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Ist die Dritte Welt wirklich am Ende? Zur Kritik von Entwicklungstheorien | APuZ 12/1996 | bpb.de

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APuZ 12/1996 Gegen den entwicklungspolitischen Pessimismus Entwicklungszusammenarbeit mit islamischen Ländern Die Förderung der regionalen Zusammenarbeit zwischen den Entwicklungsländern durch die Europäische Union Ist die Dritte Welt wirklich am Ende? Zur Kritik von Entwicklungstheorien

Ist die Dritte Welt wirklich am Ende? Zur Kritik von Entwicklungstheorien

Bruno Ortmanns

/ 26 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Für die Dritte Welt ist das Sterbeglöckchen geläutet worden. Entwicklungstheorien, die vom Ende der Dritten Welt sprechen, und daraus abgeleitete Strategien bzw. Handlungsanweisungen liegen wieder im Trend unserer Zeit. Dieser Trend erhält durch die schockierende Berichterstattung der Medien immer wieder den notwendigen, wenn auch oft falschen Rückhalt. Das Ende des Ost-West-Konflikts und die damit einhergehende Verschiebung der Machtinteressen haben zu einer anderen weltgesellschaftlichen Situation geführt, die auch die Sozialwissenschaften vor neue Herausforderungen stellt. Die bisherigen, im „mainstream“ schwimmenden Entwicklungstheorien und -Strategien können die Probleme der Dritten Welt und die zwischen Dritter und Erster Welt -wenn überhaupt -nur sehr bedingt angehen, da ihr Glaube an eine unaufhaltbare und vorbestimmte Entwicklung nach dem Muster der Ersten Welt, sei es nun kapitalistisch, sozialistisch oder ideologisch anders strukturiert, an den realen gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen vorbeiinterpretiert und -realisiert. Aber kann man aufgrund von theoretischen und strategischen Fehlinterpretationen vom Ende der Dritten Welt (in einer erweiterten Fehldeutung sogar vom Ende der Geschichte) sprechen? Solange es Gruppierungen gibt, die sich als „Opfer und Ohnmächtige der Weltwirtschaft“ (Julius Nyerere) sehen, ohne in sozialromantische Verklärung, esoterische Verallgemeinerungen oder den Menschen verachtende Wert-und Normensysteme zu verfallen, ist die Dritte Welt erst an ihrem Anfang.

I. Problemstellung und Vorgehensweise

Nachdem Ende der siebziger und in der ersten Hälfte der achtziger Jahre aufgrund der Heterogenität der Dritten Welt schon einmal von ihrem Ende die Rede war scheint diese Prophezeiung heute nach der Auflösung des Ost-West-Gegensatzes eine Renaissance zu erfahren, die auch in einer Reihe von Buchtiteln zum Ausdruck kommt Sozialwissenschaftliche Entwicklungstheorien, die vom „Ende der Dritten Welt“ sprechen, und daraus abgeleitete Strategien bzw. Handlungsanweisungen liegen also wieder im Trend unserer Zeit, einem Trend, der durch die Medienberichterstattung immer wieder den notwendigen, wenn auch oft falschen Rückhalt erhält.

Wenn die Menschen, Länder und Regionen der Dritten Welt in den europäischen und nordamerikanischen Medien Beachtung finden, geht es meistens um Bürgerkriege, Hungerkatastrophen, Umwelt-und Naturzerstörung, Schuldenkrise und Strukturanpassung, ungleichgewichtige „terms of trade“, weltwirtschaftliche Marginalisierung, Verarmung der Bevölkerung, infrastruktureile Fehlentwicklungen (insbesondere im Bildungs-und Gesundheitsbereich), wirtschaftliche und politische Korruption und nicht zuletzt um die Flüchtlingsströme, die die Erste Welt (angeblich) bedrohen. Ist die Dritte Welt aber wirklich am Ende? Dieser Frage soll in den folgenden Abschnitten nachgegangen werden, indem zunächst einige wesentliche Entwicklungstheorien und deren Vertreter einer Kritik unterzogen werden, die dieses Ende bewußt oder unbewußt heraufbeschwören bzw. erheblich zu solcher Endzeitstimmung beigetragen haben. Im Anschluß daran wird darzulegen sein, daß und warum die Dritte Welt nicht am Ende ist.

II. Entwicklungstheorie und „Developmentalismus“ -eine „altaktuelle“ Entwicklungsdiskussion

1. Die Folgen des „Developmentalismus“

Die relativ aktuelle Diskussion um die „Vorschläge zu einer grundlegenden Neuorientierung der Nord-Süd-Politik“, in denen nach „Treuhandschaft statt , Entwicklungs‘-Hilfe“ verlangt wird verdeutlicht in besonderer Weise, wozu „Developmentalismus“ führen kann, selbst wenn er -wie im Fall des Sozialwissenschaftlers Ulrich Menzel -von einer grundlegenden Kritik der gängigen Entwicklungstheorien und -Strategien begleitet wird. Menzel empfiehlt u. a. folgendes, nachgerade neokoloniales Vorgehen: „Es muß eine Liste nach noch zu diskutierenden Kriterien besonders bedrohter Krisenregionen erstellt werden. Diese Gebiete, die nicht unbedingt mit den territorialen Grenzen identisch sein müssen, werden bis auf weiteres der Treuhandschaft der Länder des Nordens unterstellt, wobei sowohl bi-wie multilaterale Modelle vorstellbar sind. Die Treuhänder übernehmen die Finanzierung und Durchführung der Hilfe inklusive des logistischen und personellen Apparats und garantieren durch die Entsendung eigener Expertenstäbe, daß ausschließlich die bedürftigen Adressaten erreicht werden. Das kann notfalls auch mit einer partiellen und zeit-weisen Einschränkung der Souveränität der einheimischen Behörden verbunden sein.“

Bei der Kritik an diesen Forderungen möchte ich mich der „polemischen Antwort“ Heinz Schollers anschließen: „Die Welt zu treuen Händen der ohnedies Mächtigen. Ich jedenfalls erschrecke viel eher bei einer solchen Vorstellung, als daß ich damit das materielle Wohl von Hungernden und Vertriebenen verbinden könnte. Man darf gespannt sein, ob Menzel die Taten seiner Treuhänder’ Bush, Kohl, Mitterrand, Major etc. wenigstens so , konsequentam Inhalt seiner guten Meinung über sie mißt, wie er sie jetzt zu Hoffnungsträgern ernennt, und ob er im unwahrscheinlichen Fall seiner Enttäuschung dann die Seiten wechselt.“

Wenn Menzel dann auch noch die Aufstellung einer Eingreiftruppe verlangt (die es heute bereits im Rahmen von Einsätzen der UNO gibt!), „die in akuten wirtschaftlichen, sozialen, medizinischen, ökologischen oder politischen Krisensituationen zum Einsatz kommt“ und dabei einen militärischen Eingriff für denkbar hält, untergräbt er die Souveränität der Menschen, Länder und Regionen der Dritten Welt und damit auch die Chancen eines eigenen, nicht durch die „Treuhänder des Nordens“ bestimmten Entwicklungsweges.

Um seine Handlungsanweisungen zu legitimieren, verweist Menzel auf die korrupten Eliten in den Ländern der Dritten Welt. Er hat zwar recht, wenn er in Anlehnung an Gunnar Myrdal auf diese Eliten hinweist, die die bisherige Nord-Süd-Zusammenarbeit durch ihr Verhalten negativ bestimmt haben, er verschweigt uns jedoch, im Gegensatz zu Myrdal, daß die korrupten Eliten in den Ländern der Dritten Welt ihre Vorbilder in der Ersten Welt haben. Ein besonders zynisches Beispiel ist dafür das Glückwunschtelegramm Saddam Husseins zur Wiedervereinigung Deutschlands an die Bundesregierung, in dem dieser das Leid und die Freude des irakisch-kuwaitischen Volkes mit denen des deutschen Volkes vergleicht

Auch wenn Menzel behauptet, daß es bereits vor der Kolonialzeit in jenen Ländern despotische Systeme gegeben habe -womit er sicher recht hat und wobei er sich auf Autoritäten wie Montesquieu, Hegel, Marx, Weber und Wittfogel stützen kann -, ändert dies nichts an der Tatsache, daß es auch, bevor die Kolonialmächte die Dritte Welt auszubeuten begannen, nicht-despotische Systeme gegeben hat, deren Eliten, wenn es denn solche überhaupt gab, nicht sonderlich korrupt waren. Wer wie Menzel im Rahmen der Diskussion um die Treuhandschaft der Ersten über die Dritte Welt alle Gesellschaften der Dritten Welt über einen Kamm schert, übersieht dabei leicht, daß jede Gesellschaft in einem anderen sozio-kulturellen Milieu zu Hause ist, und erkennt nicht, daß die ursprüngliche Fürsorge für die Familie, für Clanoder Stammesmitglieder durch die Kolonialherrschaft und später durch multinational agierende Konzerne zu korruptem Verhalten mutiert sein könnte

Mit dieser Neuorientierung der Entwicklungshilfe, die mit ihren bisherigen Tabus brechen soll, und mit ihrer Legitimation (korrupte Eliten) begibt sich Menzel auf das Feld des Kulturuniveralismus, der die Gemeinsamkeiten von Gesellschaften hervorhebt und somit je spezifische Entwicklungsfaktoren nicht berücksichtigt. Im Gegensatz dazu betont der Kulturrelativismus die Unterschiede von Gesellschaften. Eine extreme Form des Kulturrelativismus würde die Verstehbarkeit von Gesellschaften von außen verneinen, da diese einzigartig seien und ihr historischer Kontext -aufgrund der Vielzahl und Komplexität der zwischen Individuen tatsächlich ablaufenden Verhaltensbeziehungen -nicht bestimmt werden könne. In einer abgeschwächten Variante unterstreicht der Kulturrelativismus die positiven Ausprägungen der Unterschiede von Gesellschaftsformen gegenüber anderen Gesellschaftsformen, um sie so den negativen Trends der anderen Gesellschaften entgegenzustellen. Ein eindrucksvolles Beispiel für diese Variante liefert der Genfer Soziologe und streitbare Schweizer Parlamentarier Jean Ziegler in seinem Buch Der Sieg der Besiegten Auch wenn Ziegler und andere Vertreter der oben genannten Variante des Kulturrelativismus dazu neigen, Exotik zu ästhetisieren und die Befreiungsbewegungen der Dritten Welt zu glorifizeren ist diese mit Sozialromantik verbundene Sichtweise immer noch angemessener als das von Menzel empfohlene neokoloniale Vorgehen mit den Mitteln der „Treuhandschaft“ und „Eingreiftruppen“.

Der iranische Wissenschaftler Mohammad Sherafati meint dazu: „Aufgrund der Vielfältigkeit des Südens in bezug auf geographische, wirtschaftliche, kulturelle und historische Gegebenheiten soll auf ein allgemeines Entwicklungskonzept verzichtet werden.“ Statt Bevormundung und „Treuhandschaft“ fordert er praktische Solidarität für die Länder der Dritten Welt und nennt dann einige Ansatzpunkte für eine solche Solidarität, die in das Konzept der „Hilfe zur Selbsthilfe“ eingeordnet werden können.

Hingegen stimmt der Politikwissenschaftler Rainer Tetzlaff Menzel teilweise zu, „solange damit nur Maßnahmen der Geberstaaten gemeint sein sollen, die bei Katastrophen in Armutsländern zu ergreifen wären. Daß auch die angebliche „Souveränität’ von Regierungen der Dritten Welt nicht als heiligstes Prinzip der Nord-Süd-Beziehungen aufzufassen ist, kann mit Hinweisen auf die usurpierte Souveränität seitens Diktatoren vom Schlage Saddam Husseins im Irak, Seso Seko Mobuto von Zaire oder den Putsch-Offizieren im Sudan, in Algerien oder Haiti gerechtfertigt werden. Zuzustimmen ist Menzel auch, wenn er den internationalen Schutz wehrloser Menschen -notfalls auch vor ihrer eigenen Regierung -in den Mittelpunkt seiner Überlegungen stellt und dabei betont, daß daraus keine imperialistische oder neo-koloniale Vorteilnahme für den Interventen erwachsen dürfe.“ Tetzlaff erkennt aber auch, daß das bereits oft mißbrauchte Konzept „Hilfe zur Selbsthilfe“ richtig und unersetzlich ist, „will man an der Norm der individuellen und gemeinschaftlichen Selbstbestimmung von Menschen festhalten -und nur fundamentalistische Fanatiker könnten auf die Idee verfallen, diesen Wert durch andere Ziele zu ersetzen, was stets auf Versuche der Fremdbeglückung hinauslaufen müßte.“

Sowohl der kulturelle Universalismus als auch der kulturelle Relativismus sind für die Entwicklungspolitik in ihren Extremformen nur schwer anwendbar. Die Aufgabe einer angewandten Sozialwissenschäft könnte die Vermittlung von historischer Einzigartigkeit und verallgemeinerbaren Aussagen über zwei oder mehrere existierende Gesellschaften im Rahmen eines dialektischen Prozesses sein. Die von dem Soziologen Talcott Parsons dargestellten kulturellen Universalien (u. a. Marktorganisation, bürokratische Organisation, demokratische Assoziation) können dabei für einen interkulturellen Vergleich durchaus nutzbar sein, wenn sie nicht, wie in der Parsonschen Theorie, von den Ländern der Ersten Welt determiniert sind. Für die Sozialwissenschaften gilt es hier, in Anlehnung an Max Weber zwischen Ideal-und Realtypen, insbesondere zwischen der „Rationalität eines gesellschaftlich fundierten und vermittelten Sinnzusammenhangs und der Rationalität einer wissenschaftsadäquaten theoretischen Modellkonstruktion“ zu unterscheiden.

Unterstellt man Menzel bei der Formulierung seiner Vorschläge nur edle und humanistische Motive -mit Tetzlaff annehmend, daß er seine Thesen als Provokation gegen „liebgewordene Vorstellungen der Linken und Solidaritätsgruppen über die angeblich zu respektierende nationale Souveränität der Dritt-Weltstaaten“ aufstellte -, ließe sich im Anschluß an Thomas Friedländer, der zwischen der treuhänderischen Abwicklung der ostdeutschen Belange und dem Treuhandkonzept von Menzel Parallelen zieht, die Frage stellen: „Wie soll das, was nicht einmal im innerdeutschen (nationalen) Rahmen funktioniert, auf globaler Ebene wirkungsvoll umgesetzt werden?“ 2. Die Ursprünge des „Developmentalismus"

Mit Blick auf die Entwicklungstheorien und -Strategien für die heutige Dritte Welt und die Länder der Dritten Welt etwa zur Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, stehen Menzels Thesen in einer altbekannten Tradition, die von dem Soziologen Robert A. Nisbet als Perspektive des „Developmentalismus“ bezeichnet wurde

Die Sozialwissenschaften haben sich selbst als Disziplin definiert, die sozialen Wandel erklärt und prognostiziert. Daß es jedoch über Erklärungen und Prognosen hinaus zu „Ideologien des sozialen Wandels“ gekommen ist, zeigen die folgenden Beispiele, die den Grundpositionen Universalismus (David Ricardo), Nationalismus (Friedrich List), Sozialismus (Karl Marx) und Strukturalismus (Talcott Parsons) zugeordnet werden können. Aus diesen Grundpositionen heraus konnten sich früher oder später alle diejenigen Entwicklungstheorien und -Strategien formulieren lassen, deren Vertreter heute mit ihrem Latein am Ende sind und deshalb auch vom Ende der Dritten Welt, sogar vom Ende der Geschichte sprechen und/oder auf Wert-und Normsystemen beharren, wie sie entwicklungs-und menschenfeindlicher nicht sein können. Der Sozialhistoriker Barrington Moore hat dies als Kritik an der Theorie von Parsons plastisch auszudrücken vermocht: „Um Wertsysteme aufrechtzuerhalten und weiterzugeben, werden Menschen herumgestoßen und drangsaliert, ins Gefängnis geworfen, in Konzentrationslager geschickt, umworben, bestochen, zu Helden gemacht, zum Zeitungslesen ermuntert, gegen eine Wand gestellt und erschossen, und manchmal sogar in Soziologie unterrichtet.“

Zur Kontroverse zwischen Universalismus (Ricardo) und Nationalismus (List)

Um diese Kontroverse und ihre Auswirkungen auf die heutigen Probleme der Dritten Welt zu verdeutlichen, seien kurz die beiden hier grundlegenden Theorien skizziert: die Theorie der komparativen Kostenvorteile und des daraus resultierenden Freihandels von David Ricardo (1772-1823) und die Theorie der produktiven Kräfte von Friedrich List (1789-1846). So verschieden beide Theorien in mancher Hinsicht auch sein mögen, sie wollen das gleiche, nämlich die unaufhaltsame Entwicklung von -wenn auch verschiedenen -Volkswirtschaften bzw. Gesellschaften. Die Theorie der komparativen Kostenvorteile von Ricardo ergibt sich aus folgendem Beispiel: „Gesetzt den Fall, Portugal produziere sowohl Wein als auch Tuch billiger als England, jedoch sei der Vorsprung bei Wein größer als bei Tuch. Dann steigt der Wohlstand insgesamt, wenn Portugal sich auf die Produktion von Wein und England auf die Tuchmanufaktur spezialisiert, obwohl Portugal bei beiden einen absoluten Kostenvorteil besitzt. England hat nämlich bei Tuch einen komparativen Kostenvorteil’, weil die Rationalisierungsgewinne beim Wechsel von der englischen zur portugiesischen Weinproduktion die Verluste beim Übergang von der portugiesischen zur englischen Tuchproduktion übersteigen.“ Ausgehend von diesem Beispiel postulieren Ricardo und seine Nachfolger in der neoklassischen Ökonomie den universalen Freihandel.

List erkannte die Fehleinschätzung der klassischen englischen Ökonomie für sein Umfeld bereits in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Dabei weist der Sozialwissenschaftler Dieter Senghaas darauf hin, daß Lists Theorie der produktiven Kräfte nur im Kontext der damaligen Situation verstanden werden kann. List unterscheidet zunächst drei Gesellschafts-bzw. Wirtschaftsstufen, die durch ein ungleiches Entwicklungsniveau, unterschiedliche Produktionsfortschritte und durch verschiedene Handelsniveaus gekennzeichnet sind. England galt dabei als fortgeschrittenste bzw. produktivste Gesellschaft an der Spitze der Stufenleiter, da hier die industrielle Revolution, die Produktivität im primären (Landwirtschaft) und sekundären Sektor (Industrie) und der Konkurrenzdruck auf andere Volkswirtschaften am weitesten entwickelt war -ein Hauptgrund für Ricardo, seine Theorie der komparativen Kostenvorteile zu formulieren. Als die Länder der zweiten Stufe bezeichnete List die USA, Frankreich und Deutschland, die durch wirtschafts-und handelspolitische Maßnahmen in der Lage seien, den Entwicklungsstand Englands zu erreichen.

Die Länder der dritten Stufe, die er als Länder der „heißen Zone“ bezeichnet, bilden die Gesellschaften Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, denen er aufgrund von klimatischen Bedingungen nicht den englischen Entwicklungsweg zuschreibt. Die Entwicklung dieser Länder sieht er im Sinne der Theorie der komparativen Kostenvorteile durch ihre „Eingliederung in die internationale Arbeitsteilung zwischen Produzenten von landwirtschaftlichen Gütern, Rohstoffen und tropischen Erzeugnissen einerseits und den Produzenten von Manufakturwaren andererseits“ gefördert. Lang-fristig gesehen werden insbesondere die Gesellschaften der zweiten Stufe, also die der USA, Frankreichs und Deutschlands Nachteile gegenüber England haben, da ihre Produkte mit den Manufakturwaren der englischen Industrie nicht konkurrieren können. Die Folge dieser Entwicklung wäre der Ruin der aufstrebenden Industriegesellschaften. Um diesen Ruin jedoch zu verhindern, setzte sich List sowohl als Politiker und Diplomat wie auch als Autor und Nationalökonom für protektionistisch-nationalistische Maßnahmen ein, die er mit der Idee der Produktivkraftentfaltung verkoppelte.

In diesem Zusammenhang ist die Listsche Theorie dreiphasig. In einer ersten Phase werden die Gesellschaften bzw. Volkswirtschaften der zweiten Stufe durch den internationalen Konkurrenzdruck stimuliert, ihre produktiven Kräfte zu entwickeln. In einer zweiten Phase kommt es aufgrund protektionistischer Maßnahmen, z. B. in Form von Schutzzöllen, zur Ausprägung der produktiven Kräfte. Dabei werden sich landwirtschaftliche und gewerbliche Produktivkraft verklammern, indem sie wechselseitig ihre jeweilige Nachfrage schaffen. In der dritten Phase, wenn die Gesellschaften der zweiten Stufe den Entwicklungsstand Englands erreicht haben, ist der Freihandel im Sinne der komparativen Vorteile wieder vertretbar. „Die Herausbildung eines breiten und dichten Binnenmarktes durch die Entwicklung der Manufakturen in Kombination mit Produktivitätssteigerungen in der Landwirtschaft bei gleichzeitiger Durchstrukturierung des Nationalstaates mit angemessener Infrastruktur. . ." war dann auch in den sechziger und siebziger Jahren unseres Jahrhunderts die Antwort auf die neoklassische Fortführung des universalen Freihandels. Als eine der bekanntesten Alternativen zur ungleichen Arbeitsteilung zwischen Metropolen (Erste Welt und deren Ableger in der Dritten Welt) und Peripherien (Dritte Welt), bedingt durch universalen Freihandel, gilt wohl die Theorie der autozentrierten Entwicklung von Senghaas. Daß es heute keinen List der Dritten Welt gibt, liegt für Senghaas in der Tatsache begründet, daß die herrschenden politischen, ökonomischen und kulturellen Eliten in den Zentren der Peripherie in das von den kapitalistischen Metropolen bestimmte Weltwirtschaftssystem eingebunden sind. Infolgedessen gibt es keine progressive Klasse, keine nationale Bourgeoisie, die mit dem kontinentalen Bürgertum des 19. Jahrhunderts vergleichbar wäre

Sozialismus (Marx)

Karl Marx war ein hervorragender Gesellschaftsanalytiker seiner Zeit, und sein dialektischer Materialismus beeinflußt bis heute verschiedene Felder der Wissenschaft. Trotzdem können auch seine Studien zur gesellschaftlichen Entwicklung in die Perspektive des „Developmentalismus“ eingeordnet werden.

Die marxistische Entwicklungstheorie geht davon aus, daß es gegen Ende einer Phase, die durch den Gegensatz von Produktivkräften und bestehenden Produktions-und Eigentumsverhältnissen gekennzeichnet ist, zu einem revolutionären Umbruch kommt, der eine neue Entwicklungsphase einleitet: „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen im Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen.“ Aufgrund der Gegensätze von Unterdrükkern und Unterdrückten entstünden nach der Urgemeinschaft, in der es keine Ausbeutung gebe, historisch aufeinanderfolgende Gesellschaftsformationen, die als Sklavenhaltergesellschaft, Feudalgesellschaft und bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft charakterisiert werden. Noch während der Phase der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft entwickele sich beim Proletariat ein Klassenbewußtsein. Das Proletariat werde somit zur politischen „Klasse für sich“, die die Kapitalisten enteigne und die Produktionsmittel in gesellschaftliches Eigentum überführe. Nach dieser Zwischenphase des Sozialismus, in der alle Klassenunterschiede beseitigt würden, stelle der Kommunismus mit seiner klassenlosen Gesellschaft den angestrebten Abschluß der Entwicklung dar.

Der Soziologe Ralf Dahrendorf hat die grundlegende Schwäche der Marxschen Theorie aufgezeigt. „Marx’ Theorie ist zu schön, um brauchbar zu sein; sie ist ein Denkmodell, das mit den Erfahrungen der Geschichte wenig zu tun hat.“ In diesem Zusammenhang verweist Dahrendorf insbesondere auf den Marxschen Revolutionsbegriff. Nur revolutionäre Veränderungen sind demnach wirkliche Veränderungen, die immer dann eintre-ten, wenn die Not der Unterdrückten am größten ist. „In Wirklichkeit ist dies nicht der Fall. Die am stärksten Not leidenden werden eher lethargisch als aktiv, und hoffnungslose Unterdrückung schafft das große Schweigen der Tyrannis. Explosionen finden statt, wenn es kleine Veränderungen gibt -einen Funken der Hoffnung, einen Funken der Erregung -und zumeist ein Zeichen der Schwäche auf der Seite der Mächtigen, ein Signal der politischen Reform.“

Auch dec Wirtschaftswissenschaftler Joachim Starbatty kritisiert die Marxsche Entwicklungstheorie und bezeichnet sie als „Weltgeschichte mit Heilsplan“, die den methodologischen Fehler macht, die Einzelperson mit der Gesellschaft gleichzusetzen. Somit gibt es „keine Trennung zwischen Produzenten und Konsumenten, keine Trennung zwischen politischer Spitze und produzierendem Unterbau, keine Trennung zwischen Faulen und Fleißigen; es entfallen damit sämtliche Informations-und Motivationsprobleme, die moderne arbeitsteilige Volkswirtschaften charakterisieren“ Diese Kritik ist in Teilen durchaus gerechtfertigt. Der Trennung der von Starbatty identifizierten gesellschaftlichen Gruppen liegt jedoch eine Geschichtsauffassung zugrunde, die nicht weniger unilinear als die von Marx ist und die statt in den Kommunismus in eine angeblich soziale Marktwirtschaft mündet.

Trotz aller Kritik, die an der Marxschen Entwicklungstheorie zu üben ist, läßt sich feststellen, daß seine Gesellschaftsanalysen überaus facettenreich sind. So wurden sie für viele neure Entwicklungstheorien (u. a. die Dependenztheorie zum Vorläufer und Kronzeugen für Unterentwicklung der Dritten Welt. Zudem hat auch Marx später einsehen müssen, daß sein in Zur Kritik der Politischen Ökonomie angelegter Universalismus nur für Westeuropa Geltung hat. „In den Ländern, die er der asiatischen oder slawischen Produktionsweise zurechnete, also in allen außereuropäischen Hochkulturen, existierte dagegen die Tendenz zur Herausbildung bürokratischer Gesellschaften, die über kein endogenes Transformationspotential in Richtung auf eine bürgerlich-kapitalistische Entwicklung verfügten. Seine spätere Beschäftigung mit Rußland ließ ihn schließlich zu der vorsichtig formulierten These gelangen, daß in Gesellschaften solchen Typs, aufbauend auf dem Kollektivismus der Dorfgemeinschaft, auch ein direkter Übergang zum Sozialismus möglich sei, ohne das kapitalistische Stadium durchlaufen zu haben.“ Damit hat Marx den „Developmentalismus“ seiner Entwicklungstheorie zwar nicht überwunden, er hat aber erste Ansatzpunkte für eine international vergleichende sozialwissenschaftliche Analyse von Gesellschaftstypen aufgezeigt.

Strukturalismus (Parsons)

Ein weiteres Beispiel für einen von den Leitmotiven des „Developmentalismus“ bestimmten Ansatz ist die Theorie von Talcott Parsons, die auf der Grundlage einer Verbindung von älteren Evolutionstheorien, dem anthropologischen Funktionalismus, wie er u. a. von Bronislaw Malinowski und Alfred R. Radliffe-Brown vertreten wurde, und anderen Quellen der Theorieentwicklung (u. a. Kant, Hobbes, Spencer, Whitehead, Durkheim, Weber, Freud) insbesondere interne Entwicklungsmechanismen eines Systems und seiner Subsysteme untersucht

Da Parsons einen großen Einfluß auf die sozialwissenschaftliche Theoriebildung hatte, soll sein Strukturfunktionalismus -dabei insbesondere dessen entwicklungstheoretische Komponenten -etwas ausführlicher betrachtet werden. Kennzeichnend für diese Theorie ist die polare Dichotomisierung des sozialen Handelns in Tradition und Modernität, die bei Parsons im Konzept der pattem variables differenzierter als Orientierungs-und Verhaltensalternativen zum Ausdruck kommen. Modernität meint hier die psychische und soziale Internalisierung von Werten und Verhaltensmustern, die durch Rationalität, Säkulari-sierung, Mobilisierung und Partizipation gekennzeichnet sind. Parsons „AGIL-Schema“ verweist auf die Wechselwirkung zwischen dem kulturellen System, das Werte verbindlich vorschreibt, und den anderen Subsystemen (soziales System, personales System, organismisches System), die für Integration, Zielerreichung und Anpassung zuständig sind, wobei der Funktionalität der Systemstrukturen und damit der Erhaltung des Systems oberste Priorität eingeräumt wird.

Damit liefert Parsons aber keinen wirklichen Erklärungsansatz für die Wechselbeziehungen zwischen Wissenssystemen, sozialen Strukturen und Interaktionsformen, sondern nur ein Suchraster. Trotz seiner Ablehnung einer unilinearen Abfolge von Entwicklungsstadien werden von Parsons drei große Phasen der gesellschaftlichen Evolution unterschieden, in denen er die primären Subprozesse des sozialen Wandels verwirklicht bzw. eben nicht verwirklicht sieht. Er unterscheidet vereinfacht ausgedrückt zwischen primitiven Gesellschaften (gekennzeichnet durch das Fehlen von Differenzierung), intermediären Gesellschaften (gekennzeichnet durch die wichtige Rolle der Schrift) und modernen Gesellschaften (gekennzeichnet durch ein formalisiertes Rechtssystem).

Um die Durchbrüche bzw. Übergänge zwischen diesen Stufen zu erklären, führt Parsons eine neue Kategorie von spezifischen Mechanismen ein -die evolutionären Universalien -die Errungenschaften bezeichnen, welche die Anpassungskapazität so sehr vergrößern, daß, wenn sie einmal erreicht worden sind, sich keine Gesellschaft auf noch höheren Stufen weiterentwickeln kann, ohne von ihnen Gebrauch zu machen. Ein Beispiel aus der Biologie wäre die Entwicklung des Gehirns in allen höheren Tierarten. Diese Universalien (u. a. soziale Schichtung, Zentralisierung der politischen und religiösen Autorität, bürokratische Organisation, Schrift, Geld, Märkte, generalisierte Normen, demokratische Assoziation) erlangen je nach Entwicklungsstand einer Gesellschaft Bedeutung und hängen kausal zusammen

Diese Universalien können für einen interkulturellen Vergleich und für mögliche nachfolgende Strategien durchaus fruchtbar sein. Insbesondere die Universalie „demokratische Assoziation“ wäre unter Berücksichtigung einer heute wieder zunehmenden Entzivilisierung in der Ersten Welt (u. a. durch Rassismus und Fremdenfeindlichkeit) und Dritten Welt (u. a. durch Bürgerkriege und Völkermorde) eine durchaus im Rahmen vergleichender Analysen, die sich mit der Machbarkeit bzw. Verhinderung von Demokratie und daraus abzuleitenden jeweils spezifischen Strategien beschäftigen, brauchbare Arbeitshypothese. Der immer wieder in die gleiche Richtung gehende Fehler dieser Universalien -der von Dahrendorf im Rahmen seiner Kritik an Parsons, die sich vor allem auf die Vernachlässigung der Rolle des Herrschaftszwangs und der gesellschaftlichen Konflikte bezieht, als „konservativer Bias“ bezeichnet wurde -liegt aber in der Tatsache begründet, daß die mit den Universalien verbundene Entwicklung in Richtung westlicher Industrienationen als natürlich verstanden wird und ethnisch spezifische Entwicklungsfaktoren nicht berücksichtigt werden können.

Der Soziologe Norbert Elias kritisierte in der Einleitung seines zweibändigen Werkes Über den Prozeß der Zivilisation, ausgehend von Parsons pattem variables, die systematische und gedankliche Reduktion von gesellschaftlichen Prozessen auf gesellschaftliche Zustände, die zu einer empirischen und theoretischen Verarmung der soziologischen Wahrnehmung führe Deutlich werden dürften diese Einwände im Kontext einer „Vergleichenden Soziologie“ Parsons spricht überheblich von primitiven Gesellschaften und identifiziert als wichtigen Entwicklungsfaktor die Etablierung eines Königtums, das sich bereits durch kriegerische Maßnahmen territorial abgegrenzt hat und hierarchisch gegliedert ist. Daß dies jedoch nicht der einzige Weg zur Hochkultur sein muß, dürfte deutlich werden, wenn man im Vergleich zu den Königtümern andere relativ herrschaftsfreie gesellschaftliche Figurationen analysiert Aus den von Parsons beschriebenen Differenzierungsmechanismen läßt sich keine unilineare Abfolge von Entwicklungsstadien ableiten. Seine Analyse zeigt vielmehr, daß die grundlegenden Gesellschaftstypen der modernen Gesellschaft verschiedene Ursprünge haben. Trotzdem sieht Parsons im System Nordamerikas zur Zeit der puritanischen Auswanderungswelle die Synthese von französischer und englischer Revolution, die zur Zeit, als Alexis de Tocqueville -der bereits damals im Gegensatz zu Parsons auch die Gefahren der Modernisierung und Industrialisierung durch den Eingriff der zentralisierten Staatsgewalt in die individuelle Freiheit beschrieb -die Vereinigten Staaten besuchte (1831/32), bereits erreicht war.

Dem zeitgenössischen modernen Gesellschaftssystem -insbesondere den USA und England, aber auch Holland und Skandinavien -schreibt Parsons einen Führungscharakter für die heutige Welt zu, der vor allem durch Chancengleichheit aufgrund der Bildungsexpansion, durch ein differenziertes Marktsystem und durch die Bildung eines Nationalstaates, der sich von religiöser oder ethnischer Leitung und Kontrolle befreit hat, gekennzeichnet ist. Der Sowjetunion bescheinigt Parsons im Sinne der Konvergenzthese eine Annäherung an die einheitliche moderne, westliche Industriegesellschaft, da auch Sowjetrußland auf der europäischen Kulturtradition beruht und seit Jahrhunderten mit Europa in Verbindung steht. Als Beispiel für die Modernisierung einer nicht-westlichen Gesellschaft nennt Parsons Japan, dem er in der Zeit des „Kalten Krieges“ zwischen den Großmächten als Modell für die entkolonialisierten Länder der Dritten Welt und als Faktor im internationalen Machtgleichgewicht eine entscheidende Bedeutung beimißt

Es kann festgestellt werden, daß die Parsonssche Theorie des sozialen Wandels letztendlich auf Integration der differenzierten Gesellschaftseinheiten und Werterhaltung ausgerichtet ist. Er unterscheidet zwar zwischen Wandel innerhalb des Systems und Wandel des Systems -also zwischen regelmäßigen Prozessen „fortlaufenden Wandels innerhalb der Grenzen eines Systems im Gegensatz zu den Prozessen ..., die in Veränderungen der Struktur des Systems selbst resultieren“ -, untersucht aber in erster Linie den Wandel innerhalb des Systems und seiner Grenzen und vernachlässigt damit das Konfliktpotential eines Systems. Zudem ist das Parsonssche Gesellschaftsbild einseitig stark an westlichen, marktwirtschaftlich und demokratisch organisierten Staaten ausgerichtet. Das gleiche gilt für seine Entwicklungstheorie, die man damit ebenfalls als mehr oder weniger unilinear und „developmentalistisch“ bezeichnen kann.

Die zeitlich spätere funktional-strukturelle Theorie, wie sie von dem Soziologen Niklas Luhmann vertreten wird ist unter Berücksichtigung des Paradigmenwechsels -der die Funktionsanalyse nun der Strukturanalyse vorordnet und damit die Strukturen sozusagen an die funktionalen Probleme anpaßt -nur eine „Weiterentwicklung“ der Parsonsschen Theorie Nach meiner Ansicht ist die Luhmannsche Theorie aber auch ein Rückschritt in den Sozialwissenschaften, da sich bei ihrer Lektüre immer wieder die Frage stellt: Wo bleiben die Menschen in ihren konkret-historischen Wandlungsprozessen? Eine Theorie, in der sich soziale Systeme verselbständigen und in einer diffusen Umwelt interagieren, sich organisieren und Gesellschaften bilden, kann diese (für die Sozialwissenschaften wichtigste) Frage nicht beantworten.

III. Jedes Ende ist ein Anfang oder warum die Dritte Welt nicht am Ende ist

Das Ende des Ost-West-Konflikts und die damit verbundene Verschiebung der wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen haben tatsächlich zu einer anderen weltgesellschaftlichen Situation geführt, die zwangsläufig auch für die Sozialwissenschaften eine neue Herausforderung darstellt.

Mit den oben diskutierten Theorien und den daraus abgeleiteten Handlungsstrategien kann der Armut und Ungleichheit in der Dritten Welt und zwischen Dritter und Erster Welt -wenn überhaupt -nur sehr bedingt begegnet werden, da ihr „Developmentalismus“, sei er nun kapitalistisch, sozialistisch oder anders strukturiert, an den realen gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen vorbeiinterpretiert. Aber kann man aufgrund des Scheiterns einiger für wichtig gehaltener Theorien und Handlungsstrategien vom Ende der Dritten Welt sprechen? Ist es nicht vielmehr so. daß jedes Ende auch ein Anfang ist daß sich die Voraussetzungen für die Dritte Welt zwar verändert haben, Armut und Ungleichheit, über die sich die Dritte Welt ja zu einem großen Teil definiert, aber immer noch bestehen, vielleicht sogar quantitativ und qualitativ schlimmer geworden sind?

Der Begriff „Dritte Welt“ (Tiers Monde) entstammt höchstwahrscheinlich dem französischen Sprachraum. „Peter Worsley... datiert das erste Auftreten des Begriffs ins Jahr 1949. Eine unabhängige Linke habe damals den Versuch, innenpolitisch eine von der Kommunistischen Partei unabhängige Opposition gegenüber den rechten Parteien zu entwickeln, auf die internationale Ebene übertragen und einen , dritten Weg’ der Blockfreiheit zwischen Washington und Moskau angestrebt. Leslie Wolf-Phillips . . . schreibt die Urheberschaft dem Demographen Alfred Sauvy ... zu. Wem auch immer das Verdienst für die Begriffsschöpfung zukommen mag: Die Herkunft ist bedeutungsgeschichtlich im Kontext des sich ausbreitenden Ost-West-Gegensatzes zu verorten. Mit . Dritte Welt waren anfänglich nur die afroasiatischen Länder gemeint, die nach der Bandung-Konferenz von 1955 den . dritten Weg der Blockfreiheit zu beschreiten gewillt schienen. Lateinamerika hingegen war im Rahmen des Rio-Paktes Teil des Westens und versteht sich größtenteils bis heute als solcher. Dieses enge blockpolitische Verständnis des Begriffs wurde bald aufgelokkert.“

Mit dem Beginn der UNCTAD-Konferenzen 1964 und der daraus wenig später hervorgehenden „Gruppe der 77" entstand der Sammelbegriff „Dritte Welt“, der alle Länder bezeichnete, die in dieser Gruppe, deren Mitgliederzahl sich durch die Dekolonisation erhöhte, vereinigt waren. Im Rahmen der „Gruppe der 77“ konnten die Länder der Dritten Welt ihre Interessen gegenüber den Industrieländern formulieren und somit als „Opfer und Ohnmächtige der Weltwirtschaft“ (Julius Nyerere) nach einer „Neuen Weltwirtschaftsordnung“ verlangen.

Der OPEC kommt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Bedeutung zu, da sie für längere Zeit als eine zentrale Instanz der Ressourcenumverteilung angesehen wurde. Aber gerade die Ressourcenumverteilung führte nicht zu mehr Solidarität in der Dritten Welt, sondern spaltete sie in energieproduzierende und -exportierende Länder auf der einen Seite und energieabhängige und -importierende Länder auf der anderen Seite, was zu der Klassifizierung in LLDC und MSAC führte. Diese Ausdifferenzierung in verschiedene Klassen von Ländern mit unterschiedlichem Entwicklungsniveau förderte bzw. fördert natürlich nicht gerade ihre Solidarität untereinander, was dann auch dazu verführt haben mag, vom Ende der Dritten Welt zu sprechen oder die Dritte Welt als Konstrukt großer Theorien zu sehen.

Was aber ist nun die Dritte Welt bzw. warum ist der Begriff immer noch sinnvoll? Sicherlich gibt es keine einheitliche Dritte Welt, wie sie sich die Vertreter des „Tiermondisme“ vorstellen. Die einzelnen Länder und Ländergruppierungen der Dritten Welt sind äußerst heterogen. Denoch wird hier aus den folgenden Gründen an dem Begriff und der Figuration „Dritte Welt“ festgehalten:

Mit dem Begriff „Dritte Welt“ geben sich die „Opfer und Ohnmächtigen der Weltwirtschaft“ einen eigenen Namen, der für das Programm „Neue Weltwirtschaftsordnung“ steht, das sie gegen die Interessen der Ersten Welt setzen. Auch wenn es mit der viel beschworenen Solidarität unter den Ländern der Dritten Welt nicht weit her ist und die Herrschaftseliten der Dritten Welt eine Kooperation unter den Ländern der Dritten Welt erschweren, besteht -solange es gemeinsame Interessen gibt -immer noch Hoffnung auf eine zumindest in Teilen durchsetzbare „Neue Welt-wirtschaftsordnung“ und eine verstärkte Süd-Süd-Kooperation im Rahmen des Konzeptes der collective self-reliance

Obwohl es den Anschein hat, daß einige Länder der Dritten Welt, zumindest was ihre wirtschaftliche Entwicklung betrifft, zur Ersten aufrücken (gemeint sind u. a. die asiatischen „Schwellenländer“ so bleiben doch viele Länder arm und abhängig, vielleicht werden sie sogar ärmer und abhängiger Darüber hinaus sagt die globale Entwicklung eines Landes nichts über die raum-bezogene oder klassenspezifische Wohlstandsverteilung aus, d. h. wenn in den Zentren die Wirtschaft floriert, kann in den Elendsvierteln am Rande der Städte und im ländlichen Raum bitterste Armut herrschen; oder wenn es einigen Eliten noch besser geht als vorher, geht es der Mehrheit der Bevölkerung eines Landes meist schlechter.

Ein letzter Grund für das Festhalten am Begriff „Dritte Welt“ ist der, daß es bisher keine Alternativen zu ihm gibt. Der Begriff „Länder des Südens“ verschweigt die Tatsache, daß es auch auf der Nordhalbkugel arme und abhängige Länder gibt. Auch der Begriff „Peripherie“ ist zu ungenau, da es verschiedene Peripherien auch innerhalb der Dritten Welt gibt und man sogar innerhalb eines Landes von Zentrum (städtische Wirtschaftsmetropole) und Peripherie (ländlicher Raum) oder sogar noch kleinräumiger innerhalb einer städtischen Metropole von Zentrum (Wohngebiete und Arbeitsstätten der Oberklasse) und Peripherie (städtische Elendsviertel) sprechen kann. Die von Nohlen und Nuscheler stammende Idee, „Dritte Welt“ als Sammelbegriff für die in der „Gruppe der 77“ zusammengeschlossenen Länder zu verwenden, ist zwar eigentlich fruchtbar, da er das bereits oben erwähnte Solidaritätsmotiv unterstreicht, vernachlässigt aber die Tatsache, daß Länder wie die VR China oder Thailand, die dieser Ländergruppierung nicht angehören, trotzdem zur Dritten Welt zählen.

Angesichts der hier angeführten Gründe fällt eine Definition des Begriffs „Dritte Welt“ schwer. Definitionsmerkmale der Dritten Welt sind das Selbstverständnis ihrer Mitglieder und die Organisation von Gegenmacht, so daß man die Dritte Welt idealtypisch als heterogene Ländergruppierung definieren kann, die nach eigenem Selbstverständnis im Vergleich zur Ersten Welt wirtschaftlich unterentwickelt wurde und ihre wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Ziele gegenüber der Ersten Welt durchsetzen will, um Benachteiligungen zu entgehen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Für Hinweise und Anregungen danke ich Thomas Siepmann, Manfred F. Romich und Georgios Papanikolaou, Institut für Soziologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.

  2. Vgl. beispielsweise ders., Das Ende der Dritten Welt und das Scheitern der großen Theorien, Frankfurt am Main 1992.

  3. Vgl.ders., Treuhandschaft statt „Entwicklungs“ -Hilfe. Vorschläge zu einer grundlegenden Neuorientierung der Nord-Süd-Politik, in: Jörg Calließ (Hrsg.), Weltsystem und Weltpolitik jenseits der Bipolarität, Rehburg-Loccum 1991.

  4. Der Ausdruck „Developmentalismus“ steht für den Glauben an eine unaufhaltbare und vorbestimmte Entwicklung und deren Realisierung. In diesem Zusammenhang wird sozialer Wandel in Analogie zu der Entwicklung und dem Wachstum von Organismen gesehen. Entwicklung kann hier nur in Richtung „Fortschritt“ (gleichgültig mit welchen Mitteln) gedacht werden.

  5. U. Menzel (Anm. 3), S. 355 f.

  6. Heinz Scholler, Den Bock zum Gärtner machen. Polemische Antworten auf Ulrich Menzels Thesen, in: Blätter des iz 3w, (1991/92) 178, S. 42.

  7. U. Menzel (Anm. 3), S. 356.

  8. Vgl. H. Scholler (Anm. 6), S. 40 f.

  9. Vgl. Ulrich Menzel, Antwort an meine Kritiker, in: Jörg Calließ/Bernhard Moltmann (Hrsg.), Jenseits der Bipolarität. Aufbruch in eine „Neue Weltordnung“, Rehburg-Loccum 1992, S. 89 f.

  10. Vgl. Georgios Papanikolaou, Zaire. Ende der Kleptokratie?, in: Abdramane Diarra (Hrsg.), Demokratisierung und Entwicklungsprobleme in Afrika, Saarbrücken-Fort Lauderdale 1992, S. 112 f.

  11. Jean Ziegler, Der Sieg der Besiegten. Unterdrückung und kultureller Widerstand, Wuppertal 1989.

  12. Vgl. Henning Melber, Solidarität mit wem oder was? Von der Gratwanderung der Linken zwischen Kulturrelativismus und Universalismus, in: Blätter des iz 3w, (1991) 176, S. 36.

  13. Mohammad Sherafati, Dem Osten helfen. Den Süden nicht vergessen, in: Frankfurter Rundschau vom 2. Februar 1992.

  14. Rainer Tetzlaff, Internationale Entwicklungspolitik zwischen politischer Frustration und der Versuchung zur Treuhandschaft. Ein Plädoyer für Weitersuchen, in: J. Calließ/ß. Moltmann (Hrsg.) (Anm. 9), S. 165 f.

  15. Werner v. d. Ohe u. a., Die Bedeutung sozio-kultureller Faktoren in der Entwicklungstheorie und -praxis, München u. a. 1982, S. 47.

  16. Vgl. R. Tetzlaff (Anm. 14), S. 165.

  17. Thomas Friedländer, Entwicklung statt Abwicklung durch Treuhänder. Die Erfahrungen der ehemaligen DDR geben Hinweise auf die Entscheidung für die Dritte Welt, in: Frankfurter Rundschau vom 26. Februar 1992.

  18. Vgl. Robert A. Nisbet, Social Change and History. Aspects of the Western Theory of Development, New York 1969.

  19. Vgl. Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte. Wo stehen wir?, München 1992.

  20. Barrington Moore, Soziale Ursprünge von Diktatur und Demokratie. Die Rolle der Grundbesitzer und Bauern bei der Entstehung der modernen Welt, Frankfurt am Main 1987, S. 557.

  21. David Ricardo, Grundsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung, Frankfurt am Main 1972.

  22. Friedrich List, Das nationale System der politischen Ökonomie, Berlin 1961.

  23. Heinz D. Kurz, Geiz der Natur, in: Die Zeit vom 12. Februar 1993.

  24. Dieter Senghaas, Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik. Plädoyer für Dissoziation, Frankfurt am Main 1977, S. 79.

  25. Ebd., S. 83.

  26. Vgl. ebd., S. 75-87.

  27. Karl Marx/Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Berlin 1985, S. 44.

  28. Ralf Dahrendorf, Der moderne soziale Konflikt. Essay zur Politik der Freiheit, Stuttgart 1992, S. 19.

  29. Ebd., S. 17.

  30. Joachim Starbatty, Weltgeschichte mit Heilsplan, in: Die Zeit vom 12. März 1993.

  31. Dependenztheorien sind Abhängigkeitstheorien, die (ausgehend von Lateinamerika) eine Erklärung für Unter-entwicklung und Überwindungsstrategien gegen Unterentwicklung liefern woll(t) en. Vgl. hierzu u. a. Dieter Senghaas (Hrsg.), Imperialismus und strukturelle Gewalt. Analysen über abhängige Reproduktion, Frankfurt am Main 1992; ders. (Hrsg.), Peripherer Kapitalismus. Analysen über Abhängigkeit und Unterentwicklung, Frankfurt am Main 1974.

  32. Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1968.

  33. U. Menzel (Anm. 2), S. 85 f.

  34. Talcott Parsons/Neil J. Smelser, Economy and Society. A Study in the Integration of Economy and Social Theory, London 1972, S. 68.

  35. Dabei unterscheidet Parsons folgende gegensätzliche Begriffspaare: 1) Affektivität -affektive Neutralität, 2) Diffusität -Spezifität, 3) Partikularismus -Universalismus, 4) Zuschreibung -Leistung, 5) Selbstorientierung -Kollektiv-orientierung. In der Wirkungsgeschichte haben die „pattem variables“ u. a. Einfluß auf die Dritte-Welt-Soziologie genommen, da sie alle wesentlichen Unterschiede zwischen den durch Verallgemeinerung der Warenbeziehungen charakterisierten kapitalistischen Gesellschaften und den vorkapitalistischen Gesellschaften, in denen der Markt noch keine dominante Rolle spielt, beschreiben.

  36. AGIL steht für Adaption (Anpassung), Goal-Attainment (Zielerreichung), Integration und Latent Pattern Maintenance (Latenz bzw. Wert-und Normerhaltung). Diesen Hauptfunktionen eines Handlungssystems ordnet Parsons die vier Subsysteme eines Handlungssystems (organismisches System, Persönlichkeitssystem, soziales System, kulturelles System) zu. Vgl. Talcott Parsons, Gesellschaften. Evolutionäre und komparative Perspektiven, Frankfurt am Main 1986, S. 14-52.

  37. Klaus Schrape, Theorien normativer Strukturen und ihres Wandels. Teil II: Zur Rekonstruktion und Kritik der Theorien von Talcott Parsons, Ralf Dahrendorf und Niklas Luhmann, Basel 1978, S. 58 ff.

  38. Norbert Elias, Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen, Bd. 1: Wandlungen des Verhaltens in den westlichen Oberschichten, Frankfurt am Main 1988, S. XIII ff.

  39. Harald Mey, Vergleichende Soziologie vom Standpunkt der Machtteilung und Beteiligung. Studien zu Gesellschaftsevolution und Freiheit, Frankfurt am Main u. a. 1993.

  40. Vgl. Harald Mey, Akephale Grundlagen des afrikanischen Konstitutionalismus und der Demokratie. Zur Aktualität des traditionellen gesellschaftlich-politischen Systems westafrikanischen Ursprungs. Zur Stellung Schwarzafrikas in der Geschichte und augenscheinlichen Parallelen zur Geschichte des „alten Europas“, in: Abdramane Diarra (Hrsg.), Westafrika zwischen autochthoner Kultur und Modernisierung, Frankfurt am Main 1991.

  41. Alexis de Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika, München 1976.

  42. Vgl. Talcott Parsons, Das System moderner Gesellschaften, München 1972.

  43. Hermann Strasser/Susan C. Randall. Einführung in die

  44. Niklas Luhmann, Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt am Main 1991.

  45. Vgl. K. Schrape (Anm. 37), S. 144 ff.

  46. Rainer Rotermundt, Jedes Ende ist ein Anfang. Auffassungen vom Ende der Geschichte, Darmstadt 1994.

  47. Vgl. Dieter Nohlen/Franz Nuscheler, „Ende der Dritten Welt“?, in: dies. (Hrsg.), Handbuch der Dritten Welt, Bd. 1: Grundprobleme, Theorien, Strategien, Bonn 1993, S. 17.

  48. UN Conference on Trade and Development: Seit 1964 in Abständen von vier Jahren stattfindende Welthandels-konferenzen mit ständigem Sekretariat in Genf.

  49. Zusammenschluß von ca. 130 Dritte Welt-Staaten, mit dem diese ihre gemeinsamen Ziele gegenüber der Ersten Welt im Rahmen internationaler Konferenzen durchzusetzen versuchen.

  50. Least Developed Countries: Gruppe von Dritte-Welt-Staaten, die nach der UN-Vollversammlung von 1971 als „am wenigsten entwickelt“ gelten. Die Zuordnung zu den LLDC erfolgt nach folgenden Indikatoren: BIP (Bruttoinlandsprodukt) pro Kopf (seit 1985) unter 355 US-Dollar; Anteil der industriellen Produktion am BIP kleiner 10 Prozent; Alphabetisierungsrate kleiner 20 Prozent der Altersgruppe über 15 Jahre.

  51. Dritte-Welt-Staaten, die nach Festlegung des UN-Generalsekretariats von der Weltwirtschaftskrise und der Energieverteuerung am meisten betroffen wurden. Als Indikatoren für die Zuordnung zu den MSAC (Most Seriously Affected Countries) werden eine Reihe ökonomischer Kriterien (u. a. niedriges Pro-Kopf-Einkommen) herangezogen, die jedoch nicht näher quantifiziert werden.

  52. „Tiermondisme“ oder „Third-Worldism" bezeichnet eine Argumentationsrichtung, die im Rahmen imperialismustheoretischer Ansätze insbesondere auf die Einheit der Dritten Welt hinweist.

  53. „Kollektive Eigenständigkeit“. Übertragung des Konzeptes der „self-reliance" (Vertrauen auf die eigenen Kräfte) auf die Nord-Süd-Zusammenarbeit.

  54. Newly Industrializing Countries (NIC) oder auch „takeoff-countries“ (u. a. die „vier kleinen Tiger“ in Ost-und Südostasien und Brasilien). Internationale Organisationen definieren die „Schwellenländer“ sehr unterschiedlich. Daher gibt es keine einheitliche Liste der „Schwellenländer“.

  55. Vgl. Lothar Brock, Die Dritte Welt im internationalen System, in: D. Nohlen/E Nuscheler (Hrsg.) (Anm. 47), S. 450 f.

  56. Vgl. D. Nohlen/F. Nuscheler (Anm. 47), S. 30.

Weitere Inhalte

Bruno Ortmanns, M. A., geb. 1965; wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Soziologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und Doktorand am Institut für Politische Wissenschaft der RWTH; Forschungsratsmitglied des Internationalen Zentrums für Vergleichende Sozial-Ökonomische Entwicklungsforschung (IZE) e. V in Aachen; Forschungsaufenthalte in Asien (insbesondere VR China), Afrika, Nordamerika und Europa. Veröffentlichungen u. a.: Ausländische Direktinvestitionen-in Entwicklungsländern. Mit dem Beispiel VR China, Frankfurt am Main 1992; (zus. mit Thomas Siepmann) Nichtregierungsorganisationen der Entwicklungshilfe in Deutschland, Aachen 1993; (zus. mit Georgios Papanikolaou) Ökologie und Entwicklung. Über die Zusammenhänge von Umweltzerstörung und Abhängigkeit in der sogenannten Dritten Welt, Aachen 1994; zahlreiche Aufsätze zu Problemen und Perspektiven der Dritten Welt und zur sozialwissenschaftlichen Asien-und Afrika-Forschung.