Ostdeutsche Frauen im Transformationsprozeß. Eine soziologische Analyse zur sozialen Situation ostdeutscher Frauen (1990-1994)
Ursula Schröter
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Zusammenfassung
Fünf Jahre nach dem Herbst 1989 sind ostdeutsche Frauen in besonderer Weise von den sozialen Problemen des Transformationsprozesses betroffen. Sie sind in höherem Maße als ostdeutsche Männer arbeitslos, obwohl ihr Wunsch nach Berufstätigkeit nicht wesentlich geringer und die Orientierung auf beruflichen Erfolg sogar größer geworden ist. Junge ostdeutsche Frauen verzichten in höherem Maße als westdeutsche und in sehr viel höherem Maße als DDR-Frauen auf Kinder, obwohl sich an dem Kinderwunsch kaum etwas geändert hat. Nach Jahren der radikalen gesellschaftlichen Veränderungen und abrupten biographischen Brüche reflektieren ostdeutsche Frauen empfindliche Verluste (soziale Kälte, Ängste...), aber auch Gewinne, die Sehnsucht nach der DDR im größeren Maße nicht aufkommen lassen (Reisefreiheit, Waren-angebot. ..). Soziale Differenzierungen werden immer deutlicher: Einerseits gibt es die Abkopplung einer größeren Frauengruppe vom gesellschaftlichen Leben und von Zukunftshoffnungen. Andererseits ist ein kleinerer Teil ostdeutscher Frauen -überdurchschnittlich aktiv und überdurchschnittlich qualifiziert -bereits im „neuen Deutschland“ angekommen, nutzt und befördert die neuen Lebensmöglichkeiten und verweist oft gleichzeitig auf „zu Erhaltendes“ aus der Vergangenheit.
I. Ostdeutsche Frauen -eine „sperrige“ soziale Gruppe in Deutschland
Etwa zehn Prozent der in Deutschland lebenden Menschen sind ostdeutsche Frauen -zu wenig, um von dieser Gruppe weitreichenden gesellschaftlichen Einfluß zu erwarten; zu viel, um ihre soziale Spezifik in Wissenschaft und Politik zu „übersehen“.
Wenn beispielsweise zahlreiche Sozialwissenschaftlerlnnen die These vertreten, daß die Veränderungsprozesse im Osten Deutschlands als „nachholende Modernisierung“ bezeichnet werden können oder „ihrem sozialen Gehalt nach... allgemein Modernisierungsprozesse“ seien, so ist hinzuzufügen: Ja, aber für 52 Prozent der Betroffenen, nämlich für ostdeutsche Frauen, trifft eine pauschale Rückständigkeitsannahme nicht zu Für diese Gruppe ist, verglichen mit westdeutschen Frauen, eher ein „Gleichstellungsvorsprung“ festzustellen: Die Einstellung ostdeutscher Frauen, daß Beruf und Familie vereinbar seien, ist eher als Zukunftskapital zu betrachten
Wenn andere Sozialwissenschaftlerlnnen von „totalen Umbrüchen in der Sozialstruktur“ oder von „einer riesigen Zahl von biographischen Umbrüchen“ sprechen, so ist hinzuzufügen: Ja, aber die Biographien ostdeutscher Frauen weisen auch auf Kontinuitäten hin. Beispielsweise kamen Frauen auch in der DDR in den Machtstrukturen so gut wie nicht vor. Oder: Auch DDR-Frauen waren materiell ärmer als Männer. Zwar hatte diese Armut andere soziale Konsequenzen als jetzt. Sie war nicht mit der Gefahr von Obdachlosigkeit verbunden, und sie war keine „Erbkrankheit“. Dennoch konnten Frauen auch in der DDR schon Erfahrungen mit politischer und ökonomischer Zweitrangigkeit sammeln, einer Zweitrangigkeit, die sich nun „unter den Bedingungen eines insgesamt verengten Arbeitsmarktes auf allen Ebenen“ verstärkt.
Wenn die Bundesregierung den Bericht an die UNO zur Vorbereitung der vierten Weltfrauenkonferenz mit dem Satz beginnt: „Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern hat in Deutschland seit ... 1985 ... einen deutlichen Schritt nach vorn getan“ und auf Seite IV feststellt, daß die „Abkehr vom eindeutig traditionellen Rollenbild der Frauen als Ehefrau und Mutter...seit Anfang der achtziger Jahre weiter vorangeschritten“ sei, so ist hinzuzufügen: Ja, aber etwa 20 Prozent der Betroffenen, nämlich ostdeutsche Frauen, verbuchen eher einen Rückschritt: Arbeitslose ostdeutsche Frauen, zu deren Selbstwertgefühl eine anerkannte berufliche Tätigkeit gehörte, oder junge ostdeutsche Frauen, denen das Entscheidungsrecht über ihren Körper deutlich eingeschränkt wurde, oder „Zuverdienerinnen“, deren ökonomische Entscheidungen wieder von der Zustimmung durch den „Haushaltsvorstand“ abhängen, haben in ihrer Gleichberechtigung einen deutlichen Schritt nach hinten getan und reflektieren das auch.
Wenn oppositionelle Gruppen betonen, daß die ostdeutschen Frauen die „Verliererinnen der Einheit“ seien, so ist hinzuzufügen: Ja, aber es gibt auch Gewinne, die den meisten ostdeutschen Frauen bewußt sind und die deshalb DDR-Sehnsucht im größeren Maße nicht aufkommen lassen. Und es gibt zunehmend die Tendenz, daß Gewinne und Verluste ungleich unter den Frauen verteilt sind.
Sicherlich ließen sich noch weitere „Ja-Aber-Argumente“ finden, noch mehr Hinweise darauf, daß sich ostdeutsche Frauen „sperrig“ verhalten gegenüber gängigen Thesen und scheinbar unbestreitbaren Trends. Das ist gleichzeitig ein Hinweis darauf, daß es auch fünf Jahre nach dem gesellschaftlichen Umbruch im Osten Deutschlands noch „keine verbindlichen Antworten auf die Frage, wie Frauen die Umbruchprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft bewältigen und welche Neuorientierungen sie letztendlich vornehmen werden“ gibt. Möglicherweise wird es für die Gruppe der ostdeutschen Frauen insgesamt solche Antworten überhaupt nicht bzw. immer weniger geben, weil die zunehmende soziale Differenzierung auch zunehmend unterschiedliche Bewältigungsstrategien und Neuorientierungen zur Voraussetzung und zur Folge hat.
Frank Adler und Albrecht Kretzschmar schlagen vor, „den ostdeutschen Transformationsprozeß in drei Phasen (mit fließenden Übergängen) zu untergliedern“ in eine erste Phase der politischen Veränderungen und „marktwirtschaftlichen Öffnung“ vom Herbst 1989 bis zur „Wirtschafts-, Währungs-und Sozialunion 1990“, in eine zweite Phase des kompletten und abrupten Umbaus der Institutionen mit Höhepunkt 1991/92 und in eine dritte Phase, in der der institutioneile Wandel seinen Höhepunkt überschritten habe bzw. abgeschlossen sei und „personelle Verstetigung“ festgestellt werden könne. Auch nach Helmut Wiesenthal ist etwa seit Anfang 1993 „die Transformation (der gesellschaftlichen Institutionen, U. S.) der DDR als abgeschlossen und irreversibel zu betrachten“
Das Institut für Sozialdatenanalyse e. V. Berlin (ISDA) hat in jeder dieser drei Phasen Befragungen durchgeführt deren Ergebnisse Auskunft darüber geben können, wie die weibliche Hälfte der ostdeutschen Bevölkerung die gesellschaftlichen Veränderungen reflektierte. So wurde anhand eines sehr globalen Statements („Ich bin im großen und ganzen für die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland“.) nach der generellen Akzeptanz der neuen gesellschaftlichen Verhältnisse gefragt. In der folgenden Aufstellung sind die Antworten 1 und 2 (Die jeweilige Antwortskala lautete: 1 = „Ja“, 2 = „Mehr Ja als Nein“, 3 = „Mehr Nein als Ja“, 4 = „Nein“) zusammengefaßt: 1. Phase, Mai 1990: 78 Prozent der Frauen (81 Prozent der Männer), 2. Phase, Oktober 1991: 64 Prozent der Frauen (71 Prozent der Männer), 3. Phase, Mai 1993: 39 Prozent der Frauen (51 Prozent der Männer).
Das heißt, die generelle Zustimmung der ostdeutschen Frauen zu den politischen Veränderungen ist bis zum Frühjahr 1993 nicht nur drastisch gesunken, sondern hat sich auch deutlich von der der Männer entfernt. Aus anderen und aus methodischer Sicht nur bedingt vergleichbaren Befragungen geht hervor, daß sich auch 1994 am Maß der generellen Akzeptanz wenig geändert hat. Nach dem Sozialreport ’ 94 sind 39 Prozent der Frauen und 48 Prozent der Männer der Meinung, daß sie seit der Wende vor allem Gewinne bzw. mehr Gewinne als Verluste spüren
II. Ostdeutsche Frauen sind ehemalige DDR-Frauen
Abbildung 3
Tabelle 2: Äußerungen Ostdeutscher zu in Deutschland lebenden Ausländem: 1991 und 1993 Quelle: ISDA-Daten (Anm. 1).
Tabelle 2: Äußerungen Ostdeutscher zu in Deutschland lebenden Ausländem: 1991 und 1993 Quelle: ISDA-Daten (Anm. 1).
Weibliche Reaktionen auf neue gesellschaftliche Bedingungen werden nur verständlich, wenn sie in Bezug zu Kenntnissen und Erfahrungen aus der DDR-Gesellschaft gesetzt werden. Lisa Böck-mann-Schewe, Christine Kulke und Anne Röhrig verweisen in diesem Zusammenhang auf zwei Etappen der DDR-Frauenpolitik: auf die Phase der „Frauenarbeitspolitik“ und auf die Phase der „an die Frauen adressierten Familienpolitik“ seit Mitte der sechziger Jahre die ihre Spuren hinterlassen haben. Elke Mocker nennt drei Etappen der SED-Frauenpolitik mit drei verschiedenen Ziel-richtungen: Erstens die Etappe „von der Hausfrau zur Arbeiterin“ (fünfziger Jahre), zweitens die „von der Arbeiterin zur Leiterin“ (sechziger Jahre) und drittens die „von der Leiterin zur berufstätigen Mutter“ (siebziger und achtziger Jahre) Sicherlich lassen sich für beide (und für andere) Zäsuren Begründungen finden.
Unbestritten ist, daß die DDR-Frauenpolitik als Bestandteil der SED-Politik auf bestimmte -zeitlich unterschiedliche -politische und ökonomische Ziele gerichtet war. Orientiert man sich an offiziellen Dokumenten (Parteitagsreden, Grußadressen des Zentralkomitees der SED anläßlich der Internationalen Frauentage u. a.), so wird deutlich, daß Frauen nicht in erster Linie als Subjekte betrachtet, sondern „einbezogen“ werden sollten, „sich beteiligen“ und die bereitgestellte Gleichberechtigung „noch besser nutzen sollten“. Defizite der DDR-Frauenpolitik lassen sich mindestens in zwei Richtungen nachweisen:
Erstens ließ die theoretische und praktische Dominanz der Klassentheorie kaum Raum zum Nachdenken über anders determinierte soziale Unterschiede. Feministisches Denken paßte nicht in dieses Konzept. „Schwesterliche Verbundenheit über Weltanschauung, Konfession und Beruf hinweg“ wie noch 1947 auf dem Gründungskongreß des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands deutschlandweit von Frauen beschworen, schien schon bald nicht mehr erforderlich zu sein: „Die Klassenherrschaft hat für immer ihr Ende erreicht, aber mit ihr auch die Herrschaft des Mannes über die Frau.“ Diese Auffassung von August Bebel aus dem Jahr 1909 wurde -was den Zusammenhang zwischen Klasse und Geschlecht betraf -in der DDR nicht ernsthaft in Frage gestellt. So fand 1953 eine Frauenkonferenz des Zentralkomitees statt, die unter dem Motto stand: Die Frauen fördern heißt, die Kampfkraft der Arbeiterklasse stärken. Auch aus späteren offiziellen frauenpolitischen Dokumenten ist ersichtlich, daß es in der DDR „keinen Klassenkampf gegen eine , Männer-klasse 1, aber...den unerbittlichen Klassenkampf gegen die Herrschaft der Ausbeuterklasse (gab, U. S.), der die geeinte Kraft der arbeitenden Menschen verlangt(e), unabhängig von ihrem Geschlecht“
Zweitens zählt die schon erwähnte Gleichsetzung von Frauenpolitik mit Familienpolitik, und zwar nicht erst seit Anfang der siebziger Jahre, zu den Defiziten der DDR-Frauenpolitik. Frauen sollten ihr Wissen erweitern, „damit sie imstande sind, ihre Kinder gut zu erziehen und bei unserem großen Aufbauwerk mitzuarbeiten“ Die Verantwortung für eine harmonische Familie wurde also ausschließlich Frauen, „denen wir unsere prachtvolle Jugend verdanken zugeordnet.
Die heutigen Einstellungen, Hoffnungen, Sorgen und Verhaltensweisen ostdeutscher Frauen werden jedoch nur verständlich, wenn noch andere Gesichtspunkte in die Analyse einbezogen werden: Die Erinnerungen ostdeutscher Frauen an die DDR-Zeit gehen oft weit über das hinaus, was mit offiziellen Zielstellungen und offiziellen SED-Berichterstattungen gemessen werden kann. Sie gehen auch über das hinaus, was in DDR-Medien über Frauen berichtet wurde. „Es sind Bilder, die sich in den Polen von Arbeitstier und abgehetzter Mutter, von Superfrau und grauer Maus, von beispielhafter Emanzipation und Zwangsemanzipation bewegen“, meint dazu Ina Merkel, und sie stellt die Frage (ohne sie allerdings beantworten zu wollen): „Was aber haben diese Stereotype mit dem wirklichen Leben, den Träumen und Hoffnungen von DDR-Frauen zu tun?“ Frauen der DDR waren eben nicht nur „Frauen im SED-Staat“ und Männer der DDR nahmen ihre Pflichten im Beruf und in der Familie in höherem Maße wahr als das in offiziellen Dokumenten von ihnen gefordert wurde. Nach einer ALLBUS-Sonderbefragung von 1991 sind ostdeutsche Männer zwar in geringerem Maße als ostdeutsche Frauen, aber öfter als westdeutsche Frauen der Auffassung, daß „es für ein Kind sogar gut ist, wenn die Mutter berufstätig ist“ Sie reflektierten also damals mehr als westdeutsche Betroffene die Vorzüge weiblicher Berufstätigkeit, nicht nur für die „Planerfüllung“ Es gab im Rahmen und in den Freiräumen dieses DDR-Staates, in dieser . patriarchalen Gleichberechtigung'(Hildegard Maria Nickel) Möglichkeiten für weibliche Persönlichkeitsentwicklung und zaghafte Anfänge sozialer Gleichheit zwischen den Geschlechtern, die mit dem „Blick von oben“ nicht ausreichend gesehen werden können und die vermutlich die „feministische Ruhe“, auch noch am Ende der DDR-Zeit, mit begründen.
Nach einer Befragung der Akademie für Gesellschaftswissenschaften DDR vom Januar und Februar 1989 gehörte die „Gleichberechtigung der Frau“ zu den Politikfeldern, mit denen die damaligen DDR-Bürgerinnen und -Bürger (über 1000 Probanden, nicht repräsentativ für die DDR-Bevölkerung) am zufriedensten waren (Rang 2 von 19 Vorgaben) Hinweise auf das Maß an ehemals real vorhandener Gleichstellung und auf die damit verbundene Zufriedenheit provozieren immer den Vergleich mit der Gegenwart und sind auch immer geprägt vom Wissen um das Scheitern des DDR-Staates. Beides, der Vergleich und das Wissen, machen eine sachliche Wertung der vergangenen „Errungenschaften“ schwierig. Dennoch ist die feministische Abstinenz der DDR-Frauen nur erklärbar, wenn auch darauf verwiesen wird,, daß DDR-Frauen „weniger Anlaß hatten, um ihre Rechte zu kämpfen“ daß die Unterschiede im formalen Qualifikationsniveau in den achtziger Jahren abgebaut waren, daß die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familienarbeit staatlicherseits wirksam unterstützt wurde, daß selbstbestimmte Schwangerschaft selbstverständlich war, daß die „Ehe als... Versorgungseinrichtung ... im Familienrecht und als kulturelles Muster nicht mehr“ vorkam
In Gesprächen mit DDR-Frauen spielen nicht nur diese nachweisbaren Fakten oder gesetzlichen Regelungen der vergangenen Frauenpolitik eine Rolle, sondern zunehmend und aus der Sicht von heute die daraus resultierenden Sicherheitsgefühle, die Vertrautheit im ehemaligen Arbeitskollektiv, das Selbstbewußtsein bzw. das Gefühl, gebraucht zu werden, die psychischen Entlastungen: „Ich habe das Gefühl, in dieser West-Gesellschaft muß ich allem und allen mißtrauen, weil jeder nifr auf seinen persönlichen Vorteil bedacht ist: der Wohnungsvermieter, der Rechtsanwalt, der Versicherungsagent. Ich muß mich immerzu mit Dingen und Problemen beschäftigen, zu denen ich keine Lust habe... nur um meine Haut zu retten, nur um das alltägliche Leben zu sichern. Zu DDR-Zeiten hatte ich niemals Existenzangst. Jetzt habe ich tausend Ängste, die Wohnung irgendwann nicht mehr bezahlen zu können oder das Schulgeld oder die Tanzausbildung meiner Tochter oder eine Spezialbehandlung für meinen bewegungsgestörten Sohn. Ich habe Angst vor Konkurrenz -auch unter meinen Freunden, Angst vor schlechtem Image .. .“ So reagiert eine 33jährige ostdeutsche Frau auf die Frage: Was hat sidh seit der Wende für sie geändert?
III. Die drei Transformationsphasen aus der Sicht ostdeutscher Frauen
1. Die Phase der politischen Veränderungen und „marktwirtschaftlichen Öffnung“ „Wir sind das Volk“, haben nicht nur die DDR-Männer gerufen. An den Leipziger Montagsdemonstrationen betrug im Oktober und November 1989 der Frauenanteil etwa 40 Prozent, später sehr viel weniger Im Rückblick auf diese erste Phase scheint es so, als sei sie vor allem durch unerfüllte Wünsche und überzogene Erwartungen geprägt gewesen. In Interviews mit ehemaligen DDR-Bürgerinnen (und -Bürgern) wird aber auch heute noch betont, daß „das eigene Leben total in Frage gestellt werden mußte“ und daß genau dieses In-Frage-Stellen eine Chance sein konnte; daß diese bewegte Zeit nicht nur viel Kraft kostete, sondern auch viel Kraft gab. „Ich habe in den wenigen Monaten Ende 1989, Anfang 1990 die Erfahrung gemacht, jedenfalls schien es mir so, daß ich etwas verändern kann, welche Westfrau kann das schon von sich behaupten“ wird von einer jungen Frau 1992 im Rückblick auf die Wendezeit zu Protokoll gegeben. „Die BRD-Bürger haben keine Wende gemacht," aber auch keine gewollt. Ich kann von ihnen, die diesen großen Genuß, diese große Befreiung, dieses Glück nicht hatten, nicht verlangen, daß sie begreifen, was wir wollten. Sie hatten weder den Rausch, noch haben sie jetzt den Alp“ so sieht eine andere Frau diese Zeit.
Um im Bild zu bleiben: Zum „Wendealp“ gehören zweifellos die schon erwähnten unerfüllten Erwartungen und Enttäuschungen: Erstens gab es Erwartungen von ostdeutschen Frauen. Frauen, vor allem die damals politisch aktiven, wollten „den Staat machen“, wie aus den Gründungsdokumenten des Unabhängigen Frauenverbandes hervorgeht Daß sie dabei nur an Fortschritt, an mehr Demokratie und Selbstbestimmungsrecht dachten, belegt beispielsweise die Tatsache, daß in den ersten Dokumenten der neuen ostdeutschen Frauen-bewegung der Paragraph 218 nicht erwähnt wurde. Selbstbestimmte Schwangerschaft war für DDR-Frauen ein nicht mehr zu diskutierendes Recht. Auf der Grundlage des Vorhandenen sollten weitere Ansprüche, sollte eine tatsächliche soziale Gleichstellung zwischen den Geschlechtern erkämpft werden. Sicherlich dachten in jenem Herbst und Frühjahr nur wenige der aktiven DDR-Frauen daran, daß die Zukunft für sie auch radikale Rückschläge und Abbau von ehemals selbstverständlichen Rechten bringen könnte.
Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth stellte dazu schon 1991 fest: „Die Frauen waren in großer Zahl am revolutionären Prozeß und am Kampf für Freiheit beteiligt. Nachdem der Kampf jedoch ausgekämpft war, wurden sie in einer Weise von der Macht ausgegrenzt, die weit hinter das zurückfällt, was wir selber auf langem und mühsamem Weg in den alten Ländern erreicht haben.“
Zweitens gab es Erwartungen an das Verhalten ostdeutscher Frauen. „Man muß davon ausgehen, daß die Erwerbstätigkeit von Frauen in den neuen Bundesländern zurückgehen wird. Dies ist natürlich, weil es die Möglichkeit, Hausfrau zu sein, eigentlich nicht gab“ so vermutete die damalige Frauenministerin Angela Merkel und mit ihr zahlreiche Politikerinnen, die die rasche Angleichung der ostdeutschen weiblichen „Erwerbsneigung“ (gemeint ist der Wunsch nach beruflicher Arbeit) an die niedrigere westdeutsche für erstrebenswert hielten. „Herr Zeller ... vom Sächsischen Staats-ministerium für Wirtschaft und Arbeit ... sprach von der großen Herausforderung, die sich stellt, weil in der ehemaligen DDR nur wenige Frauen gewillt seien, dem Rat gutverdienender Männer zu folgert und ihre Berufsarbeit aufzugeben, um den Arbeitsmarkt zu entlasten.“ Alle Erwartungen auf Einzug der ostdeutschen Frauen in die stille Reserve haben sich bisher in größerem Maße nicht erfüllt. Noch immer sind es -nach unterschiedlichen Meinungsbefragungen -nur ein bis vier Prozent der Frauen, die ein Leben ausschließlich als Ehe-und Hausfrau für wünschenswert halten. „Bisher ist ein freiwilliger Rückzug ostdeutscher Frauen vom Arbeitsmarkt nicht zu erkennen“, wird 1993 vom Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum Berlin-Brandenburg mit Bezug auf mehrere für den Osten repräsentative Befragungen festgestellt
Erwartungen an das Verhalten ostdeutscher Frauen gingen aber auch in eine andere Richtung: Von den gut qualifizierten ostdeutschen Frauen, „die bereits einen ... unabhängigen Status ... erfahren haben“ hätte politischer Druck auf die Beschäftigungspolitik ausgehen können: „Es stellt sich die Frage, ob Frauen, die die Erwerbstätigkeit gewohnt und deren Kinder zumeist schon älter sind, sich ohne weiteres für unbestimmte Zeit vom Arbeitsmarkt verdrängen lassen. In der Konsequenz hieße dies für sie, in die Abhängigkeiten früherer Müttergenerationen zurückzufallen...“ Diese damals gestellte Frage scheint inzwischen beantwortet zu sein. Ein beträchtlicher Teil der nicht mehr ganz jungen Frauen, die Erwerbstätigkeit gewohnt waren, ist -für unbestimmte Zeit -vom Arbeitsmarkt verdrängt worden. Etwa zwei Drittel aller ostdeutschen Arbeitslosen sind Frauen, der Anteil an Langzeitarbeitslosen steigt und betrifft insbesondere Frauen um 50 Jahre die sogenannten „jungen Alten“ sind eine Problemgruppe für Wissenschaft und Politik geworden. 2. Die Phase des kompletten und abrupten Umbaus der Institutionen In dieser Phase entstand und verbreitete sich die These von den Frauen als Verliererinnen der deutschen Einheit. Der „ungebrochenen Erwerbsneigung“ ostdeutscher Frauen standen und stehen die drei Entwicklungsmuster des ostdeutschen Arbeitsmarktes gegenüber:
Frauentypische Branchen werden zu Mischbranchen (Handel, Banken, Versicherungen); -Mischbranchen werden zu tendenziell männer-dominierten Branchen (Verarbeitendes Gewerbe); -Männerdominierte Branchen werden zu reinen Männerbranchen (Bau, Metall-und Elektrobranche, Bergbau und Energie).“
Vermutlich wird tatsächlich „ein erheblicher Teil der ostdeutschen Arbeitsmarktprobleme durch Abwanderung und Verrentung sowie durch sinkende Geburtenraten und Frauenerwerbsquoten , gelöst 1 werden“ Unter den Bedingungen der sich dramatisch zuspitzenden Arbeitsplatzkonkurrenz zeigte sich sehr schnell, daß die Frauen das „andere“ Geschlecht (Simone de Beauvoir) geblieben waren. Und sie reagierten darauf nicht mit besonders heftigen Aktionen, sondern im allgemeinen eher fügsam, ruhig, bescheiden. „ 4000 Stahlarbeiter machen Rabatz im Ruhrgebiet, dagegen nehmen 100000 entlassene Textilarbeiterinnen in Sachsen resigniert ihre Kündigung entgegen.“ Frauen gelten im allgemeinen zwar als skeptischer, sind in der Bewertung der deutschen Einheit zurückhaltender als Männer, aber auch zunehmend resignativer. Während laut ISDA-Daten die Anteile der Männer, die sich als Mitgestalter des neuen gesellschaftlichen Lebens sehen (um 13 Prozent) und die sich von wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen fühlen (um 37 Prozent), im Laufe der hier betrachteten zweiten Phase fast konstant geblieben sind, vertraten Frauen zunehmend die Meinung, daß sie keinen Einfluß auf die gesellschaftliche Entwicklung haben: 1991: 10 Prozent Mitgestalterinnen, 33 Prozent Ausgeschlossene 1993: 7 Prozent Mitgestalterinnen, 48 Prozent Ausgeschlossene.
Charakteristisch für die zweite Transformationsphase ist ein drastischer Geburtenrückgang im Osten -Geburtenverweigerung als einzige, nach außen sichtbare Protestaktion ostdeutscher Frauen?
Die „Zeitreihe der Gesamtfruchtbarkeitsziffern für die alten und neuen Bundesländer“ belegt zunächst, daß es im Westteil des Landes eine geringe Geburtenzunahme seit Mitte der achtziger Jahre und im Ostteil einen deutlichen Geburtenrückgang gab (vgl. Tabelle 1).
Da die absolute Zahl der Lebendgeborenen im Osten auch 1993 im Vergleich zu 1992 deutlich geringer geworden ist (1992: 88320, 1993: 80548) muß der aus obiger Tabelle ersichtliche Anstieg der sogenannten Fruchtbarkeitsziffer auf eine geringer gewordene Anzahl von jungen ostdeutschen Frauen zurückgeführt werden. Zu den Ursachen dieser Entwicklung gibt es unterschiedliche Sichtweisen (z. B. vorübergehende Schockreaktion Mit ISDA-Daten läßt sich zumindest nachweisen, daß es im allgemeinen keinen „sinkenden Kinderwunsch“ gibt. Die Analyse der Wertorientierungen, die in jeder Transformationsphase vergleichbar erfragt wurden, belegt, daß die mit dem sogenannten Harmoniebedürfnis der Frauen verbundenen Werte (harmonische Familie, Kinder, gute Freunde, gute Arbeitsatmosphäre) unverändert die ersten Plätze einnehmen Auch nach dem Sozialreport ’ 94 hat sich der Kinder-wunsch kaum verändert, während etwa 40 Prozent der Befragten erwarten, daß sich die Bedingungen für ein Leben mit Kindern eher verschlechtern werden
Allerdings zeigt ein genauerer Blick auf das ISDA-Zahlenmaterial, daß sich die Auffassungen ostdeutscher Frauen gerade zu dieser Wertorientierung stark unterscheiden. Jüngere Frauen, erwerbstätige Frauen und solche, die die gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklung überdurchschnittlich befürworten, sind schon deutlich weniger als andere der Auffassung, daß Kinder sehr wichtig sind.
Die meisten Wertorientierungen wechselten im Laufe des bisherigen Transformationsprozesses ihre Rangplätze nur wenig. Die herausragende Ausnahme bildet der Wert „Erfolg im Beruf ha ben“. Die Bedeutung dieser Orientierung hat für viele Frauen deutlich zugenommen. Während in den letzten DDR-Monaten Berufstätigkeit zwar normal, beruflicher Erfolg aber weniger wichtig war (Rang zwölf von zwölf Indikatoren), sind jetzt geradezu gegensätzliche Aussagen möglich. Daß Erwerbstätigkeit jetzt nur im engen Zusammenhang mit beruflichem Erfolg möglich ist (Rang fünf von zwölf Indikatoren), wurde von den meisten Frauen sehr schnell erkannt. Das gilt insbesondere für jüngere Frauen, aber auch überdurchschnittlich für arbeitslose.
Während 1993 von den Frauen insgesamt 44 Prozent beruflichen Erfolg für sehr wichtig hielten, waren es von den arbeitslosen Frauen 53 Prozent. Eine sich entwickelnde Orientierung auf Karriere, notfalls zu Lasten von Freunden, in Zukunft sicherlich auch noch deutlicher zu Lasten von Kindern, ist nicht zu übersehen. Daß, wie von Maria Horner vor mehr als 20 Jahren festgestellt wurde, Frauen (oder auch Männer, wenn sie zum „unterdrückten Geschl Prozent. Eine sich entwickelnde Orientierung auf Karriere, notfalls zu Lasten von Freunden, in Zukunft sicherlich auch noch deutlicher zu Lasten von Kindern, ist nicht zu übersehen. Daß, wie von Maria Horner vor mehr als 20 Jahren festgestellt wurde, Frauen (oder auch Männer, wenn sie zum „unterdrückten Geschlecht“ gemacht würden), Angst vor Erfolg hätten, sich absichtsvoll in ihren Leistungen zurückhielten, um ihre Partner im privaten und öffentlichen Bereich nicht zu demütigen, läßt sich demnach für ostdeutsche Frauen -solange es um anonym erfragte Wertorientierungen geht -nicht nachweisen. Vermutlich sind im Ostdeutschland der neunziger Jahre die weiblichen Ängste vor Armut, vor Mieterhöhungen, vor sozialer Isolierung größer als „Ängste vor sozial abweichendem Verhalten“ 52.
Schließlich zeigte sich in dieser Phase des radikalen Umbruchs auch, daß Frauen mehr Schwierigkeiten als Männer hatten/haben, sich als Deutsche zu fühlen. Nach unterschiedlichen Befragungsergebnissen zur Identitätsproblematik 53 waren es 30 bis 40 Prozent der ostdeutschen Frauen (knapp 40 bis knapp 60 Prozent der Männer, wobei die Unterschiede nach Geschlecht jeweils Signifikanzniveau haben), die sich in erster Linie als Deutsche fühlen. Dazu seien zwei Meinungen von Frauen, die an anderer Stelle ausdrücklich betont hatten, daß s>ie die DDR nicht sonderlich liebten, wiedergegeben: „Zur Lage der Nation äußern sich gewöhnlich Männer, die an der Macht sind. Sie versuchen, Verantwortungs-und Problembewußtsein zu vermitteln, aber vor allem Optimismus auszustrahlen. Ich, Frau, ohne Macht -und noch dazu aus dem Osten -, werde wohl eher eine Lamentatio anstimmen. Man erwartet, daß ich froh bin, nun zu dem größeren, in Demokratie und Marktwirtschaft erfahrenen Deutschland zu gehören. Aber ich fühle mich fremd in dieser Nation, in diesem Vaterland.“ „Deutschland. Ich bin nicht bereit, meiner DDR nachzuweinen. Mit diesem Kapitel hatte ich schon vor dem Zusammenbruch abgeschlossen... Wenn ich jetzt dieses nationale Geklingel höre, dieses Deutschland über alles 6, dann fühle ich mich nicht dazugehörig. Ich möchte nicht dazugehören, aber ich gehöre dazu. Manchmal denke ich, ich muß das aushalten, deutsch zu sein.. ,“
Plötzlich deutsch zu sein, unfreiwillig arbeitslos zu sein, möglicherweise kinderlos bzw. enkelkinder-los zu bleiben -das alles markiert die biographischen Umbrüche, denen ostdeutsche Frauen ausgesetzt sind. Sie meinen, das „aushalten“ zu müssen, und scheinen gleichzeitig zwei Arten von „Gegnern“ zu erkennen. „Ich hab’ gar nichts gegen Männer, und plötzlich bin ich gezwungen, gegen sie zu kämpfen“ so umschrieb eine Konferenzteilnehmerin im Frühjahr 1994 ihr Dilemma. Ostdeutsche Frauen müßten jetzt etwas tun, was sie nicht gelernt hätten und mehrheitlich auch (noch) nicht wollten: den eigenen Lebensanspruch gegen Männer zu behaupten. Gleichzeitig sind ostdeutsche Frauen (nach Norbert Elias), ebenso wie „ihre“ Männer, östliche „Außenseiter“, die ihren Platz unter westlichen (auch weiblichen) „Etablierten“ finden müssen. Zu vermuten ist, daß die Gefahren, die aus biographischen Umbrüchen dieses Ausmaßes abgeleitet werden können -die „Möglichkeit der Einigung auf einen negativen gemeinsamen Nenner, also: auf die gemeinsame Diskriminierung und Ausgrenzung von Fremden“ -, ebenso von Frauen ausgehen wie von Männern.
Zwar kann in Übereinstimmung mit anderen sozialwissenschaftlichen Ergebnissen auch mit ISDA-Daten bestätigt werden, daß rechtsradikale Aktivitäten und Gewaltanwendungen von Frauen weniger akzeptiert werden als von Männern. Daß man gegen Ausländer etwas tun muß, meinten beispielsweise laut ISDA-Daten im Mai 1993 „nur“ 15 Prozent der Frauen (im Oktober 1991 zwölf Prozent) und 18 Prozent der Männer (im Oktober 1991 15 Prozent). Aber: „Rechtsradikalismus fängt eben nicht erst bei genagelten Stiefeln und Glatzköpfen an, ausländerfeindliche und antisemitische Äußerungen sind auch dann »rechtsradikal 1, wenn sie in ordentlichen Wohnzimmern ordentlicher deutscher Familien fallen.“ Und diese latente Ausländerfeindlichkeit wird mittels ISDA-Daten zunehmend bei Frauen sichtbar, wie aus folgender Tabelle zu ersehen ist:
Das heißt, von einem ernst zu nehmenden und größer gewordenen Teil ostdeutscher Frauen, insbesondere von den ärmeren (gemessen am persönlichen Nettoeinkommen) unter ihnen werden für Arbeitslosigkeit und andere für sie neue soziale Probleme nicht die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse insgesamt, auch nicht die alten und neuen patriarchalen Machtstrukturen verantwortlich gemacht, sondern „die Ausländer“, also die sozial oft noch Schwächeren, die in dem vereinigten Deutschland „zu viele“ seien. 3. Die Phase der „relativen Beruhigung“ und „personellen Verstetigung“
Für die dritte Phase des Transformationsprozesses wird unterstellt, daß die ostdeutschen Institutionen weitgehend angepaßt, abgewickelt, neustrukturiert, „modernisiert“ wurden und daß Modifikatio-nen „mangels geeigneter Akteure wie auch mangels eines Zugriffs auf bundesstaatliche Mehrheiten“ nicht vorstellbar seien -eine relative Abgeschlossenheit des Umstrukturierungsprozesses also. Es gibt viele Gründe, einer solchen Auffassung zuzustimmen: Die Treuhandanstalt hat Ende 1994 offiziell ihre Arbeit beendet; das östliche Bildungswesen unterscheidet sich strukturell nicht mehr vom westlichen; verbliebene oder neu gegründete kommunale, industrielle, landwirtschaftliche Einrichtungen arbeiten nach westdeutschem Muster; Frauenhäuser, Frauenselbsthilfegruppen, Frauen-projekte entstanden und kämpften wie im Westteil des Landes ums Überleben; kulturelle Institutionen, Theater, Medien, Film und Literatur wurden „auf die im Westen eingespielten Modelle von Markt und Subvention“ umgestellt.
Es gibt jedoch mindestens ebenso viele Gründe, an der relativen Abgeschlossenheit des Transformationsprozesses zu zweifeln: Das für den Osten inzwischen nachweisbare Wirtschaftswachstum schafft ebenso nachweisbar kaum Arbeitsplätze, womit zunehmende Langzeitarbeitslosigkeit und Armut, die nach dem Armutsbericht des DGB und des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes von 1994 immer weiblicher und immer jünger würde, verbunden sind. Vom Wegfall der Transferleistungen und der Stützungsmaßnahmen für den Osten und vom „Umbau des Sozialstaates“ ist die Rede: „Weder das Volumen noch die Ausgestaltung des sozialen Sicherungssystems können in Zukunft einfach fortgeschrieben werden. Zwingend erforderlich ist vielmehr ein Umbau mit einer Beschränkung auf das Notwendige“ so steht es im letzten Geschäftsbericht der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.
Die „Beschränkung auf das Notwendige“ steht also den Frauen (und Männern) in Ost und West noch bevor. Begonnen hat für Ostdeutsche auch erst die Suche nach neuen Handlungsmustern, nach neuen Lebenszielen, nach Auswegen aus der biographischen Unsicherheit Begonnen haben nun erst deutliche Differenzierungsprozesse zwi-sehen ostdeutschen Frauen, sowohl nach der sozialen Lage als auch -und verbunden damit -nach dem Aktivitätsniveau (siehe auch Abschnitt IV).
Nach ISDA-Daten bezeichneten sich im Oktober 1991 knapp 20 Prozent der Frauen und im Mai 1993 noch etwa zwölf Prozent als „jetzt aktiver als früher“. Eine genauere Analyse dieser Frauen-gruppe belegt, daß es sich hierbei vor allem um jüngere, um nicht verheiratete, um berufstätige (allerdings nicht als Arbeiterinnen und Bäuerinnen), um „Mitgestalterinnen“, auch um reichere (gemessen am persönlichen Nettoeinkommen) Frauen handelt, die überdurchschnittlich vor 1990 in staatlichen Einrichtungen oder in Privatbetrieben beschäftigt waren und die beispielsweise solche Meinungen vertreten: „Ich fühle mich nicht als Verliererin, d. h., ich will mich nicht so fühlen, ich lasse das einfach nicht zu.“
Ostdeutsche Frauen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer sozialen Lage immer mehr danach, ob sie einen Platz auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt gefunden haben oder nicht. Und diese wenigen Plätze werden offenbar immer mehr von besonders aktiven Frauen, von solchen, die es „nicht zulassen wollen, Verliererin zu heißen“, eingenommen. Anders ausgedrückt: Weniger aktive Frauen, Frauen mit weniger Durchstehvermögen und weniger ausgereiften Zukunftsvorstellungen werden zunehmend auch von ihren Geschlechtsgenossinnen verdrängt. „Seit Oktober habe ich eine ABM... Danach ist wieder keine Aussicht ... Was wird, weiß ich nicht... Wir haben keine Möglichkeit, selbst Arbeitsplätze zu schaffen, dazu sind wir viel zu kleine Lichter“ so beschrieb eine Frau im Frühjahr 1994 ihre trostlose Situation.
Charakteristisch ist jedoch, daß die gleiche Frau im gleichen Gespräch auch Zufriedenheit zum Ausdruck brachte: „Wenn sie Arbeitsplätze schaffen würden, wäre es jetzt besser als früher.“ Für diese „innere Widersprüchlichkeit“, diese gleichzeitige Befürwortung bei partieller Ablehnung gibt es ebenfalls hinreichend empirische Begründungen. Denn Frauen haben Anteil an einem wesentlich höheren Nettoeinkommen (im Vergleich zu früher, nicht im Vergleich zu Männern), an einem vorher unvorstellbaren Waren-und Dienstleistungsangebot, an Reisefreiheit und neuen Frei-Zeitmöglichkeiten, am neuen Auto und Videorecorder, an neuen und bisher kaum vorstellbaren Lebensmöglichkeiten. Die damit verbundene und bis heute anhaltende Zufriedenheit kann mit DDR-soziologischen Untersuchungsergebnissen begründet werden. Entsprechend der schon erwähnten Befragung der Akademie für Gesellschaftswissenschaften vom Januar 1989 waren 94 Prozent der Probanden mit dem Warenangebot unzufrieden. Von 19 vorgegebenen Zufriedenheitsindikatoren lag das Warenangebot an 19. Stelle. Gleichzeitig wurde -vor allem von jungen DDR-Bürgerinnen -die vorgegebene Planmäßigkeit, die Zukunftsgewißheit, die fehlende Spontaneität des DDR-Lebens auch als Fessel empfunden, als Hemmnis für kühne und ungewöhnliche Lebens-pläne. „Warum ist der Frieden so langweilig?“, wird in Renate Ullrichs Protokollbänden gefragt und gemeint ist die sozial gesicherte DDR-Vergangenheit.
All das spricht dafür, daß sich ostdeutsche Frauen nicht eindeutig als Verliererinnen oder Gewinnerinnen betrachten können. Als methodische Konsequenz ergibt sich daraus, daß eine differenzierte Analyse einzelner Frauengruppen sinnvolle Ergebnisse liefern könnte.
IV. Analyse der „Verliererinnen“
Eine genauere Sicht auf das ISDA-Datenmaterial, vor allem auf den sogenannten Sorgenkatalog, läßt den Schluß zu, daß es neben der „inneren Widersprüchlichkeit“, die jede einzelne Frau mehr oder weniger betrifft, noch „äußere Widersprüche“ gibt, die die soziale Gruppe der ostdeutschen Frauen deutlich zweiteilt. Es zeigt sich, daß es zu jedem Befragungszeitpunkt eine Gruppe von Frauen gab, die in jeder Hinsicht hoffnungslosere Positionen einnahm: bezüglich der beruflichen Entwicklung, des Einkommens, der Arbeitsplatz-sicherheit, der Wohnung, der Lebenshaltungskosten, der Ausbildung von Kindern und Enkeln, der Bekämpfung von Kriminalität und Drogen-sucht, der politischen Freiheit, der Möglichkeit, selbstbestimmt leben zu können. Daß sich die Hoffnungslosigkeit auf alle Aspekte bezog, ist -für sich genommen -ein für Sozialwissenschaft und Politik ernst zu nehmendes Ergebnis. Ein Ergebnis, das sich in langjährige Sozialforschungen der Alt-BRD folgerichtig einordnet. „Mittlerweile hat sich herausgestellt, daß die Abkopplung großer Bevölkerungskreise (von gesellschaftlichem Wohlstand und Hoffnung, U. S.) dauerhaft ist.“ Mißt man also „Verlieren“ an „Alle Zukunftshoffnungen verlieren“, so kann diese Gruppe schon als „Verliererinnengruppe“ bezeichnet werden. -Wie ist sie -getrennt für die einzelnen Transformationsphasen -zu charakterisieren?
Im Mai 1990 gehörten 33 Prozent aller Frauen zu den so definierten „Verliererinnen“. Allerdings äußerten sich auch etwa ebenso viele Frauen nicht zu ihren Hoffnungen und Sorgen (konnten sich noch nicht äußern?), so daß die Gruppe der „Nicht-Verliererinnen“ auch etwa ein Drittel der Gesamtheit ausmachte. Im Mai 1990 ließ sich die „Verliererinnengruppe“ in keiner Hinsicht sozial-strukturell bestimmen, d. h., bezüglich Erwerbs-status, Schulbildung, Qualifikationsniveau, Wirtschaftsbereich, Tätigkeit, Alter, Einkommen, Familienstand, Wohnregion usw. gab es kaum Unterschiede (keine im statistischen Sinn) zu den anderen Frauen. Deutliche Unterschiede gab es allerdings hinsichtlich politischer Einstellungen (generelle Akzeptanz der neuen Verhältnisse geringer, Befürchtungen rechtsradikaler Entwicklung größer) und Parteipräferenzen (geringerer Anteil an CDU-Anhängerinnen). „Alle Hoffnungen verlieren“ war folglich in den letzten DDR-Monaten eine Eigenschaft, die quer durch die weibliche Bevölkerung ging und nur an politische Haltungen gebunden war. Bezieht man in die Analyse noch solche Ergebnisse ein, die nur für die Stichprobe gelten, also nicht verallgemeinerungsfähig sind, so kommt man zu dem Ergebnis: Im Frühjahr 1990 war Verlieren (wie hier definiert) noch ein weitgehend theoretisch-intellektuelles Problem. Die „Verliererinnen“ der Stichprobe waren nämlich überdurchschnittlich Hochschulabsolventinnen, gehörten überdurchschnittlich zu den oberen Einkommensgruppen, hatten überdurchschnittlich anspruchsvollere Arbeitsinhalte. Und sie wohnten überdurchschnittlich im Norden der DDR.
Im Oktober 1991 gehörten 29 Prozent aller ostdeutschen Frauen zu den „Verliererinnen“. Die Zukunft war offensichtlich konkreter absehbar, denn nur 15 Prozent äußerten sich nicht zu ihren Hoffnungen und Sorgen. „Alle Hoffnungen verlieren“ war in der zweiten Transformationsphase schon ein sehr praktisches Problem geworden und sozialstrukturell genau einzuordnen. Denn „Verliererinnen“ gehörten mehrheitlich zu den nichtmehr Berufstätigen oder zu den gerade noch Berufstätigen (schon gekündigt, Betrieb in Abwicklung befindlich). Sie waren überdurchschnittlich alleinlebend (geschieden oder verwitwet) und um 50 Jahre alt und älter. Sie waren vor allem Arbeiterinnen und Akademikerinnen und kamen mehrheitlich aus der Industrie und aus staatlichen Verwaltungen. Bezüglich des Qualifikationsniveaus gab es auch 1991 noch keine klare Zuordnung zu den Gruppen, weil auch Hochqualifizierte zu den „Verliererinnen“ gehörten. „Verliererinnen“ waren ärmer als andere, gemessen am individuellen Einkommen. Ein Einkommen von 1000 DM war in dieser Hinsicht eine kritische Größe, d. h., Einkommen darunter wurden vor allem von „Verliererinnen“ angegeben, Einkommen darüber vor allem von anderen Frauen. „Verliererinnen“ wohnten überdurchschnittlich in kleinen und mittleren Städten und in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.
Einstellungen und politische Haltungen dieser Gruppe unterschieden sich ebenfalls deutlich von denen anderer. Die generelle Akzeptanz der neuen Verhältnisse war in dieser Gruppe (38 Prozent) deutlich geringer als die der Frauen insgesamt (64 Prozent, siehe oben). „Verliererinnen“ des Jahres 1991 kamen mit den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen schlechter zurecht und hatten sich stärker aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.
Im Mai 1993 gehörten zu der nach dem gleichen Verfahren ermittelten „Verliererinnengruppe“ 35 Prozent aller Frauen. Es äußerten sich wieder mehr Frauen nicht zu ihren Hoffnungen und Sorgen (22 Prozent), was 1993 nichts mehr mit fehlendem Wissen zu tun haben konnte, wohl aber mit einem allgemeinen Überdruß gegenüber solchen Themen. Auch 1993 waren „Verliererinnen“ vor allem nicht mehr oder gerade noch Berufstätige. Im Unterschied zu 1991 gehörten auch überdurchschnittlich diejenigen dazu, die sich in ABM oder in Umschulung befanden. Daraus kann geschlossen werden, daß die mit solchen Maßnahmen verbundenen Zukunftshoffnungen inzwischen geschmolzen waren. „Verliererinnen“ waren vor allem Arbeiterinnen und jetzt auch Bäuerinnen, Akademikerinnen „nur“ noch durchschnittlich (Verdrängung der weniger Qualifizierten durch Hochqualifizierte). Die Bereiche Industrie und Landwirtschaft waren folglich die dominanten für die hier betrachtete Gruppe. 1993 waren auch geringere Schulbildung und niedrigere Qualifikationsniveaus (Facharbeiter und darunter) sowie körperlich schwere, monotone Arbeitsinhalte mit geringem Handlungsspielraum charakteristisch für „Verliererinnen“.
Und -„Verliererinnen“ waren jünger geworden. Schon in der Altersgruppe ab 40/45 Jahren findet man überdurchschnittlich viele von ihnen. Allerdings zeigt eine genauere Altersbetrachtung, daß Frauen um 65/70 Jahre und älter nur noch durchschnittlich zu den „Verliererinnen“ zählten. Die besondere Problematik der „jungen Alten“ ist auch hieraus ableitbar. Auch 1993 gehörten die „Verliererinnen“ überdurchschnittlich zu den ärmeren Frauen. Die kritische Größe für das individuelle Einkommen lag allerdings jetzt bei 1500 DM. „Verliererinnen“ lebten wiederum vor allem in Klein-und Mittelstädten, in Dörfern jedoch mehr als 1991 (nämlich durchschnittlich). Eine Konzentration auf die nördlichen Bundesländer ließ sich statistisch nicht mehr belegen. „Verliererinnen“ waren auch 1993 in jeder Hinsicht pessimistischer, weniger aktiv bzw. nur im Rahmen ihrer engsten Lebenswelt aktiv. Sie fühlten sich mehr ausgeschlossen und einflußlos: „Ich bin auf keinen Fall jetzt aktiver, ganz im Gegenteil. Heute ziehe ich mich mehr zurück. Hier spielt auch der Neid eine große Rolle. Die einen haben noch Arbeit und können sich vieles leisten. Sie können dann ganz anders mitreden. Die anderen haben keine Arbeit und bleiben lieber zu Hause. Früher wurde ja auch über den Betrieb vieles organisiert. Das ist alles weggefallen.“ Dennoch bejahte 1993 etwa jede vierte „Verliererin“ im großen und ganzen die gesellschaftliche Entwicklung, von den Frauen insgesamt waren es zu diesem Zeitpunkt 39 Prozent.
V. Fazit
Fünf Jahre nach den politischen Veränderungen infolge des „Wendeherbstes“ sind ostdeutsche Frauen in besonderer Weise von den sozialen Problemen des Transformationsprozesses in Deutschland betroffen. Sie sind in höherem Maße als ostdeutsche Männer erwerbslos, obwohl ihr Wunsch nach Berufstätigkeit nicht wesentlich geringer und die Orientierung auf beruflichen Erfolg sogar größer geworden ist. Dieses Festhalten an ehemaligen Selbstverständlichkeiten hat zur Folge, daß ostdeutsche Frauen bisher nicht -wie von Politikerinnen erwartet -in die „stille Reserve“ gegangen sind. Junge ostdeutsche Frauen verzichten in höhe-rem Maße als westdeutsche und in sehr viel höherem Maße als ehemals DDR-Frauen auf Kinder, weil sich nach ihren Vermutungen „die Bedingungen für ein Leben mit Kindern eher verschlechtern werden“. Mit dem KinderwwnscA hat die drastische Geburtenverweigerung wenig zu tun. Kinder sowie harmonische Partnerbeziehungen und Freunde zu haben sind Orientierungen, die bei ostdeutschen Frauen unverändert hohe Akzeptanz genießen.
Nach Jahren der radikalen gesellschaftlichen Veränderungen und abrupten biographischen Brüche reflektieren ostdeutsche Frauen einerseits empfindliche Verluste, soziale Kälte, Zukunftsängste, auch Zorn über vertane Chancen. Gleichzeitig zeigt sich zaghaft und vereinzelt feministisches Denken, auch eine kritische Reflexion der DDR-Frauenpolitik. Andererseits verweisen ostdeutsche Frauen, auch erwerbslose, auf Gewinne, die sie nicht wieder missen möchten und die DDR-Sehnsucht in größerem Maße nicht aufkommen lassen. Hier spielen sowohl das vorher unvorstellbare Waren-und Dienstleistungsangebot und die Reise-freiheit eine Rolle als auch -vor allem bei jungen Frauen -neue Möglichkeiten der Lebensgestaltung.
Solche Differenzierungen zwischen Frauen und damit „normale kapitalistische“ Entwicklungen werden immer deutlicher, so die Abkopplung einer größeren Frauengruppe vom durchschnittlichen Wohlstand, von gesellschaftlicher Anerkennung und Zukunftshoffnungen. Armut wird auch in Ostdeutschland immer weiblicher (und immer jünger). Andererseits nutzt ein kleinerer Teil ostdeutscher Frauen -überdurchschnittlich aktiv und überdurchschnittlich qualifiziert -die neuen Lebens-möglichkeiten erfolgreich. Vor allem von solchen Frauen wird in Interviews zunehmend auf „zu Erhaltendes“ aus DDR-Zeiten verwiesen. So betonte die Direktorin eines Gymnasiums, im Herbst 1989 aktiv an Protestaktionen beteiligt, im Frühjahr 1994: „Was bei uns hier an der Schule sehr schön ist und was wir uns auch erhalten wollen, daß die Kollegen noch miteinander reden. Daß wir nicht so denken, wie wir's zum Beispiel aus Schulen der alten Bundesländer kennen, daß jeder so sein Ressort hat und den anderen nicht reingucken läßt. Das gibt’s bei uns nicht. Ich hoffe, daß wir’s uns erhalten können.“
Diese in Gesprächen immer öfter geäußerte Hoffnung, etwas erhalten zu könnern, was eigentlich nicht mehr in diese „moderne“ Gesellschaft paßt und dennoch als zukunftsträchtig und unbedingt erstrebenswert betrachtet wird, oder die Erfahrungen, etwas vereinbaren zu können, was in dieser „modernen“ Gesellschaft nur unter Kinderverzicht oder mit Hilfe eines „Dienstmädchens“ vereinbar sei, nähren die Zweifel an der Gültigkeit der Modernisierungstheorie(n) für ostdeutsche Frauen Es sei denn, „mit der Radikalisierung des Gleichheitsversprechens unabhängig von Geschlecht, Klasse und Ethnie vollendet sich erst der lange versteckte Sinn eines Projektes, das vor 200 Jahren als das der Moderne begann“ Möglicherweise sind ostdeutsche Frauen besonders geeignet, über eine andere als die für sie vergangene, aber auch über „eine andere als die bestehende Gesellschaft“ nachzudenken.
Ursula Schröter, Dr. phil., geb. 1941; Studium der Mathematik; seit 1975 in der Soziologie, vorwiegend soziologischen Methodik tätig; z. Z. teilzeitbeschäftigt an der Universität Potsdam. Veröffentlichungen seit 1990 zum Thema „Soziale Lage und Reflexionen ostdeutscher Frauen“.
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