Lehrer und Ausbildungseinrichtungen sind neben den Bibliotheken eine zweite Gruppe von Großabnehmern gedruckter Werke. Zwar spielen Schulbücher dabei die größte Rolle, aber auch Übungsmaterialien sind aus dem Unterricht nicht wegzudenken. Über Jahre hinweg war es gängige – und von den Verlagen ungern gesehene – Praxis, Übungsmaterialien zu kopieren statt zu kaufen. Mit der zunehmenden Digitalisierung entwickelten Schulen und Hochschulen ein Interesse daran, solche Materialien auch online im eigenen Intranet zur Verfügung zu stellen. Dieses Ansinnen traf bei den Verlagen auf einige Widerstände, wurde aber vom Gesetzgeber zumindest teilweise unterstützt.
Aus der Wissenschaft heraus hat sich in den vergangenen Jahren die Open-Access-Bewegung entwickelt, die sich am Vorbild der Freie-/Open-Source-Software-Bewegung orientiert. Ihr Ziel ist die bessere Versorgung der Forscher mit aktueller wissenschaftlicher Fachliteratur. Einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Open-Access-Bewegung liefert die sogenannte "Bibliothekenkrise".
Wie schon erwähnt, gehören Bibliotheken an Hochschulen zu den Hauptabnehmern von Abonnements wissenschaftlicher Fachzeitschriften. Die Preise für solche Abonnements sind in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. Die Beschaffungsetats der Bibliotheken konnten mit dem Kostenwachstum nicht Schritt halten, so dass sie sich in der Folge gezwungen sahen, immer mehr Abonnements für Fachzeitschriften zu kündigen.
Aus der Perspektive der Forscher, Hochschullehrer und Studenten verschlechterte sich die Versorgungslage zusehend. Viele Forscher fanden sich in der paradoxen Situation wieder, dass sie Artikel für Fachzeitschriften schrieben, die ihre Hochschule schon längst abbestellt hatte. Sie hatten also nicht einmal mehr kostenlosen Zugriff auf ihre eigenen Artikel.
In dieser Notlage fand der Open-Access-Gedanke weltweit schnell Anhänger: Wissenschaftliche Fachzeitschriften sollen, so der ideelle Kern der Open-Access-Idee, Artikel nach einer gewissen Schutzfrist, während der sie exklusiv in der jeweiligen Zeitschrift vermarktet werden können, kostenlos im Internet zur Verfügung stellen. Das soll zumindest bei jenen Artikeln passieren, bei denen die Inhalte das Ergebnis von mit öffentlichen Mitteln finanzierter Forschung sind.
Weiter gefasst bedeutet Open Access, die Menge frei im Internet verfügbarer wissenschaftlicher Publikationen und Daten so weit als möglich auszudehnen, etwa durch reine Internet-Journale (Open Access-Zeitschriften) oder Datenserver (so genannte Repositorien), die wissenschaftliche Materialien archivieren und öffentlich zugänglich machen. Große Forschungsinstitutionen und Wissenschaftsorganisationen sprachen sich in öffentlichen Erklärungen für Open Access aus.
Die Fachverlage standen und stehen dieser Vorstellung außerordentlich ablehnend gegenüber. Sie starteten weltweit Kampagnen, um gesetzliche Regelungen zum Open Access zu verhindern. In Deutschland gelang es ihnen, den Vorstand des nationalen PEN-Clubs und des Verbands deutscher Schriftsteller zu Protesten gegen Vorschläge für eine Open-Access-Klausel im Urheberrechtsgesetz zu mobilisieren. Bundesjustizministerium und Bundesrat entschieden schließlich gemeinsam gegen eine gesetzliche Förderung von Open Access.
In Großbritannien und den USA hat der Open-Access-Gedanke hingegen schon spürbar Fuß gefasst. Dort haben sich die privaten und staatlichen Forschungsförderer dafür ausgesprochen, bei der Mittelvergabe auf Open-Access-Verpflichtungen zu bestehen. Wissenschaftler, die Fördermittel für ihre Forschungen in Anspruch nehmen wollen, müssen dafür Sorge tragen, den offenen Zugang zu ihren Forschungsergebnissen auf geeignete Weise sicherzustellen. Im Ergebnis stellen immer mehr Fachzeitschriften in den USA und Großbritannien ihre Artikel nach Ablauf einer Exklusivitätsfrist von 6 bis 24 Monaten kostenlos im PDF-Format online zur Verfügung.
Zunehmend populär ist auch die Verbreitung von Lehrmaterialien unter einer Open-Content-Lizenz, auch unter der Überschrift Open Educational Resources (OER) bekannt. Mit Initiativen wie Open Courseware vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), einer der größten und besten Hochschuleinrichtungen in den USA, wird dem weltweiten Bedürfnis nach kostenlosem, qualitativ hochwertigem Lehrmaterial Rechnung getragen.