellschaftlicher Wertwandel und Generationenkonflikt, in: Walter Hornstein u. a., Jugend ohne Orientierung?, München 1982, S. 118ff.; Klaus Wasmünd, Jugend und Wertwandel in modernen Industriegesellschaften, in: Klaus Wasmund (Hrsg.), Jugendliche — Neue Bewußtseinsformen und politische Verhaltensweisen, Stuttgart 1982, S. 104ff.; Uwe Göbel u. a., Das Jugendsyndrom, Köln 1983, S. 76 ff.; Helge Pross, Was ist heute deutsch? Wertorientierungen in der Bundesrepublik, Reinbek b. Hamburg 1982, S. 90 ff. Kritisch zur These vom Wandel zu postmateriellen Werten äußert sich Thomas A Herz, Klassen, Schichten, Mobilität, Stuttgart 1983, S. 281 ff.

  17. Helmut Schelsky, Die skeptische Generation, Frankfurt — Berlin — Wien 1975, S. 77.

  18. Ebd., S. 214 ff.

  19. Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen, hier zit nach Karl-Oswald Bauer/Dirk Hellmann/Hermann Pardon, Einstellungen und Sichtweisen von Jugendlichen. Trends und neue Ergebnisse der Jugendforschung, Weinheim 1983, S. 27 f. Vgl. auch die neueren Querschnittdaten zu den Einstellungen von Jugendlichen zur Arbeit in: Die verunsicherte Generation. Jugend und Wertwandel, Ein Bericht des SINUS-Instituts im Auftrag des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit, Opladen 1983, S. 85; Elisabeth Noelle-Neumann/Edgar Piel, Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie 1978 — 1983, Bd. VIII, S. 427; Emnid-Informationen, (1984) 3/4, S. A 30ff.; Elisabeth Noelle-Neumann/Burkhard Strümpei, Macht Arbeit krank? Macht Arbeit glücklich? Eine aktuelle Kontroverse, München 1984, S. 14, 85. 110.

  20. Quelle: Allensbacher Archiv, Ifd-Umfragen, hier zit. nach Karl-Oswald Bauer u. a. (Anm. 25), S. 30f. Vgl. auch neuere Querschnittdaten zum Komplex „Leben ohne Arbeit" in: Die verunsicherte Generation (Anm. 25), S. 83; Emnid-Informationen, (1983) 10, S. A 45 ff.

  21. Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 253, 3002, hier zit. nach Helmut Klages, Wertorientierungen im Wandel. Rückblick, Gegenwartsanalyse, Prognosen, Frankfurt — New York 1984, S. 108.

  22. Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 1000, 1041, 1086, 2096, 3039, 3080, 4015, hier zit. nach Elisabeth Noelle-Neumann/Burkhard Strümpei (Anm. 25), S. 11.

  23. Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Die Einstellung der jungen Generation zur Arbeitswelt S 41 f Wirtschaftsordnung 1979, Hamburg 1980,

  24. Vgl. auch Elisabeth Noelle-Neumann/Edgar Piel (Anm. 25), S. 437; Klaus Wasmund (Anm. 22), S. 59.

  25. Jugendwerk der Deutschen Shell (Anm. 29), S. 40f, 44.

  26. Norbert Marißen, Leistungsorientierung in der Bundesrepublik Deutschland. Einstellungsveränderungen als Folge einer sich wandelnden Berufs-struktur, Diss. Siegen 1985, S. 53. — Relativierend wird angemerkt: „Sicherlich ist dieser Aussage noch mit Vorsicht zu begegnen, denn es mangelt bei der jungen Entwicklung an einer ausreichenden Zahl von Meßwerten.“

  27. Jugendwerk der Deutschen Shell (Anm. 29), Tabelle 15.

  28. Hans Joachim Veen, Mit den Risiken wächst die Zuversicht. Jüngste Meinungsdaten zur politischen Kultur und den Wertorientierungen Jugendlicher, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. Mai

  29. Ein weiterer kleiner Hinweis für die skizzierte Tendenz findet sich in einer internationalen Jugendstudie. Eine instrumentelle Einstellung zur Arbeit ist unter den bundesdeutschen Jugendlichen zwar stark verbreitet, aber zwischen 1978 und 1983 leicht rückläufig. 1983 arbeiteten 22 % der Jugendlichen, „um Selbstbestätigung zu finden" gegenüber 15% im Jahre 1978. 13% wollten '1983 durch Arbeit ihre „Pflicht als Mitglieder der Gesellschaft erfüllen“, 1978 betrug dieser Anteil 11 %• vgl Emnid-Informationen, (1984) 6/7, S. 7.

  30. Heiner Meulemann, Value Change in West Germany, 1950— 1980: Integrating the empirical evidence, in: Social Science Information. 22 (1983), S. 782 t; Helmut Klages (Anm. 27), S.

  31. VgL Randolph Vollmer, Das . Toni-Kröger-Syndrom'— Oder: Wie -abgeschlafft" ist die deutsche Arbeitsmoral? in: Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny/Friedhelm Gehrmann (Hrsg.) (Anm. 18) S. 281.

  32. Helmut Klages (Anin. 27), S. 17

  33. Peter Pawlowsky (Anm. 18), S. 94 ff.

  34. Norbert Marißen (Anm. 32). S. 84 und 113 f£

  35. Hartmut Grewe, Kritischer Optimismus an der Schwelle zum Berufsleben. Neuere Daten zum sozialen Umfeld Jugendlicher, in: Die Frau in unserer Zeit, 2 (1984), S. 26. Zum Zusammenhang von Jugendarbeitslosigkeit und Leistungsorientierung vgl. auch Norbert Marißen (Anm. 32), S. 103 und S. 112.

  36. Hans Joachim Veen, Zwischen Zufriedenheit und Protest, in: Materialien zur politischen Bildung 1981, S. 54.

  37. Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Die Einstellung der jungen Generation zur Arbeitswelt und Wirtschaftsordnung 1979, Hamburg 1980, Tabelle 36.

  38. Henning Günther, Die verwöhnte Generation? Lebensstile und Weltbilder 14-bis 19jähriger, Köln 1982, S. 117.

  39. Hans Joachim Veen (Anm. 34).

  40. Hans Joachim Veen, Die postmaterielle Revolution fand nicht statt Jugendstudie 83 signalisiert Zufriedenheit in: Das Parlament Nr. 21 vom 25. Mai 1985.

  41. Eisabeth Noelle-Neumann/Edgar Piel (Anm. 25) S. 105

  42. Hans Joachim Veen (Anm. 42), S. 54; Henning Günther (Anm. 44), S. 117; Ansgar Pieper, Jugend-befragungen. Berichte, Bewertungen, in: Uwe Göbel u. a., Das Jugendsyndrom. Versuch einer Diagnose, Köln 1983, S. 76; Hartmut Grewe (Anm. 41), S. 26.

  43. Hartmut Grewe (Anm. 41), S. 22.

  44. Ansgar Pieper (Anm. 48), S. 77.

  45. Vgl. Anm. 26.

  46. Norbert Marißen (Anm. 32), S. 96.

  47. Elisabeth Noelle-Neumann, in: Elisabeth/Nolle-Neumann/Burkhard Strümpei (Anm. 25), S. 193.

  48. Beispiele bei Randolph Vollmer (Anm. 37), S. 16 und 41.

Weitere Inhalte

Rainer Geißler, Dr. phil., geb. 1939; seit 1975 Professor für Soziologie, zunächst an der Universität der Bundeswehr Hamburg, seit 1981 an der Universität-Gesamthochschule Siegen. Veröffentlichungen u. a.: Massenmedien, Basiskommunikation und Demokratie, Tübingen 1973; Junge Deutsche und Hitler. Eine empirische Studie zur politisch-historischen Sozialisation, Stuttgart 1981; (Hrsg, und Mitautor), Soziale Schichtung und Lebenschancen in der Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1985 (erscheint demnächst). Zahlreiche Aufsätze zur Erziehungssoziologie, Sozialisationsforschung und Soziologie der Massenkommunikation.