Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918) ist die Zäsur des beginnenden 20. Jahrhunderts: Er zerstörte alle naiven Fortschrittshoffnungen und offenbarte die Zerstörungspotentiale der industriellen Moderne. Diese "Urkatastrophe" (George F. Kennan) des 20. Jahrhunderts erfasste alle Bereiche von Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur – und prägte den weiteren Verlauf der neueren Geschichte maßgeblich. Die europäische Landkarte wurde umgestaltet, die regierenden Monarchien in Rußland, Österreich-Ungarn und Deutschland wurden revolutionär umgestürzt, die sozialen Verhältnisse und kulturellen Orientierungen wandelten sich grundlegend. Durch den amerikanischen Kriegseintritt 1917 und die russische Revolution zeichnete sich schon früh auch die Systemkonkurrenz ab, die die Blockkonfrontation der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausmachte.
Im Zentrum des "Zweiten Dreißigjährigen Krieges" in Europa während der ersten Hälfte des Jahrhunderts stand das Deutsche Reich. Es hatte die Auslösung des Ersten Weltkriegs wesentlich mitzuverantworten, vermochte die Kriegsniederlage nicht zu verarbeiten und unternahm nach der NS-Machtergreifung schließlich den radikalisierten Versuch, die Niederlage zu revidieren und die Vorherrschaft in Europa zu erobern. Dabei stützte es sich auf seine Lehren aus dem Ersten Weltkrieg, auf den "totalen Staat", die "totale Mobilmachung" und den "totalen Krieg".
Freundschaft über Gräbern
Verdun 2014
Gemeinsam haben junge Deutsche und Franzosen einen ganzen Tag in Verdun verbracht und sich dort den Fragen der bpb gestellt.

Europäischer und globaler Charakter des Krieges
Der Erste Weltkrieg wird vielfach als der erste "totale Krieg" angesehen. Er entlud bereits vorhandene Spannungen und Widersprüchlichkeiten in den konfliktgeprägten Dauerzustand des 20. Jahrhunderts, das durch Krieg, Bürgerkrieg und Blockkonfrontation gekennzeichnet war. Und er war die erste Auseinandersetzung, die neue technische Möglichkeiten nutzte – und so die Zerstörungspotentiale der industriellen Moderne offenbarte.

Auslösung und Beginn des Krieges
Der Kriegsbeginn im August 1914 riss weite Teile der deutschen Bevölkerung mit. Aus dem Gefühl einer existentiellen nationalen Bedrohung erwuchs ein breiter politischer Konsens zur Kriegsunterstützung: die Burgfriedenspolitik. Selbst die zuvor eher internationalistischen Sozialdemokraten unterstützten aus Pflichtpathos jenen Krieg, der als Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts gilt.

Kriegsverlauf und Außenpolitik
Das Schmieden von Allianzen und diplomatisches Geschick sind ebenso wichtige Kriegsmittel wie Waffen und militärische Gewalt. Der Erste Weltkrieg illustrierte dies im Bemühen Deutschlands, zumindest mit einer Seite des Zweifrontenkrieges Frieden zu schließen. Gleichzeitig schaffte der U-Boot-Krieg neue Möglichkeiten der offensiven militärischen Auseinandersetzung.

Burgfrieden und Innenpolitik
Innen- und Außenpolitik waren im Deutschen Kaiserreich während des Ersten Weltkrieges eng miteinander verwoben. Jahrelang hielt der "Burgfrieden" in der Politik. Als er brüchig wurde, zeigten sich auch die inneren Widersprüche: So standen beispielsweise der monarchisch verbrämten Militärdikatur der III. Obersten Heeresleitung die Parlamentarisierungsbestrebungen der Reichstagsmehrheit gegenüber.

Strategien und Waffen im industrialisierten Krieg
"Feuerwalze" und "Trommelfeuer" stehen als Begriffe sinnbildlich für die neue, industrialisierte Kriegsführung im Ersten Weltkrieg. Dazu kamen Flammenwerfer und Giftgas. Der Mensch griff nicht mehr nur den Menschen an, sondern auch seine direkte Umwelt. Vor allem das Gas gab dem Krieg eine brutale, völlig neue Qualität.

Soldatische Kriegserfahrungen im industrialisierten Krieg
Die Materialschlachten des Ersten Weltkriegs machten den einzelnen Soldaten zur Randnotiz der Geschichte. Gerade die hohen Verluste der Armeen in den Anfangsmonaten des Krieges zeigen, wie die Wirkung von moderner Artillerie und Maschinengewehren unterschätzt wurde. Im Stellungskrieg prägten dann Tod, Verwundung und seelischer Zusammenbruch den Alltag.

Kriegsideologie und moderne Massenkultur
Die Vorstellung, dass Nationen soziale Konstrukte sind, wäre im Deutschen Kaiserreich kaum auf Zustimmung gestoßen. Gerade in Zeiten des Krieges galt die Nation als edelste Inkarnation des "deutschen Wesens". Das Deutsche Reich verstand sich ganz bewusst als Stellvertreter preußischer "Tugenden". Der Erste Weltkrieg galt deshalb auch als eine Auseinandersetzung der Ideen.

Frauenarbeit und Geschlechterverhältnisse
Der Erste Weltkrieg galt lange als ein Motor der Emanzipation. Die Kriegsanstrengungen der Frauen an der "Heimatfront" schienen nicht nur eine enorme Entwicklung der weiblichen Erwerbsarbeit gebracht, sondern auch das öffentliche Bild der Frau gestärkt zu haben. Nach dieser Lesart ist die Einführung des Frauenwahlrechts 1919 die logische Konsequenz einer Entwicklung. Die sozial- und kulturgeschichtliche Forschung hat diese monokausale Interpretation zuletzt stark relativiert.

Ökonomie des Krieges
Der Erste Weltkrieg wirkte sich als totaler Krieg auch auf die Güterproduktion aus: Sie wurde dem Vorrang der Kriegsanstrengungen bedingungslos untergeordnet – mit fatalen Konsequenzen vor allem für die notleidende Bevölkerung.

Zivilisationskrise und moderne Kunst
Die ausgesprochene Monstrosität des Ersten Weltkrieges schlug sich auf bezeichnende Weise in Kultur und Kunst nieder. Der Verlust zivilisatorischer Sinnvorstellungen fand hier seine konsequente Entsprechung. Gemälde, Kriegstagebücher und Gedichte fingen diese Ästhetik ein und machten auch das Grauen des Krieges für jeden Betrachter greifbar.

Kriegswirtschaft und Kriegsgesellschaft
Deutschland war nicht auf einen lange andauernden industriellen Abnutzungskrieg vorbereitet. Schon zu Beginn des Ersten Weltkrieges kam es daher zu einer massiven Umstellungskrise der deutschen Wirtschaft. Trotz der Einberufung von Millionen Männern zum Militär wuchs die Arbeitslosigkeit rasch an. Darauf folgte eine starke Kriegskonjunktur, bedingt durch staatliche Aufträge an die Rüstungsindustrie. Gleichzeitig machte sich ein gravierender Arbeitskräftemangel bemerkbar, der starke gesellschaftliche und soziale Veränderungen mit sich brachte.

Das Ende des Kaiserreichs: Militärischer Zusammenbruch und Revolution
Ende 1918 brach die alte Ordnung in sich zusammen, ihre Vertreter hatten abgewirtschaftet und kapitulierten kampflos. Die revolutionäre Bewegung beendete die Fürstenherrschaft in Deutschland und machte den Weg frei für eine demokratische Republik. Sie blieb allerdings von den vordemokratischen Strukturen ebenso geprägt wie von den Verwerfungen des Krieges.
Dossier
Das Deutsche Kaiserreich
War das Deutsche Kaiserreich ein "normaler" Nationalstaat? Oder führte der "deutsche Sonderweg" in die Moderne letztlich zu Weltkrieg und Nationalsozialismus?
Trommelfeuer aufs Trommelfell
Jeder Krieg besitzt eine eigene Klangsignatur, die ihn von früheren oder späteren militärischen Auseinandersetzungen unterscheidet, so auch der Erste Weltkrieg. Wie kein militärischer Konflikt zuvor war er ein Angriff auf das Trommelfell und auf die Psyche der Soldaten. Sein spezifisches Klanggemisch war bis weit ins Hinterland als Grollen zu vernehmen.
Europa gedenkt des Ersten Weltkriegs
Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Er veränderte Europas Landkarte grundlegend und prägte das 20. Jahrhundert. Zwischen Heldenverehrung, Nostalgie und Geschichtsbewusstsein - wie gedenkt Europa dieses Krieges?
Erinnern und Gedenken
"Erinnern und Gedenken" ist das zentrale Online-Portal der Bundesregierung zur Erinnerung an Weltkriege und Gewaltherrschaft. Sie finden hier Informationen zu aktuellen Veranstaltungen, Gedenkstätten und historische Reden.
Informationen zur politischen Bildung Nr. 321/2014
Zeitalter der Weltkriege
Erster und Zweiter Weltkrieg haben das 20. Jahrhundert nachhaltig geprägt. Dieses Heft analysiert das jeweils Charakteristische beider Kriege und zeigt, wo Gemeinsamkeiten und wo Unterschiede zu finden sind.
Wie war das mit Verdun?
Die Schlacht von Verdun 1916 steht symbolisch für den Ersten Weltkrieg als Stellungskrieg und industrialisierte Massenschlacht. Circa 350.000 deutsche und französische Soldaten fielen ihr zum Opfer. In den 1970er Jahren interviewte der Journalist und Historiker German Werth deutsche Soldaten, welche die Schlacht in Verdun miterlebt hatten. Damit schuf er ein einzigartiges Dokument dieses historischen Ereignisses.
Festival
Geschichtsfestival: Europe 14|14
Anlässlich des 100. Jahrestags des Beginns des Ersten Weltkriegs machte die Bundeszentrale für politische Bildung Berlin in Kooperation mit der Körber-Stiftung, der Robert-Bosch-Stiftung und zahlreichen weiteren Förderern und Partnern zum europäischen Treffpunkt für einen gemeinsamen "Blick zurück nach vorn".
Der Tag in der Geschichte
- 13. April 1978
Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Abschaffung der Gewissensprüfung bei Kriegsdienstverweigerern, wie sie das geänderte Wehrpflicht-und Zivildienstgesetz vom 13. 7. 1977 vorgesehen hatte, für verfassungswidrig. Daher bleibt es vorerst beim alten... Weiter - 13. April 1989
Bundeskanzler Kohl gibt eine umfangreiche Kabinettsumbildung bekannt, die am 21. 4. vollzogen wird. Die Veränderungen sind in der Kabinettsliste vom 12. 3. 1987 dokumentiert. Weiter